Manteuffel

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Wappen derer von Manteuffel

Manteuffel ist der Name eines alten pommerschen Adelsgeschlechts, das später auch in Brandenburg, Preußen, Schlesien, Mecklenburg, Polen und im Baltikum zu Besitz und Ansehen gelangte.

Sie sind nicht stammes- und wappenverwandt mit den baltischen Zoege von Manteuffel.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Johannes Mandiuel aduocatus de Thanglim (Vogt von Anklam) wird das Geschlecht im Jahre 1256 erstmals urkundlich erwähnt.[1] Mit Henricus Manduvel erneut in einer Urkunde am 14. November 1287.[2] Die Familie gehörte zum höheren Adel der so genannten Schlossgesessenen, deren Abstammung bzw. Verwandtschaft mit dem westfälischen Adelsgeschlecht von Quernheim, die den gleichen Wappenschild führen, wahrscheinlich ist.

Das Geschlecht bildete schon frühzeitig vier Stämme und breitete sich in Brandenburg, Preußen, Schlesien, Mecklenburg und im Baltikum stark aus.

Der kursächsische Minister Ernst Christoph von Manteuffel aus dem Haus Kerstin, königlich-polnischer und kurfürstlich-sächsischer Kammerherr, Oberst und Gesandter in Kopenhagen, Inhaber des polnischen Indigenats unter dem Beinamen Kielpinski[3], wurde am 10. März 1709 in den Freiherren- und 1719 in den Grafenstand erhoben. Er starb 1749 ohne männliche Nachkommen. Dessen Erbe trat u. a. sein Paten- und Adoptivsohn Christoph Friedrich von Mihledorff (1727–1803) (aus der Familie von Möllendorff mit „Spitzenwappen“) an, der von Kurfürst Friedrich August von Sachsen (als Reichsvikar) 1742 in den Freiherrenstand unter dem Namen Mihledorff Freiherr von Manteuffel erhoben wurde. Von ihm stammten die Freiherren von Manteuffel ab, deren Angehörige an der preußischen und deutschen Geschichte großen Anteil hatten, wie zum Beispiel sein Sohn Hans Carl Erdmann von Manteuffel.

Gottlieb Joseph von Manteuffel aus dem Hause Broitz, kurfürstlich pfalzbayerischer Kämmerer, Oberstleutnant und Gutsherr auf Brandstetten, wurde am 25. August 1790 von Kurfürst Karl Theodor von Bayern als Reichsvikar in den Reichsgrafenstand erhoben. Er wurde 1810 in die bayerische Adelsmatrikel eingetragen. Mit seinem Sohn Maximilian endete allerdings diese gräfliche Linie bereits im Jahre 1815.

Otto Theodor von Manteuffel war unter dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. seit 1848 Minister und von 1850 bis 1858 Ministerpräsident und sein Vetter Edwin von Manteuffel, preußischer Generalfeldmarschall, Staatsmann und ab 1879 Kaiserlicher Statthalter von Elsaß und Lothringen.

Familiensage

Das Geschlecht derer von Manteuffel blühte vor Zeiten besonders in Pommern. Sie waren sehr angesehen und mächtig und führten wohl anfangs auch einen anderen Namen. Weil sie aber so boshaft, grausam und räuberisch gewesen sein sollen, hat man auf Pommerisch von ihnen gesagt: id sind man Düwel, was so viel heißen soll wie: „Das sind ja nur Teufel und keine Menschen.“ Davon soll es abstammen, dass man sie Manteuffel nannte. Später haben sie den Namen selbst angenommen und auf ihr ganzes Geschlecht verbreitet.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Stammwappen zeigt in Silber einen roten Balken. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ist ein offener schwarzer Flug.

Bekannte Familienmitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Otto Theodor von Manteuffel (1805–1882), preußischer Ministerpräsident
Kurt Freiherr von Manteuffel (Landrat)

Historische Besitztümer der Familie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Besitzungen[5]:

Die adlige pommerellische Manteuffel-Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rogala-Wappen

Die im Königreich Polen bzw. später in Westpreußen ansässigen und mit Amt und Würden betrauten Familienmitglieder der Familie Manteuffel führten im Unterschied zu anderen Familienmitgliedern Beinamen, die ursprünglich ihre Herkunft (Besitztümer, Stammhäuser) verdeutlichten.[11] Diese Beinamen wurden über Generationen hinweg getragen, auch wenn die Familienmitglieder nicht mehr im Besitz ihrer namengebenden Güter waren. Die nachfolgenden Linien der Manteuffel gehörten wie es z. B. auch bei den Lehwaldt-Powalski der Fall war, mehrheitlich der polnischen Wappengenossenschaft Rogala (herb szlachecki) an.[12][13] Nach der Teilung des Königreichs Polen durch Preußen im Jahre 1772 verschwanden die Doppelnamen jedoch bei nahezu sämtlichen Familienmitgliedern, so dass sie sich fortan ausschließlich Manteuffel, Kiełpiński oder Popielewski nannten.

Kiełpiński[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Manteuffel-Kiełpiński stammten aus Kiełpino (deutsch Kölpin) in Pommern und sind Angehörige des Stammes Kölpin der Familie Manteuffel.[14] Der erste Vertreter der Familie, der mit dem Beinamen Kiełpiński auftrat, war Krzysztof von Manteuffel-Kielpinski. Er zeugte im Jahre 1617 in Człuchów (deutsch Schlochau) bei der Ableitung des Adelsstandes eines Angehörigen der Familie Czankowski. Selbiger wurde 1650 als Besitzer von Woltersdorf (heute Kiełpin) im Landkreis Schlochau und als Inhaber des Kirchenpatronats angeführt. Ein Enkel war Matthias von Manteuffel Kiełpiński. Ein weiterer Angehöriger der Familie war Krystjan (Krystian) Anton von Manteuffel-Kiełpiński aus dem Hause Kerstin (polnisch Karścino), direkter Vorfahre des o. a. Kursächsischen Ministers, Reichsgrafen und Starosten von Neuhof[15] (Nowy Dwór, Powiat Wałecki) Ernst Christoph von Manteuffel-Kiełpiński[16]. Krystjan Anton wurde im Jahre 1649 im Powiat Nakielski angeführt und war verehelicht mit Lucia Elisabeth Gułcz (von der Goltz) a. d. H. Heinrichsdorf (Siemczyno). Andrzej Kazimierz von Manteuffel-Kiełpiński, Schlochauer Schöffe, wurde 1700 als Besitzer von Wałdowo (deutsch Waldau, Landkreis Flatow) angeführt und bekleidete bis 1714 das Amt eines Landrichters im Kreis Tuchel. Krzysztof Ignacy Fryderyk von Manteuffel-Kiełpiński, ein Vetter des v. g. Reichsgrafen, kgl. poln. Sekretär und Benediktiner-Abt wurde im Jahre 1721 für das Amt des Bischofs von Polnisch Livland nominiert, das er jedoch nicht antrat (Quellen weisen ihn 1721 fälschlicherweise als Bischof von Livland aus). Ein weiterer erwähnenswerter Angehöriger dieser Linie war Maciej Joachim von Manteuffel-Kiełpiński, Herr auf Olszanowo (deutsch Elsenau) und Sypniewo (deutsch Wilckenwalde), kgl. poln. Hauptmann, Truchsess von Terebowlja (Terebowlja, polnisch Trembowla) und bis 1724 Salinenverwalter der Salzwerke in Bydgoszcz (deutsch Bromberg). Neben dem Landkreis Schlochau waren Deszendenten dieser Linie vorwiegend in der heutigen województwo kujawsko-pomorskie (deutsch Woiwodschaft Kujawien-Pommern) begütert. Angehörige dieser Linie sind teilweise auch als Kiełpiński-Manteuffel anzutreffen.[17][18]

Popielewski[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen (poln. herb) Manteuffel II

Die Manteuffel-Popielewski stammten aus Popielewo (deutsch (Groß-) Poplow) in der Starostei Draheim und sind Angehörige des Stammes Poplow der Familie Manteuffel. Seit dem Mittelalter machten Pommern, Polen und Brandenburg Besitzansprüche an dem umstrittenen Draheimer Grenzgebiet fest.[19] Nachweislich sind die Manteuffel seit 1430 in Popielewo ansässig. Daneben war die Linie u. a. mit Kołacz (deutsch Collatz), Buślary (deutsch Buslar), Schloss und Stadt Połczyn-Zdrój (deutsch Polzin) sowie Biernów (deutsch Quisbernow) belehnt. Im Jahr 1512 wird ein Jan Popielewski urkundlich im Zusammenhang mit Mirosławice (deutsch Lindenhof, Gemeinde Strelno) genannt. 1554 wurde ein Hendryk von Manteuffel-Popielewski urkundlich auf Popielewo angeführt. Heinrich war Kurpfälzischer Rat und Oberhofmarschall und neben Popielewo erbsessen auf Kołacz, Jezierzyce (deutsch Jerseritz) und ½ Anteil von Gąsków (deutsch Ganzkow). Ernst und Franciszek-Henryk Manteuffel-Popielewski wurden im Jahre 1669 als Mitglieder der Szlachta angeführt und erbauten zusammen 1680 das Gotteshaus in Popielewo. Selbiger Bogusław streitet sich 1668 mit der Starostei Draheim um Grund und Boden. So erachteten die Manteuffel in Grenzstreitigkeiten trotz des 1657 geschlossenen Vertrags von Bromberg polnische Gerichte für zuständig. Franciszek-Henryk erwarb im Königreich Polen Güter Debrzno-Wieś (deutsch Dobrin), Sitno (deutsch Hütten) und Bługowo (deutsch Wehlehof, Gemeinde Linde). Im Jahre 1697 wird Gerard von Manteufel-Popielewski als Besitzer von Brusno (deutsch Brutzen) und ½ Popielewo erwähnt. 1775 verkauft Fryderyk-Jerzy-Krystjan von Manteuffel-Popielewski, königlich polnischer Kapitän, seine Anteile von Popielew an den königlich preußischen Generalleutnant Heinrich von Manteuffel.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Max Bär: Der Adel und der adlige Grundbesitz in Polnisch-Preussen zur Zeit der preussischen Besitzergreifung. Nach Auszügen aus den Vasallenlisten und Grundbüchern. Mitteilungen der Preussischen Archivverwaltung, H. 19, S. Hirzel, Leipzig, 1911.
  • Prace Biblioteki Uniwersyteckiej w Warszawie, Issues 5-7, Biblioteka Uniwersytecka w Warszawie, Warszawa 1959, S. 295.
  • Adam Boniecki: Herbarz polski. Wydawnictwa Artystyczne i Filmowe, 1913.
  • Włodzimierz Dworzaczek: Teki Dworzaczek: Materiały historyczno-genealogiczne do dziejów szlachty wielkopolskiej XV-XX wieku. 1995–2004, Biblioteka Kórnicka PAN (teilweise bkpan.poznan.pl).
  • Antoni Gąsiorowski: Słownik historyczno-geograficzny Województwa poznańskiego w ŝredniowieczu: Ł-Q, Teil 3. Wydawnictwo Poznańskiego Towarzystwa Przyjaciół Nauk, 1999.
  • August Wilhelm Hupel: Nordische Miscellaneen. Band 15–17, Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1788.
  • Otto Hupp: Münchener Kalender 1909. Buch u. Kunstdruckerei AG, München und Regensburg 1909.
  • Aleksander Kraushar: Książę Repnin i Polska w pierwszem czteroleciu panowania Stanisława Augusta, 1764–1768. Band 1, Gebethner i Wolff, Warszawa 1900.
  • Sławomir Łaniecki: Nadnoteckie pałace, dwory, folwarki Krainy Paluk. Firma Usługowo-Wydawnicza Daniel Ewa Wierzchucka, Sępólno Krajeńskie 2010. ISBN 978-83-60019-43-6.
  • »Miesięcznik heraldyczny«, Polskie Towarzystwo Heraldyczne, Band 1–3. 1934. (PDF. Online)
  • Christoph Motsch: Grenzgesellschaft und frühmoderner Staat. Die Staroestei Draheim zwischen Hinterpommern, der Neumark und Großpolen (1575–1805). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001.
  • Wilhelm Volz: Der ostdeutsche Volksboden: Aufsätze zu den Fragen des Ostens. Ferdinand Hirt (Arnold Hirt), Breslau 1926.
  • Emilian von Żernicki-Szeliga: Der polnische Adel und die demselben hinzugetrenen andersländischen Adelsfamilien. General-Verzeichniss. 2. Band, Henri Grand, Hamburg 1900, S. 224.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Manteuffel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ingolf Ericsson, Hans Losert, Walter Sage: Aspekte der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit: Festschrift für Walter Sage. In: Bamberger Schriften zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Band 1, R. Habelt Verlag, Bonn 2003, S. 134. (Online)
  2. Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis VI, 20.; Vgl. August Wilhelm Heffter: Namensverzeichnis zu sämmtlichen Bänden, Band II, G. Reimer, Berlin 1868, S. 346. (Online)
  3. Widmung des Buches von Christiane Mariane von Ziegler: Versuch In Gebundener Schreib-Art. Leipzig 1728 an den Reichs-Grafen Herrn Ernst Christoph, von Manteufel, Kielpinski (Online)
  4. Zu Kurt von Manteuffel siehe: Woldemar Lippert: Der Luckauer Landrat Kurt Freiherr von Manteuffel. In: Niederlausitzer Mitteilungen. Band 18, Guben 1927, S. 165–174 und die dort zitierten Nekrologe.
  5. Leopold von Ledebur: Adelslexicon der Preußischen Monarchie. Zweiter Band, Berlin 1856, S. 77–78. (Online)
  6. Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch. Hrsg. von Manfred Vollack, 2 Bände, Husum, 1988/1989.
  7. Historische Kommission für Pommern: Veröffentlichungen: Pommersches Urkundenbuch. , Bände 8–9, 1961.
  8. Gut Conow: Chronik von Conow u. a. (Online (Memento vom 31. Oktober 2012 im Internet Archive))
  9. Bernhardum Latomum: Kurze Beschreibung und ordentliche Stammregister aller newen Adelichen und Rittermessigen im Lande zu Stargard eingesessenen Geschlechtern. Alt-Stettin, 1619.
  10. Vogel, Soya: Stammlinie der von Manteuffel. (Online)
  11. Th. Theile`sche Buchhandlung (Red.): Neue preußische Provinzial-Blätter andere Folge, Band III, Hrsg. A. Hagen, Druck E. J. Dalkowski, In Commission Wilhelm Koch, Königsberg 1853.
  12. Marek Jerzy Minakowski: Wielka Genealogia Minakowskiego, Kraków 2009, (CD-Rom).
  13. Otto Titan von Hefner: Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland, G. J. Manz, Regensburg 1860.
  14. Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Stuhmer Kreises. Selbstverl. des Kreises, 1868, S. 70.
  15. Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Deutsch-Croner Kreises, Thorn 1867, S. 178.
  16. Roman Sękowski: Herbarz szlachty śląskiej: M – N, Videograf II, 2007, S. 52.
  17. Emilian von Żernicki-Szeliga: Geschichte des polnischen Adels: Nebst einem Anhange: Vasallenliste des 1772 Preussen huldigenden polnischen Adels in Westpreussen, Verlag Henri Grand, Hamburg 1905.
  18. Sławomir Leitgeber: Potuliccy, Polska Fundacja Kulturalna, Druck Teresa Jeśmanowa, Londyn 1990. ISBN 0-85065-181-6.
  19. »Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung«, J. G. Herder-Institut, 55. Marburg (Lahn) 2006. ISSN 0044-3239