Wildpark Peter und Paul

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Wildpark Peter und Paul
Besonderheiten Der Eintritt ist frei
Rund um die Uhr geöffnet
Ort Kirchlistrasse 92
9010 St. Gallen
Schweiz
Eröffnung 16. Februar 1892
Organisation
Leitung Regula Signer, Parkwärterin
Trägerschaft Wildparkgesellschaft

Das Gehege des Alpensteinbocks
befindet sich in der Mitte des Wildparks.

http://www.wildpark-peterundpaul.ch/
Positionskarte
Wildpark Peter und Paul (Stadt St. Gallen)
Wildpark Peter und Paul (Stadt St. Gallen)

Koordinaten: 47° 26′ 55″ N, 9° 23′ 15″ O; CH1903: 746970 / 257138

Der Wildpark Peter und Paul liegt auf dem Hügel Rosenberg nordöstlich von St. Gallen im Quartier Rotmonten. Er gehört zu einem wichtigen Naherholungsgebiet der Stadt. Der Wildpark beherbergt verschiedene vorwiegend einheimische Tierarten, wie Steinböcke, Gämsen, Luchse, Hirsche, Wildschweine, Murmeltiere und Wildkatzen. Der Eintritt ist frei und rund um die Uhr und das ganze Jahr möglich.[1] Der Wildpark besitzt ein Besucherzentrum. Zum Park gehört ein Restaurant mit Terrasse. Es steht im Besitz der Ortsbürgergemeinde St. Gallen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem 1890 das ehemalige Hirschgehege an der Jägerstrasse aufgegeben werden musste, erwarb die St. Galler Sektion des Schweizerischen Jäger- und Wildschutzvereins auf Initiative des Forstverwalters Martin Wild das Gelände. Ziel war, den Bewohnern der Stadt die einheimischen Wildtierarten in einer möglichst naturnahen Umgebung zeigen zu können. Am 1. Mai 1892 wurde der Wildpark mit 12 Rothirschen, acht Damhirschen, vier Rehen, fünf Gämsen, acht Murmeltieren und zwei Feldhasen eröffnet. Zwei Jahre später wurde zur Führung der Geschäfte eine eigene Trägergesellschaft konstituiert.

Die Gehege sind für einen Tierpark aus dieser Epoche aussergewöhnlich gross (bis zu mehreren Hektaren) und gelten noch heute als «mustergültig».[2] Zur Haltung und Aufzucht von Steinwild wurden im Park zwischen 1902 und 1917 insgesamt vier künstliche Felsen durch den Zürcher Bildhauer Urs Eggenschwiler errichtet.[3] Diese sind nach mehreren Renovierungen bis heute in Gebrauch.

Aufzucht und Aussiedlung von Steinböcken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grosse Bekanntheit erlangte der Park durch die erfolgreiche Aufzucht von Steinböcken. Ende des 19. Jahrhunderts war das Bündner Wappentier in der Schweiz durch übermässige Jagd ausgerottet worden. Der Versuch, die zur Aufzucht notwendigen reinrassigen Jungtiere aus dem Jagdrevier des italienischen Königs Viktor Emanuel III. zu erhalten, scheiterte zunächst. Der König weigerte sich, den St. Gallern junge Tiere aus seinem Jagdrevier am Gran Paradiso zu überlassen.

Auf Anregung von Alfred Girtaner beschlossen die Mitglieder der Wildparkkommission im Wildpark Steinböcke zu züchten. Der Hotelier Robert Mader und der Archäologe und Konservator des Naturmuseums St. Gallen, Emil Bächler, sollten dieses Unterfangen umsetzen. Man nahm Kontakte zu dem Wilderer Joseph Beyrard aus Aymavilles im Aostatal auf und konnte ihn dazu bewegen, 1906 drei Jungtiere aus dem Jagdrevier des Königs in den Wildpark zu schmuggeln.[4] Fünf Jahre später konnten die ersten Steinböcke im Weisstannental im Gebiet der Grauen Hörner ausgesetzt werden. Weitere Kolonien erfolgten 1914 am Piz dAela und 1920 im Schweizerischen Nationalpark. Zunächst waren die Aussetzungsversuche wenig erfolgreich. Erst mit der Zeit und mit der Fortführung des Aussetzens von Tieren in verschiedenen Gebieten der Schweiz, darunter im Wallis oder im Berner Oberland, wurde dem Projekt der Erfolg beschieden. Heute ist das Steinwild in der Schweiz wieder sehr zahlreich, so dass Abschüsse nötig sind.

Weitere Entwicklung des Parkareals[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Jahren 1926/1927 wurde das Parkareal von 3,38 auf 4,45 Hektar vergrössert. In weiterer Folge kamen Spezialgehege für Murmeltiere, Wildschweine und Luchse hinzu.[5]

Zwei grosse Epidemien rafften Tierbestände dahin: die Paratuberkulose 1945–1951 den gesamten Steinbockbestand und 1971–1972 die Rindertuberkulose den Rotwildbestand.

In den 1990er Jahren war der Versuch, ein Gehege für Bären anzulegen, an jahrelangen politischen und finanziellen Debatten sowie an baupolizeilichen Vorschriften gescheitert. Die Bären wären der Stadt, deren Wappentiere sie sind, geschenkt worden.

Zum 125-jährigen Jubiläum wurde der Wildpark im Jahr 2017 mit neuen Gehegen, einer aus Natursteinen errichteten Aussichtsplattform, einem Walderfahrungsspielplatz und interaktiven Stationen für Besucher ausgestattet.[6]

Tierzucht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gehege der Steinböcke

Folgende Tiere werden im Tierpark aufgezüchtet und teilweise im Alpengebiet ausgesetzt:

Steinwild

Rotwild

Wildkatze

Katzen

Andere

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stadt St. Gallen, eine geografisch-geschichtliche Heimatkunde. Schulverwaltung der Stadt St. Gallen.
  • Marco Giacometti: Von Königen und Wilderern. Die Rettung und Wiederansiedlung von Alpensteinbocks. Salm-Verlag, 2006.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wildpark Peter und Paul – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Besucherinformationen zum Wildpark. Abgerufen am 8. Oktober 2018.
  2. St. Galler Tagblatt vom 21. August 2010: Wildpark Peter und Paul hoch im Kurs. Bericht über eine Studie zum Zustand der Wildparks
  3. Jost Schneider: Steinböcke gerettet, doch die Kletterfelsen zerfallen. (PDF) In: Hubertus Aktuell 3/2008. St. Gallischer Jägerverein Hubertus, abgerufen am 16. Juli 2017.
  4. Jost Schneider: Jäger, Wilderer und Steinböcke. (PDF) In: Hubertus Aktuell 1/2008. St. Gallischer Jägerverein Hubertus, abgerufen am 16. Juli 2017.
  5. Louis Mettler: Wildpark Peter und Paul: seit über 100 Jahren Heimat für einheimische Wildtiere. In: Appenzeller Kalender 277. 1998.
  6. Karl Müller: 125 Jahre Wildpark Peter und Paul. Jubiläumsprojekte. (PDF) Wildparkgesellschaft Peter und Paul, abgerufen am 16. Juli 2017.