Wikipedia:Kurier/Ausgabe 12 2015

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Resümee und Ausblick vom WMDE-Bereichsleiter Ideenförderung

Am 1. Oktober 2015 hatte ich meinen ersten Arbeitstag als Bereichsleiter Ideenförderung bei WMDE. Ich möchte nun von meinen ersten Erfahrungen berichten und einen Ausblick auf das nächste Jahr geben.

Gleich am zweiten Arbeitstag hatte ich im Kurier meine Feuertaufe. Als Ausgleich erhielt ich zeitgleich sehr nette Willkommensnachrichten. Die kommenden Wochen lernte ich dann engagierte Ehrenamtliche kennen, die für die Wikipedia mit Kopf und Herz verantwortlich sind. Es sind Menschen, die mit Leidenschaft, Ausdauer und Brillanz an der größten Enzyklopädie aller Zeiten mitwirken. Nach jedem Treffen mit den Wikipedianer/innen bin ich voller Begeisterung heimgekehrt. Wikipedianer/innen sind Ehrenamtliche, die den höchsten Respekt verdient haben. Aber leider erhält das digitale Ehrenamt in unserer Gesellschaft immer noch nicht die Wertschätzung, die es verdient. Die Wikipedia und ihre Schwesterprojekte werden durch so viele Nettigkeiten (z.B. Unterstützung beim Formulieren, kleine Badges mit Blumen als Danksagung, technische Hilfestellungen) geprägt und auch die realen Treffen zeichnen sich durch angenehme Gespräche, Humor und Geselligkeit aus. Diese schönen Dinge des Wikiversums sollten meiner Ansicht nach gegenüber den unangenehmen Erscheinungen (z.B. geringer Respekt, Beschimpfungen oder fehlende Offenheit für andere Perspektiven) wieder stärker in den Vordergrund rücken und so auch für mehr Anerkennung des digitalen Ehrenamtes beitragen.

Drei Orte, an denen diese positive Stimmung vorherrscht, habe ich bereits besuchen können. Zu Gast beim 100. Stammtisch in Bremen war ich erstaunt zu sehen, dass Ehrenamtliche im Alter von 60+ vor Ort die Hauptaktiven sind und auch flugs Datenbankprogrammierung betreiben können, wenn sie nicht gerade für Artikel zur Bremer Geschichte in den Stadtarchiven unterwegs sind. In meiner naiven Vorstellung hatte ich eher deutlich jüngere Menschen in der Wikipedia erwartet. Im Lokal K traf ich dann eine Community, die sich durch starke Freundschaften auszeichnet und, wie ich inzwischen feststellen konnte, in einer Vielzahl von Aktivitäten eine wichtige Rolle innehat. Zuletzt war ich zu Besuch beim Kontor in Hamburg. Eine spannende Mischung von konservativen bis anarchistischen Wikipedianer/innen, die an einem Ort gemeinsam erfolgreich zahlreiche Vorhaben umsetzen. Wikipedia kann so unterschiedliche Menschen auf irgendwie magische Weise verbinden und in einem überzeugenden Resultat als enzyklopädisches Projekt zusammenwirken lassen – faszinierend.

Im Team Ideenförderung – meine Kolleg/innen setzen sich übrigens unermüdlich für die Bedarfe der Communities ein und leben einen tollen Teamspirit – sind wir jetzt eingestiegen, die Umsetzung des Jahresplanes 2016 vorzubereiten.

Im Mittelpunkt steht die Fortsetzung der guten Zusammenarbeit zwischen den Ehrenamtlichen und dem Team Ideenförderung. Mit einer neuen Vortragsreihe in der Geschäftsstelle wollen wir stärker den Fokus der Ehrenamtlichen an alle interessierten Mitarbeiter/innen herantragen. Zunächst sind sechs Veranstaltungen mit Wikimedianer/innen vorgesehen. Das hohe Niveau bei der Unterstützung von Fördervorhaben soll beibehalten werden. So ist im Jahresplan 2016 u. a. festgehalten, dass für 100 % der Ideen zu Freiwilligen-Vorhaben über 1.000 Euro innerhalb von drei Wochen nach Vorlage eines vollständigen Antrages eine finale Förderentscheidung steht. Intern werden wir unsere administrativen Abläufe und Prozessanforderungen auf den Prüfstand stellen. Ein sehr spannendes Vorhaben wird die Gewinnung von 1.000 neuen Ehrenamtlichen (mit mindestens 10. Edit) für die Wikimedia-Projekte sein. Erste Ideen zum Gewinnen und Halten von Neuen erhielten wir von Community-Mitgliedern bereits im Rahmen des Dialoges auf WP:FÖ. Im Community-Workshop im ersten Quartal 2016 wollen wir dann gemeinsam an konkreten Vorhaben weiterarbeiten. Der Austausch mit erfahrenen Community-Mitgliedern deutet darauf hin, dass die große Herausforderung sein wird, neue Ehrenamtliche nicht nur zu gewinnen, sondern in die bestehende Communitys zu integrieren. Hier muss ich auch erst noch lernen, was und wie WMDE überhaupt dazu beitragen kann. Ein großes Dankeschön an alle, die mir in den letzten drei Monaten Tipps, Ratschläge und Anregungen gegeben haben, wie das Team Ideenförderung die wertvolle Tätigkeit der Ehrenamtlichen in den Wikimedia-Projekte weiter stärken kann.

Ich freue mich auf ein schönes, erfolgreiches und inspirierendes Jahr 2016 gemeinsam mit Euch und wünsche allen einen guten Rutsch.JF(WMDE), 30.12.

Neustes zum Thema Echo

Da der Großteil der Autoren eher weniger auf Phabricator tätig ist, hier eine Übersicht, was euch in der Zukunft erwartet. So ein Hinweis auf aktuelle Tasks hat auch den Vorteil, dass ihr die Dinge durchaus durch konstruktiven Input verbessern könnt, oder verändern könnt, das ist auf Phabricator seitens der Entwickler durchaus immer willkommen. Die Wikimedia Foundation (WMF) hatte ja vor einiger Zeit ihr Collaboration-Team von dem teilweise umstrittenen Flow abgezogen, und auf Echo angesetzt, was wohl (zumindest meiner Schätzung nach) eher auf Zustimmung stoßen wird. Das nächste große Ziel des Teams ist es jedenfalls, das öfter gewünschte Benachrichtungssystem zu etablieren, das auch Cross-Wiki funktioniert. Auf gut Deutsch: Bekommt man z.B. auf enwiki eine Nachricht, sieht man die auch hier, und in allen anderen Wikis (zumindest nach Standardeinstellungen, siehe Details weiter unten). Wer sich das ganze mal anschauen möchte, hier befindet sich das Konzept und eine Übersicht über die daraus folgenden Aufgaben und Implementationsschritte, ebenso wie der aktuelle Stand. Allerdings wird es nicht nur ein Cross-Wiki-System sein, sondern es geht z.B. auch darum, dass spezifische Benachrichtigungen von bestimmten Wikis abgeschaltet werden können. Das Ganze soll sehr detailliert sein, um alles genau einzustellen zu können. Soweit zum Konzept, das Ganze soll jedenfalls erstmal als Beta-Feature „auf den Markt kommen“, sprich ihr könnt es auf freiwilliger Basis in den Einstellungen aktivieren, im Gegensatz zu dem ursprünglich mal geplanten Flow als Beta-Feature haben hier die, die der Funktion eher ablehnend gegenüberstehen sollten, keinen Nachteil, da sich dieses Feature bei Bedarf ohne Probleme deaktivieren lässt. Es gab zwar zwischendurch kleinere Probleme, aber das ganze kommt wohl auch bald heraus, von daher nach den bisherigen von der WMF unterstützten Funktionen doch mal was, ich hoffe relativ unumstrittenes, zumal man zumindest, wenn man sich diesen Task anschaut, es detailliert konfigurieren oder abschalten kann, und sicherlich gut zu benutzen. Sinn und Zweck dieses Artikels ist jedenfalls der Grund, dass vielleicht mehr Personen auf Phabricator vorbeischauen, und dort freuen sich die Entwickler stets über konstruktiven Input. Wie dem jedenfalls auch sei, wüsste ich gerne mal eure Meinung zu diesem Thema, wie findet ihr diese Entwicklung? Wäre jedenfalls ein schönes Thema für die Diskussionsseite. Eine anschließende Frage, hättet ihr gerne zukünftig ebenfalls eine dieser ähnelnden Übersicht zu aktuellen euch betreffenden Projekten auf Phabricator?
Luke 29.12.

Weihnachtsmann Wales

Jerlan Abilfaisowitsch Ydyryssow, heute Außenminister von Kasachstan und 2012 der Botschafter seines Landes in den Vereinigten Staaten: Jimmy Wales wollte noch nie von ihm gehört haben.

Jimmy Wales hat sich gestern, Heiligabend, wieder einmal in widersprüchliche Aussagen bezüglich seiner Kontakte zum diktatorischen Regime Kasachstans verstrickt.

Konkret ging es diesmal um ein Treffen zwischen Wales und dem kasachischen Botschafter in den Vereinigten Staaten, das laut Wales' gestriger Aussage niemals stattgefunden haben sollte.

Kazakh TV berichtete 2012, kurz nach Wikimania Washington, von diesem Treffen:

„Jimmy Wales, beeindruckt von den Errungenschaften Kasachstans im Aufbau von Wikipedia, hat gesagt, dass er vorhat, unser Land zu besuchen. Der kasachische Botschafter in den Vereinigten Staaten, Jerlan Ydyryssow, hat Herrn Wales bereits eine offizielle Einladung überreicht. Jimmy Wales nahm diese Einladung an und dankte der kasachischen Regierung dafür, dass sie die Bedingungen für bedeutende Errungenschaften im Aufbau der kasachischen Wikipedia geschaffen hat.“

(„Being impressed by the achievements of Kazakhstan in the development of Wikipedia its founder Jimmy Wales announced his intention to visit our country. The Kazakhstan Ambassador to the US Yerlan Idrissov has already handed over an official invitation to Mr. Wales. Having accepted the invitation, Jimmy Wales thanked the Kazakh government for creating conditions for significant achievements in the development of the Kazakh language Wikipedia.“)

Jimmy Wales leugnete nun gestern, dass ein solches Treffen jemals stattgefunden hätte. Er schrieb auf seiner Diskussionsseite:

„Ich habe Jerlan Ydyryssow nie getroffen oder gesprochen, noch habe ich jemals überhaupt von dieser Person gehört. Ich habe nie eine offizielle Einladung nach Kasachstan angenommen. Ich habe nie mit irgendjemandem von der kasachischen Botschaft in den Vereinigten Staaten gesprochen. Ich habe noch nie mit Kazakh TV gesprochen.“

(„I have never met nor spoken nor even heard of Yerlan Idrissov. I have never accepted any official invitation to Kazakstan. I have never spoken to anyone at the Kazakh embassy in the US. I have never spoken to Kazakh TV.--Jimbo Wales (talk) 10:38, 24 December 2015 (UTC)“)

Nun ist es zwar nicht undenkbar, dass eine regierungstreue Fernsehanstalt in einer Diktatur wie Kasachstan gelegentlich Meldungen veröffentlicht, die frei erfunden oder zumindest stark geschönt sind.

Das Problem war jedoch, dass Wales bei seiner Ansprache bei Wikimania 2012 in Washington der Wikimedia-Gemeinde selbst erzählt hatte, er habe an jenem Morgen ein Treffen mit dem kasachischen Botschafter gehabt.

Es gibt eine Tonaufnahme von Wales' Ansprache in Wikinews. Von einem Wikimedianer aufgezeichnet, ist sie zwar nicht von professioneller Qualität, aber doch klar genug, um hinsichtlich der entscheidenden Punkte keinen Zweifel zu lassen:

(23:45) „So, jetzt ist es Zeit für die globalen Preise, juchhe! [Applaus] Ich habe letztes Jahr damit begonnen und hoffe, das zu einer regelmäßigen Tradition zu machen. Und letztes Jahr habe ich das erste Mal den Wikipedianer-des-Jahres-Preis vergeben, an Rauan, der hier irgendwo ist – kann er aufstehen? hier! – von der kasachischen Wikipedia. Und ich habe eine Spende an die kasachische Wikipedia-Gemeinde gemacht und, äh, Kasachstan zu besuchen. Keines von beidem hat bisher stattgefunden, aber das Angebot steht noch, und ich habe mich heute morgen mit dem kasachischen Botschafter getroffen und plane so bald wie möglich dorthin zu reisen, damit ich ihnen den Preis in der Anwesenheit des Präsidenten und des Premierministers geben kann; wen immer wir dafür einspannen können, wird kommen.“

(23:45) („So, now it's time for the global awards, yay! [Applaus] I started this last year and I hope to make it an ongoing tradition. And last year for the first time I gave the Wikipedian of the Award … of the Year Award to Rauan, who is here somewhere – can he stand up? here! – from Kazakh Wikipedia. And I also gave a donation to the Kazakh Wikipedia community, and to visit, er, Kazakhstan. Neither of those things has actually happened yet but the offer still stands and actually I met with the ambassador of Kazakhstan this morning, and I'm planning a trip there as soon as possible so that I can give them an award in the presence of the President and Prime Minister; whoever we can rein in will come to that …“)

Der kasachische Premierminister Kärim Mässimow. Das kasachische Wikipedia-Projekt läuft unter seiner Schirmherrschaft.

Grundsätzlich deckt sich diese Passage ja durchaus mit dem auf Kazakh TV veröffentlichten Report. Wales hat inzwischen allerdings eingestanden, dass er den versprochenen Geldpreis – aus welchen Gründen auch immer – nie ausgezahlt hat.

Ferner hatte Jimmy Wales bei Wikimania 2011 in Haifa den versammelten Wikimedianern gesagt, er habe mit dem kasachischen Premierminister gesprochen. Seine Rede ist, in ausgezeichneter Bild- und Tonqualität, auf YouTube verfügbar:

„Ich habe mich auch mit der dortigen Regierung in Verbindung gesetzt. Ich habe mit dem dortigen Premierminister gesprochen.“

(„I also have been getting in touch with the government there. I've been talking to the Prime Minister there.“)

Letztes Jahr dementierte er dies dann in einer Diskussion auf Reddit (siehe Pressebericht dazu) und behauptete, nie direkten Kontakt mit dem Premierminister gehabt zu haben.

Es wäre nachvollziehbar, wenn die 2011 von Wales hoch gelobte kasachische Wikipedia inzwischen zu einer Peinlichkeit für ihn geworden ist und er nun versuchte, seine Kontakte zu einem Regime zu minimieren, das, wie unlängst in der New York Times berichtet, im Begriff ist, seine eigene Version von Chinas „Great Firewall“ zu erstellen, um noch mehr Kontrolle über das Internet zu gewinnen. Aber sollte die Wikipedia-Gemeinde es ihm da so einfach machen?

Wales schuldet der Öffentlichkeit bis heute eine klare und offene Antwort auf die Frage, was in aller Welt ihn dazu bewogen hat, für das Wikipedia-Projekt des kasachischen Regimes die Werbetrommel zu rühren. War es nur Naivität? Oder steckte mehr dahinter? Sowohl der mit Wales befreundete britische Ex-Premier Tony Blair (der ehemalige Chef von Wales' Gattin Kate Garvey) als auch die Stanton Foundation, die Wikimedia kurz nach der Preisverleihung bei Wikimania 2011 eine Rekordspende in Höhe von mehreren Millionen erteilte, haben Verbindungen zum Regime in Kasachstan (im Fall der Stanton Foundation über Graham Allison, den Ehemann von Liz Allison, die die Stanton Foundation verwaltet). Ein weites Feld für Verschwörungstheorien.

Tatsache ist, dass Wales’ Lob, so peinlich es ihm heute sein mag, damals eine Steilvorlage für die kasachischen Propagandisten war. Und was soll nun, da klar ist, dass die kasachische Wikipedia fest in der Hand der Regierung ist, mit diesem Projekt geschehen?

Ganz abgesehen davon, ist es für Wikimedia eigentlich tragbar, dass ein Mann, der in den Augen der Weltöffentlichkeit mehr als jede andere Person mit Wikipedia identifiziert ist, sich bei einem weltpolitisch brisanten Thema so närrisch aufführt?

Wales hat nun, noch vor seinem Weihnachtsmittagessen, eingestanden, dass er sich wohl doch mit dem Botschafter getroffen haben muss, aber leider keinerlei Erinnerung daran hat. Er wiederholt, dass seine Aussage bei Wikimania 2011, er habe mit dem kasachischen Premierminister gesprochen, falsch war. Na denn!

Wales kommt mir langsam so vor wie der Weihnachtsmann: wer an ihn glaubt, wird selig. Fröhliche Weihnachten! AK, 25.12.

Wikimania 2016

Logo der Wikimania.

Auf Wikipedia:Wikimania 2016 ist ein Portal für all diejenigen entstanden, die sich über die größte Zusammenkunft von Wikipedianerinnen und Wikipedianern und an den Wikimedia-Projekten interessierten Personen weltweit informieren oder ihr Interesse an einer Teilnahme bekunden möchten. Neben einem Überblick über das geplante Programm steht das geplante „Berglokal“ im Fokus der Seiten.

Die lokalen Gruppen und Stützpunkte im deutschsprachigen Bereich sind Vorbild im gesamten Wikiversum und wecken das Interesse auch in anderen Ländern. Die Wikimania ist der ideale Ort, um anderen zu zeigen, wie das lokale Engagement funktioniert und um auch selbst etwas Neues mitzunehmen, und von anderen Referierenden aus der ganzen Welt neue Ideen zu erhalten. Um dies möglichst authentisch wiederzugeben, möchte Wikimedia Deutschland in Abstimmung mit den Organisierenden vor Ort einen permanenten Raum schaffen, an dem die deutschsprachige Community Wissen weitergeben, neue Kenntnisse gewinnen und gemeinsame Projekte initiieren kann. Welche Idee habt ihr? Auf der Projektseite könnt ihr sie gern anderen Mitlesenden vorstellen.

Blick auf Esino Lario, 2006.

Damit die Ideen auch umgesetzt werden können, bieten die Chapter im deutschsprachigen Raum Stipendien an. Für Personen mit Wohnsitz Deutschland stehen dabei 30 Teilstipendien zur Verfügung, die Eintrittsgebühren, Verpflegung und Übernachtungskosten im Mehrbettzimmer komplett abdecken. Die Übernahme von Reisekosten der Stipendiatinnen und Stipendiaten kann gesondert beantragt werden. 15 Teilstipendien stehen für Personen mit Wohnsitz in Österreich über das internationale Vergabeverfahren zur Verfügung.

Für den deutschen Vergabeprozess wird derzeit das Bewerbungsformular erstellt und eine Jury gesucht. Neben einem internationalen Jurymitglied mit Deutschkenntnissen und einem Verantwortlichen von Wikimedia Deutschland bilden drei ehrenamtlich Tätige der Wikimedia-Projekte den Kern der Jury. Habt ihr Interesse und benötigt kein Stipendium von Wikimedia Deutschland für die Teilnahme an der Wikimania? Dann meldet euch mit ein paar erläuternden Worten bei community@ – at-Zeichen für E-Mailwikimedia.de. Mehr Informationen dazu auf der entsprechenden Seite.

Auf einem Vorbereitungstreffen zur Wikimania im März/April 2016 können schließlich nicht nur Workshops mit anderen Interessierten besprochen und ausprobiert werden. Auf vielfachen Wunsch wird es auch ein Rhetoriktraining für angehende Vortragende geben. Achtung: Es können nur noch bis 17. Januar 2016 Vorträge, Workshops, Diskussionsrunden und Ähnliches für das Hauptprogramm eingereicht werden. Auch ist Unterstützung für die Einreichung von Programmvorschlägen in englischer Sprache geplant. Bei Rückfragen und Anregungen steht euch das Team Ideenförderung gern zur Verfügung. Viel Freude rund um die Wikimania! MR(WMDE), 21.12.

Update: Es werden noch immer Freiwillige für die Jury zur Vergabe der Wikimania-Stipendien für Personen mit Wohnsitz Deutschland gesucht. Wer Interesse hat und kein eigenes Stipendium von Wikimedia Deutschland benötigt, kann sich gern bei mir oder community@ – at-Zeichen für E-Mailwikimedia.de melden. Bitte helft mit, dass Ehrenamtliche aus Deutschland bei der wichtigsten internationalen Konferenz zu den Wikimedia-Projekten vertreten sind! MR(WMDE), 21.12.

#OpenAfrica15

Teilnehmer, Veranstalter und Dozenten im Innenhof des Goethe-Instituts Johannesburg

Afrika: „Marode Museen, die dauernd geschlossen sind“ (Zitat von Daniel Metcalfe), jahrhundertalte Schriften, die unklimatisiert in Kellern liegen (Zitat von Brigitte Doellgast). Und selbst wenn die Kulturgüter in einem gut aufbereiteten Museum liegen: Wie schafft man es, die Kulturgüter afrikanischer Staaten und Völker der Öffentlichkeit kostengünstig, am besten kostenfrei zugänglich zu machen? Die Wikipedia für Texte, Wikimedia Commons für Fotos, Videos und Audiodateien, Wiktionaries für kleinere afrikanische Sprachen und Wikisource für Dokumente wären eine Möglichkeit – GLAM-Aktivitäten und Wikimedians in Residence können eine Antwort sein. Die Wikimedians in Residence am besten, wenn sie selber aus den entsprechenden Ländern kommen.

Das Goethe-Institut hat nicht nur einen sprachlichen, sondern auch einen kulturellen Auftrag, und diesen nicht nur, um die deutsche Kultur zu verbreiten, sondern auch allgemein Kultur zu fördern. In Zusammenarbeit mit WikiAfrica und dem Africa Centre veranstaltete und finanzierte das Goethe-Institut in Johannesburg einen einwöchigen Intensivworkshop unter dem Titel #OpenAfrica15 für zukünftige Wikimedians in Residence. Aus vielen Bewerbungen wurden sechs Teilnehmer aus Nigeria, Ghana, Äthiopien, Kamerun und Südafrika ausgesucht. In Johannesburg durchliefen sie eine vollgepackte Woche (siehe das Programm) mit Vorträgen und Workshops unter anderem über die Wikimedia-Projekte, Quellenarbeit, Zusammenarbeit mit einem Museum (am praktischen Beispiel des besuchten Origins Centres der Witwatersrand-Universität), Creative Commons, Tracking, Metrics und Community Building. Weniger als zwei Wochen nach Ende der Konferenz sind jetzt schon dutzende Artikel über afrikanische Themen geschrieben und mehrere hundert Fotos hochgeladen worden. Es wurde sichergestellt, dass die Teilnehmer in ihren Ländern für mindestens sechs Monate weiter mit Editier-, Recherche-, Planungs- und Antragshilfen unterstützt werden. GK., 18.12.

Militärgeschichte

Die Militärgeschichte in der Wikipedia steht der Geschichtswissenschaft fern. Dafür gibt es mehrere Gründe. Deutsche Militärgeschichtsschreibung und Geschichtswissenschaft waren sich lange fremd. Auf beiden Seiten herrschte die Überzeugung vor, Krieg und Militär solle man am besten den Militärs überlassen. Kriegsgeschichte wurde in Deutschland anwendungsorientiert als Operationsgeschichte von Militärs für Militärs geschrieben. Im Zeichen militärischer Befehlshierarchie war Korpsgeist verlangt. Es galt, das Ansehen von Armee und Staat in der Gesellschaft zu fördern. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm das Reichsarchiv die Aufgabe, die Überlieferung der alten Armee zu retten. Mit dem Reichsarchivwerk wurde eine Geschichte der Schlachten des Ersten Weltkriegs herausgegeben, die dem Generalstab ein Denkmal setzen und die Dolchstoßlegende stützen wollte. Daran konnte die „Wehrgeschichte“ des Nationalsozialismus anschließen und eine Traditionslinie zwischen alter Armee, Reichswehr und Wehrmacht ziehen. Weil 1945 das Heeresarchiv verbrannte, ist das Reichsarchivwerk als Quelle unverzichtbar geblieben. Das ist eine Hypothek der deutschen Militärgeschichtsschreibung, aber auch der Wikipedia, in der sich hunderte Artikel auf das Reichsarchivwerk stützen, ohne die notwendige Ideologiekritik erkennen zu lassen. Selbst „exzellente“ Artikel befinden sich stilistisch wie inhaltlich auf dem Stand des Kaiserreichs.

Heinrich XVII Prinz Reuß bei Mars-la-Tour 1870, Auftragswerk von Emil Hünten (1902)

Gefördert wird dies durch die Anlage der Wikipedia, die eben auch ein Nachschlagewerk zu Armeen, Schlachten und ähnlichem sein will. Hier lebt die reine Operationsgeschichte fort und verknüpft sich mit antiquarischem Interesse an Militärtechnik. Hilfswissenschaftliche Nachschlagewerke wie die 17-bändige Dokumentation der deutschen Truppenverbände im Zweiten Weltkrieg von Georg Tessin lassen militärhistorische Spezialgebiete wie Truppen- und Formationsgeschichte aufblühen. Mit kritischer Geschichtswissenschaft hat diese Form der Militärgeschichte methodisch wie inhaltlich aber nichts gemein. Sie schöpft ihr Wissen vielmehr aus einer unüberschaubaren Zahl von Titeln einschlägiger internationaler „Special interest“-Verlage, deren Autoren oft nicht Militärs, noch seltener aber akademisch geschulte Historiker sind. Fachliche Kontrolle ist dort nicht festzustellen. Wissenschaftlich wird diese Literatur deshalb nicht ernst genommen. Als Multiplikatoren fungieren indes unzählige Websites und Foren, deren Inhalte sich leicht über google erschließen lassen. Auch mit dieser Literatur und solchen Informationsquellen sind hunderte Wikipedia-Artikel belegt. Von einigen Leuchtturm-Artikeln abgesehen findet diese Form der Belege selbst dann Verwendung, wenn es aktuellere, seriösere und faktisch genauere, vielleicht aber nicht so leicht verfügbare wissenschaftliche Sekundärliteratur gibt.

Profilgrafik einer Me109E von Björn Huber

Dies ist ein Problem der wikipedianischen Militärgeschichtsschreibung von der Antike bis ins frühe 20. Jahrhundert und führt insbesondere im Bereich moralisch und identitätspolitisch aufgeladener Nahvergangenheit, also im Bereich von Nationalsozialismus, Stalinismus und Zweiter Weltkrieg, regelmäßig zu Konflikten. In diesen Bereichen jüngerer Geschichte müssen sich alle Formen der Geschichtsinszenierung an gesellschaftlichen und politischen Wertesystemen messen lassen. Tatsächlich reproduziert die Militaria-Literatur, namentlich Autoren wie Werner Haupt oder Franz Kurowski Narrative, die bis in den Bereich des Geschichtsrevisionismus reichen.

Die zugrunde liegende Konstellation ist bekannt: Gerade die prinzipielle Offenheit reizt dazu, Wikipedia als Plattform für Spezialwissen zu benutzen, kollidiert aber unweigerlich mit dem zunehmend restriktiven Ansatz, dass ausschließlich gesellschaftlich, politisch und wissenschaftlich beglaubigtes Wissen reproduziert werden soll. An den Reibungsflächen brechen sich nachgerade wissenschaftsfeindliche Affekte Bahn. As, 18.12.

Leise still und heimlich

Abschiedsgedicht für den Zedler-Preis

Ein Preis, ein Preis, den wollte man haben,
bloß um das eigene Ego zu laben.
Man sah sich um und fand ihn dann,
Eine Medaille wars, benannt nach einem Mann,
der lang schon tot ist, und sich nicht wehren kann.
Ein paar mal ging die Verleihung gut,
doch so manchen packte still die Wut.
Ob aus Mißgunst, Neid oder Unvermögen,
weiss man nicht genau, das Schicksal war dagegen.
Ohne großen lauten Knall,
schlief der Zedler-Preis ein, das Projekt kam zu Fall.
Nicht einmal die Trauer war tief,
die Seiten verschwanden einfach im Archiv.
Schade wars einzig um des Mannes Ruf,
der einst eine Enzyklopädie erschuf,
den zu ehren man plante mit diesem Preis,
drum löscht' ich diese Info, aus seinem Artikel ganz leis.
Mal schauen, ob man mich revertiert,
auch wenn danach wohl trotzdem nichts um den Preis herum passiert.
„Sic transit Gloria zedleri“,
lacht mich nicht aus, Latein hatt' ich nie.
Ich glaub, ich hab meinen Punkt jetzt klargemacht,
bevor man mich sperrt, daher: Gute Nacht.

16.12. ED

15 Jahre Wikipedia

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

Am 15. Januar 2001 wurde die englischsprachige und am 16. März die deutschsprachige Wikipedia gegründet. Auf Wikipedia:15 Jahre Wikipedia können daher verschiedene Aktionen, Hintergründe und Ideen gesammelt werden, um im gesamten Jahr dieses Ereignis zu feiern. Im Laufe des Jahres wird auf diese Seite dann auch die Öffentlichkeit aufmerksam gemacht, weswegen sich Inhalte und Ansprache an alle interessierten Personen richten. Auf der Hauptseite des Projektes sollen Informationen über Veranstaltungen und Treffen im deutschsprachigen Raum sichtbar sein, bei denen der 15. Geburtstag gefeiert werden möchte. Daneben könnt ihr auf einer Seite die besten Erlebnisse in und mit Wikipedia der vergangenen 15 Jahre sammeln. Was habt ihr erlebt, was ist euer Highlight? Andere Wikipedianerinnen und Wikipedianer wie Leserinnen und Leser sind darauf sicherlich sehr neugierig! :-)

Vielleicht möchtet ihr aber auch einfach eine Veranstaltung planen, auf der der Geburtstag gefeiert werden kann. Auf einer separaten Planungsseite kann dies vorbereitet werden: Die deutschsprachigen Wikimedia-Chapter bieten ihre Unterstützung in Form von Geburtstagskuchen, individuellen Logos, Give-aways und allgemeiner Förderung an. Tipps zum Umgang mit Medien und Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für Rückfragen aus der Öffentlichkeit sind ebenfalls vorgesehen.

Die Feierlichkeiten zu den Leistungen der ehrenamtlich Tätigen sollen intern wie extern sichtbar sein. Genügend Raum zum Teilen von Bildern, Videos, Geschichten und Ähnlichem ist auf einer weiteren Seite ebenfalls gegeben. Wer noch Ideen zum Feiern des Geburtstages hat oder Anregungen aus der ganzen Welt finden möchte, wird auf einer weiteren Seite Informationen dazu finden. Fragen, Anmerkungen und Kritik sind am besten auf der Diskussionsseite der Projektseite aufgehoben. Lasst uns feiern! MR(WMDE), 15.12.

Kleine Freuden #4: Endlich Fotos aus der Synagoge Kriegshaber

Tempelförmiger Überbau des Toraschreins mit der hebräischen Inschrift: „דע לפני מי אתה עומד“ („Erkenne, vor wem du stehst“)
Zur neuen Reihe Kleine Freuden siehe den Kurzartikel in der rechten Spalte.

Auf Anfrage bekam ich im September 2015 eine Sondererlaubnis, für Wikipedia im Inneren der ehemaligen Augsburger Synagoge Kriegshaber Fotos machen zu dürfen – normalerweise existiert in der ältesten erhaltenen Synagoge in Bayerisch-Schwaben Fotografierverbot. Nach jahrzehntelangem Verfall wurde die profanierte Synagoge 2011–2014 saniert und ist jetzt eine Dependance des Jüdischen Kulturmuseums Augsburg-Schwaben. Es hat mich gefreut, dass wir jetzt einen reich bebilderten Artikel über dieses besondere historische Gebäude haben, und ich als Wikipedianer vor Ort dazu beitragen konnte.

Mein nächstes Ziel: das gleiche für die wunderschöne Jugendstil-Synagoge in der Augsburger Halderstraße machen zu dürfen. Neitram, 15.12.

„GLAM – Wo stehen wir?“

Unter diesem Titel hat Benutzer Raymond in dem Blog, den er zusammen mit Benutzerin Elya betreibt, einen Artikel verfasst. Er blickt dabei auf einige eigene Erfahrungen in Bezug auf Projekte im GLAM-Umfeld (Galerien, Bibliotheken, Archive und Museen) zurück und insbesondere seine Erkenntnisse vom Datenübertragungsworkshop im November, zu dem die Deutsche Nationalbibliothek eingeladen hatte. Dass dies möglich ist, führt Raymond auf die langjährige ausgezeichnete Zusammenarbeit von ehrenamtlich Engagierten der Wikimedia-Projekte und insbesondere den hauptamtlichen Mitarbeitenden bei Wikimedia Deutschland zurück. Nun sei es an der Zeit, so Raymond weiter, durch die offenen Türen zu gehen.

Einen Schritt in eben dieselbe Richtung hat auch die CDU Nordrhein-Westfalen getan: In einem Antrag der CDU-Fraktion im dortigen Landtag vom 8. Dezember 2015 empfiehlt sie, „den Reichtum [der] Museen in Nordrhein-Westfalen durch Digitalisierung besser sichtbar [zu] machen“. Neben weiteren Punkten äußert sie sich auch zur Wikipedia, und dies in sehr erfreulicher Weise: „Auch für besonders markante Museen in Nordrhein-Westfalen wäre eine Kooperation mit Wikipedia sinnvoll und ein wichtiger Baustein für eine zeitgemäße ‚Digital-Outreach-Strategie‘“. Raymond schließt den Artikel mit der Überlegung, ob denn auch seine eigene Aktivität in Wikipedia, den Wikimedia-Projekten und insbesondere dem GLAM-Bereich zu dieser Entwicklung beigetragen habe, und beantwortet diese mit Bescheidenheit.

Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass dem genau so ist. Vielen Dank, Raymond, und allen anderen, die sich um die Außenwirkung der Wikimedia-Projekte an Kulturinstitutionen und darüber hinaus verdient machen. DH, 14.12.

Wikipedianer wandeln durch Weltstadt: KNORKE wird 10

Ort des erstes KNORKES: die Hermannstraße

Ach, was waren das für Zeiten im Jahre 2005. Die Wikipedia war klein und die Welt war groß und aufregend, das galt auch noch für das, was vor der eigenen Haustür passiert. Dabei ging es nicht nur um abstrakte Konzepte, tote alte Männer und den Stoff der Schullehrbücher. Zum Wissen der Welt gehört auch Wissen über das persönliche Umfeld, das pralle Leben direkt vor der eigenen Haustür oder in U-Bahn-Nähe entfernt.

Neben den Artikeln über Philosophie und Physik oder Barock und Bariton entstanden auch Artikel über das eigene Umfeld. Gerade in Berlin ist dieses Umfeld nicht immer hübsch und geleckt, sondern auch mal rauh und nicht für jeden Stadtführer geeignet. So um 2005 beschlossen verschiedene Berliner (unter anderem Cornelius, Achim, Lienhard, Rainer) einen Artikel über eine Straße zu schreiben: die Hermannstraße ist eine Hauptstraße in Neukölln und sie macht alles aus, was eben auch Neukölln ausmacht: historische Friedhöfe, sozialer Brennpunkt, Fahrradfahren im Slalomverkehr, lebendiges Leben des Kleingewerbes und jede Menge Casinos und Cafes.

KNORKE auf Tour: Richtung Wannsee

Wenn man über eine Straße schreibt, die vor der eigenen Haustür liegt, liegt es nahe, sich diese auch einmal persönlich anzuschauen. Und wenn man zusammen am Thema schreibt, liegt es nahe, sich die Straße zusammen anzuschauen. Der erste wikipedianische Stadtbegehung war geboren. Am 4. Dezember 2005 fand die erste „KNORKE“-Tour der Wikipedia statt. Der Benutzer:Marbot war noch nicht als der Meister des perfekten Protokolls dabei, der er später werden sollte, so dass die schriftlichen Überlieferungen sind spärlich, was aber erhalten blieb war:

„Im Handwerkerstübchen rund 1 Meter hoher Cappuccino mit zwei Meter Sahne drauf und gefühlten 68 Keksen rundrum für schlappe 1,50 oder so und so weiter ..“

Was auch immer genau bei jener legendären Tour sonst geschah: der Artikel über die Hermannstraße wurde zu einem Artikel ausgebaut, der innerhalb der Wikipedia als Qualitätsartikel gilt und es machte Lust auf mehr.

Bereits am 26. Februar 2006 folgte die zweite Tour (Hackescher Markt) und einen Monat später der dritte Anlauf (Prenzlauer Allee). Betreut, gepflegt und koordiniert von Cornelius und Lecartia fanden innerhalb des ersten Jahres 10 KNORKES von Wannsee/Kladow über die „Rote Insel“ in Schöneberg, den Beusselkiez in Moabit bis hin zum Osktkreuz statt. In den folgenden Jahren sank und stieg die Begeisterung. KNORKE-Touren gab es unter anderem im Bayerischen Viertel, im Zillekiez, Links und Rechts vom Ku’damm, zu den AEG-Fabriken auf dem Wedding/Humboldthain, nach Friedrichshagen durch das Botschaftsviertel, rund um das Autobahnkreuz Schöneberg, wir folgten den 1920ern in Schöneberg-Nord und erkundeten zuletzt Mariendorf. Zusätzlich fanden Sondern-KNORKES mit Adventsessen oder Spieleabend statt.

Der KNORKE-Enthusiasmus folgte dabei vage den Rhythmus der Wikipedia. Nach enthusiastischen Aufbrauchsjahren und schneller Expansion, spielte es sich danach etwas ein und verlor etwas an Energie. Insgesamt gab es 48 KNORKES in stark wechselnder Frequenz:

Ganz Berlin ist möglich
  • 2005: 1 Tour (Nr. 0)
  • 2006: 9 Touren
  • 2007: 8
  • 2008: 12
  • 2009: 6
  • 2010: 2
  • 2011: 2
  • 2012: 4
  • 2013: 2
  • 2014: 2
  • 2015: 0
  • 2016: 1 (bisher geplant)

Die Touren verliefen dabei recht unterschiedlich. Allen gemein ist: jemand lädt auf der KNORKE-Hauptseite ein, dann kommen Menschen und man läuft zusammen offenes Augens und wachen Geistes durch die Stadt. Mal sind es lange Waldwanderungen mit seltenen Kurzpausen wie bei Lienhards Tour durch die Morellenberge im Berliner Westend. Mal gibt es historisch erschlossenes in dichter Folge wie beispielsweise die Tour durch das Schloss Charlottenburg mit Achim, Cornelius und Ralf, mal sind es Touren ins wahre Leben selbst, „Berlin in your face“ geradezu wie die KNORKE-Pioniertat in der Hermanstraße, Ralfs Führung durch die Potsdamer Straße oder Denis’ Tour durch den szenigen Schöneberger Norden. Auf jeden Fall wird viel gekuckt, viel geredet und für eine Gruppe von 5 bis 15 Leuten auch überraschend viel gelaufen.

Ort für KNORKE 48: Die Müllerstraße im Wedding

Ab und an werden in Folge oder Vorbereitung der Tour sogar Wikipedia-Artikel geschrieben und verbessert. Anfangs dokumentierten die Knorkisten sogar, welche Artikel und Bilder entstanden, im Laufe der Gewöhnung an den Event ließ der Enthusiasmus bei der Dokumentation allerdings nach.

Mal sind die Touren minutiös vorbereitet und geplant, mal gehen alle aus davon aus, dass sie nichts wissen, aber mal neugierig sind (wie zum Beispiel in Reinickendorf) und mal wissen die Mitlaufenden auch deutlich mehr als derjenige der die Tour ansetzte. Manchmal glauben die Mitlaufenden auch, mehr zu wissen als die Person, die vorbereitete. Das wird dann oft etwas anstrengend.

10 Jahre KNORKE ist nicht tot. Im Januar geht es weiter mit einer Tour die Müllerstraße im Wedding entlang. Vielleicht klappt im Februar ja zum 50. Mal (= Nr. 49) die Jubiläumsausgabe wieder durch die Hermannstraße. Und Berlin ist groß, jeder Berliner entdeckt wohl immer noch regelmäßig komplett neue Stadtteile. Und die Stadt verändert sich: Neukölln 2015 ist nicht mehr Neukölln 2005. Es bleibt spannend.sp 13. Dezember 2015

Eine Zeit der Umbrüche in der Biologie

Afrikanischer Goldwolf, neu entdeckt und beschrieben dank molekularbiologischer Methoden

Für viele Leser und auch Autoren der Wikipedia gilt vor allem das System der Tiere als ein Musterbeispiel der Stabilität und Struktur. Arten sind da fein säuberlich zu Gattungen zusammengefasst, die wiederum zu Familien, Ordnungen, Stämmen … – und das, seit ein Typ namens Carl von Linné dieses saubere System so angelegt hat. Gelegentlich liest man von Neubeschreibungen und teilweise sogar spektakulären neuen Arten, die der Wissenschaft lange Zeit verborgen blieben wie zuletzt etwa der Afrikanische Goldwolf oder vor zwei Jahren der Kabomani-Tapir im Amazonas – aber diese Arten lassen sich prima in das bestehende System integrieren und bleiben dann dort.

Hawaii-Mönchsrobbe (Neomonachus schauinslandi); vor 2014 noch der Gattung Monachus zugeordnet

Was den meisten abseits der Biologen nicht bekannt ist: Das System ist ständig in Bewegung und wandelt sich durch ständige Neuordnung und Neustrukturierung in all seinen Ebenen. Diese werden im wissenschaftlichen Diskurs verhandelt – sie werden als Ergebnis wissenschaftlicher, in den letzten Jahren vor allem molekularbiologischer, Untersuchungen vorgeschlagen und diskutiert. Der Konsens wird in der Regel in Form einer Revision kleinerer und größerer Verwandtschaftsgruppen zusammengefasst, bei populären und größeren Gruppen in der Regel von internationalen Expertenteams, und schlussendlich in umfassende Darstellungen aufgenommen. Die Wikipedia versucht hier nur bedingt mitzuhalten, vor allem die Revisionen und schlussendlich die aktuellsten Monografien werden jedoch auch irgendwann von der Wikipedia als Status quo akzeptiert und die Artikel werden angepasst. Dies geschieht meist unbemerkt, etwa bei der Aufspaltung der ursprünglichen Gattung der Ziesel in mehrere neue Gattungen oder der Neu-Einrichtung der Gattung Neomonachus bei den Robben – beide basierend auf einer Neustrukturierung, die als wissenschaftliches Papier veröffentlicht und in der Wissenschaft akzeptiert ist.

Kaffernbüffel (Syncerus caffer) im Krüger-Nationalpark; dank Neuordnung nun eine in der deutschsprachigen Wikipedia [zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels un-] beschriebene Tierart

Was passiert allerdings, wenn eine neue umfassende zoologische Darstellung erscheint, die einen vollständigen und zudem populären Bereich der Organismen beschreibt und zu umfassenderen Änderungen des auch für die Wikipedia relevanten Status quo führt? Dies passiert aktuell im Bereich der Säugetiere, und damit im wohl populärsten Bereich der Wikipedia-Biologie, mit dem Erscheinen des mehrteiligen neuen Standardwerks Handbook of the Mammals of the World, das das bisherige Standardwerk Walker’s Mammals of the World von 2005 ablöst und in weiten Teilen der deutschsprachigen Wikipedia zu Anpassungen der Säugetiersystematik führen wird oder bereits führt. Bislang sind vom Handbook of the Mammals of the World fünf der geplanten neun Bände erschienen, von denen vier bereits in der deutschsprachigen Wikipedia-Biologen-Community vorhanden sind und zu Umbauten führen: Während die Umstrukturierung bei den Raubtieren nur gering waren und kaum bemerkt wurden, führte der Umbau bei den Paarhufern ebenso wie bei den Primaten zu deutlich größeren und umfassenderen Veränderungen. In beiden Gruppen kam es vor allem zu Aufsplittungen von ehemals etablierten Arten mit mehreren Unterarten zu Artengruppen, in denen die ehemaligen Unterarten selbst zu Arten erhoben wurden, und damit zu einem deutlichen Anwachsen der Artenzahlen (und der Rotlinks). Was trivial klingt, hat für den Artikelbestand enorme Konsequenzen – die nun auch abseits der Wiki-Biologen wahrnehmbar sind und am heutigen Samstag auch zu einer VM gegen einen der umsetzenden Biologen führte. Hintergrund war in diesem konkreten Fall die Auftrennung des bisher als Kaffernbüffel bekannten Afrikanischen Büffels, der in mittlerweile vier Arten von Büffeln aufgetrennt wurde und wodurch der ehemalige Artikel zur Art zwangsläufig zu einem Artikel zur Gattung Syncerus umgeschrieben werden musste. Mit einer solchen Überarbeitung werden Belege, die sich auf die einzelne Art nach Stand 2005 beziehen (darunter das bekannte System der IUCN) plötzlich auf die Gattung ausgedehnt und auch die Anpassung von Interwikilinks, die via WikiData gepflegt werden und Wikipedien von unterschiedlichem Bearbeitungsstand verbinden, wird kritisch – zumindest so lang, bis alle Wikipedien an den aktuellen Stand angepasst sind.

Die Message: Bei den Säugetierartikeln der deutschsprachigen Wikipedia befinden wir uns aktuell in einer Zeit der Umbrüche und Umordnungen, die einige Jahre andauern wird. Der größte Teil wird vergleichsweise unbemerkt in wenig bekannten Taxa stattfinden, nur in den besonders populären Bereichen kann es zu Verwirrungen führen. Die nächsten größeren Umwälzungen nach den Paarhufern und Primaten sind bei den Nagetieren zu erwarten, zu denen für 2016 und 2017 ein Doppelband des Handbooks angekündigt ist. Bislang nicht bearbeitet wurden die Beutelsäuger, deren Handbook zwar erschienen aber noch nicht in Nutzung bei uns ist.AR, 12.12.

Wie die deutschsprachige Wikipedia ihre Reputation verspeist – ein Beispiel

Dazu werden Mixed Pickles und Mischbrot gereicht, eventuell auch Worcestershire- und Tabascosauce sowie Weinbrand, seltener Poststrukturalismus.

„Der französische Philosoph, Schriftsteller und Literaturkritiker Roland Barthes gilt als einer der bedeutendsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts … Das vielleicht bekannteste Buch des Autors, der 1980 in Paris verstarb, trägt den deutschen Titel Die Mythen des Alltags“. 2015 wäre er einhundert Jahre alt geworden – „eine gute Gelegenheit, seine berühmte Gesellschaftsstudie noch einmal zu lesen“, meinte zumindest noch im Januar der rbb. Dieses „berühmt gewordene Büchlein“ [1] machte Barthes übrigens nicht nur zum „Begründer der kultursemiotischen Essensforschung“ ([2]), sondern auch „weit über Fachkreise hinaus bekannt“ (SRF) [3]. „Die Reichweite und Aktualität von Barthes’ Methode spiegelt sich auch in Auflagenzahlen: Obwohl die deutsche Fassung bis vor kurzem nur stark gekürzt erhältlich war, erschienen die Mythen des Alltags in bislang 26 Auflagen,“ (Schlüsselwerke der Kulturwissenschaften, [4]). „Kritische Distanznahme“ prägt die darin versammelten Essays, „in denen er ‚Mythen des Alltags‘ aufspürt – etwa das Beefsteak, die Tour de France oder waschaktive Substanzen – denn diese besagten viel über das kollektive Unbewusste der französischen Restauration nach dem Krieg,“ so der Deutschlandfunk im Jubiläumsartikel [5]. Den Rezensenten der FAZ erinnerte die Lektüre „schmerzlich daran, dass Roland Barthes viel zu früh gestorben ist. Dauernd fragt man sich beim Lesen, wie er wohl die Phänomene der achtziger und neunziger Jahre dechiffriert hätte. Madonna? Paris Hilton? Das Tamagotchi? Das Internet?“ [6].

Die Wikipedia hat ihren ganz eigenen Weg gefunden, das Barthes-Jahr besinnlich ausklingen zu lassen: Sein berühmter Essay zum Beefsteak ist, so erfahren wir hier, „letztlich nichts weiter als plumpe Vegetarierpropaganda, um den Fleischverzehr zu vermiesen,“ und daher bemüht man sich nach Kräften, den „redseligen Erguss eines französischen Philosophen rauszunehmen,“ ja „selbst wenn es der Kaiser von China geschrieben hätte, der ganze Abschnitt ist nicht nur vulgär, sondern hat mit dem Gericht nur am Rande zu tun, auch wenn Kollege Edith War scheinbar eine herzliche, fast schon teenagerhafte Vernarrtheit zu Barthes an den Tag legt. Leider hat solcherlei Schwärmerei und das daraus resultierende Geschreibsel keinen Platz in eine Enzyklopädie“. Ja, es sieht ganz danach aus. Gespannt, was das Leibniz-Jahr 2016 bringt: Eure Edith, 10.12.

Deutschland ist Weltmeister

Die Jury für Wiki Loves Monuments hat ihre Ergebnisse für den internationalen Wettbewerb veröffentlicht und ist dabei in erheblichen Teilen der Vorgabe der deutschen Jury gefolgt. Als Mitglied letzterer kann ich das angesichts der großartigen nichtdeutschen Beiträge nicht einmal verstehen, wahrscheinlich habe ich diese Bilder einfach schon zu oft gesehen. Die ersten vierzehn Plätze finden sich hier seewolf, 8. 12

Wie die deutschsprachige Wikipedia ihre Reputation verspielt – ein Beispiel

Datei:PolitMatrjoschka.JPG
Die Wahrheit über Russland: in Wikipedia leider oft eine Matrioschka

Die meisten kennen es aus Medien, alltäglichen Diskussionen oder woandersher: Das Thema Russland polarisiert – und seit Beginn der Ukraine-Krise verstärkt. Um so selbstverständlicher also, bei einem derart umstrittenen Thema enzyklopädische Sorgfalt walten zu lassen. Sicher kein Geheimnis: Von ebendieser Sorgfalt sind viele Artikel in diesem Themenbereich weit entfernt. Hierbei geht es weniger um die Frage, Putin hochleben zu lassen oder zu verdammen. Sondern – ursprünglich ist Wikipedia als Dienstleistungsprojekt angetreten – um die Vermittlung von möglichst guten, stimmigen Informationen.

Wie sieht es aus? Einige in der Community haben es wahrscheinlich mitbekommen: Der Russland-Artikel wurde diese Tage auf satirische Weise ver(un)ziert. Um die fragliche Textpassage gab es die üblichen Auseinandersetzungen (wegen des Harmoniegebots im Kurier an der Stelle kein Link). Ende vom Lied war, dass die dort kolportierten Fakten in etwas ernsthafterer Form im Artikel verbleiben durften. Um welche genau geht es? Beispielsweise die, dass Russland in der humanitären Syrien-Hilfe nicht gerade an vorderster Front steht. Genauer gesagt: ziemlich weit hintan. Die Zahlen, die die aktuelle Artikelversion liefert, sind allerdings ziemlich Absurdistan. Eine anscheinend unverzichtbare, in liebevoller Detailrecherche zusammengetragene Info für die Leserinnen und Leser: In Sachen materieller Flüchtlingshilfe rangiert Russland nicht weit vor Monaco und hinter Luxemburg. Noch überraschter werden die Wikipedia-Leser und -Leserinnen sein, wenn sie erfahren, wie kläglich wenige Flüchtlinge die energiereiche Förderation (und nach wie vor größter Flächenstaat der Erde) aufnimmt: 3 – in Worten ausgeschrieben: d-r-e-i, drei.

Russland ab in die Ecke; ein pointierter Länderartikel fürs vorweihnachtliche Gemüt. Die Crux dabei ist nur: Die knalligen Infos, die Wikipedia als „Wahrheit“ präsentiert, sind gefaked. Im besten Fall selektiv, nach BILD-Manier so wie’s passt zusammenkompiliert. Das eingebaute Länder-Ranking vergleicht Äpfel mit Birnen. Im Ranking nämlich, wie viele Ukraine-Flüchtlinge wer aufnimmt, dürfte Russland weit vorne liegen und nicht nur Luxemburg und Monaco ziemlich abgeschlagen hinten. Mit anderen Worten: Die Info dient lediglich der antirussischen Stimmungsmache. Allerdings stimmen bei Rankings zumindest die Plätze und Zahlen (zumindest meistens). Die Angabe zu den drei Flüchtlingen hingegen bewegt sich hart an der Grenze zur Quellenfälschung. Der fragliche FAZ-Artikel, der die „3“ belegen soll, erwähnt diese Anzahl zwar tatsächlich. Zusätzlich informiert er allerdings auch darüber, dass Russland – auch ich bin alles andere als ein Fan davon – generell eine äußerst restriktive Bleiberecht- und Asylpolitik verfolgt. Ein paar Absätze weiter nennt die FAZ-Quelle allerdings eine zweite Zahl: 8.000 bis 12.000 Syrer(innen), die sich in der Förderation aufhalten. Dieselbe Zahl nennt auch eine zweite Quelle – die Zeit, der man sicher ebenfalls nicht übertriebene Putin-Freundlichkeit nachsagen kann. Die Zustände und die Zahlen sind sicher immer noch kläglich und kein Anlass, Russland in den humanistischen Himmel zu loben. Allerdings: Die Anzahl 8.000 oder 12.000 erscheint zumindest mir ein klein wenig höher als die 3, die der Wikipedia-Artikel glauben machen will.

Das Ganze kann man moralisch sehen oder pragmatisch. Pragmatisch wird es so sein, dass nicht nur 24/7-Wikifanten die beiden Quellenangaben konsultieren werden, sondern auch der ein oder andere Leser. Ganz pragmatisch werden sich einige Leser(innen) in den Artikeln festlesen und über kurz oder lang auf die beiden Zahlen 8.000 und 12.000 stoßen (Mathematik: größer als drei). Und sich fragen: Wieso schreibt Wikipedia 3, wenn die tatsächliche Anzahl (wenn auch an sich nicht berauschend) um das tausendfache darüber liegt? Um die Chose abzukürzen: Klemmt sich jemand hinter diese und andere Artikelangaben, könnte es sein, dass de:WP über kurz oder lang ein Problem hat. Für die Moral zum Thema erkläre ich mich an der Stelle nicht zuständig. Allerdings mutet es etwas seltsam an (leider: vertraut seltsam), wenn man anlässlich der Diskussion um diese Diskrepanzen wikipedianische Allgemeinplätze dieser Art um die Ohren gehauen bekommt: „(…) Völlig unverständlich allerdings die linken Sympathien für *Russland* als solches. Das Land ist sowas von *reaktionär*, und selbst viele der Leute, die sich heute in Russland selbst links sehen oder nennen, haben, mit Verlaub, einen an der Waffel. Kannste glauben, ich habe einigen persönlichen Einblick. Ist das vielleicht so ein „der-Feind-des-Westens-ist-unser-Freund“-Dings? Verlockend, aber leider grundfalsch.“ (wieder kein Difflink zwecks Erhaltung der vorweihnachtlichen Harmonie).

Was soll man sagen: Ja – vielleicht. Doch selbst wenn es so ist, dann ist Putins Anzugjacke immer noch schwarz. Und genau dies sollte in dieser verk…en Enzyklopädie auch drinstehen. Und nicht: gelb mit roten Punkten. rz, 2. Dezember 2015

Post scriptum, 3. Dezember: Hätte der Autor obigen Artikels mal besser auf seine Mutter gehört. Die hat nämlich gesagt: „Schreib’ nie, niemals Artikel nach 22 Uhr.“ In einer jugendlichen Sturm-und-Drang-Phase muß diese mütterliche Lebensweisheit wohl verschütt gegangen sein. Wie auch immer: Umseitig wurde ich darauf hingewiesen, dass die von mir aufgeführte FAZ-Quellenangabe weder in der satirischen noch der nachsatirischen Version der kritisierten Artikelpassage vorkommt. Was soll ich sagen? Ja. Leider. Mit Bedacht und offensichtlich guten Russisch-Kenntnissen wurde nicht auf eines der gängigen Einzelnachweis-Pools zurückgegriffen, sondern vielmehr eine Quelle gesucht und gefunden, die in ihrer behördenhaften Funktionalität und Schlichtheit nichts als die sagenhaft niedrige Zahl enthält – ohne die bürgerlich-etablierten Restskrupel und profijournalistischen Konzessionen des FAZ-Artikels, der immerhin alternative Zahlenangaben zusätzlich mit aufführt. Fazit: Keines. Ob die regeltechnisch beanstandungsfreie In-Szene-Setzung derartigen Lemma-POVs die Diskrepanz zwischen „3“ syrischen Flüchtlingen (Wikipedia) und 8.000 bis 12.000 (FAZ/Zeit) aufwiegt, mögen die Leser(innen) dieses Beitrags selbst entscheiden. – rz, 3. Dezember 2015

Die European Science Photo Competition-Initiative aus dem Osten

ESPC-2015 Länder-Uploads

Wer sich in den letzten fünf Jahren im Rahmen des internationalen Fotowettbewerbs Wiki Loves Monuments (WLM) engagiert hat, der kennt sicherlich die WLM-Vorgeschichte. Wikimedia Niederlande startete 2010 WLM zunächst als nationalen Wettbewerb, wobei die denkmalgeschützten Windmühlen ein Leitmotiv waren.

Von 2011 bis 2015 entwickelte sich aus dieser nationalen Initiative der größte Fotowettbewerb, der dem Medienarchiv Commons bislang rund 1,5 Millionen Fotos zu den Kulturdenkmalen bescherte.

Die kleine Schwester Wiki Loves Earth (WLE), die in diesem Jahr zum zweiten Mal als internationaler Wettbewerb stattfand und die Naturschutzgebiete und Naturdenkmale zum Inhalt hat, geht auf eine nationale Initiative der Wikimedianer in der Ukraine im Jahr 2013 zurück. Nun hat in den letzten Wochen ein neuer Fotowettbewerb das Licht des Wikiversums entdeckt: Der European Science Photo Competition. Die Initiative geht dieses Mal von Wikimedia Estland aus, die einen solchen Wettbewerb bereits dreimal in Folge von 2011 bis 2013 durchgeführt hatten. Jedes Jahr wurden dabei rund 230 Fotos hochgeladen. Das getestete Format wurde im September auf dem 4. Treffen der Wikimedia Communities in Central and Eastern Europe [7] durch Ivo Kruusamägi in Estland vorgestellt. [8]

Nun war die Zeit reif für einen internationalen Start. Als Europäischer Wettbewerb für Wissenschaftsfotos fand er in diesem November statt, sofern nicht national ein anderer Zeitraum vereinbart wurde. Die Ukraine entschied sich beispielsweise für den Oktober. Ähnlich wie bei WLM und WLE wird auf ein zweistufiges Verfahren orientiert. Sieben Länder haben sich über den europäischen Rahmen hinaus für eine eigene nationale Organisationsform entschieden und gelten damit als „aktive Teilnehmer“: Estland, Ukraine, Russland, Mazedonien, Griechenland, Ungarn und Serbien. Zu den passiv teilnehmenden Ländern zählen beispielsweise Deutschland, Österreich und die Schweiz. [9]

Im Unterschied zum WMDE e.V., der trotz Teilnahme am o.g. Meeting diese Initiative verschlafen hat, richtete WMAT Anfang November – nicht zuletzt gezielt auch auf der vorausschauenden Suche nach Projektformaten für die Nach-WLM-Zeit – eine eigene Projektseite auf Commons ein und informierte am 16. November auf der AT-Mailingliste ihre Wikipedianer. Manch einer hat erst dann begonnen, seine Festplatte nach geeigneten Wissenschaftsfotos zu durchforsten. Viele haben sicherlich das ESPC-Banner im Wettbewerbszeitraum übersehen. Ungeachtet dessen kann sich das Ergebnis des nun am gestrigen 30. November zu Ende gegangenen neuen Wettbewerbs durchaus sehen lassen:

Insgesamt wurden 7785 Fotos durch 1779 Teilnehmer aus 39 Ländern hochgeladen. An vorderster Stelle stehen Russland und die Ukraine, was man nicht nur an der Zahl der Uploads, sondern auch an den kyrillischen Zeichen in vielen Namen der Dateien und Teilnehmer erkennt. Trotz der Kurzfristigkeit belegten Deutschland und Österreich mit 385 bzw. 309 eingereichten Fotos den fünften bzw. sechsten Platz. 69 Benutzer haben Fotos zu Deutschland und 23 zu Österreich hochgeladen.

Während die Wettbewerbe WLM und WLE ein gewisses Standardmotiv haben und Häuser bzw. Bäume dominieren, so zeichnet sich ESPC durch eine enorme Motivvielfalt aus. Ein recht bunter Blumenstrauß ist zusammengekommen. Da Wissenschaft alle Bereiche unseres Lebens durchdringt und auch alle Lebensbereiche Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen sind, dürfte nahezu nichts fehlen. Liebhaber von WLM- oder WLE-Motiven kommen auch hier auf ihre Kosten; die Grenzen zu WLM und WLE sind fließend. Tiere und Pflanzen ebenso wie Gebäude sind reichlich vorhanden. Oft gewinnt man auch den Eindruck man sei in einer modernen Kunstgalerie mit aufregenden Farben und Formen. Der Dunkelheit des Makrokosmos steht die Farbenpracht des Mikrokosmos gegenüber. Der Osten Europas dominiert, aber der Wettbewerb erstreckt sich regional von Spanien bis ins sibirische Akademgorodok in Asien. Auch an einer Nordpolexpedition von Wissenschaftlern kann man teilhaben. Im besonderen Focus stehen aber die Forschungs- und Entwicklungslabore in den akademischen Wissenschaftszentren und High-Tech-Unternehmen.

Im Unterschied zu WLM und WLE, wo menschenleere Objekte im Mittelpunkt stehen, orientiert dieser Wettbewerb gerade auch auf die Menschen, die in der Wissenschaft tätig sind, die Forscher und Entwickler, Wissenschaftler, Hochschullehrer und Studenten. Dazu wurde auch eine besondere Kategorie empfohlen. Ebenso gibt es spezielle Kategorien für mikroskopische Fotos, für Serien von Abbildungen sowie für nichtfotografische Medien wie etwa Zeichnungen, Grafiken und Computersimulationen. Damit werden auch neue Wege beschritten.

Insgesamt kann man das Team von Wikimedia Estland nur beglückwünschen zu diesem erfolgreichen Start, ihm danken für diese Initiative und uns allen wünschen, dass es uns gelingt, damit neue Horizonte zu erobern. Dies betrifft insbesondere die Gewinnung neuer Wikipedia-Fotografen und Autoren. Von den 69 deutschen Teilnehmern verfügen 81 % über einen erst im November 2015 angemeldeten Account. Bezogen auf 2015 generell liegt diese Rate sogar bei 90 %. Bei den 23 österreichischen Teilnehmern liegen die Anteile bei 52 % bzw. 65 %. Der höhere Anteil an Neulingen bei den deutschen Teilnehmern dürfte auch dadurch zustande kommen, weil die deutsche Community von diesem Wettbewerb wenig mitbekommen hat.

Christmas im Labor

Der Wettbewerb muss sicherlich in den kommenden Jahren noch sein Profil schärfen. Aber es besteht die Chance, dass die Wikipedia nicht nur ein Portal mit allgemeinen Bildungsinhalten ist, sondern auch als innovative Plattform für den Forschungs- und Technologietransfer genutzt wird, an dem Akademiker aus den führenden Forschungs- und Entwicklungszentren stärker als bisher mitwirken und ihre Forschungserkenntnisse in das Medienarchiv einspeisen. Analog zu den GLAM-Initiativen, wo die Bibliotheken, Museen und Archive im Vordergrund stehen, geht es hier um die Labore in den Instituten, die ihr Wissen preisgeben sollen.

Für die deutschsprachigen Länder wäre zu diskutieren, ob nicht ein gemeinsames grenzüberschreitendes DACH-ESPC-Projekt von Deutschland, Österreich und der Schweiz mit gemeinsamem Projektmanagement und in Kooperation mit den führenden nationalen Wissenschaftsorganisationen sowie der European Science Foundation Sinn macht und wesentlich dazu beitragen kann, dieser Initiative aus dem Osten im kommenden Jahr noch stärker zum Durchbruch zu verhelfen. Allen eine frohe Adventszeit! (Brücke, 1. Dezember 2015)

Wikipedia nicht lesenswert

Bald ist es soweit. Am 15. Januar feiert Wikipedia ihr 15-jähriges Bestehen. Auf der Seite 15 Jahre Wikipedia wird zu Ideen aufgerufen, wie man dieses Jubiläum feiern könnte. Dort, aber auch auf der Vorschlagsseite des Artikel des Tages wurde der Vorschlag gemacht, das Lemma Wikipedia auf der Hauptseite zu präsentieren. Jedoch hat dieser Artikel bisher keine Auszeichnung erhalten, die als Voraussetzung eine Präsentation als Artikel des Tages rechtfertigen würde. Nun wurde der Artikel zur Auszeichnung als Lesenswert vorgeschlagen. Das brachte aber einige Kritik zum Vorschein. Einen Hauptautor gibt es nicht, die bisherigen Hauptautoren sind fast alle nicht mehr für die WP tätig. Für so manche Info ist jedoch Insiderwissen notwendig. Auch mancher Beleg fehlt oder stammt aus keiner Drittquelle. Der Artikel ist auch von den Artikeln Deutschsprachige Wikipedia und Englischsprachige Wikipedia abzugrenzen. Natürlich könnte man hilfsweise auf der Hauptseite am 15. Januar 2016 auch unter der Rubrik „Was geschah am … ?“ zum Artikel verlinken. Jedoch ist es schon beschämend, wenn der Selbstdarstellungsartikel der WP die Mindestkriterien für eine Auszeichnung nicht erfüllt. Der Artikel wurde in den letzten 30 Tagen 174.564 mal (über 5800/Tag) aufgerufen und rangiert damit auf Rang 19 der aufgerufenen Artikel. Es ist zu erwarten, dass er unabhängig von einer Nennung auf der Hauptseite am Jubiläumstag noch weit öfter aufgerufen wird. Vielleicht trägt dieser Beitrag dazu bei, den einen oder anderen Insider zur Bearbeitung des Artikels zu motivieren. Pa 30.12.

FAZ berichtet über Bettelkampagne

Die FAZ berichtet online über die aktuelle Bettelkampagne der Wikimedia Foundation. Das wäre nicht besonders erwähnenswert, obwohl darin auch unterschwellige Kritik mitschwingt, was die Höhe der Reserven angeht (mit einem Rechenfehler, weil diese Reserven weitaus länger als eineinhalb Jahre den Betrieb aufrechterhalten könnten, aber egal), nein auffällig ist an diesem Artikel die Feststellung, dass die Neutralität der Wikipedia von der Universität in Frankfurt (Oder) überwacht wird. Wörtlich heißt es, dass dort „eine eigene Arbeitsstelle mit dem Namen „Wikiwatch“ darüber [wacht], ob die Hobby-Lexikonautoren wirklich unparteiisch sind.“ Der Zusammenhang zum sich direkt anschießenden Satz, „Nachfragen können peinlich werden“, erschließt sich allerdings nicht. Man hat fast den Eindruck, es handle sich dabei um eine redaktionelle Anmerkung, die irgendwie in die Onlinefassung geraten ist. MaB 30.12.

Der Satz „Nachfragen können peinlich werden“ ist auch im PDF zur Zeitung (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 27. Dezember 2015, S. 23.) vorhanden. KR 30.12.

WikiCup 2015 beendet

50 Teilnehmer haben zu Beginn des Jahres den Kampf um den zum vierten Mal ausgetragenen WikiCup aufgenommen. Für verschiedene Bereiche der Artikelarbeit konnten Autoren in vier aufeinander bauenden Wettbewerbsrunden pro Quartal Punkte erringen. Nach jedem Quartal reduzierte sich das Teilnehmerfeld. Die erste Runde gewann Benutzer:Morty mit 1145 Punkten, Runde zwei ging mit 1007 Punkten ebenfalls an ihn, wobei der inhaltliche Schwerpunkt auf Artikeln zum Bergischen Land lag. In der dritten Runde erreichte Morty mit 884 Punkten glatt „nur“ Rang zwei hinter Benutzer:Pölkkyposkisolisti, der die dritte Runde mit 1570 Punkten und auch die finale Runde der besten acht mit überragenden 2940 Punkten für sich entschied. Pölkkyposkisolisti konzentrierte sich dabei auf seine qualitätsvollen Fotoarbeiten. Rang zwei belegte Benutzer:Geiserich77 mit 2320 Punkten und vielen Artikelanlagen zur Verwaltungstopografie Österreichs. Platz drei belegte Benutzer:HvW mit 787 Punkten in einer Artikelmixtur aus Musik und Sport. Vielen dank allen Teilnehmern, man kann nach vier ausgetragenen Wettbewerben sicher konstatieren, dass sich das aus der englischsprachigen Wikipedia importierte und für unsere Verhältnisse modifizierte Format bewährt hat. Im Rahmen des Wettbewerbs wurden allein in diesem Jahr wohl mehrere Tausend Artikel angelegt, viele davon wären wohl außerhalb des Wettbewerbs nicht entstanden. Somit auf ein Neues beim WikiCup 2016. MC, 30. Dez. 15

6. OscArtikelMarathon 2016

Traditionen wollen auch 2016 gepflegt sein und so startet der OscArtikelMarathon pünktlich zum Jahreswechsel in seine sechste Auflage. Vom 1. Januar bis zum Tag der 88. Oscarverleihung 2016 am 28. Februar 2016 wird wieder an der Schließung von Lücken im Artikelbestand gearbeitet. Bei den letzten fünf Auflagen entstanden 3339 Artikel. Mittlerweile sind die ersten 13 Verleihungen von 1929 bis 1941 komplettiert, nominierte Filmsongs sogar bis 1946. Insgesamt fehlen dennoch noch hunderte Artikel aus verschiedensten Kategorien, sodass für jeden Interessierten etwas passendes dabei sein sollte. Man kann den Artikelmarathon übrigens auch sehr gut mit dem WikiCup und anderen Wettbewerben kombinieren. :-) Keine Lust aufs oder Zeit fürs Artikelschreiben, aber dennoch dabei sein? Derzeit wird noch ein Schiedsrichter mit kleinem Zeitbudget gesucht. Interessenten können sich beim Unterzeichner dieser Zeilen melden. P, 29. Dez. 15

Wikipedia:Süddeutschland vom 14. bis 16. Mai 2016

Nachdem zwei Termine zur Wahl standen (Ostern oder Pfingsten), entschied sich eine knappe Mehrheit für den Pfingsttermin vom 14. bis 16. Mai. Das beliebte WP:SÜD-Treffen findet nun, nachdem die beiden Treffen 2015 nicht zustande kamen, in Kempten (Allgäu) statt. Ein interessantes Programm steht in den Grundzügen fest, auch ermäßigte Übernachtungsmöglichkeiten werden erarbeitet. Kempten liegt an der A7 im Dreiländereck Deutschland-Österreich-Schweiz. Direkte Fernverkehrsverbindungen sind u.a. von Köln, Hamburg und Zürich aus möglich. Ein Fernbusverbindung nach Berlin besteht ebenso. Das Treffen wird von Wikimedia Deutschland unterstützt. hm 29.12.

James Heilman seines Amtes enthoben

Das Kuratorium der Wikimedia Foundation hat am 28. 12. 8:2 dafür gestimmt, den Kanadier Dr. James Heilman (en:User:Doc James) seines Amtes als Kuratoriumsmitglied zu entheben. James Heilman war eines der drei von der Community gewählten Kuratoriumsmitglieder (1.857 Pro-Stimmen). Die zwei Gegenstimmen kamen von Dariusz Jemielniak, ebenfalls von der Community gewählt (2.028 Pro-Stimmen), und Heilman selbst. Eine nähere Begründung dieser Entscheidung ist bisher nicht erfolgt. Diskussionen auf Wikimedia-l: [10], [11]. AK, 29.12.

Update: Das englische Pendant des Kuriers, die Signpost, versucht in einem just erschienenen Beitrag, die Abläufe zusammenzufassen. Anscheinend wurde Heilmann zuvor mehrfach der Rücktritt nahegelegt und schließlich des Meetings verwiesen, nachdem man ihn aus dem Board gewählt hatte. DH, 30.12.

Der Reformunwille hat sich bewährt

Die Strukturen der deutschsprachigen Wikipedia sind verkrustet, Reformen sind unerwünscht. Sonst müsste man sich ja an etwas Neues gewöhnen. Wenn jemand einen Verbesserungsvorschlag vorstellt, kommt gerne das Gegenargument, dass sich der Status Quo bewährt habe; das heißt soviel wie „Ich mag keine Veränderungen.“ Beispielsweise gab es großes Theater, als der Standardskin von Monobook auf Vektor umgestellt wurde. Kritik kam vor allem von angemeldeten Benutzern, die den verwendeten Skin in ihren Einstellungen ändern können.

Daher wurde die RK-Seite nie grundlegend überarbeitet; weder wurde sie gekürzt noch wurden die teilweise großen Unterschiede zwischen den Themengebieten beseitigt, obwohl das dringend notwendig wäre. Auch der nicht mehr zeitgemäße Vektor-Skin könnte mal durch einen neueren ersetzt werden. Dass die Wikipedia inzwischen nicht mehr so revolutionär wie in den Anfangsjahren ist, ist durchaus verständlich, aber sich mit Händen und Füßen gegen jegliche Verbesserungen zu wehren, ist keine gute Idee. Durch solch eine ablehnende Haltung vieler Benutzer gegenüber Reformen vergrault man sowohl neue als auch alteingesessene Benutzer, langfristig wird die Qualität der Artikel darunter leiden. Den Lesern hilft man damit natürlich überhaupt nicht. Aber für diese interessieren sich notorische Reformgegner ohnehin nicht, Leser haben sich wohl nicht bewährt. MH, 29.12.

Neue Statistik: Wikipedianer nach Sprache und Land

Wie viele Wikipedianer es gibt, ist immer wieder eine gern gestellte Frage. Gleichzeitig fehlt es häufig an belastbaren Zahlen. Asaf Bartov hat jetzt auf Meta eine neue Statistik namens „Geowiki“ zur Verfügung gestellt. Dort kann man erfahren, wie groß die Sprachcommunitys in einzelnen Ländern sind. Das ist insbesondere für Wikipedia-Sprachversionen interessant, deren Community Landesgrenzen überschreitet – zum Beispiel die deutschsprachige. Danach kommen in der deutschsprachigen Wikipedia etwa 4125 aktive Benutzer (mit mehr als 5 Bearbeitungen im Monat) aus Deutschland, 455 aus Österreich und 225 aus der Schweiz. Bei 985 kann man die Herkunft nicht zuordnen, der nächstbeliebteste Wohnort deutschsprachiger Wikipedianer sind die USA mit etwa 45 Benutzern. Stellt man einen – reichlich hemdsärmeligen – Vergleich auf, sind danach die Österreicher gemessen an der Einwohnerzahl die eifrigsten deutsch schreibenden Wikipedianer mit 52,9 Autoren pro eine Million Einwohner, gefolgt von den Deutschen mit 50,7 und den Eidgenossen mit 41,6 Autoren pro eine Million deutschsprachiger Schweizer. Die Zahlen stammen aus den CheckUser-Daten und sollen mittelfristig Teil der offiziellen Statistik werden. Gnom, 28.12.

Weihnachten

Stellt euch doch einfach mal ein kleines Mädchen vor, das vor euch steht, und euch alle mit großen, leuchtenden Augen anschaut und fragt: Wieso seid ihr denn nicht mal zu Weihnachten nett zueinander? Meine Güte, bei den VMs und Kuriereinträgen der letzten Tage und so weiter muss man sich doch wirklich mal fragen, warum wir diesen Zirkus hier eigentlich veranstalten. Müssen wir uns denn sogar an Weihnachten (oder anderen Festen, für die die das ablehnen) hier so bekabbeln? Kann hier nicht auch mal ein wenig Ruhe einkehren? Muss wegen jedem Wort in irgendeiner Diskussion sofort ein Krieg entstehen? Ich glaube nicht, dass das der Sinn der Sache ist... Habt euch doch einfach alle mal lieb, es ist zur Zeit außerhalb der WP schwer genug. Guten Rutsch euch allen, und denkt mal (wenigstens kurz) darüber nach. M 27.12.

Wikimania 2017 in Montreal

Es war schon vor einiger Zeit zu lesen, aber jetzt ist es wohl amtlich: Wie James Forrester vor zwei Tagen per Malingliste mitteilte, findet die Wikimania 2017 im kanadischen Montreal statt, und zwar vom 8.–13. August. Chef des Veranstaltungsteams ist Marc-André Pelletier alias Coren aka MPelletier (WMF). Die Auswahl erfolgte ohne das bisher übliche Bewerbungsverfahren. Wie die Wikimania ab 2018 aussehen soll, wird derzeit auf Meta diskutiert. Sch, kl. Korrektur durch jc 24.12.

Artikelmarathon gestartet

Der traditionelle Weihnachtsmarathon ist mit zunächst 16 Läufern gestartet. Am besten über die Startlinie kam Geiserich77, der am Ende des ersten Tages 11 Artikel auf die Laufbahn geschickt hatte und vornehmlich österreichischen Politikern so eine ungeahnte sportliche Bedeutung gab. Ihm auf den Fersen ist Einsamer Schütze der mit 7 Kreisgrabenanlagen und Menhiren die Verfolgung aufnahm. Platz 3 teilten sich Ureinwohner, mit 6 Fussballspielern aus der Pionierzeit des Fussballs, und Geher, der nicht Geher sondern 6 Ruderer ins Rennen schickte. Tuchfühlung zu den Sportlern hat jedoch Austriantraveller mit 5 österreichischen Pfarrkirchen. Der erste Lauf dauert noch bis zum 23. Dezember, ein Einstieg ist auch Spätstartern erlaubt. Der zweite Lauf geht dann vom 28. bis 30. Dezember.O2, 22.12.

Am Ende des zweiten Tages konnte Geiserich77 zwar mit jetzt 18 Artikeln seine Führung behaupten, der Abstand zu den Verfolgern ist aber knapper geworden. Auf Platz 2 mit jetzt 15 Artikeln nun Geher, der damit am Einsamen Schützen (11 Artikel) vorbei ruderte. Neu auf Platz 4 ist Achim Raschka (10 Artikel) der mit possierlichen Waldmäusen die Spitzengruppe angreift.O2, 23.12.

Zieleinlauf: Geher (29 Artikel) fängt kurz vor dem Ziel Geiserich77 (23 Artikel) ab und entscheidet den ersten Lauf für sich. Auch das Rennen um Platz 3 wurde auf den letzten Metern entschieden. Achim Raschka (17 Artikel) zog noch am Einsamen Schützen (16 Artikel) vorbei.O2, 24.12.

Neue Suche (Beta)

Da ihr natürlich alle jeden Tag auf den heiß-geliebten Beta-Link klickt, wird es euch selbstverständlich nicht entgangen sein: Es gibt eine neue Suchfunktion, die in den Beta-Einstellungen aktiviert werden kann. Diese Suche ist bis zu einem gewissen Level pfelertolahrant, womit die Wikipedia-Suche etwas näher an richtige Suchmaschinen rückt. Voraussichtlich 2016 soll die neue Suche die alte ablösen, daher bittet die Wikimedia Foundation um Feedback (Phabricator) D., 21.12.

WikiCon 2016 im Raum Stuttgart

WikiCon
WikiCon

Wie Merle (WMDE) heute mitgeteilt hat findet die WikiCon 2016, das Treffen der deutschsprachigen Wikimedia-Community, im Raum Stuttgart statt. dcb, 21.12.

China editiert Jimmy Wales

Wie in der aktuellen Ausgabe des Signpost in der englischsprachigen Wikipedia beschrieben, entsprechen die auf der Webseite der World Internet Conference in China wiedergegebenen Worte von Jimmy Wales nicht ganz dem, was er tatsächlich gesagt hat – eine Tatsache, die der angelsächsischen Presse nicht entgangen ist. Jimmy Wales' Teilnahme an der im Dezember 2015 zum zweiten Mal in Wuzhen im Südosten Chinas stattgefundenen internationalen Konferenz, zusammen mit vielen zensurfreudigen Politikern wie Dmitri Medwedew (Russland) und Kärim Mässimow (Kasachstan; siehe auch die laufende Debatte über Mässimows Einflussnahme auf die kasachische Wikipedia auf Wales' Diskussionsseite), war ohnehin etwas kontrovers. Organisationen wie Amnesty International und Reporter ohne Grenzen hatten zum Boykott der Konferenz aufgerufen. AK, 20.12.

GDCh-Preis 2016 für Journalisten und Schriftsteller

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker vergibt für das Jahr 2016 ihren „Preis für Journalisten und Schriftsteller“ an:

die Redaktion Chemie der Wikipedia!

Ausschreibungstext:

„Dieser Preis wird an Journalisten oder Schriftsteller verliehen, denen es gelingt, die Chemie einer breiten Öffentlichkeit in informativer und verständlicher Weise näher zu bringen. Der Preis ist mit 7.500 EURO dotiert.“

Alle Wikipedianer dürfen sich natürlich mitfreuen! Dr.cue 19.12.

Frohe Weihnachten

Zu Beginn der diesjährigen Spendenkampagne wurde die Verwendung eines kommerziellen Bildes einer Kaffeetasse in der englischen Version des Spendenbanners bemängelt. Dies wurde dann sehr schnell durch ein frei lizensiertes ersetzt. Eine Unachtsamkeit einer beauftragten Agentur, die behoben wurde und nicht wieder vorkommen wird. Medienecho gab es auch keines. Kein Grund also darüber zu schreiben? Ganz so einfach ist es nicht. In der Spendenkampagne werden die Logos von Bezahldienstleistern wie Paypal oder Sofortüberweisung verwendet. Diese sind nicht frei und können daher auch nicht auf Commons gehostet werden. Hierfür wird ein eigenes Wiki donate.wikimedia.org verwendet. Auf diesem liegen aber auch die anderen in den Kampagnen verwendeten Bilder. Eine dreistellige Anzahl dieser Bilder verfügt über keine Lizenzinformationen auf der Dateibeschreibungsseite. Das gilt natürlich nicht für alle Bilder dort. Ein Teil der Bilder ist als unfrei oder mit einer CC-Lizenz gekennzeichnet. Ein willkürliches Beispiel ist die vor kurzem hochgeladene Jpg-Datei Wikiminiglobe. Diese Datei ist mit einem Lizenzhinweis versehen und enthält auch eine kurze Dateibeschreibung. Fotograf, Bearbeiter und Aufnahmedatum lassen sich durch einen Link auf die Originaldatei auf Commons ermitteln. Häufig gibt es diese Angaben aber nicht und das ist sowohl bei Bildern so, die seit Jahren dort stehen, als auch bei kürzlichen Uploads. Das ist sicher alles im Rahmen der Gesetze, aber ganz offensichtlich gibt es unter den hauptamtlichen Mitarbeitern der Stiftung einzelne, denen die Idee der Verbreitung freien Wissens nicht immer so sehr am Herzen liegt, wie ich mir das wünschen würde. Wie soll ich unbekümmert einem potentiellen Bilderspender erklären, dass es notwendig ist, ein Bild unter eine freie Lizenz zu stellen, den Urheber zu nennen, wenn dies von der gewählten Lizenz verlangt wird und dass es sinnvoll ist, eine informative Beschreibung und das Entstehungsdatum anzugeben, wenn sich selbst der Betreiber dieses Projekts bisweilen darum drückt? Den Christen hier frohe Weihnachten und den anderen ein schönes neues Jahr. °, 17.12.

EDEKA-Opa jetzt auch hier...

In den letzten Wochen kam man nicht wirklich an Arthur Nightingale, alias der einsame EDEKA-Opa, in den Medien vorbei. Der am 1. Advent erschienene EDEKA-Werbespot #heimkommen brachte es innerhalb kürzester Zeit auf unzählige Presseberichte und satte 40 Millionen YouTube-Klicks. Diverse Printmedien, zuletzt die Süddeutsche Zeitung, stellten zu Beginn des Hypes daher etwas verwirrt fest, dass über den 83-jährigen Briten kein Wikipedia-Artikel existiert. Dieser unhaltbare Zustand wurde natürlich zeitnah in Form eines kurzen Artikels ausgemerzt, ein entsprechender Ausbau ist überraschend ausgeblieben. Genug der rührenden Geschichte... pne, 17.12. AW: Da reagieren wir doch mal ganz schnell: Heimkommen. HvW, 17.12. … mit einem Löschantrag. Q, 21.12.

Neues von Wikisource

Das Deutsche Reichsgesetzblatt liegt nun von 1871 bis 1918 zumindest als Scan vor, so daß gemeinsam mit dem Angebot der Österreichischen Nationalbibliothek ALEX sämtliche Jahrgänge bis 1945 im Internet frei verfügbar sind. Unschöne Lücken beim Nachweis dieser wichtigen Rechtsquelle (hier ein Beispiel) sollten deshalb der Vergangenheit angehören. Auf Wikisource sind derzeit die transkribierten Volltexte bis 1906 und die verlinkten Inhaltsverzeichnisse von 1907 bis 1918 verfügbar. A. W. 16.12.

Team Ideenförderung geht in die Weihnachtsferien

Weihnachtsferien
Weihnachtsferien

Das Team Ideenförderung wünscht Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Vielen Dank für die großartigen Projekte die wir im vergangenen Jahr mit euch umsetzen durften! Vom 23. Dezember 2015 bis 4. Januar 2016 sind wir im Urlaub und freuen uns danach wieder auf eure Förderanfragen.

Adieu Software-Wiki

In den vergangenen zwei Jahren wurden von mir konsequent alle hierzulande gelöschten Softwareartikel in das Softwarewiki exportiert. Es waren gute Artikel dabei, es waren schlechte Artikel dabei. Es gab Artikel mit klar werblichem Charakter, es gab Artikel mit klar enzyklopädisch sinnvollem Inhalt. Für alle, die es interessiert: Hier ist eine Übersicht.

Zukünftig wird es von meiner Seite aus keinen Export gelöschter Softwareartikel mehr geben. Wer sich an dieser Situation stört, wird selbst aktiv werden müssen. Ast 13.12.

Frankie Boy zum Hundertsten

Da der Kurier bekanntlich weder enzyklopädisch ist noch neutral, kann man hier, im Gegensatz zu einem Artikel, Frank Sinatra fast hemmungslos als einen der größten Musiker aller Zeiten bezeichnen. Der aufmerksame Betrachter der hierzupedischen Hauptseite stellte unter der Rubrik „Jahrestage“ fest, dass Frankie Boy am 12. Dezember 2015 seinen hundertsten Geburtstag gefeiert hätte. In der englischsprachigen Wikipedia gab es zu dieser Gelegenheit eine volle Sinatra-Breitseite. Die dortige Rubrik “Did you know” (das Gegenstück zu hiesigem „Schon gewusst?“), die zweimal täglich vollständig ausgetauscht wird, wartete mit insgesamt 15 neuen oder mindestens auf das Fünffache erweiterten Artikeln auf, die irgendwas mit Frank Sinatra zu tun hatten. Die Leser erfuhren:

  • … dass Frank Sinatra, nachdem er 1938 einen Job als singender Kellner erhalten hatte, verkündete, dass er „so berühmt werden würde, dass ihn niemand je angreifen könne“.
  • … dass bei seinem Solodebüt im Nachtklub Riobamba „mit zitternden Lippen“ zwei Lieder sang und stürmischen Beifall erntete.
  • … dass Hank Sanicola, ein Boxer, der zum Musikmanager aufgestiegen war, Frank Sinatras Songplugger wurde (das ist jemand, der dafür sorgt, dass ein Lied im Radio gespielt wird).
  • … dass Frank Sinatra oft den Friseurladen im Keller des Hollywood Plaza Hotel besuchte, um dort mit dem Barbier Gin-Rommé zu spielen.
  • … dass die 16-jährige Julie Budd der jüngste Supporting Act für Frank Sinatra in dessen Karriere war.
  • … dass Frank Sinatras Cover von Summer Wind der letzte Top-40-Song für den Textschreiber Johnny Mercer war.
  • … dass Frank Sinatra and the 3 Flashes, neuerdings umbenannt in Hoboken Four, als Blackfaces in einem in der Radio City Music Hall aufgeführten Kurzfilm mitwirkten.
  • … dass der Publizist Jim Byron sich einst auf dem Sunset Strip mit Frank Sinatra prügelte.
  • … dass der amerikanische Musikkritiker Robert Christgau Frank Sinatra „den besten Sänger des 20. Jahrhunderts“ nannte.
  • … dass Frank Sinatra 1946 mit Oh! What it Seemed to Be einen Nummer-eins-Hit hatte und diesen Song nocheinmal für das 1963 erschienene Album Sinatra’s Sinatra aufnahm.
  • … dass der Las-Vegas-Kasino-Manager Carl Cohen zu einer örtlichen Berühmtheit wurde, nachdem er Frank Sinatra ins Gesicht geschlagen hatte, sodass sich dessen Zahnkronen lösten.
  • … dass Frank Sinatra Enterprises 2007 gegründet wurde, um Sinatras Schallplattenaufnahmen bei Reprise Records zu managen.
  • … dass Frank Sinatra 1970 im Caesars Palace mit vorgehaltener Waffe in Schach gehalten wurde.
  • … dass die Rolle des Vic Fontaine in Star Trek: Deep Space Nine zuerst Frank Sinatra, Jr. angeboten wurde.
  • … dass nachdem Frank Sinatra zufrieden war mit der Aufnahme des Songs That’s Life der Produzent Jimmy Bowen ihn mit der Aufforderung nervte, die Aufnahme zu wiederholen.
  • … dass Frank Sinatra ein Geheimkurier für die Haganah war.

Erwartungen, Artikel in der hiesigen Schon-gewusst-Rubrik über die bekannten „Special-Interest-Tage“ Halloween, Weltfrauentag und 1. April hinaus thematisch zu bündeln, sind sicher zu hochgesteckt, ist doch unsere Autorenschaft stets langfristig in Scharmützel um genealogische Symbole, die korrekte Schreibweise der Bezeichnung für amerikanische und un-amerikanische Amerikaner oder um Feinheiten der Formulierung der Namenskonventionen gebunden, und so steht nicht zu erwarten, dass es zum 100. Geburtstag des berühmtesten deutsch-österreichischen normannischen Schranks auf der hierzupedischen Hauptseite mehr gäbe, als den lapidaren Satz, der an dessen Geburtstag am 13. Dezember 1915 erinnert. MaB 12.12.

Ich wünsche mir vom Weihnachtsmann ein kleines Brüderlein, weil man dem Storch nicht trauen kann. Der soll ein Schwindler sein.

Es ist mal wieder soweit, das Fest der Liebe naht. Geben ist zwar seliger als Nehmen, bekanntlich braucht so ein kleines Brüderlein jedoch einen gewissen zeitlichen Vorlauf. Wer den verpasst hat, kann anderen immer noch eine Freude machen, indem einer der Wünsche von Wikipedia:Weihnachten erfüllt wird. (Selbstredend sind dort auch eigene Wünsche erlaubt.) Und ist der Wunsch nicht drin, dann kann es bitte auch ein kleines Hängebauch- ein kleines Hängebauchschwein sein. 32X unterstützt von Frank S. und Familie, 12.12.

Who the fuk is Peking Duk?

Auf diese Frage erhält man hierzupedia zum Zeitpunkt der Abfassung dieser Meldung (noch) keine Antwort. In der englischsprachigen Wikipedia ist das anders. Der Security in einer Konzerthalle in Melbourne scheint die Band auch unbekannt gewesen zu sein, aber immerhin, als ein Besucher ohne Eintrittskarte Einlaß begehrte, genügte ein grausiger Satzfetzen im englischen Artikel zur Band, um am Türsteher vorbeizukommen. Der Besucher machte sich mal einfach so zum Familienmitglied! Die Bandmitglieder nahmen ihren plötzlichen Familienzuwachs wohl cool, wie bento.de berichtete. Und ein gemeinsames Bier gab es auch. Naja, einen Monat nach den Anschlägen von Paris sollte die Security in einer Konzerthalle über etwas mehr Medienkompetenz verfügen und weniger wikipediagläubig sein. Es dauerte übrigens rund 17 ½ Stunden, bis dieser Vandalismus auf EN revertiert wurde. MaB 12.12.

„Eine Seite, die du erstellt hast, wurde auf Wikipedia verlinkt“

Gedanken zum späten Abend: Vor ein paar Tagen – in einem dieser einen manchmal überkommenden Umordnungsanfälle – habe ich es getan. Was? Ich weiß es gar nicht genau, wahrscheinlich ein Häkchen in den Einstellungen gesetzt oder ein Skript in einem css oder js aktiviert. Was aber auch immer es war, seitdem bekomme ich sie mehrfach täglich via Mail frei Haus geliefert und es liest sich fast wie Poesie:

Speer-Azurjungfer wurde von der Seite Wasenried verlinkt. / Guyana-Hörnchen wurde von der Seite Syagrus romanzoffiana verlinkt. / Lillie-Gletscher wurde von der Seite Black-Gletscher verlinkt. / Brachiolaria wurde von der Seite Stegnaster inflatus verlinkt. / Afrikanische Elefanten wurde von der Seite Durrell Wildlife Park verlinkt.

Und so holen sie mich alle ein, all die Artikel, Artikelchen und auch Weiterleitungen, die ich in mittlerweile (fast) 13 Wikipedia-Jahren angelegt habe – und ich merke, es geschieht etwas mit den Artikeln. Sie werden bemerkt und verlinkt, jemand findet sie wichtig und interessant genug, von einem anderen Artikel darauf zu verlinken. Und jedesmal, wenn eines dieser Mails kommt, freue ich mich. Besonders häufig kommt übrigens der Hinweis Pfarrkirche wurde von der Seite … verlinkt – dabei habe ich den Artikel Pfarrkirche nie angelegt, der startete mal unter dem Titel Parochialkirche. P.S.: Wer diesen Beitrag überflüssig findet, hat wohl recht … das macht aber nichts! AR, 7.12.

Wikidata in der Diskussion

Letzten Montag erschien ein Artikel in Slate, verfasst von Mark Graham (Oxford Internet Institute), der sich mit dem Thema Google Knowledge Graph und Wikidata auseinandersetzt. Grundlage des Artikels ist die von Mark Graham und Heather Ford verfasste Arbeit „Semantic Cities: Coded Geopolitics and the Rise of the Semantic Web“.

In der heute erschienenen Ausgabe des Signpost habe ich ein „Op-ed“ dazu geschrieben, das auch einige der hier bisweilen geäußerten Wikidata-Kritikpunkte (Bot-Importe, mangelnde Bequellung, CC0-Lizenzierung u.a.) aufgreift. Über Leser und Kommentare – auch kritische – freue ich mich. AK, 7.12.

Stipendien für die Wikimania 2016 bald ausgeschrieben

Die internationale Kampagne zur Vergabe der Stipendien zur Wikimania 2016 im italienischen Esino Lario wird demnächst starten. Wikimedia Deutschland bereitet zurzeit einen eigenen Prozess mit anderen Schwerpunkten für ehrenamtliche Mitarbeitende aus Deutschland vor. Mehr Informationen werden in Kürze auf Wikipedia:Wikimania 2016 veröffentlicht.MR(WMDE), 7.12.

Bundestagsprojekt trägt Früchte

Wikipedia:Bundestagsprojekt kommt groß raus: 10 von 12 Kalenderblättern des auf der Satire-Website Der Postillon veröffentlichten „Nacktkalenders der Bundesregierung“ wurden durch Freiwillige des Bundestagsprojekts und großzügige Unterstützung durch WMDE ermöglicht. Frohen Nikolaus! IP, 7.12.

#gld15

Aus privaten Gründen ein etwas späterer Bericht als gewollt, aber sicher noch nicht zu spät.

Letzte Woche trafen sich an der Universität Basel Interessierte zu einer Tagung unter dem Titel Wikipedia in der Praxis. Geschichtsdidaktische Perspektiven. Organisiert wurde die Tagung von Marko Demantowsky und Jan Hodel. Aufgrund mehrerer Absagen war das Programm leider etwas geschrumpft. Eröffnet wurde die Tagung durch zwei Beiträge der Organisatoren, in denen sie auf Wert und Sinn der Wikipedia in Schul- und Universitäts­bildung eingingen. Hierbei übernahm Demantowsky die Rolle des Fürsprechers, Hodel die des Kritikers, Nando Stöcklin übernahm die Moderation. Im zweiten Panel ging es um empirische Untersuchungen der Wikipedia, selten habe ich so viel über U-Boote erfahren wie hier. Das nächste Panel widmete sich der Wikipedia in der Hochschullehre. Für mich besonders interessant war der Beitrag von Christoph Pallaske, der sein Video-Projekt vorstellte, in dem Studenten Wikipedia-Artikel und deren Entwicklung anhand der Versionsgeschichte untersuchten ([12], [13], [14], [15], [16]). Jan Hodel zeigte, wie man Wikipedia spielerisch benutzen kann. Am zweiten Tag widmeten sich die Beiträge der Wikipedia in der schulischen Anwendung.

Die Tagung wurde mit Hilfe der Gerda Henkel Stiftung als Webstream gezeigt, auf dem Blog der Stiftung, L.I.S.A. werden die vier Panels in Videoform nach und nach präsentiert. Der erste Teil ist schon online.MC, 4.12.

Literaturstipendium wächst weiter

Diesmal kann das Wikipedia:Literaturstipendium gleich in doppelter Hinsicht Zuwachs vermelden: Zum einen bietet der Deutsche Wissenschafts-Verlag (DWV) nunmehr ebenfalls sein komplettes Fachbuchprogramm aus den Bereichen Geistes- und Sozialwissenschaften, Medizin und Naturwissenschaften zur kostenfreien Nutzung an (hier entlang). Zum andern unterstützt Veronika Krämer (WMDE) ab sofort Achim und Uwe bei der Abwicklung der eingehenden Anfragen. Gespräche mit weiteren Verlagen laufen bzw. stehen kurz vor dem Abschluss. UR, 4.12.

WikiCon NL

Eine WikiCon gibt es auch in den Niederlanden. Am vergangenen Samstag fand in Utrecht die jährliche Wikimedia Conferentie NL statt. In drei, inklusive der Workshops des Wiki-Helpdesks sogar vier gleichzeitig stattfindenenden Schienen wurden Ergebnisse und Trends des vergangenen Wiki-Jahrs präsentiert und diskutiert. Im Vordergrund standen die zahlreichen Kooperationen der Wikipedianer mit den größten GLAM-Institutionen der Niederlande wie dem Nationalarchiv und der Königlichen Bibliothek in Den Haag, dem Rijksmuseum in Amsterdam oder dem Naturalis Biodiversity Center in Leiden. Für die Besucher der Konferenz aus dem Ausland wurden zahlreiche Vorträge und Diskussionen in englischer Sprache abgehalten, die Dank der Programmkoordination zu einem durchgehenden Track in Englisch zusammengestellt werden konnten. Die Konferenz begann mit einer Keynote der Europa-Abgeordneten Marietje Schaake zur Reform des europäischen Urheberrechts, deren negative Trends wie eine Einschränkung der Panoramafreiheit nicht zuletzt durch den Protest von Wikipedianern aus ganz Europa im Sommer dieses Jahres abgeschmettert werden konnte. Den Abschluss bildete die Preisverleihung des Fotowettbewerbs Wiki Loves Monuments, der in diesem Jahr zum fünften Mal in den Niederlanden stattfand. Leider waren kaum Vertreter aus dem Nachbarland Deutschland anwesend, da am selben Tag die Mitgliederversammlung von WMDE in Berlin angesetzt war. Regio, 4.12.

Das Warten hat ein Ende

15 Tage hat es gedauert, jetzt ist es geschafft. 34 Leute haben gewartet, was das Zeug hält. Wovon die Rede ist? Der Wartungsbausteinwettbewerb im Herbst ist zuende gegangen und es war wieder spannend bis zum Schluss. Bis zum letzten Tag sah es so aus, als könnte Team „Herbstnebel“ Revanche für den Sommer nehmen, doch im Endspurt konnte das Team „Untergang“ den Titel verteidigen. Herzlichen Glückwunsch an Sheep18 und Wikijunkie und an Gripweed, der zudem die Jahreswertung gewonnen hat. Gratulation auch an „Herbstnebel“ und an die „Rhythmusgruppe“ auf Platz 3 sowie Eric Schreyer, den „Wartungstechniker“, der als bester Einzelkämpfer noch so manches Team hinter sich gelassen hat. Und ein herzliches Dankeschön an alle anderen, die sich mit viel Einsatz um die Baustellen der Wikipedia gekümmert haben. Alleine durch diesen WBW hat die Wikipedia 2384 verbesserte Artikel, von der einfachen Linkkorrektur bis zum großen Ausbau unzureichender Inhalte. Zum vierten Mal in Folge konnte dabei das Ergebnis erheblich gesteigert werden. Ein besonderer Erfolg war dabei dieses Jahr der Abbau von Bausteinen, die sich schon fünf Jahre oder länger in den Artikeln befanden. Wer Lust hat, beim nächsten Mal dabei zu sein, sollte die Hauptseite des Wartungsbausteinwettbewerbs im Auge haben, der Winterwettbewerb wird voraussichtlich irgendwann im Februar 2016 starten. HvW

Thema „Neue Ehrenamtliche“: Community-Dialog und Workshop

„Wie können wir zusammen mehr Ehrenamtliche für die Wikimedia-Projekte gewinnen und halten?“

Rund um diese Fragestellung dreht sich der heute gestartete Community-Dialog „Gewinnen und Halten von neuen Ehrenamtlichen für die Wikimedia-Projekte“. Bis zum 14. Dezember hoffen wir auf Eure rege Beteiligung auf Wikipedia:Förderung/Ideensammlung. Die Ergebnisse dieser Ideensammlung fließen in die Maßnahmenplanung des Teams Ideenförderung ein.
Auf einem Workshop im Februar oder März 2016 soll dann gemeinsam mit Interessierten aus den Communitys an den Ergebnissen weitergearbeitet werden, ebenso aber Raum für die bereits beim letzten Workshop zur Weiterentwicklung der Förderung behandelten Themenbereiche sein. Gerne könnt ihr Euch bei Interesse an einer Workshop-Teilnahme schon jetzt auf Wikipedia:Förderung/Community-Workshop 2016 eintragen. Bitte teilt uns möglichst bis zum 18. Dezember Eure Terminpräferenz mit.MR(WMDE), 1.12.