Wien Westbahnhof

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Wien Westbahnhof
Der Westbahnhof mit dem davor gelegenen Europaplatz
Daten
Bahnsteiggleise 11
Abkürzung Wien Westbf.
Eröffnung 1858 (Vorgängerbau), 1952 Neubau
Architektonische Daten
Architekt Moritz Löhr (1858),
Hartiger & Wöhnhart (Neubau)
Lage
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Der Westbahnhof in Wien bildet als Kopfbahnhof den Anfangspunkt der heutigen österreichischen Westbahn. Der Bahnhof wurde am 15. Dezember 1858 anlässlich der Inbetriebnahme der „k.k. priv. Kaiserin Elisabeth-Bahn“ von Wien Westbahnhof über Linz Hauptbahnhof nach Linz Südbahnhof feierlich eröffnet.

Lage

Der Westbahnhof liegt im 15. Wiener Gemeindebezirk Rudolfsheim-Fünfhaus an der innerstädtischen Verkehrsachse Gürtel. Die südlich verlaufende Mariahilfer Straße stellt eine direkte Verbindung ins Stadtzentrum her.

An das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs ist der Westbahnhof umfangreich angeschlossen. Er ist Ausgangs- oder Haltepunkt folgender regionaler Linien:

Bedeutung

Blick vom Westbahnhof auf den Europaplatz

Der Westbahnhof ist, neben dem Südbahnhof, einer der beiden großen Wiener Bahnhöfe und als solcher Ausgangspunkt des Bahnfernverkehrs nach Deutschland, in die Schweiz und weiter nach Frankreich, Belgien und die Niederlande. Zur Verladung von Personenkraftwagen hat er zwei Verladestellen[1] für Autoreisezüge nach Salzburg Hbf, Schwarzach-St. Veit, Innsbruck Hbf, Feldkirch, Düsseldorf Hbf, Hamburg-Altona und Berlin-Wannsee.

Bahnsteige und Gleise

Daneben besteht über die Verbindungsbahn ein Anschluss nach Ungarn, Serbien und Rumänien im Osten und Südosten. Da der Westbahnhof Kopfbahnhof ist, müssen Züge, die von der Westbahn kommen, für die Weiterfahrt nach Ungarn den Bahnhof entgegen der Anfahrtsrichtung verlassen und zu diesem Zweck "gestürzt" werden (Eisenbahnersprache). Gemeint ist, dass die bis dahin ziehende Lok abgekuppelt und am bisherigen Zugsende eine andere Lok angekuppelt wird.

Gleichzeitig ist der Westbahnhof Ausgangspunkt der regionalen Verbindungen in das westliche Niederösterreich, die in den Verkehrsverbund Ost-Region eingebunden sind und teilweise zur Wiener S-Bahn gehören.

Mit der Errichtung des derzeit geplanten Wiener Hauptbahnhofs wird der Westbahnhof ab etwa 2013 an Bedeutung verlieren, da internationale Fernzüge, vor allem solche, die nach Osteuropa weiterführen, dann durch einen Verbindungstunnel unter dem Lainzer Tiergarten, der bereits in Bau ist, direkt zum Hauptbahnhof geführt werden sollen. Für diese Zeit wird mit einer Verkleinerung des Westbahnhofs gerechnet und es werden bereits Konzepte für die Verwertung der frei werdenden Flächen gesammelt.

Geschichte

1858 bis 1949

Standbild der Kaiserin Elisabeth in der Bahnhofshalle
Der alte Westbahnhof, 1862
Der Westbahnhof 1895

Der mit der Westbahn – ursprünglich: k.k. privilegierte Kaiserin-Elisabeth-Bahn – im Jahr 1858 eröffnete Westbahnhof wurde vom Bahnarchitekten Moritz Löhr entworfen und umfasste vier in historisierendem Baustil errichtete Bauteile.

Die Bahnhofshalle war ursprünglich 104 m lang und 27,2 m breit. Sie wurde durch ein eisernes Zeltdach mit Trägern gedeckt und bot Platz für vier Gleise. Ausgeprägte Zungenbahnsteige waren zunächst nicht vorhanden. Die Ausfahrt aus der Halle war von zwei Türmen flankiert. Im Osten schloss ein zweistöckiges Verwaltungsgebäude die Gleisanlage gegen den Gürtel hin ab.

Die Seitentrakte nahmen die Einrichtungen für Ab- und Anreise auf. Die nach Süden gelegene Abfahrtsseite bestand aus einem repräsentativen Portal mit Freitreppe und drei großen, von Säulen getragenen Bögen, die von Statuen gekrönt waren; Verbindungstrakte rechts und links davon stellten eine Verbindung zu je zwei zweistöckigen Bürogebäuden her. Durch das Portal erreichte man die Kassenhalle und den Bahnsteig für die Abfahrt. Auf leicht erhöhtem Terrain gelegen, bot die Abfahrtsseite von Südosten her die eindrucksvollste Ansicht des Bahnhofs. An der im Norden gelegenen Ankunftsseite wiederholte sich diese Gliederung; bedingt durch das Gelände entfiel hier aber der Gebäudesockel und das Portal war weniger hoch ausgeführt, dafür boten Arkaden Passagieren, die auf Fiaker oder Fuhrwerke warteten, Schutz vor der Witterung.

Um dem gestiegenen Fahrgastaufkommen Rechnung zu tragen, wurden bei einem von 1910 bis 1912 vorgenommenen Umbau die beiden Türme, die die Ausfahrt flankierten, entfernt, die Dachkonstruktion geändert und Platz für ein fünftes Gleis geschaffen. Zusätzlich wurden im Vorfeld der Hallengleise weitere überdachte Bahnsteige und Abfahrtsgleise angelegt.

Im April 1945 wurde der Bahnhof im Zuge der Kampfhandlungen am Ende des 2. Weltkriegs von Bomben getroffen und brannte aus; das Dach der Halle stürzte ein. Nach Kriegsende wurden die Gebäude zunächst notdürftig für den Bahnbetrieb adaptiert, man entschloss sich jedoch zu einem völligen Neubau, sodass der Bahnhof ab 1949 abgerissen wurde.

An den alten Bahnhof erinnert noch eine Statue der ursprünglichen Namensgeberin der Bahn, Kaiserin Elisabeth, die sich früher an der Fassade des Bahnhofs befand und jetzt in der unteren Halle des Westbahnhofs aufgestellt ist.

Seit 1949

Untere Halle
Kassenhalle im Westbahnhof
Detail der Glasfassade, im Inneren das Café

Der von den Architekten Hartiger & Wöhnhart entworfene Neubau des Westbahnhofs wurde 1952 eröffnet. Da an den Seiten nur schmale Verwaltungstrakte errichtet wurden, war Raum für insgesamt elf Gleise vorhanden, die durch überdachte Zungenbahnsteige erschlossen werden. Zentraler Bereich ist die große, vom Gürtel (Europaplatz) her zu betretende Bahnhofshalle, die in eine untere und eine über zwei Stiegen- und Rolltreppenanlagen zu erreichende obere Ebene geteilt ist. Die Halle wird durch hohe Fenster belichtet, die in die Fassade nach Osten und nach Westen (dort oberhalb der Überdachungen der Bahnsteige) eingebaut sind. Unter der oberen Halle, zugänglich von der unteren Halle, waren bis zum Sommer 2008 die Fahrkartenschalter angeordnet. Nachträglich wurde in der unteren Halle ein Pavillon errichtet, der ein Servicezentrum für Buchungen, Hotelreservierungen und anderes mehr beherbergte. An der Nordseite des Bahnhofs wurde in den 1980er-Jahren ein Parkhaus angeschlossen. Das so genannte Aufnahmsgebäude mit seiner Fachwerkdachkonstruktion steht unter Denkmalschutz.

Eingang Gerstnerstraße zum provisorischen Aufnahmegebäude (Oktober 2008)

Im Zuge der Errichtung der U-Bahnlinie U3 entstand um 1993 im südlichen Bereich der Halle eine große Stahl-Glas-Konstruktion, in der in mehreren Ebenen Teile des Bahnhofsrestaurants und ein Café untergebracht waren. Von der unteren Ebene der Halle war das unterirdische Verbindungsgeschoss zu den U-Bahn-Stationen erreichbar.

In beiden Ebenen der Bahnhofshalle waren bis zum Sommer 2008 verschiedene Geschäfte, wie Supermarkt, Bäckerei, Tabak- und Zeitschriftenläden, Internetcafé, Postamt, Kopierladen, Imbissstuben, Blumenladen, Friseur etc. untergebracht; die Polizeiinspektion wurde schon 2006 wegen Unbenützbarkeit gesperrt. An der zum Gürtel (Europaplatz) hin gelegenen Außenseite bot ein Vordach Schutz vor schlechtem Wetter beim Aus- und Einsteigen in Autos und Taxis.

Derzeit ist ein groß angelegter Umbau des Westbahnhofs im Gang. Ein Wettbewerb kürte 2002 die Gewinner. Erste Vorarbeiten zur Neugestaltung haben 2007 begonnen. Die Bahnhofshalle wurde Mitte September 2008 für drei Jahre gesperrt und südlich der Halle ein provisorisches Abfertigungsgebäude errichtet. Dorthin wurden auch die Läden des Bahnhofs großteils übersiedelt. Die Umbauarbeiten kosten etwa 130 Millionen Euro[2] und sollen 2011 beendet sein.

U-Bahn-Station

Stationsgebäude zwischen den beiden Fahrbahnen des Gürtels
Bahnsteig der Linie U3
und der U6

Unter dem Westbahnhof und unter dem davor situierten Europaplatz und dem Neubaugürtel befindet sich die gleichnamige U-Bahn-Station Westbahnhof, ein dreigeschoßiger, unterirdischer Kreuzungsbahnhof der U-Bahnlinien U3 und U6. Die Linie U3 führt südöstlich ins Stadtzentrum und weiter bis Simmering und nordwestlich bis Ottakring (16. Bezirk). Die Linie U6 bildet – zum Teil entlang des Gürtels – eine halbkreisförmige Verbindung bedient die nördlichen, westlichen und südwestlichen Gebiete von Floridsdorf (21. Bezirk) bis Siebenhirten (23. Bezirk: Liesing).

Die U-Bahn-Station Westbahnhof zählt zu den meistfrequentierten Knoten im ÖPNV in Wien. Es besteht die Möglichkeit, zu den Straßenbahnlinien 5, 6, 9, 18, 52 und 58 sowie zur S-Bahn-Linie 50 in Richtung Tullnerbach-Pressbaum umzusteigen.

Kunstinstallation von Adolf Frohner im Zwischengeschoss

Die Anlagen der U3 liegen als Seitenbahnsteige in zwei getrennten, parallel angeordneten und per Mittelbahnsteig verbundenen Tunnelröhren und erstrecken sich drei Stockwerke tief schräg zwischen dem Neubaugürtel und der Langauergasse. Von hier gelangt man per Aufzug direkt in die Gasgasse. Die Bahnsteige der U6, die über einen Mittelbahnsteig verfügen, liegen direkt unter dem Mittelstreifen des Neubaugürtels. Ausgänge führen in ein Aufnahmegebäude, das sich auf dem Mittelstreifen des Neubaugürtels befindet.

Beide Stationen sind über ein Verteilergeschoss miteinander verbunden. Von dort führten Rolltreppen und Aufzüge bis September 2008 direkt in die Kassenhalle des Westbahnhofs sowie in die Innere und Äußere Mariahilfer Straße. Dieses Verteilergeschoss wird zwar mit der Betriebssperre der U-Bahn für den Publikumsbetrieb gesperrt, kann aber während der Betriebszeiten auch ohne Fahrausweis betreten werden.

Im Zwischengeschoß befindet sich neben einer Filiale einer Wiener Großbäckerei und einem Lebensmittelgeschäft mit Sonderöffnungszeiten eine Informationsstelle der Wiener Linien sowie die von Adolf Frohner gestaltete Kunstwand „55 Schritte durch Europa“, die die Entwicklung Europas künstlerisch verdeutlichen soll.[3] Wegen wiederholter Vandalismusschäden wurde vor dem Kunstwerk Mitte der 2000er Jahre eine Glaswand hochgezogen.

Der rege Publikumsbetrieb hat vor allem im Zwischengeschoss eine Drogen- und Bettlerszene angezogen. Weiters befindet sich die Station im Einzugsbereich des Straßenstrichs auf der äußeren Mariahilfer Straße.

Geschichte der Stadtbahn- und U-Bahn-Station

Die erste Station der von Otto Wagner entworfenen Stadtbahn wurde im Jahr 1898 eröffnet. Die Tiefbahnstation mit dem typischen Aufnahmsgebäude befand sich auf dem heutigen Europaplatz. Dieses Gebäude wurde mit dem Neubau des Westbahnhofs 1949 abgetragen und mit einer Betondecke nach oben hin verschlossen. Der Zugang zu den Stadtbahnlinien „GD“ (Gürtel–Donaukanal) und „G“ (Gürtel) erfolgte nun über die Kassenhalle des neuen Westbahnhofs durch einen unterirdischen Gang[4]. So bestand die Station bis 1989. Dann wurde sie von der neuen Station der Linie U6 abgelöst. Am 4. September 1993 erfolgte die Betriebsaufnahme auf der Linie U3.

Das alte Stationsbauwerk wurde mit der Eröffnung des derzeitigen Aufnahmsgebäudes unter der Mittellinie des Neubaugürtels im Jahr 1991 aufgelassen. Der ursprüngliche Tunnel der Gürtellinie existiert noch heute und wurde nicht zugeschüttet, da immer wieder geplant war, diesen als Straßentunnel nachzunutzen[5].

Einzelnachweise

  1. Österreichische Bundesbahnen: Wien Westbahnhof (pdf-Datei)
  2. Tageszeitung Der Standard, Wien, 2. September 2008, S. 11
  3. Wiener Stadtwerke: Kunst im Untergrund aufgetaucht
  4. tramway.at: Der Westbahnhof seit 1949
  5. Was geschah mit aufgelassenen Stationen?

Literatur

  • Wien Museum: Großer Bahnhof: Wien und die weite Welt. Czernin Verlag, Wien 2006, ISBN 3-7076-0212-5.

Weblinks

Commons: Wien Westbahnhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Koordinaten: 48° 11′ 49″ N, 16° 20′ 13″ O