Wettelsheim
Wettelsheim Stadt Treuchtlingen
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Koordinaten: | 48° 59′ N, 10° 53′ O |
Höhe: | 417 m ü. NHN |
Einwohner: | 1356 (2018)[1] |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 |
Postleitzahl: | 91757 |
Vorwahl: | 09142 |
Der Ortskern mit Rohrachbrücken
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Wettelsheim ist ein Gemeindeteil der Stadt Treuchtlingen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (Mittelfranken, Bayern). Das Pfarrdorf liegt am Rand des Hahnenkammes in der Südlichen Frankenalb. Der Ort ist der größte Gemeindeteil von Treuchtlingen und sogar der größte Gemeindeteil aller Gemeinden im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und hat mehr Einwohner, als die zehn kleinsten Gemeinden des Landkreises samt ihren Gemeindeteilen zählen.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wettelsheim liegt im Naturpark Altmühltal zwischen Bubenheim und Windischhausen, rund vier Kilometer südlich von Markt Berolzheim und rund zweieinhalb Kilometer nördlich von Treuchtlingen. Es ist von ausgedehnten Mischwäldern und den Altmühlwiesen umgeben. Südlich befinden sich die Zwillingsberge Patrich (599,6 m) und Viersteinberg (600,2 m), nordwestlich liegt der Berolzheimer Wald. Durch den Ort verlaufen die Rohrach, ein Nebenfluss der Altmühl, deren Steinbrücken dem Ortsbild einen besonderen Charakter verleihen, und die Erlach, die von Falbenthal kommend am südlichen Ortsrand verrohrt in die Rohrach fließt. Südwestlich von Wettelsheim liegt im Rohrachtal das 4,45 Hektar große als „Geschützter Landschaftsbestandteil“ ausgewiesene Gebiet Rohrachmäander bei Wettelsheim.[2]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hauptstraßen des Ortes sind die Kreisstraße WUG 5 und die Staatsstraße St 2230. Ebenfalls durch den Ort läuft der Altmühltal-Panoramaweg. An Wettelsheim vorbei führt die Bahnstrecke Treuchtlingen–Würzburg. Die Ortschaft hatte einen eigenen, 1869 eröffneten und mittlerweile stillgelegten Bahnhof mit zwei durchgehenden Hauptgleisen. Der Bahnhof Treuchtlingen ist ca. 4 km entfernt. Dorthin führt eine Buslinie.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gebiet um Wettelsheim ist seit langer Zeit besiedelt. Davon zeugen Siedlungen aus der Römerzeit[3], des Neolithikum[4], mehrere Villa rustica,[5] Siedlungen der Hallstattzeit und der Urnenfelderzeit, Körpergräber der Bronzezeit und des frühen Mittelalters und ein Einzelfund eines neolithischen Steinbeils.[6]
Der wohl im 5./6. Jahrhundert entstandene Ort wird erstmals 1044 in einer Schenkungsurkunde des Kaisers Heinrich III. urkundlich erwähnt. Er wurde unter anderem von den Marschällen aus Pappenheim, dem Kloster Wülzburg zu Weißenburg und nach dem Dreißigjährigen Krieg von den Hohenzollern verwaltet. 1422 verwüstete ein Ortsbrand das Dorf und vernichtete sämtliche Aufzeichnungen aus der Zeit davor. 1757 bis 1791 ließ der Markgraf von Ansbach im Ortszentrum die heutige Christuskirche erbauen. Zur ehemals selbständigen Gemeinde Wettelsheim gehörten das Dorf Falbenthal sowie die Einöden Dornmühle, Kellerhaus, Ziegelmühle und Zollmühle. Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde Wettelsheim am 1. Juli 1972 nach Treuchtlingen eingemeindet.[7] 2001 gewann das Dorf Silber im Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft. Am 30. April 2018 wurde eine Frau beim traditionellen Aufstellen des Maibaumes von dessen herabbrechender Spitze getroffen und hierbei tödlich verletzt.[8]
Wirtschaft / Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wettelsheim ist landwirtschaftlich geprägt, besitzt jedoch auch einen vergleichsweise hohen Anteil an Gewerbe, Industrie und infrastrukturellen Einrichtungen. Hauptarbeitgeber ist die Brauerei Strauß, besser bekannt unter dem Namen Brauerei Wettelsheimer Bier. Sie wurde 1797 gegründet und gehört seit 1874 der Familie Strauß.[9] Der im Wald gelegene Wettelsheimer Keller zwischen Treuchtlingen und Wettelsheim gilt weiterhin als Ausflugstipp und erhielt Bierkeller-Ranking der Tageszeitung Fränkischer Tag den zweiten Platz.[10]
Mehr als 20 Vereine zeugen von einem regen Dorfleben.
Wettelsheim hatte einen Bahnhof an der Bahnstrecke Treuchtlingen–Würzburg.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kirche St. Martin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die evangelische Friedhofskirche St. Martin wurde im Jahr 1058 durch Bischof Gundekar II. dem heiligen Martin geweiht und birgt heute noch Fresken aus dieser Zeit. Sie stammt in ihrer Grundstruktur aus dem 14. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert begannen die Herren von Leubelfing aus Falbenthal, die Kirche als Grablege zu nutzen.[11] Der Saalraum besitzt ein eingezogenes Chor; der Westturm ist gedrungen und wird von einem Zeltdach gekrönt. Der spätgotische Flügelaltar wurde 1515 vom Abt des Klosters Wülzburg gestiftet und stammt von Sebastian Dayg aus Nördlingen.[12] Ein Ausbau der Kirche fand im 15. Jahrhundert sowie im Jahr 1656 statt.[13]
Christuskirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die evangelische Christuskirche wurde unter Leitung des markgräflichen Landbauinspektors Johann David Steingruber von 1756 bis 1757 anstelle einer alten Marienkapelle erbaut, über die nur wenig bekannt ist. 1866 wurde sie wegen Baufälligkeit unter dem Baumeister Gustav Renner neuaufgebaut. Der polygonale Kirchturm wird von einem Spitzhelm gekrönt und befindet sich westlich des quergerichteten Kirchensaals. Östlich davon liegt die Sakristei und die Orgelempore.[14] Hinter der Kirche befinden sich Überreste von Mauern und Gräben des Amtshofes aus dem 15. oder 16. Jahrhundert.[15]
Ortssammlung Wettelsheim
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ortssammlung Wettelsheim zeigt seit 1957 die Geschichte von Wettelsheim. Ausgestellt werden Bestände an Keramik aus Wettelsheimer Töpfereien aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Ausstellungsschwerpunkte sind weiterhin das bäuerliche Leben, Handwerk und Brauchtum.[16]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georg Burckhardt (1539–1607), deutscher Professor für Rhetorik und Logik an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- Johannes IV. Burckhardt (1538–1598), Abt der Klöster Münsterschwarzach und Banz
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Kaspar Bundschuh: Wettelsheim. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 204–205 (Digitalisat).
- Karl Gröber, Felix Mader: Bezirksamt Gunzenhausen (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken 6). R. Oldenburg, München 1937, DNB 366496220, S. 288–295.
- Gottfried Stieber: Wettelsheim. In: Historische und topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach. Johann Jacob Enderes, Schwabach 1761, OCLC 231049377, S. 944–948 (Digitalisat).
- Pleikard Joseph Stumpf: Wettelsheim. In: Bayern. Ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches. Zweiter Theil. München 1853, OCLC 643829991, S. 725 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ortsteile auf der Website treuchtlingen.de
- Wettelsheim in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 9. November 2022.
- Private Seite zu Wettelsheim
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Stadt Treuchtlingen – Neuaufstellung Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan – Wettelsheim. (PDF) In: Stadt Treuchtlingen. S. 157, abgerufen am 2. Oktober 2021.
- ↑ Beschreibung des Naturschutzgebietes Rohrachmäander bei Wettelsheim
- ↑ BayernViewer-denkmal: Siedlung der Römerzeit bei Wettelsheim ( des vom 28. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ BayernViewer-denkmal: Siedlung des Neolithikums bei Wettelsheim ( des vom 28. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ BayernViewer-denkmal: Villa Rustica ( des vom 28. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ BayernViewer-denkmal: Siedlungen der Hallstattzeit, Körpergräber des frühen Mittelalters und Einzelfund eines neolithischen Steinbeils bei Wettelsheim ( des vom 28. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 477.
- ↑ Pressebericht Nordbayern.de vom 30. April 2018
- ↑ Wettelsheimer-Bier.de ( des vom 5. August 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Martin Droschke: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem fränkische Bier und einer Plörre aus Restbayern? In: Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr. Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt 19. Mai.
- ↑ Beschreibung der Martinskirche auf pointoo.de
- ↑ Evangelisch-lutherische Kirchengemeinden Wettelsheim und Bubenheim, abgerufen am 11. November 2020.
- ↑ Beschreibung der Martinskirche auf BayernViewer-denkmal ( des vom 28. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Beschreibung der Christuskirche auf pointoo.de
- ↑ Beschreibung der Christuskirche auf BayernViewer-denkmal ( des vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Die Ortssammlung Wettelsheim