Nothgottes

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kloster Nothgottes
Historische Wallfahrtskapelle
Innenansicht der dreischiffigen, gotischen Kapelle in Staffelbauweise
Darstellung des Klosters (um 1838)

Nothgottes ist der Name eines Wallfahrtsortes und Zisterzienser-Klosters in der Gemarkung Eibingen, einem Stadtteil von Rüdesheim am Rhein im Rheingau.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nothgottes liegt in 214 Meter Höhe in einem Waldtal des Rheingaugebirges nördlich der Einmündung des Kühtränker Grabens in den Blaubach, dessen Tal sich nach Südosten in Richtung Geisenheim öffnet. Nordwestlich wird die Stätte überragt von der bewaldeten Kuppe des Nothgotteskopfes (298,7 m) und im Norden schließt eine Waldlichtung an, an deren Ende die Ruine Plixholz liegt. Südlich von Nothgottes führt am Talhang aufwärts die Nothgottesstraße zur Siedlung Windeck, die zusammen mit der Abtei St. Hildegard oberhalb der Weinberge des Rüdesheimer Ortsteils Eibingen liegt. Südwestlich erhebt sich das waldfreie Ebental-Plateau über den bewaldeten Talhängen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundlage des Klosters bildete eine Kapelle, die im Jahr 1390 der Legende nach von Ritter Brömser angelegt wurde, nachdem einer seiner Bauern das Gnadenbild vom Blutschwitzenden Heiland beim Pflügen gefunden und zugleich den Ruf „Noth Gottes“ gehört hatte.

Im 15. Jahrhundert erfolgte eine Erweiterung zu einer Wallfahrtskirche. Für die Wallfahrt wurde seit 1449 ein Ablass gewährt. In der frühen Neuzeit war Nothgottes ein beliebter Wallfahrtsort. In der Gegenwart kommt in jedem Jahr am ersten September-Sonntag eine Fußwallfahrt aus Kruft in Nothgottes an. Die Wallfahrer der Nothgottes-Bruderschaft, deren Zahl mittlerweile zwischen 60 und 80 schwankt, brechen zwei Tage zuvor in ihrem Heimatort auf. Die älteste Wallfahrt aus Kruft soll 1674 nach Nothgottes gekommen sein und wurde nach mündlicher Überlieferung bis heute nie unterbrochen. Ein Versprechen aufgrund einer Pestepidemie soll der Wallfahrt zugrunde liegen.

Zwischen 1620 und 1622 erfolgte die Anlage eines Kapuzinerklosters. Dieses Kloster bestand bis zur Säkularisation 1813.

Zwischen 1932 und 1938 wurde es als Kloster der Armen Dienstmägde Jesu Christi genutzt. Sie kehrten 1945 an diesen Ort zurück, nutzten es aber nun als Außenstelle des Klosters Marienhausen bei Aulhausen. Zum Jahresende 1951 verließen sie das Kloster. Bis 2006 war das ehemalige Kloster ein Exerzitien- und Bildungshaus des Bistums Limburg. Von 2006 bis 2012 wurde es von der Gemeinschaft der Seligpreisungen bewohnt. Im September 2013 ist das Kloster Nothgottes von Zisterzienser-Mönchen aus Vietnam besiedelt worden, die 2014 weitere personelle Verstärkung erhielten. Die Mönche kommen aus der südvietnamesischen Abtei Chau Son Don Duong und pflegen ein kontemplatives Leben. Prior ist seit September 2021 Pater Anselm Cong Luan Tran O.Cist. Damit haben sich 210 Jahre nach dem Ende der alten Zisterzienserabtei Eberbach (1803) wieder Mönche dieses Ordens im Rheingau angesiedelt.

Seit 2002 ist das Haus Nothgottes Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dachreiter der Wallfahrtskapelle hängen zwei Bronzeglocken, die im Jahr 1934 von der renommierten Glockengießerei Otto aus Hemelingen/Bremen gegossen wurden und die die Glockenvernichtung der Nazi überstanden haben.

Geläutedisposition: gis′′ – h′′

Nr.
 
Name
 
Masse (kg) Ø
(mm)
Schlagton Gussjahr
 
Glockengießer
 
Inschrift
 
1 75 499 gis2 1934 Fa. Otto Hemlingen / Bremen
2 45 419 h2 1934 Fa. Otto Hemlingen / Bremen

[1][2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anneliese Triller: Nothgottes im Rheingau. Frauenseelsorgeamt Diözese Limburg (Hrsg.), Pallottiner, Limburg 1954. OCLC 614952442
  • Karl Rolf Seufert: Die geistigen Ströme sind nie versiegt. In: Der Hessische Minister für Landwirtschaft und Forsten, Freundeskreis Kloster Eberbach e.V. (Hrsg.): Eberbach im Rheingau. Zisterzienser – Kultur – Wein. Der Hessische Minister für Landwirtschaft und Forsten, Wiesbaden/Eltville 1986, S. 9–40.
  • Paul Claus: Auf alten Pilgerpfaden nach Nothgottes und nach Marienthal. In: Rheingau-Forum 11, 4, 2002, ISSN 0942-4474, S. 31–36.
  • Werner Lauter: Wallfahrtskloster Nothgottes. In: Rheingau-Forum 13, 1, 2004, S. 12–22.
  • Kilian Müller: Die Aufhebung der Wallfahrt Nothgottes im Rheingau. Ein Zeitgemälde. Nach ungedruckten Quellen. Kirchheim, Mainz 1907 (Digitalisat) (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Rheinisch-Westfälischen Kapuzinerordensprovinz. 1, ZDB-ID 2045319-X).
  • Gisela Rieck: Stabilitas – Pietas – Confidentia. Wage Gottvertrauen! Lebe selbstlos! Zehn Jahre vietnamesisches Zisterzienserpriorat am Rhein. In: CiStC 130 (2023), ISSN 0379-8291, 467-473.
  • Elisabeth Will-Kihm: Der Weinzapf beim blutschwitzenden Heiland in Nothgottes. In: Rheingau-Forum 10, 4, 2001, S. 12–17.
  • Elisabeth Will-Kihm: Die Aufhebung von Wallfahrt und Kloster Nothgottes im Rheingau. In: Rheingau-Forum. 12, 3, 2003, S. 2–7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kloster Nothgottes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 0′ 10,4″ N, 7° 55′ 32,9″ O

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gerhard Reinhold: Otto Glocken - Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto, Selbstverlag, Essen 2019, 588 Seiten, ISBN 978-3-00-063109-2, hier insbes. S. 539.
  2. Gerhard Reinhold: Kirchenglocken - christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen 2019, 556 Seiten, Diss. Radboud Universiteit Nijmegen, nbn:nl:ui:22-2066/204770, hier insbes. S. 497.