Wilhelm II. (Württemberg)

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Wilhelm II. von Württemberg (Gemälde von H. Michaelis, 1878)

Wilhelm II. (* 25. Februar 1848 in Stuttgart; † 2. Oktober 1921 in Bebenhausen) war von 1891 bis 1918 der vierte und letzte König von Württemberg.

Biografie

Prinz Wilhelm wurde als Sohn des Prinzen Friedrich von Württemberg und dessen Gemahlin Prinzessin Katharina, einer Tochter von König Wilhelm I. von Württemberg, geboren. Er blieb das einzige Kind seiner Eltern und wurde nach der absehbaren Kinderlosigkeit von König Karl und Königin Olga als Thronfolger erzogen.

In Tübingen und Göttingen studierte er Jura und Staats-/Finanzwissenschaften und schloss sich den Corps Suevia Tübingen und Bremensia Göttingen an.

Silberne Hochzeitskarte vom 8. April 1911

In Potsdam trat er ins preußische Militär ein, das ihn jedoch nicht besonders anzog. Nachdem König Karl in seinen letzten Regierungsjahren zunehmende Ermüdungserscheinungen zeigte, übernahm der junge Prinz bereits Repräsentationsverpflichtungen.

Im Jahr 1877 heiratete Prinz Wilhelm Prinzessin Marie von Waldeck-Pyrmont. Diese Eheverbindung mit einem kleinen Fürstenhaus, eine Neigungsheirat, stieß in Württemberg auf wenig Begeisterung. Das Paar hatte zwei Kinder, ein drittes Kind kam 1882 tot auf die Welt:

  • Prinzessin Pauline (1877–1965) – verheiratet mit Friedrich Hermann zu Wied (1872–1945)
  • Prinz Ulrich (*/† 1880)

Der Tod des Sohnes Prinz Ulrich im Alter von fünf Monaten traf das Paar als Schicksalsschlag, dem für den Prinzen ein weiterer folgte: Im April 1882 starb seine Frau bei einer Totgeburt.

Prinz Wilhelm heiratete 1886 in zweiter Ehe Prinzessin Charlotte zu Schaumburg-Lippe, wiederum aus einer minder bedeutenden Dynastie. Aus dieser Ehe gingen keine Kinder hervor. Deshalb wurde seit den 1890er Jahren Herzog Albrecht von Württemberg, der thronfolgeberechtigte Spross einer Nebenlinie, als künftiger Thronfolger an den Regierungsgeschäften beteiligt.

Standesherr

Seit 1870 war Wilhelm als Prinz des königlichen Hauses bis zu seiner Thronbesteigung im Jahre 1891 Mitglied in der württembergischen Kammer der Standesherren. Zwar ließ er sich oft durch andere Mitglieder der Kammer vertreten, nahm aber an manchen Sitzungen auch persönlich teil.

König

Denkmal von Hermann-Christian Zimmerle (1991) vor dem Wilhelmspalais in Stuttgart

Nach dem Tod von König Karl trat der Prinz 1891 als König Wilhelm II. die Regierung an. Viele Souveränitätsrechte waren an den deutschen Kaiser gefallen. König Wilhelm pflegte einen eher großbürgerlichen Lebensstil. Ohne Bewachung oder Begleitung ging er bis in die letzten Tage seiner Regierung in Stuttgart spazieren. Männer aus dem Bürgertum lud er zu „Herrenabenden“ in seinen Wohnsitz im Stuttgarter Wilhelmspalais ein.

Dem Kaiser in Berlin stand Wilhelm II. distanziert gegenüber, zumal er das Militärische zeitlebens nicht besonders schätzte. Unter seiner Protektion tagte in Stuttgart der Sozialistische Kongress; am Hoftheater wurden Stücke aufgeführt, die in anderen Staaten verboten waren, zum Beispiel von Frank Wedekind.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs traf König Wilhelm II. schwer; mit Tränen in den Augen verabschiedete er die Truppen in Stuttgart. Am 30. November 1918 verzichtete er auf die Krone (dankte aber nicht ab) und nahm den Titel eines Herzogs von Württemberg an, nachdem eine revolutionäre Menge mit zum Teil auswärtigen Anführern ins Wilhelmspalais eingedrungen war. Dass ihm in dieser Situation niemand beistand, verwand er nie.

Mit dem württembergischen Staat hatte er bei seinem Rücktritt für sich und seine Frau ein lebenslanges Wohnrecht im Schloss Bebenhausen vereinbart, wo er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte.

Wilhelmspalais in Stuttgart

Nachdem er im Oktober 1921 in Bebenhausen verstorben war, wurde der Leichenzug seinem letzten Wunsch gemäß um Stuttgart herum geleitet. Auf dem Alten Friedhof in Ludwigsburg ließ sich Wilhelm II. an der Seite seiner ersten Frau und seines Sohnes in einem Erdgrab bestatten.

Wilhelm II. galt als beliebter und volksnaher König. Noch heute werden sich Geschichten erzählt, wie die Einwohner Stuttgarts ihren Monarchen beim Spaziergang mit dessen Hunden mit den Worten „Grüß Gott, Herr König“ grüßten und Wilhelm als Erwiderung den Hut zog und Kindern Süßigkeiten gab. So war es keine Seltenheit, wenn er von Kindern gefragt wurde: „Keenich, hoscht mer nex?“ („König, hast du nichts für mich?“).


Siehe auch: Stammtafel von Württemberg

Literatur

  • Paul Sauer: Württembergs letzter König. Das Leben Wilhelms II. Stuttgart 1994.
  • Anni Willmann: Der gelernte König. Stuttgart 2001. ISBN 3871812927

Weblinks

Commons: William II of Württemberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien