Verbale Rating-Skala

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Eine verbale Rating-Skala (VRS) ist in den empirischen Sozialwissenschaften eine idealerweise äquidistant skalierte deskriptive Rating-Skala, deren Beschriftungen („Marken“[1]) durch Worte oder Begriffsgruppen repräsentiert werden. Dabei beschreiben die skalierenden Worte oder Begriffsgruppen Abschnitte einer Skala, die als Intervallskala aufgefasst werden kann.

  • Die Beschriftungen „Vanilleeis – Himbeereis – Schokoeis – Waldmeistereis – Pfefferminzeis“ sind demnach keine geeignete Skalenmarkierung für eine verbale Rating-Skala, denn die Begriffe Vanilleeis, Himbeereis etc. sind lediglich nominalskaliert.
  • Die Beschriftungen „sehr gerne – ziemlich gerne – weder besonders gerne noch besonders ungern – ziemlich ungern – sehr ungern“ hingegen wären geeignet als Skalen-Marken auf die Testfrage hin, wie gerne jemand z. B. im nächsten Urlaub an die deutsche Ostsee verreisen würde.

Verbale Rating-Skalen in der Humanmedizin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Beispiel für eine VRS in der Medizin ist die Schmerzskala, wobei entweder durch den Patienten selbst oder einen geschulten Beobachter eine Einstufung eines subjektiven Schmerzempfindens durch Wörter ausgedrückt wird.

Quantifizierung von Adjektiven und Rating-Skalen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Auswertung von Fragebögen verschiedener Wissenschaftsdisziplinen erfordert häufig die Quantifizierung der Ergebnisse, zum Beispiel im Wege einer Umsetzung in Prozentwerte. Dabei ist es von entscheidender Wichtigkeit, dass die verwendeten Ausdrücke von den Probanden „richtig“ verstanden werden. Dies gilt ebenso für den umgekehrten Fall: Wer in einer wissenschaftliche Arbeit verbalisierte Bewertungen seiner Ergebnisse verwendet („überwiegend heiter“, „geringfügig häufiger“, „weitgehend traditionell“ usw.), der sollte nur Adjektive verwenden, die von den Lesern in gleicher Weise verstanden werden.

Die Endpunkte der Skalen („nie ↔ immer“, „gar nicht ↔ ganz“ usw.) sind eindeutig und unproblematisch. Wie verschiedene Studien ergaben, bestehen auch für manche Ausdrücke innerhalb der Skalen relativ einheitliche subjektive Einschätzungen, während andere ziemlich unterschiedlich beurteilt werden. Selbst als „freistehende“ Adjektive – also ohne Zusammenhang mit einer Skala – werden manche Worte von den Mitgliedern einer Sprachgemeinschaft intuitiv in etwa gleich verortet. Dies ist unter anderem von Sprachgebrauch und Sprachkultur abhängig, die sich allerdings im Laufe der Zeit wandeln (Sprachwandel). So hat der Sozialpsychologe Bernd Rohrmann deutliche Verständnisunterschiede schon zwischen den Jahren 1966 und 1976 festgestellt. Rohrmann und andere Forscher haben ermittelt, welche Worte am besten geeignet sind, um die Ergebnisse von Datenerhebungen aus verbalisierten Skalen zu quantifizieren.[2]

Im Folgenden Beispiele für drei verschieden verwendete Skalen mit entsprechend geeigneten Begriffen – jeweils eine fünfstufige und eine elfstufige.[2][3][4][5][6] Allerdings gilt grundsätzlich, dass Skalen, die mehr als sieben Stufen enthalten, in der Regel ungeeignet sind.

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %
H ä u f i g k e i t e n
nie selten gelegentlich oft immer
nie kaum selten gering mäßig mittel deutlich überwiegend oft größtenteils immer
I n t e n s i t ä t e n
ohne schwach mittelmäßig stark voll
ohne sehr schwach schwach relativ schwach einigermaßen mittelmäßig überwiegend relativ stark stark sehr stark voll
W a h r s c h e i n l i c h k e i t e n
unmöglich eher unwahrscheinlich vielleicht eher wahrscheinlich sicher
unmöglich höchst unwahrsch. unwahrsch. eher unwahrsch. eventuell vielleicht möglich eher wahrsch. wahrsch. höchst wahrsch. sicher

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. J. Bortz, N. Döring: Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler. Springer, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-33305-3, S. 177.
  2. a b Bernd Rohrmann: Empirische Studien zur Entwicklung von Antwortskalen für die sozialwissenschaftliche Forschung. In: Zeitschrift für Sozialpsychologie. 1978, 9, S. 222–245.
  3. Norbert Schwarz, B. Scheuring: Selbstberichtete Verhaltens- und Symptomhäufigkeiten: Was Befragte aus Antwortvorgaben des Fragebogens lernen. In: Zeitschrift für Klinische Psychologie. 1992, Band 21, S. 197–208.
  4. Ariane-Sissy Wagner: Das Modell moderner Organisationsentwicklung: Theoriegeleitete Strukturgleichungsmodellierung ausgewählter Modellbestandteile. Springer-Verlag, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-02125-2.
  5. Karl Heinz Renner, Timo Heydasch, Gerhard Ströhlein: Forschungsmethoden Der Psychologie: Von Der Fragestellung Zur Präsentation. Springer-Verlag, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-531-16729-9, S. 61–66.
  6. Elisabeth Raab-Steiner, Michael Benesch (Hrsg.): Der Fragebogen – Von der Forschungsidee zur SPSS/PASW Auswertung. 3. aktualisierte und überarbeitete Auflage. UTB/Facultas, Wien 2012, ISBN 978-3-8252-8496-1.