Windischenhaig
Windischenhaig Große Kreisstadt Kulmbach
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Koordinaten: | 50° 4′ N, 11° 25′ O |
Höhe: | 311 m ü. NHN |
Einwohner: | 301 (23. Jul. 2013)[1] |
Postleitzahl: | 95326 |
Vorwahl: | 09221 |
Windischenhaig (oberfränkisch: Windschn-haach[2]) ist ein Gemeindeteil der Großen Kreisstadt Kulmbach im oberfränkischen Landkreis Kulmbach in Bayern.[3]
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geografische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf liegt auf mehreren Riedeln aus Bausandstein (Mittlerer Keuper) über der Talaue des Roten Mains. Das Tal des dort links dem Roten Main zufließenden Hirtenbachs trennt die Höhenrücken voneinander und führt zu großen Höhenunterschieden innerhalb des Dorfes. Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Hitzmain (0,9 km nordwestlich), an der Frischenmühle vorbei nach Unterzettlitz (1 km nordöstlich), nach Lanzenreuth zur Kreisstraße KU 5 (2,2 km südöstlich) und nach Kemeritz ebenfalls zur KU 5 (2,1 km südlich).[4]
Ortsbild
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Windischenhaig ist ein typisches Haufendorf, das aus älteren landwirtschaftlichen Anwesen, stattlichen Gehöften mit gewöhnlich aus Bruchstein aufgeführtem zwei- bis dreigeschossigem Wohnhaus, großer Scheune, Stallgebäude und weiteren kleineren Bauten sowie kleineren Seldnerstellen und insbesondere zum Dorfrand hin, aus jüngeren Wohngebäuden neu hinzugezogener Einwohner besteht.
Der Gasthof Hereth „Zum grünen Kranze“ liegt neben landwirtschaftlichen Nebengebäuden und großem Fischteich im Talgrund des Hirtenbaches und bildet das Zentrum des Dorfes. Nach Westen und Osten steigt von dort aus die Hauptstraße an und führt zu weiteren Gehöften. Die Durchgangsstraße verläuft entlang des Hangfußes der Keuperhänge über dem Rotmaintal.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort wurde 1223 als „Houge“ erstmals urkundlich erwähnt. Er gehörte den Herzögen von Andechs-Meranien, die auch sonst weite Teile Oberfrankens beherrschten, darunter auch Kulmbach mit der Plassenburg. In Urkunden aus dieser Zeit ist außerdem ein Dorf „Erkenbrechtsreuth“ verzeichnet, das wüst gefallen ist. Möglicherweise war dieser Ort aber auch eine Dorfhälfte von Windischenhaig und ist im Laufe der Jahrhunderte mit dem übrigen Dorfteil verschmolzen. 1318 wurde der Ort erstmals „Windissemhauge“ genannt zur Unterscheidung von dem 5 km nördlich gelegenen gleichnamigen Ort (das heutige Burghaig). Das Grundwort haug (mhd.) bedeutet Hügel, das Bestimmungswort gibt zu erkennen, dass Wenden dort angesiedelt wurden.[5]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Windischenhaig aus 13 Anwesen. Das Hochgericht übte das bayreuthische Stadtvogteiamt Kulmbach aus. Es hatte zugleich die Dorf- und Gemeindeherrschaft. Grundherren waren das Kastenamt Kulmbach (1 Sölde, 2 Tropfgütlein), der Markgräfliche Lehenhof Bayreuth (1 Söldengut mit Zapfenschankgerechtigkeit), das Klosteramt Kulmbach (1 Hof), das Rittergut Wernstein (1 Hof, 1 Gut, 1 Söldengut), das Rittergut Windischenhaig (1 Hof) und die Superintendur Kulmbach (3 Höfe, 1 Sölde).[6]
Von 1797 bis 1810 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Kulmbach.[7] Mit dem Gemeindeedikt wurde Windischenhaig dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Melkendorf zugewiesen.[8] 1812 erfolgte die Überweisung an den Steuerdistrikt Katschenreuth und die neu gebildete gleichnamige Ruralgemeinde.[7] Am 1. Juli 1976 wurde Windischenhaig im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Kulmbach eingegliedert.
Windischenhaig hat viele Elemente tradierter oberfränkischer Dörflichkeit bewahrt: seine Grundstruktur als gewachsenes Haufendorf, landwirtschaftliche Tätigkeiten (neben einem großen Hof am Südrand des Dorfes überwiegend in der Form der Nebenerwerbslandwirtschaft), die Einbettung in die Feldflur der Umgebung, die Felsenkeller an der Straße, die in den Keupersandstein gegraben wurden, sowie auch die Tatsache, dass das Dorf nur über zwei Straßennamen verfügt und die Häuser durchnummeriert sind (die Reihenfolge folgt im Wesentlichen dem Baudatum). Der jüngere Ausbau des Dorfes durch neuere Einfamilienhäuser, überwiegend im Zuge der Suburbanisierung aus dem zentralen Ort Kulmbach, hat an der Grundstruktur der ländlichen Siedlung wenig geändert; vor allem im Westen des Dorfes wurden neue Wohngebäude errichtet.
Baudenkmal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Grenzstein
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | 1809 | 1818 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2013 |
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Einwohner | 161 | 137 | 164 | 145 | 149 | 146 | 137 | 263 | 195 | 182 | 196 | 301* |
Häuser[9] | 22 | 26 | 26 | 26 | 27 | 30 | 51 | |||||
Quelle | [10] | [7] | [11] | [12] | [13] | [14] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] | [1] |
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Windischenhaig ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Johannes der Täufer (Hutschdorf) gepfarrt.[6][17]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rüdiger Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 38). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2012, ISBN 978-3-7696-6554-3.
- Johann Kaspar Bundschuh: Windischengehaig. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 259 (Digitalisat).
- Erich Freiherr von Guttenberg: Land- und Stadtkreis Kulmbach (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Oberfranken. Band 1). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1952, DNB 451738918, S. 181.
- Georg Paul Hönn: Windischhaig. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 307 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Windischenhaig in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 16. Dezember 2021.
- Windischenhaig in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 13. November 2020.
- Windischenhaig im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 13. November 2020.
Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b https://www.kulmbach.de/xist4c/web/Kulmbach-Rathaus-Stadtteile_id_275_.htm
- ↑ E. F. v. Guttenberg: Land- und Stadtkreis Kulmbach, S. 201. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „windschnhāch“.
- ↑ Gemeinde Kulmbach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 16. August 2023.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 16. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ E. F. v. Guttenberg: Land- und Stadtkreis Kulmbach, S. 181.
- ↑ a b R. Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis, S. 653.
- ↑ a b c R. Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis, S. 757f.
- ↑ R. Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis, S. 786.
- ↑ Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
- ↑ R. Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis, S. 727.
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 900, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1074, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1022 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1069 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1105 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 949 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 698 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 161 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 314 (Digitalisat).