Fleischwangen

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Wappen Deutschlandkarte
Fleischwangen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Fleischwangen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 47° 53′ N, 9° 29′ OKoordinaten: 47° 53′ N, 9° 29′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Ravensburg
Gemeindeverwal­tungsverband: Altshausen
Höhe: 628 m ü. NHN
Fläche: 5,81 km2
Einwohner: 666 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 115 Einwohner je km2
Postleitzahl: 88373
Vorwahl: 07505
Kfz-Kennzeichen: RV, SLG, ÜB, WG
Gemeindeschlüssel: 08 4 36 032
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathausstraße 19
88373 Fleischwangen
Website: www.fleischwangen.de
Bürgermeister: Timo Egger
Lage der Gemeinde Fleischwangen im Landkreis Ravensburg
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Karte
Pfarrkirche in Fleischwangen
Kirche in Fleischwangen von Süden

Fleischwangen ist eine Gemeinde im Landkreis Ravensburg in Baden-Württemberg.

Geographie[edit | edit source]

Die Gemeinde liegt im Nordwesten des Landkreises Ravensburg im Quellengebiet der Ostrach, am Rande des Landschaftsschutzgebiets Pfrunger Ried.

Bei Fleischwangen gibt es Erdgasvorkommen.

Schutzgebiete[edit | edit source]

Die Gemarkung Unterwaldhausen liegt im Landschaftsschutzgebiet Altshausen-Laubbach-Fleischwangen.[2]

Geschichte[edit | edit source]

Mittelalter und frühe Neuzeit[edit | edit source]

Fleischwangen wurde erstmals 808 im Zusammenhang mit einer Besitzübernahme des Klosters St. Gallen als Flinxwangun erwähnt. Seit 1092 hatte das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen im Ortsgebiet Besitz. 1116 erscheint der Name als Flinswangin in einer Urkunde (von Flins = Kieselgestein und wang = Feld).

Von 1281 bis 1391 ist örtlicher Adel nachgewiesen. Nachfolger dieser Herren von Fleischwangen waren die Herren von Ringgenburg (mit Sitz auf der Ringgenburg bei Esenhausen, heute zu Wilhelmsdorf). 1296 schenkte Johannes von Ringgenburg den Ort und das Patronat über die Pfarrkirche St. Felix und Adauktus sowie den Ort Esenhausen dem Deutschen Orden, der den Besitz später der Deutschordenskommende Altshausen einverleibte. Johannes machte dem Orden das Geschenk aus Dankbarkeit dafür, dass zwei Söhne in den Orden aufgenommen worden waren. Der Sohn Johannes von Ringgenburg d. J. ist 1361 als Komtur in Altshausen belegt. 1363 wurde Esenhausen an das Kloster Weingarten verkauft, Fleischwangen hingegen blieb für die nächsten Jahrhunderte Teil der Deutschordenskommende.

Kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges brannte der Ort im Jahre 1647 zum großen Teil ab.

Im Zuge der Säkularisation wurde das Gebiet der Kommende Altshausen 1806 zunächst Teil des Königreichs Bayern und ging bereits 1807 an das Königreich Württemberg über.

Seit württembergischer Zeit[edit | edit source]

Für mehr als ein Jahrhundert war der Ort dem Oberamt Saulgau zugeordnet. Im Jahre 1810 tauschte König Friedrich von Württemberg die Herrschaft Altshausen gegen seine an Bayern abgetretene Herrschaft Weiltingen. Nun gehörte Fleischwangen zum privaten Besitz der königlichen Familie und wurde vom Hofkameralamt Altshausen verwaltet. 1829 wurde die Parzelle Zippern erstmals erwähnt (heute Zipperhof).

Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Fleischwangen 1938 zum neu umrissenen Landkreis Saulgau. Im Jahre 1945 wurde die Gemeinde Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum Nachkriegsland Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Bundesland Baden-Württemberg aufging.

Seit der Kreisreform von 1973 ist Fleischwangen Teil des Landkreises Ravensburg.

Die Gemeinde ist seit 1. Januar 1972 Mitglied im Gemeindeverwaltungsverband Altshausen mit Sitz in Altshausen.

Ortsplan von Fleischwangen, um 1770. Die Richtung Süden ist nach oben ausgerichtet

Einwohnerentwicklung[edit | edit source]

  • 1825: 203 Einwohner
  • 1900: 316 Einwohner
  • 1961: 341 Einwohner
  • 1970: 415 Einwohner
  • 1975: 430 Einwohner
  • 1991: 449 Einwohner
  • 1995: 521 Einwohner
  • 2005: 629 Einwohner
  • 2010: 658 Einwohner
  • 2015: 674 Einwohner
  • 2020: 687 Einwohner

Religionen[edit | edit source]

Fleischwangen ist – wie die gesamte Region – römisch-katholisch geprägt. Die katholischen Einwohner gehören zu der zwei römischen Märtyrern geweihten Pfarrei St. Felix und Adauctus, die zur Seelsorgeeinheit Altshausen im Dekanat Saulgau der Diözese Rottenburg-Stuttgart gehört. Ihr Einzugsgebiet reicht über die politische Gemeinde Fleischwangen hinaus. Die Kirche wurde 1275 in einem Steuerregister erstmals erwähnt.

Die evangelisch-lutherischen Christen der Gemeinde gehören der Kirchengemeinde Altshausen, im Kirchenbezirk Biberach der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, an.

Politik[edit | edit source]

Gemeinderat[edit | edit source]

Bei der Kommunalwahl vom 25. Mai 2014 wurden durch Mehrheitswahl drei Frauen und fünf Männer in den achtköpfigen Gemeinderat gewählt.

Bürgermeister[edit | edit source]

Am 12. Oktober 2014 wurde der damals 25-jährige Timo Egger im ersten Wahlgang mit 80,13 % zum Bürgermeister von Fleischwangen gewählt. Damit war er zu diesem Zeitpunkt der jüngste Bürgermeister Deutschlands. Der vorige Amtsinhaber Roland Fuchs war nicht mehr angetreten. Am 9. Oktober 2022 wurde Egger mit 91,8 Prozent der Stimmen für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.[3]

Wappen[edit | edit source]

Wappen der Gemeinde Fleischwangen
Wappen der Gemeinde Fleischwangen
Blasonierung: „In Silber (Weiß), schräg gekreuzt aus schwarzem Boden wachsend, zwei grüne Ähren, darüber ein schwarzes Kreuz mit Tatzenenden (Deutschordenskreuz).“[4]
Wappenbegründung: Der Gemeindename, im 9. Jahrhundert „Flinxwangun“ geschrieben, wird mit steinigem, kieselelhaltigem Grund (vlins) in Verbindung gebracht. Hierauf soll der schwarze Boden im Wappen hinweisen. Die beiden Ähren erinnern an den Haupterwerbszweig der Gemeinde, nämlich die Landwirtschaft. Das Deutschordenskreuz bezieht sich auf die Stiftung der Burg und Herrschaft Rinkenburg, zu der Fleischwangen gehörte, an die Deutschordenskommende Altshausen im Jahre 1296. Die Gemeinde gehörte dem Orden bis 1806.
Für den Ortsadel des 13. und 14. Jahrhunderts ist ein Wappen nachgewiesen, das zwei gekreuzte Hämmer zeigt. Als 1975 der Gemeinderat der bis dahin wappenlosen Gemeinde Fleischwangen auf Betreiben des örtlichen Musikvereins die Schaffung eines Wappens anregte, wurde ein Vorschlag des Hauptstaatsarchivs Stuttgart, das Wappen des Ortsadels zu übernehmen, nicht verwirklicht. – Am 11. Mai 1976 hat das Landratsamt Ravensburg das aktuelle Wappen und die Flagge verliehen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[edit | edit source]

Neben der Landjugend, der Freiwilligen Feuerwehr und kirchlichen Gruppierungen wie dem Kirchenchor oder der Blutreitergruppe (der Teilnehmer an der jährlichen Reiterprozession Blutritt in Weingarten) sind vor allem folgende Vereine im gesellschaftlichen Leben Fleischwangens aktiv:

  • Der Narrenverein Bure-Meckeler Fleischwangen e. V. (Anfänge 1975, offizielle Gründung 1996) mit etwa 120 Mitgliedern gestaltet die Schwäbisch-alemannische Fasnet.

Musik[edit | edit source]

Der 1923 gegründete Musikverein Fleischwangen tritt bei weltlichen und kirchlichen Anlässen auf.

Bauwerke[edit | edit source]

  • Pfarrkirche St. Felix und Adauctus (gotisch, mit spätgotischem Wandtabernakel, Hochaltar mit Wappen des Deutschen Ordens)
  • Friedhofskapelle St. Anna

Sport[edit | edit source]

Der Sportverein Fleischwangen e. V. (gegründet 1956) bietet neben Fußball (Kreisliga B, Stand 2006) auch eine Abteilung für Freizeitsport.

Wirtschaft und Infrastruktur[edit | edit source]

Wichtigster Wirtschaftszweig ist das Handwerk mit zahlreichen ortsansässigen Betrieben. Das Ortsbild Fleischwangens war lange Zeit weitgehend von der Landwirtschaft, insbesondere von Milchviehhaltung und Getreideanbau, geprägt. Neben Obstbau wird heute vor allem Schweinezucht betrieben. Zwei kleine Landgasthöfe bieten schwäbische Spezialitäten.

Verkehr[edit | edit source]

Seit 1925 ist die Gemeinde per Bus (zunächst „Kraftpost“) erreichbar. Eine Busverbindung verbindet Fleischwangen heute u. a. mit Ravensburg, Wilhelmsdorf, Ebenweiler, Guggenhausen, Unterwaldhausen und Altshausen. Die Gemeinde gehört zum Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo).

Bildung[edit | edit source]

Die Grundschule Fleischwangen wurde 1836 begründet und erhielt 1905 ein neues Haus. Heute wird in einem Schulgebäude von 1965 unterrichtet. 1976–1990 wurde die Schule als Teil der Grundschule Riedhausen betrieben. Seit 1990 ist die kleine Schule mit etwa 50 Schülern wieder selbständig. Zum Einzugsbereich gehören auch mehrere Teilorte und Weiler umliegender Gemeinden. Für die jüngsten Einwohner besteht ein Kindergarten.

Weiterführende Schulen gibt es im nahen Altshausen sowie in Wilhelmsdorf.

Sonstiges[edit | edit source]

Bekannt ist Fleischwangen seit je durch besondere Kinderfreundlichkeit: 1900 war Fleischwangen das kinderreichste Dorf im Königreich Württemberg. Noch heute hat Fleischwangen das niedrigste Durchschnittsalter der Gemeinden im Landkreis Ravensburg.

Literatur[edit | edit source]

  • Fleischwangen. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Saulgau (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 6). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1829, S. 151–152 (Volltext [Wikisource]).
  • Chronik des Kreises Ravensburg. Landschaft, Geschichte, Brauchtum, Kunst. Chroniken-Verlag Boxberg, Hinterzarten 1975.
  • Oskar Sailer (Hrsg.): Der Kreis Ravensburg. Theiss, Stuttgart 1976, ISBN 3-8062-0145-5.
  • Josef Mütz: 1200 Jahre Fleischwangen – Geschichte, Geschichten und Gschichtla. Mit einem Beitrag von Eberhard Fritz. Bergatreute/Aulendorf 2009, ISBN 978-3-89089-152-1.

Weblinks[edit | edit source]

Commons: Fleischwangen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[edit | edit source]

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Daten- und Kartendienst der LUBW
  3. Bürgermeisterwahl Fleischwangen 2022 - Staatsanzeiger BW. In: staatsanzeiger.de. 12. Oktober 2022, abgerufen am 12. Oktober 2022.
  4. Wappenbeschreibung auf leo bw – Landeskunde entdecken online; abgerufen am 23. September 2023.