Währungsunion
Eine Währungsunion ist ein Zusammenschluss mehrerer souveräner Staaten, die eine gemeinsame Währung haben und eine gemeinsame Währungspolitik betreiben.
Arten von Währungsunionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Währungsunionen können mit der Bildung eines größeren Staates verbunden sein. Beispielsweise kam es nach der Gründung des Deutschen Reiches (1871) zu einer rein deutschen Währungsunion, bei der die Vorgängerwährungen der Mark auf diese fusioniert wurden. In anderen Fällen bleiben die Einzelstaaten bestehen, wie bei der Europäischen Währungsunion (EWU). Historisch waren Währungsunionen bei gleichzeitiger Bildung eines Einheitsstaates erfolgreich, während sie andernfalls zerfielen.[1]
Währungsunionen können sowohl einseitig als auch von mehreren Partnern aktiv umgesetzt werden. Für letzteren Fall (multilaterale Währungsunion) ist wieder die EWU ein charakteristisches Beispiel, da deren Umsetzung auf einem von allen beteiligten Staaten unterzeichneten und implementierten supranationalen Vertrag beruhte.
Einseitig erklärte (also unilaterale) Währungsunionen kommen durch die Übernahme einer Fremdwährung zustande. Ein solches Vorgehen wird auch als Dollarisierung oder Euroisierung bezeichnet und findet häufig in Entwicklungsländern statt, die sich durch die Übernahme einer stabilen Fremdwährung vermehrte Kapitalzuflüsse und geringere Inflationsraten erhoffen. Ein Beispiel hierfür ist die Übernahme des US-Dollar in verschiedenen Ländern: Die Britischen Jungferninseln, Ecuador, Mikronesien, Palau und Osttimor haben ihn unilateral als offizielles Zahlungsmittel eingeführt. Außerdem wird er als Weltleitwährung von vielen Ländern freiwillig als Zahlungsmittel akzeptiert.
Eine Mischform zwischen unilateraler und multilateraler Währungsunion liegt vor, wenn ein Land seine Währung zugunsten der Währung eines anderen Landes aufgibt, dies jedoch in beiderseitigem Einvernehmen geschieht; beispielsweise besteht zwischen Monaco und Frankreich seit 1925 eine vertragliche Währungsunion, nach der der Banque de France das Recht zur Geldpolitik für den gemeinsamen Währungsraum zufällt, darüber hinaus jedoch auch Vereinbarungen zur Bankenaufsicht zu finden sind.
Beispiele für Währungsunionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Aktuelle Währungsunionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- EWWU: Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion, 19 Staaten mit dem Euro
- UEMOA: Die Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion, 8 Staaten mit dem CFA-Franc BCEAO
- CEMAC: Die Zentralafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion, 6 Staaten mit dem CFA-Franc BEAC
- CMA: Die Common Monetary Area, 4 Staaten mit den 1:1 gekoppelten Währungen Loti, Namibia-Dollar, Lilangeni und Südafrikanischer Rand
- OECS: Die Organisation Ostkaribischer Staaten (ohne Britische Jungferninseln), 6 Staaten und 2 Britische Überseegebiete mit dem Ostkaribischen Dollar
- Schweiz und Fürstentum Liechtenstein, 2 Staaten mit dem Schweizer Franken
Frühere Währungsunionen in Europa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Währungsunionen zwischen europäischen Staaten gab es schon früher. Teilweise handelte es sich um multinationale Währungsunionen, teilweise um Währungsunionen, die mit staatlichen Vereinigungen einhergingen.
- Die Skandinavische Münzunion zwischen Schweden, Dänemark und Norwegen (1873 bis 1914)
- Die Lateinische Münzunion zwischen Frankreich, Belgien, Italien, der Schweiz und Griechenland (1865 bis 1927)
- Die UEBL (Union Économique Belgo-Luxembourgoise) zwischen Luxemburg und Belgien (1922 bis 2002)
- Die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR (1990)
Im Unterschied hierzu entstand durch die Zusammenführung der süddeutschen Guldenwährung und der norddeutschen Talerwährung zur Mark im Anschluss an die Gründung des Deutschen Reichs 1871 keine Währungsunion, weil zugleich ein einheitlicher Staat gegründet wurde. Durch die Währungsunion der Bundesrepublik mit der DDR Mitte 1990 entstand für wenige Monate eine Währungsunion, die mit der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 endete.
Geplante Währungsunionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ECOWAS: Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft, 15 Staaten mit dem Eco
Ökonomische Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Vor- und Nachteile einer Währungsunion evaluierte unter anderem Robert A. Mundell in seiner Theorie des optimalen Währungsraumes. Zwar profitieren die beteiligten Staaten in der Regel von rückläufigen Transaktionskosten, doch fehlt ihnen der Wechselkurs als Politikinstrument. Laut Mundell sind Währungsunionen im Saldo nur dann vorteilhaft, wenn die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital zwischen den Teilnehmerstaaten sehr mobil sind.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Theurl, Theresia (1991) Eine gemeinsame Währung für Europa, Österreichischer Studienverlag.