Wolfgang Seidel (Rennfahrer)

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Wolfgang Seidel (Rennfahrer)
Wolfgang Seidel mit Beifahrer Helm Glöckler im Porsche 550 bei der Mille Miglia 1955
Nation: Deutschland BR BR Deutschland
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Deutschland 1953
Letzter Start: Großer Preis von Großbritannien 1962
Konstrukteure
1953 Veritas · 1958 Maserati · 1958, 1960 Cooper · 1961 Lotus · 1962 Emeryson Cars · 1962 Lotus
Statistik
WM-Bilanz: keine WM-Platzierung
Starts Siege Poles SR
10
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:
Vorlage:Infobox Formel-1-Fahrer/Wartung/Alte Parameter

Paul Heinz Wolfgang Seidel (* 4. Juli 1926 in Dresden; † 1. März 1987 in München) war ein deutscher Automobilrennfahrer, der vorwiegend Sportwagenrennen fuhr und außerdem von Fall zu Fall in der Formel 1 startete.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wolfgang Seidel war gelernter Kaufmann. Seine Motorsportkarriere begann 1950 bei der Internationalen Rheinlandfahrt. In den folgenden drei Jahren fuhr er Sportwagenrennen auf einem Veritas RS, mit dem er beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1953 zusammen mit Josef Peters Fünfter im Gesamtklassement wurde und im gleichen Jahr den Großen Preis von Deutschland bestritt, den er auf Rang 16 beendete.[1]

Formel 1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt war Seidel bei zehn Läufen zur Fahrerweltmeisterschaft am Start und fuhr so unterschiedliche Fabrikate wie den Maserati 250F, den Lotus 18, den Lotus 24 und die Cooper-Modelle T45 und T43. Als beste Platzierung erreichte er Rang neun beim Großen Preis von Italien 1960. Sein letzter Grand Prix war der Große Preis von Großbritannien in Aintree 1962.

Sportwagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine größten Erfolge feierte Seidel als Sportwagenpilot. Beim 12-Stunden-Rennen von Sebring 1958 wurde er mit Harry Schell Dritter in der Gesamtwertung und Sieger bei den Sportwagen bis 2 Liter Hubraum (unterschiedliche Quellen geben hier auch Jean Behra als zweiten Fahrer an). 1959 gewann er gemeinsam mit Edgar Barth auf einem Porsche 718 RSK die Targa Florio.[1] Zwischen 1955 und 1960 startete Seidel fünfmal beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Ins Ziel kam er nur 1955 und 1960, als er mit Edgar Barth Elfter der Gesamtwertung wurde. 1955 schaffte er sogar den fünften Gesamtrang, den er sich mit Olivier Gendebien im Porsche der Equipe Nationale Belge teilte.

Entzug der Lizenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1962 entzog die ONS Seidel die Rennlizenz, nachdem er die Sportbehörde und den AvD als Veranstalter des Großen Preises von Deutschland öffentlich kritisiert hatte. Vorausgegangen war, dass Seidel beim Großen Preis von Deutschland 1962 nicht starten durfte, weil er statt der nach damaligem Reglement vorgeschriebenen mindestens fünf Trainingsrunden auf der Nordschleife wegen eines technischen Defekts nur vier absolviert hatte. Nach der Kritik entzog ihm der AvD die Mitgliedschaft und die ONS verhängte eine lebenslange Sperre, die jedoch auf zwei Jahre korrigiert wurde. Mit der Teilnahme trotz Sperre an einem Rennen in Mexiko, das nicht zur Weltmeisterschaft zählte, wollte Seidel erreichen, dass sein Fall vor dem internationalen Sportgericht der FIA verhandelt würde, wozu es aber nicht kam. Daraufhin und weil er befürchtete, in zwei Jahren den Anschluss an den Leistungsstand der Konkurrenten zu verlieren, beendete er seine Motorsportkarriere und arbeitete fortan als Autoverkäufer.[2]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während seiner Zeit als Rennfahrer wohnte Wolfgang Seidel in Düsseldorf.[3] Er starb am 1. März 1987 in einem Münchener Krankenhaus an Herzversagen.[1]

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gesamtübersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
Rennrunden
Punkte WM-Pos.
1953 Wolfgang Seidel Veritas RS Veritas 2.0 L6 1 NC
1958 Scuderia Centro Sud Maserati 250F Maserati 2.5 L6 2 NC
Rob Walker Racing Team Cooper T43 Climax 1.5 L4 1
1960 Wolfgang Seidel Cooper T45 Climax 1.5 L4 1 NC
1961 Scuderia Colonia Lotus 18 Climax 1.5 L4 3 NC
1962 Ecurie Maarsbergen Emeryson 1006 Climax 1.5 L4 1 NC
Autosport Team Wolfgang Seidel Lotus 24 BRM 1.5 V8 1
Gesamt 10

Einzelergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
1953
16
1958
DNF DNF DNF
1960
9
1961
DNS 17 DNF DNF
1962
NC DNF DNQ
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1955 Belgien Equipe Nationale Belge Porsche 550/4RS 1500 Spyder Belgien Olivier Gendebien Rang 5
1957 Deutschland Wolfgang Seidel DKW Monza Coupé Deutschland Heinz Meier Ausfall Motorschaden
1958 ItalienItalien Scuderia Ferrari Ferrari 250TR 58 Deutschland Wolfgang von Trips Ausfall Unfall
1959 Deutschland Porsche KG Porsche 718 RSK Deutschland Edgar Barth Ausfall Getriebeschaden
1960 Deutschland Porsche KG Porsche 718 RS60 Deutschland Edgar Barth Rang 11

Sebring-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1958 Deutschland Porsche K.G. Porsche 718 RSK Vereinigte Staaten 48 Harry Schell Rang 3 und Klassensieg

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
1953 Wolfgang Seidel Veritas Comet RS Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Frankreich LEM Belgien SPA Deutschland NÜR Vereinigtes Konigreich RTT Mexiko CAP
5
1955 Porsche
Equipe Nationale Belge
Porsche 550 Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich RTT Italien TAR
8 5 12
1956 Wolfgang Seidel Mercedes-Benz 300 SL
Porsche 550
Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Deutschland NÜR Schweden KRI
7 DNF 11
1957 Wolfgang Seidel
Scuderia Ferrari
Mercedes-Benz 300 SL
DKW 3=6 Monza
Ferrari 250TR
Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Deutschland NÜR Frankreich LEM Schweden KRI Venezuela CAR
DNF 21 DNF DNF 3
1958 John von Neumann
Porsche
Scuderia Ferrari
Ferrari 250TR
Porsche 718 RSK
Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich RTT
DNF 3 DNF 5 DNF
1959 Porsche Porsche 718 RSK Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich RTT
1 DNF DNF
1960 Wolfgang Seidel
Porsche
Porsche 718 RSK Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM
DNF 11
1962 Peter Nöcker
Wolfgang Seidel
Ferrari 250 GT
Fiat-Abarth 700
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigte Staaten SEB Italien MAI Italien TAR Deutschland BER Deutschland NÜR Frankreich LEM Frankreich TAV Italien CCA Vereinigtes Konigreich RTT Deutschland NÜR Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI Frankreich PAR
10 5

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wolfgang Seidel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Michael Behrndt, Jörg-Thomas Födisch, Matthias Behrndt: Deutsche Rennfahrer. Heel Verlag, Königswinter 2008, ISBN 978-3-86852-042-2
  2. Zorn im Mittag. In: Der Spiegel. Nr. 49, 1962 (online).
  3. Programmheft zum Großen Preis von Europa 1961, Seite 40