Wernstedt

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Wernstedt
Koordinaten: 52° 39′ N, 11° 20′ OKoordinaten: 52° 38′ 47″ N, 11° 20′ 20″ O
Höhe: 40 m
Fläche: 9,41 km²
Einwohner: 157 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 17 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2009
Postleitzahl: 39624
Vorwahl: 039080
Wernstedt (Sachsen-Anhalt)
Wernstedt (Sachsen-Anhalt)

Lage von Wernstedt in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Wernstedt
Dorfkirche Wernstedt

Wernstedt ist Ortsteil und Ortschaft der Stadt Kalbe (Milde) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wernstedt, ein Straßendorf mit Kirche,[2] liegt vier Kilometer westlich von Kalbe (Milde) und 28 Kilometer südlich von Arendsee in der Altmark. Die Milde fließt rund vier Kilometer östlich an Wernstedt vorbei.[3]

Ortschaftsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Ortschaft gehört der Ortsteil Wernstedt mit der Siedlung Neu Wernstedt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf Wernstedt bei Kalbe an der Milde findet sich 1318 erstmals als ville Wernstede urkundlich erwähnt. Es wird hier vom damaligen Markgrafen Woldemar an die mit der Familie von Warnstedt befreundeten Ritter von Kröcher belehnt.[4] Das Dorf selbst scheint jedoch älter zu sein, worauf die im Ort befindliche romanische Feldsteinkirche hindeutet, die auf Grund ihrer typischen Bauweise in das 12./13. Jahrhundert zu datieren ist. Weitere Namensnennungen sind: 1321 villam Wernstede, 1340 ville Wernstede, 1593 Warnnstedte, 1687 Warnstede[2] und schließlich 1804 Wernstedt.[5]

Im Südwesten des Ortes auf einem Berg stand eine Windmühle, daneben war eine Kiesgrube.

Einen Kilometer südlich des Dorfes liegt Siedlung Neu Wernstedt. Sie entstand aus einer Kolonie an der ehemaligen Ziegelei. Das damalige Etablissement wurde 1856 auf Antrag des Gutsbesitzers Lehmann so benannt.[2]

Das südwestlich des Dorfes im Wald gelegene Großsteingrab Wernstedt wurde im 19. Jahrhundert zerstört.

1897 erhielt Wernstedt Anschluss an das Netz der Altmärkischen Kleinbahn. 1968 wurde der Betrieb auf der Strecke nach Gardelegen eingestellt, 1970 auch auf der nach Klötze und Kalbe (Milde).

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Herkunft könnte nach Jürgen Udolph „Siedlung, Stätte des Werno“ sein. Der Ort könnte seinen Namen aus dem von Warnstedt (Harz) eingewanderten gleichnamigen Adelsgeschlecht von Warnstedt erhalten haben.

Franz Mertens nennt hingegen die Deutung des Ortsnamens ungewiss. Er schlägt vor: Vom Angelsächsischen ver für Wohnung oder vom Personennamen varin von vari für die Wehr.[6]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Wernstedt aus dem Landkreis Gardelegen in den Kreis Kalbe (Milde) umgegliedert. Am 1. Januar 1988 kam die Gemeinde dann zum Kreis Gardelegen.[7]

Durch einen Gebietsänderungsvereinbarung beschlossen die Gemeinderäte der Gemeinden Stadt Kalbe (Milde) (am 8. Mai 2008), Altmersleben (am 14. Mai 2008), Güssefeld (am 6. Mai 2008), Kahrstedt (am 7. Mai 2008), Neuendorf am Damm (am 2. Mai 2008), Wernstedt (am 13. Mai 2008) und Winkelstedt (am 13. Mai 2008), dass ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Stadt Kalbe (Milde) vereinigt werden. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2009 in Kraft.[8][9]

Nach Umsetzung der Vereinigungsvereinbarung der bisher selbstständigen Gemeinde Wernstedt wurde Wernstedt Ortsteil der neuen Stadt Kalbe (Milde). Für die eingeflossene Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. der Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die aufgenommene Gemeinde Wernstedt und künftigen Ortsteil Wernstedt wurde zur Ortschaft der neuen Stadt Kalbe (Milde). In der eingeflossenen Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Wernstedt wurde ein Ortschaftsrat mit fünf Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.

In der Ortschaft gibt es seit 2019 nur noch einen Ortsvorsteher, der einem stellvertretenden Ortsvorsteher haben kann.[10]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 159
1774 142
1789 172
1798 165
1801 164
1818 150
1840 218
1864 243
Jahr Einwohner
1871 244
1885 223
1892 [00]240[11]
1895 230
1900 [00]254[11]
1905 264
1910 [00]259[11]
1925 256
Jahr Einwohner
1939 241
1946 444
1964 359
1971 302
1981 398
1993 244
2006 218
2007 209
Jahr Einwohner
2015 191
2016 187
2017 190
2018 189
2020 [00]171[12]
2021 [00]167[12]
2022 [0]156[1]
2023 [0]157[1]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006[2], 2015 bis 2018[13]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Wernstedt, die früher zur Pfarrei Zichtau gehörte,[14] wird heute betreut vom Pfarrbereich Kalbe-Kakerbeck im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[15] Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Wernstedt stammen aus dem Jahre 1619.[16]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Hildegard in Gardelegen im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[17]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbürgermeisterin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbürgermeisterin der Ortschaft Wernstedt ist seit 2019 Nicole Wernecke.[18] Sie wurde am 26. Mai 2019 bei der Ortsvorsteherwahl gewählt.[19]

Letzte Bürgermeisterin der Gemeinde war Anni Schulz von 1967 bis 2009. Danach war sie bis 2019 Ortsbürgermeisterin und damit viele Jahre lang die dienstälteste Bürgermeisterin Sachsen-Anhalts.[20][21]

Ortschaftsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die letzte Amtszeit des dreiköpfigen Ortschaftsrats endete Juni 2019.[22]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Wernstedt gibt es folgende Gemeindeeinrichtungen:

  • Dorfgemeinschaftshaus
  • Freiwillige Feuerwehr Wernstedt
  • Kindertagesstätte „Villa Kunterbunt“, die sich in freier Trägerschaft befindet.

Verkehrsanbindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wernstedt liegt fünf Kilometer östlich der von Salzwedel nach Magdeburg verlaufenden Bundesstraße 71. Busverbindungen führen von Wernstedt nach Stendal, Klötze, Salzwedel und Magdeburg.

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Spielmannszug Wernstedt-Engersen e. V.
  • Trägerverein für die Kindertagesstätte Villa Kunterbunt e. V.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Dorfkirche Wernstedt, eine romanische Feldsteinkirche, wurde im 18. Jahrhundert vom preußischen Hofbaumeister Friedrich Wilhelm Diterichs (1702–1782) im Stile des Rokoko-Klassizismus umgestaltet und ist deswegen aus kunsthistorischer Sicht eine Besonderheit. In der Kirche findet man Teile der ursprünglichen Feldsteinpflasterung des Fußbodens und eine sehenswerte Ausstattung.
  • Auf dem Kirchhof befindet sich der Ortsfriedhof mit einem Gedenkstein für alle Kriegsopfer.[23]
  • 1993 entstand bei Neu Wernstedt ein Naturlehrweg, auf dem typische Waldbilder vorgestellt werden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2418–2422, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 208 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 417, 97. Wernstedt (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Conny Kaiser: Kalbe verliert 69 Einwohner. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 16. Januar 2024, DNB 954815971, S. 20.
  2. a b c d Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2418–2422, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 373 (Digitalisat).
  5. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 389 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00417~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  6. Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB 1015184308, S. 216.
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360.
  8. StBA: Gebietsänderungen am 01.01.2009
  9. Vereinbarung über die Bildung einer neuen Gemeinde Stadt Kalbe (Milde) mit den Gemeinden Stadt Kalbe (Milde), Altmersleben, Güssefeld, Kahrstedt, Neuendorf am Damm, Wernstedt und Winkelstedt und der Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 19.06.2008. In: Altmarkkreis Salzwedel (Hrsg.): Amtsblatt für den Altmarkkreis Salzwedel. Jahrgang 15, Nr. 7/2008. General-Anzeiger Salzwedel, Salzwedel 16. Juli 2008, S. 115–119.
  10. Stadt Kalbe (Milde) (Hrsg.): Hauptsatzung der Gemeinde Stadt Kalbe (Milde). Ortschaftsverfassung, §13 Ortschaften. 29. April 2021 (verwaltungsportal.de [PDF; 3,6 MB; abgerufen am 19. März 2023]).
  11. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 208 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  12. a b Doreen Schulze: Geburten steigen, Sterbefälle sinken. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 12. Januar 2022, DNB 954815971, S. 19.
  13. Einwohnermeldeamt der Stadt Kalbe (Milde): Einwohnerdaten zum 31.12. der Jahre 2015 bis 2018. 4. März 2019.
  14. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 64 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  15. Kalbe–Kakerbeck. Abgerufen am 17. Februar 2019.
  16. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 7 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  17. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 5. November 2022.
  18. Politik. In: stadt-kalbe-milde.de. Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde), abgerufen am 25. März 2023.
  19. Einheitsgemeinde Kalbe (Milde): Ortsvorsteherwahl Wernstedt 2019. 5. November 2022 (stadt-kalbe-milde.de (Memento vom 1. Oktober 2022 im Internet Archive) [PDF]).
  20. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt – Gebiet und Wahlen, Bürgermeisterwahl – Gemeinde Wernstedt – Altmarkkreis Salzwedel. 13. Februar 2008 (stala.sachsen-anhalt.de (Memento vom 1. April 2019 im Internet Archive)).
  21. Wolfgang Benndorf: Anni Schulz ist die dienstälteste Bürgermeisterin Sachsen-Anhalts. 3. April 2019 mdr.de (Memento vom 3. April 2019 im Internet Archive)
  22. Einheitsgemeinde Kalbe (Milde): Ortschaftsrat Wernstedt. In: stadt-kalbe-milde.de. Abgerufen am 5. November 2022.
  23. Wernstedt, Stadt Kalbe (Milde), Altmarkkreis Salzwedel. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. August 2018, abgerufen am 2. Oktober 2022.