Waldemar Titzenthaler

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Waldemar Titzenthaler, um 1900

Waldemar Franz Hermann Titzenthaler (* 19. August 1869 in Laibach, Österreich-Ungarn; † 7. März 1937 in Berlin) war ein deutscher Fotograf. Der radikale Antisemit begrüßte die Machtergreifung der NSDAP.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Waldemar Titzenthaler mit Olga und den Kindern Marba und Eckart, 1917

Waldemar Titzenthaler wurde als Sohn des großherzoglich-oldenburgischen Hoffotografen Franz Hermann Titzenthaler[1] aus dessen zweiter Ehe mit Hermine geb. Haugk geboren. In den Jahren 1886 bis 1889 absolvierte er eine Lehre zum Fotografen bei Karl Friedrich Wunder in Hannover. Nach Aufenthalten in Oldenburg (Oldenburg), Hannover, Berchtesgaden, Leipzig, Lausanne und Königsberg zog er schließlich 1896 nach Berlin, wo er eine Fotografenstelle bei der Firma Zander & Labisch antrat, die vor allem für die Berliner Illustrirte Zeitung tätig war. 1897 machte er sich mit einem eigenen Fotostudio selbständig und wurde bald zu einem der ersten deutschen Werbefotografen, zu dessen Kunden wichtige Berliner Unternehmen zählten.

Von 1901 an war er Mitglied der Freien Photographischen Vereinigung zu Berlin und von 1907 bis 1911 Vorsitzender des Photographischen Vereins zu Berlin, dessen Mitglieder ihn später zum Ehrenmeister ihrer Innung ernannten. Ab 1910 diente er Gerichten und von 1912 an auch der Berliner Handelskammer als vereidigter Sachverständiger in fotografischen Fragen.

Von 1912 bis 1931 war Titzenthaler für die beim Ullstein Verlag erscheinende Zeitschrift Die Dame tätig und hielt in dieser Funktion unter anderem die Wohnungen bekannter Schauspieler, Sänger, Regisseure und Architekten im Bild fest. Seit 1934 wohnte er in Berlin-Lichterfelde.

Früheres Urnengrab Titzenthalers im Rofental (2019)

Ab 1922/23 war Titzenthaler zudem Vorsitzender der Berliner Sektion Mark Brandenburg des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Als Verfechter deutsch-nationaler Ideologie fiel er hier durch radikalen Antisemitismus auf. Die Machtergreifung der NSDAP begrüßte er euphorisch und sprach sich für die Eingliederung der „deutschen Stämme“ in Österreich und Südtirol ins Deutsche Reich aus. Im Jahr 2003 wurde deshalb der nach Titzenthaler benannte Bergweg zum Hochjoch-Hospiz im hintersten Ötztal in Cyprian-Granbichler-Gedenkweg umbenannt.[2][3][4] Das am Weg gelegene Urnengrab Titzenthalers[5] wurde 2014 von DAV und ÖAV mit einer erklärenden Zusatztafel ergänzt, die aber von unbekannten Tätern mehrfach zerstört wurde.[6][7] Im Frühsommer 2020 wurden auch Grabplatte und Urne entfernt.[8]

Die Sammlung Waldemar Titzenthaler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Titzenthalers Witwe konnte einen Teil seines Fotoarchivs durch den Zweiten Weltkrieg retten. In den frühen 1950er Jahren wurden die erhalten gebliebenen, aus den Jahren 1896 bis 1920 stammenden Fotoplatten vom Landesarchiv Berlin erworben und werden heute von diesem erhalten. Im Ofen- und Keramikmuseum Velten kann man ebenfalls Fotografien von ihm besichtigen. Unter seinen Fotografien gibt es besonders viele, die Berlin der letzten Jahre des 19. und des Anfangs des 20. Jahrhunderts zeigen.

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fotografien von Waldemar Titzenthaler: Unterwegs in Deutschland und Europa vom 17. Oktober 2008 bis 27. Februar 2009 im Landesarchiv Berlin
  • Titzenthaler – Vier Fotografen, Drei Generationen – 100 Jahre Fotografie, vom 29. Juni bis 21. September 2008 im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg
  • Ausstellung Schwesternschaftsjahre 1875 bis heute der DRK-Schwesternschaft Berlin in den DRK-Kliniken Westend mit einer Sammlung von Aufnahmen Titzenthalers, der Schwestern und Veteranen des Ersten Weltkrieges fotografierte[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Enno Kaufhold: Berliner Interieurs 1910–1930. Photographien von Waldemar Titzenthaler. Nicolai, Berlin 2013, ISBN 978-3-8947973-3-1.
  • Annedore Beelte: Patriarch und Söhne. In: taz. die tageszeitung. 10. Juli 2008, ISSN 0931-9085, S. 27.
  • Michael Stöneberg, Doris Weiler-Streichsbier: Titzenthaler. Vier Fotografen – Drei Generationen – 100 Jahre Fotografie. Hrsg. Oldenburg Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Bremen 2008, ISBN 978-3-9305379-9-0.
  • Volker Viergutz: Fotografien von Waldemar Titzenthaler. Unterwegs in Deutschland und Europa. Katalog zur Ausstellung des Landesarchivs Berlin im Rahmen des 3. Europäischen Monats der Fotografie 17. Oktober bis 23. Dezember 2008. Landesarchiv Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-9803303-3-6.
  • Berlin. Photographien von Waldemar Titzenthaler. Hrsg. Landesbildstelle Berlin. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1990, ISBN 3-87584-195-6.
  • Jörg Krichbaum: Lexikon der Fotografen. Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-596-26418-9.
  • Waldemar Titzenthaler 60 Jahre! In: Nachrichtenblatt für das Photographenhandwerk. Bd. 36, S. 315 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Waldemar Titzenthaler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geboren am 4. Februar 1837 in Leipzig, verstorben am 26. Oktober 1900 in Berlin-Charlottenburg.(Personalien. In: Photographische Chronik. Nr. 92, 1900, S. 585)
  2. Hans Haid: Glosse zur Umbenennung (Memento vom 9. November 2009 im Internet Archive) vom 12. September 2003.
  3. Eine Tafel für den kritischen Umgang mit der Geschichte am Beispiel Rofental, alpenverein.at, abgerufen am 15. April 2020
  4. Alpenverein Berlin: Festschrift zum Hochjoch-Hospiz (PDF, Link tot)
  5. Deutscher Alpenverein, Sektion Berlin: »Der Bergbote«, Jahrgang 1989, Nr. 3, S. 17.
  6. Der Antisemit vom Rofental. dietiwag.org, 3. Oktober 2018.
  7. Siehe Foto vom 3. September 2019.
  8. Markus Wilhelm: Der Titzenthaler weg. In: tiewag.org. 12. Juni 2020, abgerufen am 16. August 2020.
  9. DRK-Schwesternschaft Berlin: @1@2Vorlage:Toter Link/www.drkschwesternschaftberlin.deSchwesternschaftsjahre 1875 bis heute (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven).