Anton Harrer

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Anton Harrer (* 1817 in Landshut; † 1885) war ein deutscher Zeichner, Architekt und bayerischer Baubeamter[1], der im süddeutschen Raum mehrere Großbauten im Geist des Historismus in den Stilen der Neuromanik, Neugotik und Neorenaissance errichtete.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Harrer war an seinen Hauptwirkungsorten ansässig, anfangs in München und in den 1850er Jahren in Lindau.

In Lindau entstanden unter Anton Harrer 1846–1856 der erste Bahnhof der Stadt, das Hauptzollamt und die neue Hafenanlage mit Leuchtturm und dem Denkmal des Bayerischen Löwens.[2] Die Entwürfe für das Empfangsgebäude schuf der als bayerischer „Bahnhofsarchitekt“ dieser Epoche bekannte Eduard Rüber, der auch an Harrers Vorzeigeprojekt, der Villa Leuchtenberg in Lindau-Reutin, an der Innengestaltung mitwirkte.

Anton Harrer tat sich auch bei Entwürfen für Altäre und Kanzeln hervor und war Autor von Schulungsunterlagen für Handwerker und Baufachleute. Claudia Grund widmete sich in ihrer Dissertation[3] der Rolle Anton Harrers bei der wissenschaftlichen und bildlichen Erfassung von Kirchenmobiliar und seinem besonderen Interesse an der Altarbaukunst des Mittelalters.

Bauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1834–1839: Bayerische Staatsbibliothek (Mitarbeit als Zeichner und Bauführer bei Friedrich von Gärtner)
  • 1843–1848: Wittelsbacher Palais (Mitarbeit als Zeichner und Bauführer bei Friedrich von Gärtner)
  • 1846–1856: Empfangsgebäude des Bahnhofs Lindau (Ausführung nach Entwürfen von Eduard Rüber; 1913–1921 durch Neubau ersetzt)
  • 1849–1851: Hauptzollamtsgebäude in Passau
  • 1852–1854: Villa Lotzbeck in Lindau-Aeschach (Umgestaltung der Villa sowie Ökonomiegebäude und Sommerpavillon mit Gewächshaus im Park)[4]
  • 1850er Jahre: Villa Sautier/Brune („Zum Spiegler“) in Lindau-Schachen
  • 1850er Jahre: Villa Gruber („Lindenhof“) bei Lindau
  • 1853–1855: Villa Leuchtenberg in Lindau (Umbau eines ehemaligen Zollhauses zu Sommervilla)
  • 1859–1863: Pfarrkirche St. Peter und Paul in Oberstaufen (neugotisch)
  • 1870–1871: Pfarrkirche St. Verena in Lindau-Oberreutin (neugotisch Saalkirche)
  • 1872–1873: Altes Gymnasium und Philosophisch-Theologische Hochschule in Regensburg

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Technische Bibliothek für Meubeltischler. Einrichtung eines Zimmers in gothischem Style: Entworfen u. gravirt von A. Harrer. Verlag Emil Roller, München 1850. Auszug Google-Digitalisat
  • Beschreibung des zum erstenmale in Zeichnung veröffentlichten Hochaltares zu Moosburg, ein plastisches Denkmal des XV. Jahrhunderts, zur Benützung für Architekten, Bildhauer. ... Stettner-Verlag, 1857.
  • Beiträge zur Holzarchitektur des Mittelalters. Details des berühmten Hochaltars in der Stadtpfarrkirche zu Moosburg. Im XV. Jahrhundert in Holz geschnitzt.Z ur Benütztung [sic] für Architecten, Bildhauer, Ciseleure ... Gezeichnet und bearbeitet von A. Harrer Stettner-Verlag, Lindau 1856.
  • Architektonisches Album. Erinnerung an Lindau am Bodensee und dessen Umgebung von A. Harrer mit 14 ganzseitigen meist farbigen Lithografien von Bollmann bei Kühn München: Maximilians-Denkmal, Hauptbetriebsgebäude und ... Bahnhof, Villa Leuchtenberg, Seebadhäuschen der Lotzbeck-Villa, Architekturdetails Bahnhof, Seehafen, Ökonomiegebäude der Lotzbeck-Villa, Villa Lindenhof, Villa Spiegler, Details Villa Spiegler, Details Villa Lotzbeck, Ökonomiegebäude der Lotzbeck-Villa, Villa Spiegler, Taubenhaus der Villa Amsee. 2. Hälfte 19. Jahrhundert Info aus Auktion vom September 2010 des Auktionshauses Michael Zeller, Lindau

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lothar Altmann (Hrsg.): Jahrbuch des Vereins für Christliche Kunst, Band XIV. Selbstverlag des Erzbischöflichen Ordinariats, München 1984.
    • darin Heide Weisshaar-Kiem: Zur Erneuerung der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Oberstaufen (Lkr. Oberallgäu) in den Jahren 1977–1982. Das Konzept der Erneuerung des Kircheninnern – Anton Harrer, der Erbauer der Kirche (1817–1885).
  • Claudia Grund: Deutschsprachige Vorlagenwerke des 19. Jahrhunderts zur Neuromanik und Neugotik. Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1997, ISBN 3-447-03852-7. Google-Digitalisat (zugleich Dissertation, Katholische Universität Eichstätt)
  • Heike Weber: „Mausoleum Stat in medio Chori“. Zum Bildgebrauch in Kollegiatstiftskirchen im Mittelalter, dargestellt am Beispiel des Moosburger Hochaltars von Hans Leinberger. Dissertation, Otto-Friedrich-Universität Bamberg. (PDF-Datei des Publikationsservers der Universitätsbibliothek Bamberg; mit mehrfacher Erwähnung der Rolle Harrers)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Anton Harrer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Bavarica, Bayerische Staatsbibliothek [1]
    • darin Hinweis auf Harrers Lehrtätigkeit 1841/1842 als k. Baupraktikant, Assistent im Zeichnungs=Unterrichte in der königlichen Landwirtschafts- und Gewerbeschule Landshut Auszug
  • Albrecht Seifert: Lindau und seine Umgebungen, Verlag von Johann Thomas Stettner, Lindau, 1855, S. 31, Königliche Stellen und Behörden, Verzeichnis des Technischen Personals der königlichen Eisenbahn-Sektion Lindau: Anton Harrer, königlicher Brandversicherungs=Inspektor und bauführender Architekt der Bahnhofbauten Google-Digitalisat
  • Friedrich Boulan: Lindau vor Altem und Jetzt: Geschichtliches und Topographisches, S. 463 mit der Rolle Harrers beim Bau des ersten Lindauer Hauptbahnhofs und des Hafens inkl. Leuchtturm und Bayerischem Löwen Google-Digitalisat
  • Christoph Hölz: Gewächshäuser und Orangerien der Villen am Lindauer Bodensee. Google-Digitalisat In: Orangeriekultur im Bodenseeraum: Beiträge der 32. Jahrestagung des Arbeitskreises Orangerien auf der Insel Mainau 2011. Lucas Verlag, Berlin, 2013
  • Der Inselbahnhof auf der Webpräsenz des Bodensee-Wiki

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. siehe Weblink Albrecht Seifert: Lindau und seine Umgebungen
  2. siehe Weblink Friedrich Boulan: Lindau vor Altem und Jetzt: Geschichtliches und Topographisches
  3. vergleiche Literatur
  4. siehe Weblink Christoph Hölz: Gewächshäuser und Orangerien der Villen am Lindauer Bodensee.