Wyschkino

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Untergegangener Ort
Wyschkino
Königshuld I sowie Klohnen

Вышкино
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Krasnosnamensk
Zeitzone UTC+2
Geographische Lage
Koordinaten 54° 55′ N, 22° 20′ OKoordinaten: 54° 55′ 3″ N, 22° 19′ 32″ O
Wyschkino (Europäisches Russland)
Wyschkino (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Wyschkino (Oblast Kaliningrad)
Wyschkino (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Wyschkino (russisch Вышкино, deutsch Königshuld und Klohnen) ist ein verlassener Ort im Rajon Krasnosnamensk der russischen Oblast Kaliningrad.

Die heute kaum noch erkennbare Ortsstelle von Königshuld I liegt am südwestlichen Rand des Torfmoors Königshuld (russisch: Boloto Welikoje) und ist über eine unwegsame Verbindungsstraße von Sabrodino (Lesgewangminnen/Lesgewangen) nach Tolstowo (Löbegallen/Löbenau) erreichbar. Die Ortsstelle des ehemaligen Klohnen liegt etwa drei Kilometer nordwestlich von Tolstowo. Zwischen Königshuld I und Klohnen liegt die Ortsstelle das ebenfalls verlassenen Poplienen/Poplingen, das seit 1928 zu Königshuld I gehörte und nach 1945 noch kurzzeitig den russischen Namen Suslowo trug.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Königshuld I[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

54° 55′ 3″ N, 22° 19′ 32″ O

Im Jahr 1768 wurde dem Generalmajor David Fritz von Lossow das Torfmoor Kackscher Ball, auch Kacksche Balis genannt, von Friedrich dem Großen durch Erbverschreibung verliehen. Die ringsherum dem Moor (offiziell nun Torfmoor Königshuld genannt, heute russisch: Boloto Welikoje) abgerungenen Ländereien erhielten den Namen Königshuld(t). Der westliche Bereich des Moores gehörte seit 1818 zum Kreis Ragnit und der dortige Anteil von Königshuld wurde in zwei Kolonien aufgeteilt, die von Eigenkätnern bewirtschaftet wurden. Das am südwestlichen Rand des Moores gelegene Königshuld I erhielt 1874 den Status einer Landgemeinde und wurde im selben Jahr dem neugebildeten Amtsbezirk Waszeningken im Kreis Ragnit zugeordnet.[1] Man beschäftigte sich dort vor allem mit dem Torfabbau. 1928 wurde die Landgemeinde Poplienen (s. u.) an die Landgemeinde Königshuld I angeschlossen. Auch derjenige Anteil des Torfmoores Königshuld, der zum Kreis Tilsit-Ragnit gehörte, war fortan Teil des Gemeindegebietes.

In Folge des Zweiten Weltkrieges kam Königshuld I im Jahre 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner Bemerkungen
1867[2] 86
1871[2] 78
1885[3] 87
1905[4] 72
1910[5] 74
1933[6] 140 Einschließlich Poplienen
1939[7] 133 Einschließlich Poplingen (Poplienen)

Poplienen (Poplingen) / Suslowo[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

54° 54′ 56″ N, 22° 20′ 17″ O

Poplienen, auch Plempeningken genannt, war im 18. Jahrhundert ein Schatulldorf.[8] 1874 wurde die Landgemeinde Poplienen dem Amtsbezirk Waszeningken zugeordnet.[1] 1929 erfolgte der Anschluss an die Landgemeinde Kõnigshuld I. Dort wurde der Ortsteil Poplienen im Jahr 1938 in Poplingen umbenannt.

Auch Poplienen/Poplingen kam 1945 zur Sowjetunion. 1950 erhielt der Ort, nun wieder eigenständig, den russischen Namen Suslowo und wurde dem Dorfsowjet Tolstowski selski Sowet im Rajon Krasnosnamensk zugeordnet.[9] 1965 gelangte der Ort (falls er zu dieser Zeit noch existierte) in den Chlebnikowski selski Sowet. Suslowo wurde vor 1975 aus dem Ortsregister gestrichen.[10]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1867[2] 92
1871[2] 117
1885[3] 117
1905[4] 125
1910[5] 109

Klohnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

54° 54′ 38″ N, 22° 21′ 43″ O

Die Landgemeinde Klohnen auf einem Messtischblatt von 1927

Klohnen war im 18. Jahrhundert ein königliches Dorf.[11] Seit 1874 gehörte die Landgemeinde Klohnen zum neu gebildeten Amtsbezirk Löbegallen im Kreis Pillkallen.[12]

Auch Klohnen kam 1945 zur Sowjetunion.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1867[2] 78
1871[2] 70
1885[3] 83
1905[4] 125
1910[13] 110
1933[6] 107
1939[14] 80

Wyschkino[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1947 bekam der Ort Königshuld I den russischen Namen Wyschkino und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Tolstowski selski Sowet im Rajon Krasnosnamensk zugeordnet.[15] Während das ehemalige Königshuld I bald wieder verlassen wurde (falls es überhaupt wiederbesiedelt worden war) griff der Ort Wyschkino in der Folge auf das ehemalige Klohnen über.[16] 1965 gelangte Wyschkino in den Chlebnikowski selski Sowet. Auf einer Karte von 1984 wurde Wyschkino als unbewohnt bezeichnet[17] und vor 1988 aus dem Ortsregister gestrichen.[18]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchlich war Königshuld I vor 1945 mit seinen fast ausnahmslos evangelischen Einwohnern in die Kirche Budwethen (der Ort hieß zwischen 1938 und 1946: Altenkirch, russisch: Malomoschaiskoje) eingepfarrt. Sie gehörte zur Diözese Ragnit im Kirchenkreis Tilsit-Ragnit innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Klohnen gehörte zum evangelischen Kirchspiel Lasdehnen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Müller: Die Kolonie Königshuld an der Kak’schen Balis. Die Geschichte einer ostpreußischen Moorsiedlung, in Altpreußische Forschungen, Band 5, 1928, S. 317–327.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Waschingen
  2. a b c d e f Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871, Berlin 1874
  3. a b c Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888
  4. a b c Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Heft 1, Provinz Ostpreußen, Berlin 1907
  5. a b Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Ragnit
  6. a b Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I: Altreich und Land Österreich. Hrsg. vom Statistischen Reichsamt, Vierte Auflage, 1939
  7. Michael Rademacher: Stadt Tilsit und Landkreis Tilsit–Ragnit/Pogegen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Litthauischen Cammer-Departement, S. 124.
  9. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., № 745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
  10. In der Административно-территориальное деление Калининградской области 1975 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1975, hrsg. vom Sowjet der Oblast Kaliningrad) auf soldat.ru/ (rar-Datei) taucht er nicht mehr auf.
  11. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Litthauischen Cammer-Departement, S. 72.
  12. Rolf Jehke, Amtsbezirk Löbenau
  13. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Kreis Pillkallen
  14. Michael Rademacher: Pillkallen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  15. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  16. Das ergibt sich aus Darstellungen in bekannten Karten und aus der Entfernungsangabe in der Административно-территориальное деление Калининградской области 1975 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1975, hrsg. vom Sowjet der Oblast Kaliningrad) auf soldat.ru/ (rar-Datei)
  17. Sowjetische Topographische Karte 100k--n34-045
  18. In der Административно-территориальное деление Калининградской области 1989 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1989 (mit Stand von 1988), hrsg. vom Sowjet der Oblast Kaliningrad) auf soldat.ru (rar-Datei), taucht er nicht mehr auf.