Sancerre

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Sancerre
Sancerre (Frankreich)
Sancerre (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Centre-Val de Loire
Département (Nr.) Cher (18)
Arrondissement Bourges
Kanton Sancerre
Gemeindeverband Pays Fort Sancerrois Val de Loire
Koordinaten 47° 20′ N, 2° 50′ OKoordinaten: 47° 20′ N, 2° 50′ O
Höhe 146–366 m
Fläche 16,27 km²
Einwohner 1.329 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 82 Einw./km²
Postleitzahl 18300
INSEE-Code
Website ville-sancerre.com

Sancerre

Sancerre [sɑ̃sɛʁ] (lateinisch Sacrum Caesaris, später Sincerra) ist eine französische Gemeinde mit 1329 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Cher in Zentralfrankreich. Sancerre liegt etwa 150 m höher als die nahe gelegene Loire und der Loire-Seitenkanal (Canal latéral à la Loire) auf einem Hügel und ist dadurch von weit her sichtbar. Der Ort ist rund 40 km von den Städten Bourges und Nevers entfernt. Die Gegend um Sancerre ist für ihren Käse (Crottin de Chavignol) und ihren Wein bekannt (siehe auch Sancerre (Weinbaugebiet)).

2022 wurde Sancerre mit dem Prädikat Die schönsten Dörfer Frankreichs ausgezeichnet.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1014 kam Sancerre mit seiner Umgebung als eigene Herrschaft an Odo II., Grafen von der Champagne, der es für seinen Anteil an Beauvais von seinem Bruder Roger I., Bischof von Beauvais, eintauschte. Die Grafen von Blois und Champagne besaßen Sancerre bis auf Theobald II., der es zu einer Grafschaft erhob und 1152 seinem dritten Sohn Stephan I. gab. Unter der Herrschaft Graf Ludwigs I. von Sancerre verkaufte Graf Theobald IV. von Champagne die Oberherrlichkeit über Sancerre an den König Ludwig IX. von Frankreich. Während der Hugenottenkriege war Sancerre eine Hochburg des Protestantismus und wurde 1572–73 von katholischen Truppen des Königs eingeschlossen, die es aber erst nach achtmonatiger Belagerung einnehmen konnten.[2] 1640 kam Sancerre in den Besitz von Henri von Condé, dessen Nachfahren es bis zur Französischen Revolution besaßen.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2009 2016
Einwohner 2543 2461 2460 2139 2059 1799 1667 1409
Quellen: Cassini und INSEE

Weinbau in Sancerre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort gibt einem der berühmtesten Weißweine der Loire-Region (siehe auch den Artikel Val de Loire (IGP)) seinen Namen Sancerre. Sancerre wurde am 23. Januar 1959 (Anpassung am 18. März 1998) zur Appellation d’Origine Contrôlée (abgekürzt AOC) erklärt. Die insgesamt 2570 ha Rebfläche liegen westlich der Loire. Die Weinberge liegen inmitten einer Hügellandschaft auf einer Höhe von 200 bis 300 m ü. NN. Neben Sancerre sind die Gemeinden Cosne (als einzige Gemeinde östlich der Loire), Sainte-Gemme, Sury-en Vaux, Verdigny, Chavignol, Ménetou-Ratel, Bué, Crézancy-en-Sancerre, Montigny, Veaugues, Vinon und Thauvenay in der AOC Sancerre zugelassen.

Der Boden lässt sich in drei Zonen aufteilen. Im Westen (nahe Menetou-Salon) liegen die Terres Blanches, die sogenannten weißen Böden, die aus einem Gemisch aus Ton und Kalksteinboden bestehen. Der Boden ähnelt dem des Chablis; hier entstehen recht kraftvolle Weine. Im mittleren Teil des Gebiets befindet sich stark kies- und kalkhaltiger Boden, der feine Weine hervorbringt. Im Osten, in der Nähe von Sancerre, ist der Boden reich an Feuerstein. Die Weine sind sehr duftig und langlebig.

Das Klima ist kontinental geprägt. Die Winter sind kalt, und die Weinberge sind im Frühjahr stark frostgefährdet. Einzig die Nähe der Loire und der angrenzende Wald sowie der Anbau in Steillagen an günstig gelegenen Stellen ermöglichen durch ihren mildernden Einfluss den Weinbau.

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts produzierte man vorwiegend Rotwein und ein wenig Weißwein aus der Rebsorte Chasselas. In den 1960er Jahren wurden nur noch ca. 700 ha Rebfläche bewirtschaftet. In den 1970er Jahren wurde der Sancerre zu einem Modewein, der auch gerne in Bistros als Gegenstück zum roten Beaujolais angeboten wurde. Die große Popularität führte jedoch dazu, dass viel mittelmäßiger Wein entstand. Die Situation hat sich beruhigt, und die Weine sind auch dank verbesserter Kellertechnik im Allgemeinen von guter Qualität.

Heute werden die Weine nur noch aus zwei Rebsorten hergestellt:

  • Sauvignon Blanc: Im Jahr 2002 wurden 126.100 Hektoliter Weißwein aus dieser Rebsorte hergestellt. Die Weine sind meist schon in der Jugend genussreif, können allerdings einige Jahre gelagert werden.
  • Pinot noir: ergibt einen leichten Rotwein (in geringem Umfang auch Roséwein). Im Jahr 2002 wurden 32.710 hl Rotwein (Roséwein) hergestellt. Die Weine sind nur begrenzt lagerfähig.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Le Patrimoine des Communes du Cher. Flohic Editions, Band 2, Paris 2001, ISBN 2-84234-088-4, S. 890–898.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sancerre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Le Castellet, Cotignac, Lavoûte-Chilhac et Sancerre rejoignent « Les plus beaux villages de France » ! Association Les plus beaux villages de France, 2. Oktober 2022, abgerufen am 17. Oktober 2022 (französisch).
  2. Eine ausführliche Dokumentation der Ereignisse und eine umfangreiche Chronologie findet sich in: Géralde Nakam: Au lendemain de la Saint-Barthélemy. Guerre civile et famine. / Jean de Léry: Histoire mémorable du Siège de Sancerre (1573). Éditions anthropos, Paris 1975.