Hatzenbühl

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Wappen Deutschlandkarte
Hatzenbühl
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Hatzenbühl hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 7′ N, 8° 15′ OKoordinaten: 49° 7′ N, 8° 15′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Germersheim
Verbandsgemeinde: Jockgrim
Höhe: 114 m ü. NHN
Fläche: 7,76 km2
Einwohner: 2893 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 373 Einwohner je km2
Postleitzahl: 76770
Vorwahl: 07275
Kfz-Kennzeichen: GER
Gemeindeschlüssel: 07 3 34 009
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathaus, Kirchstraße 7
76770 Hatzenbühl
Website: www.hatzenbuehl.de
Ortsbürgermeister: Karlheinz Henigin (CDU)
Lage der Ortsgemeinde Hatzenbühl im Landkreis Germersheim
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Karte
Hatzenbühl
Hatzenbühl, Ansicht von Norden

Hatzenbühl ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Germersheim in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Jockgrim an. Hatzenbühl ist Deutschlands ältester Tabakanbauort. Es gibt dort einen Tabakrundweg.

Geographie[edit | edit source]

Geographische Lage[edit | edit source]

Hatzenbühl liegt im Süden der Pfalz, zwischen Haardt und Rhein, auf dem linken Ufer des Erlenbaches und am nördlichen Rand des Bienwalds.

Nachbargemeinden[edit | edit source]

Nachbargemeinden von Hatzenbühl – im Osten beginnend im Uhrzeigersinn – sind Rheinzabern, Jockgrim, Kandel, Erlenbach, Hayna und Herxheim.

Geschichte[edit | edit source]

Am 3. März 1272 wurde Hatzenbühl erstmals in einer Urkunde erwähnt. Gotische Bauformen am ca. 1290 erbauten Kirchturm zeigen, dass das Dorf schon früher entstanden ist. Hatzenbühl wurde vermutlich zeitgleich mit Jockgrim um 1180–1200 besiedelt. Andere Quellen sprechen gar von der Zeit um 1050.

Hatzenbühl entstand als sogenannte Ausbausiedlung auf der Urgemarkung von Herxheim. Erst in einer Urkunde von 1366 ist von einem selbständigen Dorf die Rede. Hatzenbühl gehörte früher zum Oberamt Lauterburg des Hochstifts Speyer, heute zum Landkreis Germersheim.

Um 1618 hatte Hatzenbühl etwa 270 Einwohner und war somit für damalige Verhältnisse ein größeres Dorf. Doch der Dreißigjährige Krieg brachte 1636 den Untergang des Dorfes. Eine Feuersbrunst vernichtete mit Ausnahme der Kirche, des Rathauses und zweier Scheunen alle Gebäude. In der Folge war der Ort fast 30 Jahre unbewohnt. Drei Versuche der Wiederbesiedlung nach Ende des Krieges scheiterten nicht zuletzt durch neuerliche Kriegswirren. Dem vierten Anlauf war mehr Glück beschieden – im Jahre 1680 waren wieder 42 Familien in Hatzenbühl ansässig.

Die Friedenszeit sollte nicht lange währen. Der Spanische Erbfolgekrieg 1701–1714 hinterließ auch in Hatzenbühl seine Spuren. Die Stadt Landau wurde im Verlaufe des Krieges vier Mal belagert. So gab es Feldlager, mal von deutschen, mal von französischen Soldaten mit den „üblichen“ Fouragierungen. Auch musste Winterquartier gestellt werden. Als hätte das nicht schon genug Not unter die Bewohner gebracht, zwei Raubplünderungen kamen hinzu. Pfarrer Kelle schreibt in seinem Pfarrbuch, die von so viel Not, Angst und Elend drangsalierten Menschen konnten die Zeit des anschließenden Friedens kaum fassen.

Das Oberamt Lauterburg und somit auch Hatzenbühl gehörte 1673–1815 de facto zu Frankreich. Durch die Zugehörigkeit zu Frankreich zeigten die Turbulenzen der französischen Revolution auch in der Pfalz und in Hatzenbühl ihre Auswirkungen. Nach kurzer Übergangszeit (1815–1816) unter österreichischer Verwaltung kamen die Orte des Oberamtes Lauterburg mit der restlichen Pfalz als Rheinkreis und spätere Pfalz (Bayern) zum Königreich Bayern.

Eine direkte Folge der immer wiederkehrenden Kriege, aber auch Missernten und ein sandiger Boden in einer relativ kleinen Gemarkung zwangen viele Dorfbewohner im 18. und 19. Jahrhundert zur Auswanderung. Ziele der Auswanderung waren u. a. Amerika (ab 1709) und Russland (ab 1762). Ende des 19. Jahrhunderts zogen auch viele nach Ludwigshafen (BASF), Germersheim und den rechtsrheinischen Gebieten.

Einwohnerentwicklung[edit | edit source]

Wenn nicht gesondert aufgeführt, ist die Quelle der Daten das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz.[2]

Jahr Einwohner
[3] 1802 771
1815 949
1835 1047
[3] 1849 1029
[3] 1861 1062
[4] 1871 1101
1905 1329
Jahr Einwohner
1939 1519
1950 1602
1965 2019
1970 2252
1975 2353
1980 2331
1985 2328
Jahr Einwohner
1990 2447
1995 2553
2000 2674
2005 2728
2010 2891
2013 2861

Religion[edit | edit source]

2012 waren 61,7 Prozent der Einwohner katholisch und 12,6 Prozent evangelisch. Die übrigen gehörten einer anderen Religion an oder waren konfessionslos.[5]

Im Jahr 1871 waren von insgesamt 1101 Einwohnern 1097 katholisch und 4 evangelisch.[4]

Politik[edit | edit source]

Gemeinderat[edit | edit source]

Der Gemeinderat in Hatzenbühl besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:[6]

Wahl SPD CDU FDP FWG WGR UWG Gesamt
2019 2 7 3 3 3 2 20 Sitze
2014 2 8 2 4 2 2 20 Sitze
2009 3 9 3 3 2 20 Sitze
2004 4 8 3 3 2 20 Sitze
  • FWG = Freie Wählergruppe Hatzenbühl e. V.
  • UWG = Unabhängige Wählergruppe Hatzenbühl e. V.

Bürgermeister[edit | edit source]

Karlheinz Henigin (CDU) wurde im August 2004 Ortsbürgermeister von Hatzenbühl. Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 66,54 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[7]

Wappen[edit | edit source]

Wappen von Hatzenbühl
Wappen von Hatzenbühl
Blasonierung: „In Silber auf grünem Boden der heilige Wendelin als Hirte, barhäuptig und barfüßig in blauem Kittel, mit silbernem Nimbus und umgehängter goldener Hirtentasche, in der Rechten eine goldene Schäferschippe mit silbernem Eisen, zu seinen Füßen eine goldene Königskrone. Der Wappenschild ist beseitet von den schwarzen Großbuchstaben S und W.“[8]

Es wurde 1924 vom Bayerischen Staatsministerium des Innern genehmigt und geht zurück auf ein Gerichtssiegel aus dem Jahr 1721.

Gemeindepartnerschaften[edit | edit source]

Saint-Martin-Belle-Roche ist seit 1988 offizielle Partnergemeinde von Hatzenbühl. Die Gemeinde liegt im französischen Weinbaugebiet Burgund und hat etwa 1200 Einwohner. Der Freundeskreis Hatzenbühl organisiert regelmäßige Kontakte im privaten und öffentlichen Bereich.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[edit | edit source]

Wahrzeichen[edit | edit source]

Wahrzeichen von Hatzenbühl sind der in seinen Grundmauern Ende des 13. Jahrhunderts erbaute Kirchturm und der von 1967 bis 1969 erbaute Wasserturm. Dieser ist mit einer Höhe von 50 m auch das höchste Gebäude des Dorfes.

Wirtschaft und Infrastruktur[edit | edit source]

Tabakanbau[edit | edit source]

Hinweis am Ortseingang

Der Hatzenbühler Pfarrer Anselmann pflanzte 1573 in seinem Garten das erste Mal in Deutschland Tabak an. Den Samen erhielt er wahrscheinlich aus Lothringen oder dem Elsass. Ob er den Tabak als Zier- oder Heilpflanze betrachtete, ist unbekannt. Wirtschaftliche Bedeutung bekam der Tabakanbau ab dem 18. Jahrhundert. Vierhundert Jahre nach dem erwähnten ersten Anbau im Pfarrgarten war Hatzenbühl im Jahre 1973 mit 265 ha Tabakanbaufläche sowohl die älteste als auch die größte Anbaugemeinde Deutschlands. Weithin sichtbares Zeichen des Tabakanbaus sind die zahlreichen Tabakschuppen, in denen der Tabak nach der Ernte getrocknet wird. In Hatzenbühl haben sich vor allem an der Nordseite und in der Ortsmitte noch viele Schuppen erhalten.

Verkehr[edit | edit source]

Westlich von Hatzenbühl verläuft die Bundesautobahn 65 und östlich die Bundesstraße 9. Nächstgelegene Bahnhöfe sind in Rheinzabern an der Bahnstrecke Germersheim-Karlsruhe und in Kandel an der Bahnstrecke Winden–Karlsruhe.

Bildung[edit | edit source]

Im Ort gibt es eine Grundschule, eine Volkshochschule, eine Gemeinde- und eine Pfarrbücherei.

Persönlichkeiten[edit | edit source]

Ehrenbürger[edit | edit source]

  • Peter Josef Ohmer (1881–1968), 1927–1949 Pfarrer in Hatzenbühl und 1930 Erbauer der dritten Hatzenbühler Kirche. Ehrenbürgerschaft verliehen 1954[9]
  • Adolf Wünstel 1. (1892–1974), langjähriger Bürgermeister und Mitglied der Beratenden Landesversammlung Rheinland-Pfalz, Träger des Bundesverdienstkreuzes. Ehrenbürgerschaft verliehen 1969[10]

Personen, die vor Ort gewirkt haben[edit | edit source]

Pfarrer Michael Frey, um 1840
  • Michael Frey (1788–1854), Pfarrer in Hatzenbühl von 1826 bis 1853. Er gilt neben Franz Xaver Remling (1803–1873) und Johann Georg Lehmann (1797–1876) als der bedeutendste pfälzische Historiker seiner Zeit. Er verfasste u. a. das vierbändige Geschichtswerk Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des königlich bayerischen Rheinkreises (Speyer, 1836/37). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Hindenburgstraße in Pfarrer-Frey-Straße umbenannt.
  • Ingrid Persohn verh. Weigel (* 1952), Radsportlerin und dreifache Deutsche Meisterin, Gemeinderatsmitglied

Weblinks[edit | edit source]

Commons: Hatzenbühl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[edit | edit source]

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Hatzenbühl
  3. a b c Beamtenverzeichniß und Statistik des Königlich Bayerischen Regierungs-Bezirkes der Pfalz, 1863, S. XVI des Anhangs
  4. a b Ergebnisse der Volkszählung im Königreiche Bayern vom 1. Dezember 1871 nach einzelnen Gemeinden, 1873, S. 65
  5. Ewois, Stand: 31. Juli 2012
  6. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen
  7. Barbara Eichenlaub: Henigin wieder Hatzenbühler Bürgermeister. Die Rheinpfalz, 27. Mai 2019, abgerufen am 25. April 2020.
  8. Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Gräber, Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.
  9. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 44
  10. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 47