Zuhause-Kraftwerk

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Zuhause-Kraftwerk (Eigenschreibweise des Anbieters: ZuhauseKraftwerk) war der Markenname und ein Gesamtkonzept eines kleinen Blockheizkraftwerks (BHKW), welches durch Zusammenschaltung mit vielen weiteren kleinen Blockheizkraftwerken Teil eines virtuellen Kraftwerkes sein sollte. Die Umsetzung dieser Idee verfolgte das Unternehmen Lichtblick in Zusammenarbeit mit Volkswagen.

Konzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Zuhause-Kraftwerk arbeitet nach dem Schwarmstromkonzept, bei dem ein virtuelles Großkraftwerk dadurch entsteht, dass viele kleine Kraftwerke zu einem großen vernetzt werden. Die einzelnen Einheiten werden zentral von Lichtblick per Mobilfunk gesteuert und produzieren sowohl Strom als auch Wärme. Die Wärme wird vor Ort gespeichert und eingesetzt. Der Strom, soweit er nicht lokal genutzt wird, geht ins öffentliche Netz. Wenn der Wärmespeicher für Heizung und Warmwasser einer Einheit voll ist, ruft die Zentrale von dieser Einheit erst wieder Strom ab, wenn Wärme verbraucht worden ist und wieder gespeichert werden kann.

Vertriebskonzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im September 2009 stellte Lichtblick eine Zusammenarbeit mit Volkswagen vor.[1][2] Volkswagen begann daraufhin, im Motorenwerk Salzgitter kleine auf einem Erdgas-Automotor des Modells Touran basierende Blockheizkraftwerke herzustellen.[3] Die elektrische Nennleistung der Kraftwerke betrug 20 kW. Es müssten daher etwa 40.000 Kilowattstunden Wärme im Jahr verbraucht werden, um eine wirtschaftliche Nutzung zu gewährleisten. Das Konzept eignete sich insbesondere für Einfamilienhäuser mit einer Fläche von mindestens 250 Quadratmetern, für Mehrfamilienhäuser sowie für Schulen, Krankenhäuser und Hotels.[1]

Beim ersten Vertriebskonzept von Lichtblick investierte der Liegenschaftsbesitzer einmalig 5.000 Euro für den Umbau der Heizungsanlage. Das Zuhause-Kraftwerk wurde dann von Lichtblick installiert und blieb im Eigentum des Unternehmens. Der Kunde zahlte eine monatliche Grundgebühr von 20 Euro und bekam eine Kellermiete von 5 Euro. Er zahlte zudem 5,99 Cent pro Kilowattstunde erzeugter Wärme und erhielt 0,5 Cent pro Kilowattstunde in das öffentliche Netz eingespeistem Strom.[1] Den Unterhalt (z. B. Schornsteinfeger und Reparaturen) der Einheit zahlte das Unternehmen. Die ersten Zuhause-Kraftwerke wurden in Hamburg installiert (etwa 60 Einheiten bis Mai 2011). Weitere folgten in Celle/Veilchengrund[4], Bremen, München, Düsseldorf, Köln, Bielefeld und Leipzig.

Bis März 2012 wurden laut Unternehmensangaben 450 Kleinkraftwerke errichtet.[5] Laut Medienangaben führte der schleppende Vertrieb Anfang Mai 2012 zur Entlassung des Lichtblick-Vorstandsvorsitzenden Christian Friege und zu konzerninternen Umstrukturierungen.[6] Neben organisatorischen Problemen soll auch die von Volkswagen zu verantwortende Technik Ursache des zögerlichen Ausbaus gewesen sein.[7]

Nach etwa 600 installierten Zuhause-Kraftwerken stellte Lichtblick im Oktober 2012 ein neues Vertriebskonzept vor. Liegenschaftsbesitzer konnten nun das Kraftwerk kaufen und zwischen verschiedenen Dienstleistungsmodellen wie Wartungsverträgen und Betriebsführungscontracting von Lichtblick auswählen.[8][9] Im Mai 2014 wurde bekannt, dass sich Lichtblick und Volkswagen bei Vertragsverhandlungen nicht auf eine Weiterführung der Zusammenarbeit einigen konnten.[10][11] Insgesamt wurden bis zur vollständigen Einstellung des Vertriebs etwa 1500 Einheiten installiert.[12] Seit dem Ende der Zusammenarbeit mit Lichtblick produziert Volkswagen die Kraftwerke weiterhin unter der Bezeichnung EcoBlue 2.0.

Wirkungsgrad / Umweltbelastung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Zuhause-Kraftwerk erreicht einen elektrischen Wirkungsgrad von ca. 32 Prozent bei einem Gesamtwirkungsgrad (thermisch und elektrisch) von ca. 92 Prozent. In herkömmlichen Grundlastkraftwerken werden ca. 25 bis 46 Prozent (elektrisch) erreicht, in Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken bis zu 60 Prozent (elektrisch).

Im Vergleich zur herkömmlichen Energieerzeugung werden bis zu 60 Prozent Kohlendioxid eingespart (bei vollständiger Nutzung der produzierten Wärme). Lichtblick hält die Stromerzeugung aus Erdgas für eine Übergangslösung. Langfristig will das Unternehmen auf Biomethan umsteigen.[1]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Das Kraftwerk im eigenen Keller, Weser-Kurier, 21. Mai 2011
  2. Klaus Sievers: Das Kraftwerk im heimischen Keller, Weser-Kurier, 25. November 2010
  3. TV-Bericht der Deutschen Welle: "Minikraftwerke mit VW-Erdgasmotor". Abgerufen am 31. Mai 2014.
  4. Öko-Energie in Celle/Veilchengrund (Memento des Originals vom 2. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.veilchengrund.de
  5. Veranstaltungszentrum Jerusalemkirche heizt mit ZuhauseKraftwerken (Memento des Originals vom 25. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lichtblickblog.de, Katinka Königstein, 21. März 2012
  6. Lichtblick und VW fehlen Kraftwerkskunden. Abgerufen am 29. Juli 2012.
  7. Bereits mehr als 500 ZuhauseKraftwerke von LichtBlick. Abgerufen am 29. Juli 2012.
  8. Vertrieb des LichtBlick ZuhauseKraftwerkes ausgesetzt. Abgerufen am 1. Oktober 2012.
  9. Das Zuhausekraftwerk kann jetzt käuflich erworben werden
  10. Hamburger Abendblatt vom 28. Mai 2014: Energieversorger LichtBlick droht Volkswagen mit Klage
  11. Zuhausekraftwerk gescheitert – Lichtblick und VW gehen getrennte Wege. Abgerufen am 30. Mai 2013.
  12. Auch RWE und EnVersum beenden Mikro-KWK-Contracting. Abgerufen am 9. Mai 2014.