Ringen

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Ringerpaare in einem Detail der Wandmalerei im Grab 15 von Baqet III in Beni Hassan, ca. 2000 v.Chr.[1]
Ringen zur Zeit der griechischen Antike (um 500 v. Chr.)

Ringen ist ein Kampf- und Kraftsport mit Ganzkörpereinsatz ohne weitere Hilfsmittel.

Geschichte

Bei den Olympischen Spielen der Antike gehörte das Ringen unter dem Namen Pale zu den Disziplinen des Fünfkampfs. Darüber hinaus war das Ringen aber auch Einzeldisziplin. In der Antike traten die Athleten beim Ringkampf nackt an. Sie wurden nicht in verschiedene Gewichtsklassen eingeteilt. Derjenige, der den Gegner zuerst dreimal auf den Boden warf, war Sieger. Im Gegensatz zu heute gab es beim Ringen keinen Bodenkampf.

Ringen gehört spätestens seit dem Spätmittelalter auch zum Repertoire möglicher militärischer Nahkampf-Ausbildung. Beschrieben wurde es z. B. im Jahre 1459 n. Chr. im Fechtbuch von Hans Talhoffer.[2]

Mit Beginn der Olympischen Spiele der Neuzeit ab 1896 gehört Ringen zum olympischen Programm und wird mindestens bis zum Jahr 2028 olympisch bleiben. Seit den Olympischen Spielen 2004 ist Freistil-Ringen auch olympische Disziplin für Frauen.

Seit 1950 werden jährlich offizielle Weltmeisterschaften im Ringen veranstaltet. Ausnahme sind jedoch die Jahre, in denen Olympische Sommerspiele stattfinden.

Nachdem die Olympische Kernsportart im Februar 2013 vom IOC unter großem Protest und ohne nähere Erläuterung kurzzeitig aus dem Olympischen Programm gestrichen wurde, kam es zu zahlreichen, auch prominenten, Protesten, u. a. von Wladimir Putin, amerikanischen und ost-asiatischen Verbänden sowie des deutschen Verbandes, die sich für eine Aufhebung dieses Ausschlusses stark machten. Drei Monate später und nach einer Neustrukturierung des Weltverbandes FILA wurde die Sportart wieder aufgenommen.

Regeln

Beim Ringen werden zwei Stilarten unterschieden:

  • Freistil: Der gesamte Körper, vom Kopf bis zu den Füßen, gilt als Angriffsfläche. Dieses gilt im Stand- wie auch im Bodenkampf (siehe Hauptartikel Freistilringen).
  • Griechisch-Römisch (kurz auch Greco): Nur der Körper oberhalb der Gürtellinie gilt als Angriffsfläche. Dieses gilt im Stand- wie auch im Bodenkampf (siehe Hauptartikel Griechisch-römisches Ringen).
Der Mattenrichter ordnet den Standkampf an
Im Freistil wird auch an den Beinen angegriffen
Frauenringen (Freistil) ist erst seit 2004 olympisch

Die Regeln zielen darauf hin, den Gegner aus dem Stand in die Bodenlage und mit beiden Schultern auf die Matte zu bringen. Dabei kommen als Techniken Würfe, Schleudern und Hebel zum Einsatz. Schläge, Tritte, Stöße und Würgen sind verboten. Die Kampfleitung und die Wertung der Griffkombinationen übernimmt der Kampfrichter oder ein Kampfgericht aus drei Wertungsrichtern. Sieger ist, wer am Ende der Kampfzeit die meisten Punkte gesammelt hat oder vorher seinen Konkurrenten auf beide Schultern gebracht („geschultert“ oder „gepinnt“) hat.

2005 wurde vom Weltverband FILA ein neues Reglement eingeführt: Es wird international und in Turnierkämpfen in drei Kampfrunden, in Mannschaftskämpfen wird zwei mal drei Minuten mit 30 Sekunden Pause gerungen. Sieger ist, der nach sechs Minuten die meisten Punkte hat. Der Schultersieg beendet weiterhin den Kampf sofort.

Eine Runde gewinnt derjenige vorzeitig, der völlig unabhängig vom Gesamt-Punktestand, zwei Drei-Punkte-Wertungen oder eine Fünf-Punkte-Wertung erzielt. Ein Unterschied von sechs Punkten beendet ebenfalls die Runde. Beendet keiner der beiden Kontrahenten die Runde vorzeitig, siegt bei Punktgleichheit der Ringer mit den wenigsten Verwarnungen. Bei weiterem Gleichstand entscheidet die höchste Einzelwertung – sind diese weiterhin gleich hoch, bestimmt die letzte erzielte Wertung den Sieger.

Der Ablauf einer einzelnen Runde unterscheidet sich in den beiden Stilarten. Im griechisch-römischen Ringkampf erfolgt zunächst eine Minute und 30 Sekunden Standkampf, anschließend 30 Sekunden Bodenkampf, wobei ein Ringer der Obermann/Angreifer ist. Obermann wird grundsätzlich der Ringer der nach den, im vorherigen Absatz genannten Kriterien, Rundensieger wäre. Beim absolutem Gleichstand entscheidet der Kampfrichter, im Mannschaftskampf, wer der führende oder aktivere Kämpfer war und wer Obermann sein darf. Erzielt ein Ringer in den 30 Sekunden, in denen er Obermann ist, keine Wertung, so erhält sein Gegner, beim Stand von 0:0, einen Punkt zugesprochen und gewinnt die Runde. Im Turnier bzw. Einzelwettkampf wird in der ersten Runde, bei absolutem Gleichstand, der Ringer im roten Trikot zuerst Obermann. Steht es in der zweiten Runde nach Ablauf von einer Minute und 30 Sekunden, nach allen genannten Kriterien wieder 0:0 wird der Ringer im blauen Trikot Obermann. Sollte es eine dritte Runde geben und wieder absoluter Gleichstand herrschen entscheidet das Los über den Obermann (Wurfscheibe bzw. Münze mit roter und blauer Seite). Sollte ein Ringer vor dem angeordneten Bodenkampf einen Punkt erzielt haben wird er automatisch Obermann. Sein Gegner erhält nach Ablauf der Zeit keine Extrawertung, wenn keine Aktion seitens des Obermannes erfolgt. Ab der B-Jugend hat der Obermann/Angreifer seine Hände auf den Rücken des Gegners zu legen oder zum verkehrten Ausheber zu fassen.

Im Freistil existiert keine angeordnete Bodenlage. Wurde vor Ablauf der Zeit keine Wertung erzielt, darf im Mannschaftskampf der aktivere Ringer das Bein des Gegners fassen. Er hat vom Anpfiff an 30 Sekunden Zeit, eine Wertung zu erzielen. Sein Gegner hat die Aufgabe, das zu verhindern oder selbst eine Wertung zu erreichen. Die erste Wertung bestimmt den Sieger der Runde. Wird keine Wertung erzielt, so gewinnt der verteidigende Ringer die Runde. Im Einzelwettkampf entscheidet die Wurfscheibe über den fassenden Ringer.

Die Regeländerungen sollen einen aktiveren Kampf und vor allem einen spannenderen und dadurch publikumswirksameren Sport aus dem Ringen machen. Beide Kontrahenten sind gezwungen, schneller als zuvor zu agieren, um das Punkten des Gegners zu verhindern. Allerdings sind die Regeländerungen heftig umstritten.

Derzeit sind die Gewichtsklassen bei den Männern verteilt im Bereich von 57–130 kg und bei den Frauen im Bereich von 48–75 kg. In jedem Bereich gibt es 7 Gewichtsklassen.

Griffe

Nachfolgend werden einige Griffe beispielhaft aufgeführt, basierend auf der Jahrtausende alten Ringkampftradition wird mitunter von 1.000 möglichen Griffen gesprochen, von denen jedoch nur etwa 100 regelmäßig zur Anwendung kommen.

  • Der Spaltgriff ist ein Griff, bei welchem man den Gegner zwischen den Beinen ergreift und ruckartig hochreißt. Er wird bevorzugt angewendet, um einen in der Bank befindlichen Gegner abzuheben oder zu drehen, um so Wertungspunkte zu erzielen. Der Spaltgriff kann für einen Ringer sehr unangenehm sein.
  • Beim „Paketgriff“ im freien Stil wird mit dem einen Arm der Gegner um den Nacken gegriffen. Mit dem anderen Arm erfasst man das Bein des Kontrahenten in den Kniekehlen und reißt es hoch, so dass er sich nicht mehr aus diesem Griff befreien kann. Dieser Griff wird unter anderem auch als Achselwurf bezeichnet.
  • Der Armzug ist ein Griff im Standkampf, bei dem der Ringer an einem Arm des Gegners zieht und den Gegner mit diesem Richtung Matte herunterreißt. Hierbei gibt es mehrere Variationen, wie z. B. die Art, den Arm über die Schulter zu ziehen und selbst auf die Knie zu gehen, um den Gegner aus dem Stand herunter zu zwingen. (Grundausführung)
  • Der Kopfhüftschwung ist ähnlich dem Armzug, jedoch wird hier mit einem Arm der Kopf umklammert und eine dem Armzug ähnliche Bewegung ausgeführt, um auch hier den Gegner, meistens aus dem Stand, auf die Matte zu befördern.
  • Beim Suplex greif man den Gegner von hinten mit beiden Armen um den Brustkorb und geht mit Schwung in einer ´Brücke`.

Abgrenzung zu anderen Sportarten

Ringen (englisch „Wrestling“) ist nicht zu verwechseln mit dem „Professional Wrestling“ (deutsch: „Catchen“), einer besonders in den USA populären Show-Sportart (WWE), die anderen Regeln folgt.

In vielen Ländern der Welt sind dem Ringen ähnliche Sportarten traditionelle Volkssportarten, zum Beispiel in China (Shuaijiao), in der Türkei (Öl-Ringkampf/Yağlı Güreş in Kırkpınar), im Iran, Afghanistan sowie Tadschikistan (Koshti/ ادعا), in Korea (Ssireum), in der Mongolei (Boke), in Island (Glíma), in Japan (Sumō), in Österreich (Ranggeln) und in der Schweiz (Schwingen), ebenso auf den zu Spanien gehörenden Kanaren (Lucha Canaria) sowie auf dem zu Italien gehörenden Sardinien (Istrumpa).

Mannschaftskämpfe

Ringen wird auch als Mannschaftssport ausgetragen, hier treten jeweils zwei Teams gegeneinander an. Jedes Team stellt in der Regel pro Gewichtsklasse zwei Starter auf, da sowohl im Freistil als auch im griechisch-römischen Stil gerungen wird. Für das Gesamtergebnis werden die einzelnen gewonnenen Runden addiert. Ausnahme bilden der Schultersieg, die technische Überlegenheit, Aufgabe und Disqualifikation eines Ringers. Diese werden im Gesamtergebnis mit 4:0 für den Sieger gewertet. Werden beide Ringer vom Kampfrichter disqualifiziert, werden keine Punkte vergeben.

Einmal im Jahr finden die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Frauen statt, bei welchen ausnahmslos Auswahlmannschaften der verschiedenen Bundesländer gegeneinander antreten. Die Kämpfe finden nur im freien Stil statt.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Ringen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolfram Grajetzki: The Middle Kingdom of ancient Egypt: history, archaeology and society. London, Duckworth Egyptology, 2006, S. 112–113. William C. Hayes, in The Cambridge Ancient History, Vol. 1, Teil 2, 1971 (2008), Cambridge University Press, ISBN 0-521-077915, S. 471. Percy Newberry: Beni Hasan. Teil II, London, 1893, S. 43, www.egyptsites.wordpress.com/2009/02/14/beni-hasan/ Margaret Bunson: Encyclopedia of Ancient Egypt. Infobase Publishing, 2009, ISBN 1438109970, S. 64.
  2. Ringen nach dem Fechtbuch des Hans Talhoffer: Demo-Video der Schola Pugnatoria Celeiana