Volker Zierke
Volker Zierke (* 1992) ist ein deutscher Schriftsteller und Publizist der Neuen Rechten. Seine Bücher erscheinen im Jungeuropa Verlag des rechtsextremen Aktivisten Philip Stein. Gemeinsam mit diesem betreibt er den Podcast „Von rechts gelesen“.
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zierke diente beim 93. Panzerlehrbataillon in Munster.[1]
Politisch betätigte sich Zierke in der rechtsextremen Identitären Bewegung. Er war Regionalleiter der „Identitäre Bewegung Schleswig-Holstein“ (IBSH)[2] und von 2015 bis April 2018 Redakteur und Lektor beim Verlag „Lesen und Schenken“, der in Martensrade ansässig ist und von Dietmar Munier geleitet wird. Dort publizierte er Beiträge im Magazin Deutsche Militärzeitschrift und bei Zuerst!.[1] Im Februar 2017 war Zierke in Lübeck an einer körperlichen Auseinandersetzung mit einer[3] Person aus der Antifa-Szene beteiligt.[4]
Nach Beendigung seiner Tätigkeit beim Verlag „Lesen und Schenken“[1] zog er Mitte 2018 nach Dresden. Im Lagebild Rechtsextremismus der norddeutschen (Nord-Innenministerkonferenz) Landesbehörden für Verfassungsschutz wird dazu vermerkt, dass durch den Wegzug eine erhebliche Schwächung der Strukturen der Identitären Bewegung in Schleswig-Holstein erfolgte.[2] An einem Gedenkmarsch von CasaPound am 7. Januar 2019 soll Zierke mit Philip Stein teilgenommen haben. Auf der Veranstaltung in Rom kam es zu vielfachem Zeigen des Römischen Grußes durch die Menge.[5][6]
Im Jahr 2020 veröffentlichte Zierke seinen Debütroman Enklave beim Jungeuropa Verlag.[7] Zusammen mit Philip Stein produziert er den Podcast Von rechts gelesen. Anfangs (2016) hatte Stein diesen noch allein betrieben, später kam Zierke als beständiges Mitglied hinzu.[8] Daneben treten gelegentlich Gäste auf,[9] wie Benedikt Kaiser.[10] Weitere Romane folgten 2021 mit Ins Blaue und 2025 mit Herrengedeck.[7]
Zierke ist an dem rechtsextremistischen Verein Ein Prozent beteiligt.[11][12][13]
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seine Erzählung „Enklave“ und sein Podcast „Von rechts gelesen“ wurden in wissenschaftlichen Arbeiten zur Neuen Rechten analysiert, so etwa von Nicolai Busch und Kevin Kempke. Laut Busch lehnt sich Zierkes Erzählung an Christian Krachts dritten Roman Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten an. Er stellt das Buch in Zusammenhang mit einem grundlegenden Interesse an der Vereinnahmung Krachts innerhalb der Neuen Rechten, welche für den Zeitraum 2007 bis 2013 vom Autorenpaar Matthias N. Lorenz und Christine Riniker untersucht worden war.[14]
Kempke analysiert Zierkes und Steins Podcast und kommt zum Schluss, dass der Podcast „ein einschlägiges Beispiel für neurechte Strategien der Inszenierung von Intellektualität, denen es um eine gleichzeitige Normalisierung und Auratisierung von (bestimmten) Lesepraktiken geht“ ist. Zierke und Stein seien davon überzeugt, „dass die meisten, die unsere Bücher lesen und unsere Podcast hören, rechtsradikal sind“ und dass es sich dabei um „junge, rechte Männer“ handelt. In einer „Lifestylisierung“, so Kempke, und weniger in einer „Intellektualisierung“ sehen Zierke und Stein die Lösung zur Behebung eines intellektuellen Nachwuchsproblems der Neuen Rechten.[15]
„Die Hinwendung zur Popkultur“, so analysierte Erika Thomalla, „verbunden mit dem Versuch, neue Fangemeinschaften unter rechten Vorzeichen zu generieren und zugleich eine eigenständige rechte Popliteratur hervorzubringen“ sei der paradigmatische Ansatz Zierkes. In Hinblick auf die neurechte Strategie der Vereinnahmung forderte Zierke in seinen Kursen „um eine Aneignung des «Populären» von rechts – im Zweifelsfall auch gegen die Intention der Verfasser“. Damit einher gehen die Romane von Zierke, die auf eine subtilere Form der politischen Diskursverschiebung setzen.[16]
Nach Carina Book verbinde Zierke in seinem Denken den Aktivismus für die „identitäre(n) Idee“ mit dem Soldatischen, besonders der Offiziere. Eine Faszination für das Militär und speziell die Wehrmacht sei eine sein Leben in Beruf und Freizeit prägende Konstante und Kriegsmetaphorik sowie Kriegsanalogien finden sich immer wieder in seinen publizistischen Texten bei DMZ, Zuerst! und in Texten der Identitären Bewegung.[1]
In Zierkes Werk Ins Blaue, so stellt es Eva Wegmann fest, zeige sich „ein gutes Beispiel für die Okkupation des ‚Race‘-Diskurses, das auf symbolischer Ebene die metapolitischen Diskurslinien bündelt.“ Durch die „analogische Ähnlichkeitsbeziehung zwischen Deutschen und Indigenen“ erhalte der „pseudo-postkoloniale Diskurs der Neuen Rechten“ eine „antimoderne, zivilisationskritische Schlagrichtung“.[17] Daneben wird im Roman dem Erhalt des eigenen Volkes als Schutz der Heimat eine metaphysische sowie biologistische Grundlage gelegt.[18]
Veröffentlichungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Enklave. Jungeuropa-Verlag, Dresden 2020. ISBN 978-3-948145-07-1.
- Ins Blaue. Jungeuropa-Verlag, Dresden 2021. ISBN 978-3-948145-14-9.
- Herrengedeck. Jungeuropa-Verlag, Dresden 2025, ISBN 978-3-948145-38-5.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Carina Book: Identitäre »Kriegserklärung« an die plurale Gesellschaft. Vorbereitungen auf den Bürgerkrieg, Infokrieg in den Medien und reale Gewalt. In: Andreas Speit (Hrsg.): Das Netzwerk der Identitären Rechten. Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten. Ch. Links Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-86284-437-1, S. 93–106, hier S. 100–102.
- ↑ a b Verfassungsschutz Hamburg: Lagebild Rechtsextremismus für die Küstenländer Schleswig-Holstein/Mecklenburg-Vorpommern/Niedersachsen/Bremen/Hamburg. November 2020, S. 42.
- ↑ Carina Book: Identitäre »Kriegserklärung« an die plurale Gesellschaft. Vorbereitungen auf den Bürgerkrieg, Infokrieg in den Medien und reale Gewalt. In: Andreas Speit (Hrsg.): Das Netzwerk der Identitären Rechten. Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten. Ch. Links Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-86284-437-1, S. 93–106, hier S. 105.
- ↑ Andreas Speit: Sozialstunden für Messeropfer. In: Die Tageszeitung: taz. 31. März 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 20. September 2025]).
- ↑ Henrik Merker: Identitäre Bewegung greift Zeitungen und Parteibüros an. In: Störungsmelder. 14. Januar 2019, abgerufen am 15. August 2025.
- ↑ Redaktion: Römische Grüße nach Deutschland. In: SACHSEN-ANHALT RECHTSAUSSEN. 9. Januar 2019, abgerufen am 15. August 2025.
- ↑ a b DNB, Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 19. September 2025.
- ↑ Neela Janssen: Lektürestrategien der Neuen Rechten. In: libmod.de - Zentrum Liberale Moderne. 11. November 2024, abgerufen am 20. September 2025 (deutsch).
- ↑ Kevin Kempke: Gefühlt rechts. Neurechte Lesekrisen und die Literaturpolitik des Jungeuropa-Podcasts Von rechts gelesen. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. 98 2024, S. 685–701, hier S. 688.
- ↑ Jungeuropa Verlag | apabiz. In: Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin. 19. Dezember 2024, abgerufen am 14. August 2025.
- ↑ Jean-Philipp Baeck: Rechtsextremismus im Osten: Neue Rechte will Dresden erobern. In: Die Tageszeitung: taz. 4. August 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 20. September 2025]).
- ↑ Celestine Hassenfratz: Alle unter einem Dach. In: nd. 24. Oktober 2021, abgerufen am 20. September 2025.
- ↑ Jan Riebe: Krieg in der Ukraine: AfD auf Positionssuche. In: Belltower.News. 25. Februar 2022, abgerufen am 26. September 2025.
- ↑ Nicolai Busch: Das ›politisch Rechte‹ der Gegenwartsliteratur (1989–2022). Mit Studien zu Christian Kracht, Simon Strauß und Uwe Tellkamp. De Gruyter, Berlin 2023, ISBN 978-3-11-133994-8, S. 240–241.
- ↑ Kevin Kempke: Gefühlt rechts. Neurechte Lesekrisen und die Literaturpolitik des Jungeuropa-Podcasts Von rechts gelesen. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. 98, Nr. 4 2024, S. 685–701, hier S. 699f.
- ↑ Erika Thomalla: Neurechte Verlagspolitik. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. 98, Nr. 4 2024, S. 639–659, hier S. 653, 655 und 657.
- ↑ Eva Wegmann: Feindbild postmigrantische Gesellschaft. Zur Aneignung postkolonialer Argumentationslinien bei der Neuen Rechten. In: Convivium. 2024, S. 133–158, hier S. 146–149.
- ↑ Eva Wegmann: Feindbild postmigrantische Gesellschaft. Zur Aneignung postkolonialer Argumentationslinien bei der Neuen Rechten. In: Convivium. 2024, S. 133–158, hier S. 137.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Zierke, Volker |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller und Publizist |
| GEBURTSDATUM | 1992 |