Wiernsheim

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Wappen Deutschlandkarte
Wiernsheim
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Wiernsheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 53′ N, 8° 51′ OKoordinaten: 48° 53′ N, 8° 51′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Karlsruhe
Landkreis: Enzkreis
Höhe: 366 m ü. NHN
Fläche: 24,62 km2
Einwohner: 6854 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 278 Einwohner je km2
Postleitzahl: 75446
Vorwahlen: 07044, 07041Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: PF
Gemeindeschlüssel: 08 2 36 065
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Marktplatz 1
75446 Wiernsheim
Website: www.wiernsheim.de
Bürgermeister: Matthias Enz (SPD)
Lage der Gemeinde Wiernsheim im Enzkreis
KarteBirkenfeldEisingenEngelsbrandFriolzheimHeimsheimIllingenIspringenKieselbronnKnittlingenKnittlingenKnittlingenKnittlingenMaulbronnMönsheimMühlackerNeuenbürgNeuhausenNiefern-ÖschelbronnÖtisheimSternenfelsTiefenbronnWiernsheimWimsheimWurmbergWurmbergKelternRemchingenStraubenhardtNeulingenKämpfelbachÖlbronn-DürrnÖlbronn-DürrnÖlbronn-DürrnKönigsbach-Stein
Karte

Wiernsheim ist eine Gemeinde im Enzkreis in Baden-Württemberg.

Geographie[edit | edit source]

Geographische Lage[edit | edit source]

Der Ort liegt im Heckengäu auf der sogenannten Platte etwa 150 m oberhalb des Enztales. Die Straßen L1134 und L1135 bilden die Hauptstraßen und queren den Ort Nord-Süd bzw. Ost-West.

Gemeindegliederung[edit | edit source]

Zur Gemeinde Wiernsheim gehören die ehemals selbstständigen Teilorte Iptingen, Pinache und Serres. Nach deren Eingemeindung blieben die Namen der ehemals selbständigen Gemeinden als Teilortsnamen erhalten.[2]

Geschichte[edit | edit source]

Überblick[edit | edit source]

Wiernsheim im Forstlagerbuch 1682 von Andreas Kieser

Die Gründung der ältesten Ortsteile Wiernsheim und Iptingen geht auf die Zeit zwischen 500 und 700 zurück. Urkundlich erwähnt wurden die beiden Orte erstmals im 12. Jahrhundert und kamen 1504 über das Kloster Maulbronn an Württemberg. Die Ortsteile Pinache und Serres wie auch Perouse bei Rutesheim wurden im Jahr 1699 von Glaubensflüchtlingen (Waldenser) gegründet, denen der Herzog von Württemberg nach deren Vertreibung aus dem Piemont im heutigen Norditalien Land zugewiesen hatte.

Bei der Neugliederung des jungen Königreichs Württemberg am Anfang des 19. Jahrhunderts gingen die vier Orte vom Klosteramt zum Oberamt Maulbronn über. Iptingen wechselte 1842 zum Oberamt Vaihingen, während Wiernsheim, Pinache und Serres noch bis 1934 beim Oberamt (bzw. von 1934 bis 1938 beim Kreis) Maulbronn blieben. Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangten alle vier Orte 1938 zum Landkreis Vaihingen. 1945 fielen die Orte in die Amerikanische Besatzungszone und gehörten somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, welches 1952 im Bundesland Baden-Württemberg aufging. Durch die Kreisreform in Baden-Württemberg kamen die Orte 1973 zum Enzkreis. Im Zuge der Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg wurde am 1. Januar 1970 die Gemeinde Pinache eingemeindet. Am 1. Januar 1974 erfolgte die Eingemeindung der Gemeinden Iptingen und Serres.[3]

Ortsteile[edit | edit source]

Wiernsheim[edit | edit source]

Wiernsheim Wiernsheim wurde vermutlich in fränkischer Zeit (500–700 n. Chr.) gegründet und befand sich ab 1259 im Besitz des Klosters Maulbronn. Als das Kloster nach dem bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieg 1504 württembergisch wurde, kam auch Wiernsheim zu Württemberg und wurde 1535 evangelisch. Im Kaffeemühlenmuseum, einem sanierten, historischen Gebäude, befindet sich die einzigartige und größte Kaffeemühlensammlung Deutschlands mit Exponaten aus drei Jahrhunderten. Im September 2013 wurde das Bildungszentrum mit seinem innovativen Heizungssystem (Wärmepumpe mit Solareisspeicher) Betrieb genommen.

Pinache[edit | edit source]

Pinache Pinache ist ein Waldenserort. Der Ort wurde 1699 gegründet, damit sich dort Glaubensflüchtlinge aus dem Chisonetal niederlassen konnten und von diesen nach dem Ort Pinasca benannt. In Pinache befindet sich die älteste Waldenserkirche Deutschlands, die im Jahr 1721 erbaut wurde.

Serres[edit | edit source]

Serres Serres ist ebenfalls ein Waldenserdorf und wurde zur gleichen Zeit wie Pinache gegründet. Das Wappen des Ortes mit den sieben Sternen und der leuchtenden Flamme lehnt sich stark am Wappen der Waldenser an. Am 11. April 1945 wurden 75 % der Gebäude in Serres als Folge eines Luftangriffes mit Brandbomben vernichtet. Beim Wiederaufbau wurde die typische Struktur des Waldenserdorfes erhalten. Im November 2009 wurde in Serres der erste Plus-Energie-Kindergarten Deutschlands eingeweiht, der im Jahr 2010 Preisträger beim Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz“ in der Kategorie „Innovative technische Maßnahmen in einem kommunalen Gebäude“ wurde, was der Gemeinde ein Preisgeld in Höhe von 40.000 Euro einbrachte.
Evangelische St. Margaretenkirche in Iptingen

Iptingen[edit | edit source]

Iptingen Aufgrund der Endung des Ortsnamens auf -ingen dürfte Iptingen als alemannische Gründung aus der Zeit vor 500 n. Chr. angesehen werden. Die früheste urkundliche Erwähnung Iptingens fällt in die Zeit um 1120. König Philipp bestätigte am 4. Februar 1206 die Zurückgabe des von Ulrich von Iptingen zuerst dem Kloster Maulbronn geschenkten, später aber dem Pfalzgrafen von Tübingen verkauften Eigenguts in Iptingen durch den letzteren an das Kloster.[4] Ein herausragendes historisches Bauwerk in Iptingen ist die Wehrkirche, die auf eine alte Burg zurückgeht, die erstmals im Jahr 1194 urkundlich erwähnt wurde. Der heutige Kirchturm ist bis auf den später aufgesetzten Fachwerkteil mit Uhr und Glocken noch die alte Burg. Um 1250 kamen die heute noch erhaltenen Ringscheuern zur Vorratshaltung hinzu. 1504 übernahm Württemberg die Oberhoheit über das Kloster Maulbronn und somit auch über Iptingen. Der Ort wurde in der Reformation 1535 evangelisch und 1557 dem Klosteramt Maulbronn unterstellt.

Religion[edit | edit source]

Mit der Reformation wurde Wiernsheim wie ganz Württemberg evangelisch. Die Gemeinden der protestantischen Waldenser, die 1699 in Pinache und Serres angesiedelt worden sind, sind inzwischen in der Evangelischen Landeskirche aufgegangen. Ende des 18. Jahrhunderts führte Johann Georg Rapp von Iptingen aus eine Gemeinde radikaler Pietisten, von denen ein Großteil mit Rapp zusammen Anfang des 19. Jahrhunderts nach Nordamerika auswanderte.

Heute gibt es neben mehreren evangelischen Kirchengemeinden (siehe Mauritiuskirche) auch eine römisch-katholische und eine neuapostolische Gemeinde.

Politik[edit | edit source]

Gemeinderat[edit | edit source]

Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Seit der Abschaffung der unechten Teilortswahl hat der Gemeinderat in Wiernsheim nur noch 18 Mitglieder. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[5]

Parteien und Wählergemeinschaften %
2019
Sitze
2019
%
2014
Sitze
2014
Kommunalwahl 2019
Wahlbeteiligung: 67,2 %
 %
40
30
20
10
0
35,1
24,3
18,9
17,8
4,0
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
−8,6
+24,3
−10,1
−9,5
+4,0
FW Unabhängige Liste Wiernsheim 35,1 6 43,7 9
LAND Liste LAND 24,3 4 0,0 0
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 18,9 4 29,0 6
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 17,8 3 27,3 6
AfD Alternative für Deutschland 4,0 1 0,0 0
Gesamt 100 18 100 21
Wahlbeteiligung 67,2 % 52,2 %

Bürgermeister[edit | edit source]

Bürgermeister der Gemeinde Wiernsheim ist seit dem 4. April 2022 Matthias Enz (SPD). Sein Vorgänger war ab dem 2. April 1982 Karlheinz Oehler. Bei seinem Amtsantritt war Oehler der jüngste Bürgermeister Baden-Württembergs. Oehler wurde 1990, 1998, 2006 und 2014 wiedergewählt. Am 30. Januar 2022 wurde Enz im ersten Wahlgang mit 74,7 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Oehler, der für eine sechste Amtszeit kandidierte, erhielt 23 Prozent der Stimmen. Enz trat sein Amt am 4. April 2022 an.

Auszeichnungen[edit | edit source]

Wiernsheim wurde Anfang 2009 als sechste Gemeinde in Deutschland und erste Gemeinde in Baden-Württemberg mit dem European Energy Award Gold (eea) ausgezeichnet. Hierbei wurde unter anderem Energieeffizienz und Klimaschutzaktivitäten der Gemeinde und das Engagement von Initiativen vor Ort z. B. zur Steigerung des Einsatzes regenerativer Energien bewertet.[6] Im Jahr 2011 erfolgte die Rezertifizierung, wobei Wiernsheim die höchste Punktezahl in Deutschland erreichte und erneut mit dem European Energy Award in Gold ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2015 wurde Wiernsheim für das Engagement in der Wärmewende als „Energie-Kommune“ ausgezeichnet.[7]

Städtepartnerschaften[edit | edit source]

Die Gemeinde Wiernsheim unterhält Partnerschaften mit New Harmony im US-Bundesstaat Indiana (seit 23. August 1980), mit Pinasca in der Metropolitanstadt Turin/Italien (25. September 1982) und seit 1998 mit Ayancik in der Türkei. Letztere soll die Freundschaft zwischen Deutschen und Türken stärken und die Integration der türkischen Mitbürger in Wiernsheim fördern.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[edit | edit source]

Regelmäßige Veranstaltungen[edit | edit source]

  • Riedler Open Air, seit 2013 bestehendes Metal- und Rockfestival im Ortsteil Wiernsheim mit ca. 1000 Besuchern pro Jahr

Museen[edit | edit source]

Persönlichkeiten[edit | edit source]

Ehrenbürger[edit | edit source]

  • Hans Albrecht (1923–2006), Vizepräsident des Landtags von Baden-Württemberg
  • Rolf Scheuermann (1930–2013), Stifter u. a. einer Sammlung von über 1000 historischen Kaffeemühlen
  • Richard Georg Kugel (1936–2019), Unternehmer und Gründer der Firma Kugel Präzisions-Drehteile GmbH
Rathaus

Söhne und Töchter der Gemeinde[edit | edit source]

Literatur[edit | edit source]

  • Wiernsheim. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Maulbronn (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 52). H. Lindemann, Stuttgart 1870, S. 296–300 (Volltext [Wikisource]).

Einzelnachweise[edit | edit source]

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2, S. 557–558.
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 490.
  4. Württembergisches Urkundenbuch: Band II., Nr. 529, S. 353–354.
  5. Amtsblatt der Gemeinde Wiernsheim, Woche 22, 31. Mai 2019
  6. Staatsanzeiger Nr. 8 vom 6. März 2009
  7. Energie-Kommune Wiernsheim bringt lokale Wärmewende mit Erdwärme voran vom 29. Oktober 2015

Weblinks[edit | edit source]

Commons: Wiernsheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien