ADB:Ursus, Nicolaus Reimarus (1. Artikel)

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Artikel „Raimarus Ursus, Nicolaus“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 179–180, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ursus,_Nicolaus_Reimarus_(1._Artikel)&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 18:02 Uhr UTC)
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Raimarus Ursus: Nicolaus R.[WS 1], Mathematiker und Astronom, lebte am Ende des 16. Jahrhunderts. In der ältesten Druckschrift, die wir von ihm kennen, Geodaesia Ranzoviana, Landrechnen und Feldmessen u. s. w. 1583 (Kästner, Gesch. der Mathematik I, 669–670) nennt er sich Nicolaus Reimers, Landmesser zu Hattstede in Dithmarschen. Der Beiname Ursus soll ihn wol als ungeleckten nordischen Bären kennzeichnen, der dem Raube seiner Jungen sich widersetzt. Wir begegnen ihm in der Ueberschrift dreier Bücher: „Nicolai Raymari Ursi Dithmari Fundamentum astronomicum“ 1588 (Kästner l. c. I, 631–634), „Nicolai Raimari Ursi Dithmarsi de astronomicis hypothesibus“ 1597 (Kästner l. c. III, 469–484) und „Nicolai Raimari Ursi Dithmarsi Arithmetica analytica vulgo Cosa oder Algebra“ 1601 (Kästner l. c. II, 716–720). R. war in seiner Jugend bis zum 18. Jahre Schweinehirt und erlernte von sich selbst mancherlei Sprachen und die Mathematik. Er fand einen Gönner an Heinrich Ranzow, dem Freunde des dänischen Astronomen Tycho Brahe. Wol durch ihn empfohlen besuchte R. den Brahe auf seiner Insel Hven 1584. Zwei Jahre später 1586 war er am Hofe Landgraf Wilhelm IV. in Kassel; wieder zwei Jahre später 1588 scheint er in Straßburg gelehrt zu haben, von wo er einem Rufe als kaiserlicher Mathematiker nach Prag folgte. Von da sei er, heißt es, 1598 entflohen, um einer Verleumdungsklage Brahe’s zu entgehen. Er sei dann 1599 unbekannt wo gestorben. Poggendorff, Biogr.-litterar. Handwörterbuch II, 595 gibt (ohne jede Quellenangabe) Prag, 15. August 1600 als Todesort und Zeit. Die mathematischen Schriften zeugen für Raimarus’ Begabung, ohne wesentlich Neues zu enthalten; die Junge’sche Methode der Gleichungsauflösung (s. A. D. B. XIV, 705) hat er in seiner nachgelassenen Algebra gelehrt und verbessert. Am bekanntesten wurde R. durch seine Streitigkeiten mit Brahe. R. will nämlich am 1. October 1585 in [180] Pommern ein Weltsystem erdacht haben, nach welchem Erde, Mond und Sonne sich um die feste Erdaxe, Mercur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn sich um die Sonne bewegen; dieses System will er am 1. Mai 1586 in Kassel mitgetheilt haben, und durch Rothmann habe es dann Brahe kennen gelernt, der es als von ihm selbst erdacht veröffentlicht habe. Brahe natürlich stellte den Gang der Entdeckung in umgekehrter Reihenfolge dar, und daraus ergaben sich Gehässigkeiten, bei denen zu verweilen um so weniger geboten ist, als das ob Brahe’sche ob Raimarus’sche System gar bald allgemein verworfen wurde.

Kästner und Poggendorff an den im Texte angegebenen Orten. – Rud. Wolf, Geschichte der Astronomie S. 244–245. – C. I. Gerhardt, Geschichte der Mathematik in Deutschland S. 83–86.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 39 ein weiterer Artikel.