Wahlen zum Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten 2020

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Wahlen zum Repräsentantenhaus 2020
Siegel des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten
Siegel des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten
3. November 2020
435 Sitze

Demokratische Partei
Davor 235  
Danach 222  
  
51,0 % der Sitze
Republikanische Partei
Davor 199  
Danach 213  
  
49,0 % der Sitze

Wahlergebnis
Ergebnis
von den Demokraten gehalten
von den Demokraten hinzugewonnen
von den Republikaner gehalten
von den Republikaner hinzugewonnen

Gewähltes Repräsentantenhaus
222
213
222 213 
Sitzverteilung:
  • Demokraten 222
  • Republikaner 213

  • Mehrheitspartei

    Am 3. November 2020 fanden die Wahlen zum Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten statt. Gewählt wurden an diesem Tag alle 435 Mitglieder des US-Repräsentantenhauses. Die Wahlen fielen mit den Wahlen zum US-Senat 2020 und der Präsidentschaftswahl 2020 zusammen, in der sich US-Präsident Donald Trump der Wiederwahl stellte. Dies waren die letzten regulären Wahlen, bei der Wahlkreise basierend auf dem Zensus von 2010 verwendet wurden.

    Wahlverfahren und Termin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die Vereinigten Staaten sind in 435 Kongresswahlbezirke eingeteilt, die jeweils ungefähr gleich viele Bewohner (im Schnitt 710.767 nach dem Zensus 2010) haben sollen. Im Unterschied zur anderen Kongresskammer, dem Senat der Vereinigten Staaten, ist die Anzahl der Sitze je Bundesstaat unterschiedlich und reicht von einem (in 7 Bundesstaaten) bis zu 53 in Kalifornien. Die Größe der Wahlbezirke reicht von 27 km² (ein Teil New York Citys) bis zu 1.481.354 km² (Alaska at-large). In 47 Staaten werden die Mandate je Kongresswahlbezirk nach relativer Mehrheitswahl vergeben. In zwei Staaten (Louisiana und Georgia) ist eine absolute Mehrheit erforderlich, so dass es gegebenenfalls eine Stichwahl gibt. In Maine wird seit einem Volksentscheid 2018 mit Instant-Runoff-Voting gewählt.

    Es stehen jeweils Einzelbewerber, keine Parteilisten, zur Wahl, meist als aussichtsreichste die Kandidaten der beiden großen Parteien, der Republikaner und Demokraten, aber auch Unabhängige und Bewerber kleinerer Parteien (wie der Libertarian, der Green Party und der Constitution Party), die meist als chancenlos gelten. Die innerparteiliche Bewerberauswahl findet jeweils durch Vorwahlen statt, bei denen entweder nur für die Partei registrierte (geschlossene Vorwahl) oder alle Wahlberechtigte des Kongresswahlbezirks (offene Vorwahl) wählen dürfen. In Washington und Kalifornien finden überparteiliche Vorwahlen statt, bei denen sich unabhängig von einer absoluten Mehrheit die beiden Erstplatzierten für die Hauptwahl qualifizieren.

    Die Wahlen für sämtliche Mandate finden alle zwei Jahre am allgemeinen Wahltag der Vereinigten Staaten statt, dem Dienstag nach dem ersten Montag des Monats November, 2020 also am 3. November.

    Ausgangslage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi
    Minderheitsführer der Republikaner Kevin McCarthy

    Die Republikaner stellten seit den Wahlen 2010 die Mehrheit im Repräsentantenhaus und konnten diese zuletzt 2016 verteidigen, als sie Stimmenanteile von 49,1 Prozent zu 48 Prozent für die Demokraten erhielten, und damit zwar sechs Sitze an diese verloren, aber mit 241 Sitzen eine Mehrheit von 23 Mandaten über der absoluten Mehrheit (218 von 435 Gesamtsitzen) behielten. 2018 ging diese Mehrheit an die Demokraten verloren, als diese 235 Sitze gewannen, während die Republikanische Partei nur auf 199 Abgeordnete kam. Dadurch wird seither auch der Sprecher des Repräsentantenhauses von den Demokraten gestellt. Seit 3. Januar 2019 amtiert Nancy Pelosi (Kalifornien-8) als Sprecherin des Repräsentantenhauses. Der Fraktionsvorsitzende (englisch „Minority Leader“) der Republikaner ist Kevin McCarthy (Kalifornien-23).

    Insgesamt traten 36 Abgeordnete nicht mehr zu einer Wiederwahl an, neun Demokraten, 26 Republikaner und ein ursprünglich als Republikaner gewählter Libertarian.

    Folgende neun Angehörige der Demokratischen Partei bewarben sich nicht mehr für die Wiederwahl.[1]

    In den Reihen der Republikaner verkündeten 26 Mandatsträger, auf eine Kandidatur zur Wiederwahl zu verzichten.[1]

    Justin Amash, ursprünglich als Republikaner für den 3. Bezirk von Michigan gewählt, seit 2020 der einzige Kongressabgeordnete der Libertarian Party, trat ebenfalls nicht mehr an.

    Amtsinhaber besiegt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    In Vorwahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Acht Amtsinhaber haben die Wiederwahl für ihre Kandidatur in ihrem Sitz verloren.[3]

    Demokraten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Drei Demokraten haben die Wiederwahl verloren.

    1. Illinois 3: Dan Lipinski verloren gegen Marie Newman, welche die Wahl gewonnen hat.[4]
    2. Missouri 1: Lacy Clay verloren gegen Cori Bush, welche die Wahl gewonnen hat.[5]
    3. New York 16: Eliot Engel verloren gegen Jamaal Bowman, welcher die Wahl gewonnen hat.[6]

    Republikaner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Fünf Republikaner haben die Wiederwahl verloren.

    1. Colorado 3: Scott Tipton verloren gegen Lauren Boebert, welche die Wahl gewonnen hat.[7]
    2. Florida 15: Ross Spano verloren gegen Scott Franklin, welcher die Wahl gewonnen hat.[8]
    3. Iowa 4: Steve King verloren gegen Randy Feenstra, welcher die Wahl gewonnen hat.[9]
    4. Kansas 2: Steve Watkins verloren gegen Jake LaTurner, welcher die Wahl gewonnen hat.[10]
    5. Virginia 5: Denver Riggleman verloren gegen Bob Good, welcher die Wahl gewonnen hat.[11]

    In Hauswahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Demokraten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Zwöf Demokraten haben die Wiederwahl an Republikaner verloren.

    1. Kalifornien 21: TJ Cox (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen David Valadao.
    2. Kalifornien 39: Gil Cisneros (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Young Kim.
    3. Kalifornien 48: Harley Rouda (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Michelle Steel.
    4. Florida 26: Debbie Mucarsel-Powell (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Carlos Giménez.
    5. Florida 27: Donna Shalala (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen María Elvira Salazar.
    6. Iowa 1: Abby Finkenauer (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Ashley Hinson.
    7. Minnesota 7: Collin Peterson (erstmals 1990 gewählt) verloren gegen Michelle Fischbach.
    8. New Mexico 2: Xochitl Torres Small (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Yvette Herrell.
    9. New York 11: Max Rose (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Nicole Malliotakis.
    10. Oklahoma 5: Kendra Horn (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Stephanie Bice.
    11. South Carolina 1: Joe Cunningham (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Nancy Mace.
    12. Utah 4: Ben McAdams (erstmals 2018 gewählt) verloren gegen Burgess Owens.

    Republikaner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Keine Republikaner haben eine Wahl verloren.

    Offene Sitze, wo sich die Partei des Amtsinhaber geändert hat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Demokratische Sitze gewonnen von Republikanern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Ein demokratischer Sitz wurde von den Republikanern gewonnen.

    1. Iowa 2: Gewonnen von Mariannette Miller-Meeks. (Wahl angefochten)[12]

    Libertäre Sitze gewonnen von Republikanern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Ein libertärer Sitz wurde von den Republikanern gewonnen.

    1. Michigan 3: Gewonnen von Peter Meijer.

    Republikanische Sitze gewonnen von Demokraten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Drei republikanische Sitze wurden von den Demokraten gewonnen.

    1. Georgia 7: Gewonnen von Carolyn Bourdeaux.
    2. North Carolina 2: Gewonnen von Deborah K. Ross. (Gerichtlich neu zugeschnittener Wahlkreis)
    3. North Carolina 6: Gewonnen von Kathy Manning. (Gerichtlich neu zugeschnittener Wahlkreis)

    Knappste Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die Wahlen in 77 Wahlkreisen wurden mit einem Abstand von weniger als 10 % der Stimmen entschieden. Mit flip gekennzeichnete Wahlkreise wechselten von den Demokraten zu den Republikanern oder umgekehrt. AL steht für den at-large-Wahlkreis in den Staaten bzw. Außengebieten, die nur einen Abgeordneten in den Kongress wählen.

    Wahlkreis Gewinner Gewinnspanne
    Iowa 2 Republikaner (flip) 0,002 %
    New York 22 Republikaner (flip) 0,03 %
    Kalifornien 25 Republikaner 0,10 %
    Kalifornien 21 Republikaner (flip) 0,80 %
    Utah 4 Republikaner (flip) 1,00 %
    Kalifornien 39 Republikaner (flip) 1,20 %
    New Jersey 7 Demokraten 1,22 %
    Iowa 3 Demokraten 1,39 %
    South Carolina 1 Republikaner (flip) 1,27 %
    Texas 24 Republikaner 1,33 %
    Illinois 14 Demokraten 1,34 %
    Virginia 7 Demokraten 1,82 %
    Kalifornien 48 Republikaner (flip) 2,12 %
    Pennsylvania 17 Demokraten 2,30 %
    Minnesota 2 Demokraten 2,26 %
    Michigan 11 Demokraten 2,38 %
    Iowa 1 Republikaner (flip) 2,60 %
    Wisconsin 3 Demokraten 2,66 %
    Florida 27 Republikaner (flip) 2,74 %
    Georgia 7 Demokraten (flip) 2,78 %
    Texas 15 Demokraten 2,88 %
    Nevada 3 Demokraten 2,98 %
    Minnesota 1 Republikaner 3,07 %
    Arizona 1 Demokraten 3,22 %
    Texas 7 Demokraten 3,34 %
    Florida 26 Republikaner (flip) 3,45 %
    Washington 8 Demokraten 3,57 %
    Michigan 8 Demokraten 3,60 %
    Pennsylvania 8 Demokraten 3,55 %
    Pennsylvania 7 Demokraten 3,73 %
    Indiana 5 Republikaner 4,08 %
    Texas 23 Republikaner 3,96 %
    Illinois 17 Demokraten 4,05 %
    Oklahoma 5 Republikaner (flip) 4,12 %
    Arizona 6 Republikaner 4,35 %
    Nebraska 2 Republikaner 4,56 %
    Nevada 4 Demokraten 4,87 %
    New Hampshire 1 Demokraten 5,11 %
    Virginia 5 Republikaner 5,13 %
    Oregon 4 Demokraten 5,32 %
    New Jersey 2 Republikaner 5,76 %
    Virginia 2 Demokraten 5,74 %
    Kalifornien 34 Demokraten 5,96 %
    Maine 2 Demokraten 6,09 %
    Michigan 3 Republikaner (flip) 5,92 %
    Florida 13 Demokraten 6,08 %
    Texas 32 Demokraten 6,02 %
    Colorado 3 Republikaner 6,17 %
    Kalifornien 49 Demokraten 6,26 %
    Missouri 2 Republikaner 6,37 %
    New York 11 Republikaner (flip) 6,28 %
    New Jersey 11 Demokraten 6,61 %
    North Carolina 8 Republikaner 6,56 %
    Pennsylvania 10 Republikaner 6,62 %
    Texas 21 Republikaner 6,60 %
    Oregon 5 Demokraten 6,74 %
    Texas 22 Republikaner 6,93 %
    New York 2 Republikaner 6,91 %
    Kalifornien 45 Demokraten 6,92 %
    Ohio 1 Republikaner 7,15 %
    Texas 10 Republikaner 7,13 %
    New Mexico 2 Republikaner (flip) 7,31 %
    Illinois 6 Demokraten 7,39 %
    New Jersey 5 Demokraten 7,51 %
    Ohio 13 Demokraten 7,54 %
    New Jersey 3 Demokraten 7,76 %
    Kalifornien 50 Republikaner 7,90 %
    North Carolina 1 Demokraten 8,36 %
    Kalifornien 22 Republikaner 8,46 %
    Puerto Rico AL Republikaner 9,01 %
    Texas 6 Republikaner 8,82 %
    Illinois 13 Republikaner 8,92 %
    Texas 31 Republikaner 9,14 %
    Alaska AL Republikaner 9,14 %
    Georgia 6 Demokraten 9,18 %
    Kalifornien 3 Demokraten 9,34 %
    New York 1 Republikaner 9,72 %

    Strukturelle Bedingungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die Republikaner befinden sich strukturell durch Gerrymandering und durch die ungleiche Verteilung der Wählerschaft (überproportional stark in ländlichen Bezirken der „rot“ gewordenen Staaten) im Vorteil; so gewannen sie die Repräsentantenhauswahl 2016 mit 3,4 Prozent Vorsprung, während sie das Popular Vote zeitgleich mit 2,1 Prozent Rückstand verloren.[13] Bei den letzten Wahlen 2018 gewannen die Demokraten den Medianbezirk bei der Repräsentantenhauswahl mit 4,49 Prozent Vorsprung.

    Umfragen und Prognosen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Das Center for Politics und der Cook Political Report (siehe Cook Partisan Voting Index) bieten regelmäßig aktualisierte Prognosen für umkämpfte Kongresswahlbezirke.[14][15]

    Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. a b Russell Berman: The 2020 Congressional-Retirement Tracker. 21. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2019 (amerikanisches Englisch).
    2. Greg Walden to retire in latest sign of GOP doubts about retaking House. Abgerufen am 30. Oktober 2019 (englisch).
    3. Steve Benen: Yet another House Republican incumbent loses in a primary, MSNBC, 19. August 2020. Abgerufen am 30. August 2020. 
    4. Ally Mutnick: Rep. Dan Lipinski falls in Democratic primary. Politico, 18. März 2020;.
    5. Nicholas Fandos: Cori Bush Defeats William Lacy Clay in a Show of Progressive Might. In: The New York Times. 5. August 2020;.
    6. Christal Hayes: Powerful House chair Eliot Engel defeated by progressive newcomer Jamaal Bowman in stunning upset. USAToday, 17. Juli 2020;.
    7. Keagan Harsha: Colorado primary winner Lauren Boebert meets President Trump, distances herself from QAnon. KDVR, 6. Juli 2020;.
    8. Janelle Irwin Taylor: Scott Franklin ousts Ross Spano in CD 15, will take on Alan Cohn in November. Florida Politics, 18. August 2020;.
    9. Barbara Sprunt: Iowa Rep. Steve King, Known For Racist Comments, Loses Reelection Bid. NPR, 3. Juni 2020;.
    10. Grace Panetta: Embattled Kansas congressman Steve Watkins is ousted by primary challenger Jake LaTurner. In: Business Insider.
    11. Ally Mutnick: Rep. Denver Riggleman ousted in Virginia GOP convention. Politico, 14. Juni 2020;.
    12. Bridget Bowman & Herb Jackson, Iowa Democrat Rita Hart to appeal 2nd District results to House, Roll Call (December 2, 2020).
    13. David Wasserman: The Congressional Map Has A Record-Setting Bias Against Democrats. In: FiveThirtyEight, 7. August 2017.
    14. Larry J. Sabato's Crystal Ball » 2020 House. Abgerufen am 25. Oktober 2019.
    15. 2020 House Race ratings. Abgerufen am 25. Oktober 2019 (englisch).