Kiefermündchen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kiefermündchen

Gnathostomula paradoxa,

Systematik
ohne Rang: Vielzellige Tiere (Metazoa)
ohne Rang: Bilateria
ohne Rang: Urmünder (Protostomia)
Stamm: Kiefermündchen
Wissenschaftlicher Name
Gnathostomulida
Ax, 1956
Ordnungen
  • Filospermoidea
  • Bursovaginoidea

Die Kiefermündchen (Gnathostomulida) sind kleine, ein bis vier Millimeter lange marine Würmer, die zur Meiofauna gezählt werden. Die 91 Arten leben vor allem in Sanden mit hohem Anteil von Sulfiden und organischen Stoffen. Alle Arten sind Zwitter. Die ersten Exemplare wurden 1928 von Adolf Remane entdeckt.

Namensgebend ist das Kieferpaar am vorderen Ende der Tiere. Das Ektoderm besteht aus monociliären Zellen, d. h., dass jede einzelne Zelle jeweils nur eine Cilie besitzt. Diese monciliären Zellen traten schon bei der "Unterabteilung" der Bilateria auf und sind bei den Gnathostomulida im Gegensatz zu den Plattwürmern (Plathelminthes) noch erhalten geblieben. Mit dem Schlag der Cilien bewegen sie sich sowohl vorwärts wie rückwärts.

Abgeändert sind die Protonephridien: Hier reihen sich im Körper mehrere Organe. Bei jedem einzelnen Organ besitzt nur noch die Terminalzelle ein Cilium.

Kiefermündchen sind fossil nicht belegt. Wegen des ähnlichen Kieferapparates und der Protonephridien nimmt man eine Verwandtschaft mit den Rädertierchen (Rotatoria) und den Bauchhärlingen (Gastrotricha) an.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Systematik der Kiefermündchen beruht auf einer Arbeit des österreichischen Meeresbiologen Wolfgang Sterrer, dem früheren Direktor der Bermuda Biological Station, aus dem Jahr 1972.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Ax: Die Gnathostomulida, eine rätselhafte Wurmgruppe aus dem Meeressand. In: Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz, mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse. 8, 1956, S. 1–32.
  • Peter Ax: The position of the Gnathostomulida and Platyhelminthes in the phylogenetic system of the Bilateria. In: S. Conway Morris, J. D. George, R. Gibson, H. M. Platt (Hrsg.): The Origins and Relationships of Lower Invertebrates. Clarendon Press, Oxford 1986, S. 168–180.
  • Rupert J. Riedl: Gnathostomulida from America. In: Science. 163, 1969, S. 445–442.
  • K. Rützler, I. G. Macintyre (Hrsg.): The Atlantic Barrier Reef Ecosystem at Carrie Bow Cay, Belize. Band 1: Structure and Communities. Smithsonian Institution Press, Washington, DC 1982, OCLC 615548968.
  • Wolfgang Sterrer: Gnathostomulida: Problems and procedures. In: Smithsonian Contributions to Zoology. 76, 1971, S. 9–15.
  • Wolfgang Sterrer: Systematics and evolution within the Gnathostomulida. In: Systematic Zoology. 21(2), 1972, S. 151–173.
  • Volker Storch, Ulrich Welsch: Systematische Zoologie. 6. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 2003, ISBN 3-8274-1112-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]