BLKÖ:Knoller, Martin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Knoll, Romedius
Nächster>>>
Knollseisen, Johann
Band: 12 (1864), ab Seite: 161. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Martin Knoller in der Wikipedia
Martin Knoller in Wikidata
GND-Eintrag: 118723820, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Knoller, Martin|12|161|}}

Knoller, Martin (Geschichtsmaler, geb. im Dorfe Steinach im Unterinnthale Tirols 8. November 1725, gest. zu Mailand 24. Juli 1804). Sein Vater, ein gemeiner Dorfmaler, bestimmte ihn für die Kunst, für welche K. ebenso viel Anlage als Neigung besaß. Bei der Mangelhaftigkeit des Unterrichtes und bei dem Umstande, daß K. die niedrigsten Arbeiten im Hause verrichten, Brennholz aus dem Walde nach Hause tragen mußte und dergleichen mehr, war es mit den Fortschritten mißlich bestellt. Der Knabe zunächst verlor darüber die Geduld, und lief eines Tages dem Vater davon, und auf’s Gerathewohl nach Innsbruck. Seine Hoffnung, bei mitleidigen Menschen unterzukommen, ging glücklicher Weise in Erfüllung. Die Vorsehung führte ihn in das Haus des Hofkammerrathes von Hormayr und dieser nahm sich des talentvollen Knaben mit väterlicher Theilnahme an. Indem er vorerst dem Vater mittheilte, wo der Sohn sich befinde, gab er letzteren zu dem Maler Pögel in die Lehre, bei welchem übrigens mittelmäßigen Maler K. doch bald solche Fortschritte machte, daß der gewissenhafte Meister dem Schüler rieth, sich nach einem besseren Lehrer umzusehen. Diesen Umstand benützte sein Vater, den Sohn heimzurufen und so einen Gehilfen für seine Arbeiten zur Seite zu haben. So war K. wieder sich selbst überlassen, eben in einer Zeit, in welcher sein künstlerisches Drängen am meisten einer tüchtigen Leitung bedurfte; noch mehr aber, er war wieder zu jenen niederen Diensten im Hause verurtheilt, die so wenig mit den Idealen der Kunst sich vereinigen lassen und ihn schon einmal aus dem Vaterhause getrieben hatten. Sich in diese Verhältnisse mit der Resignation der Jugend fügend, machte sich sein Genius Luft; kein Tisch, keine Wand blieben ohne Spuren seines schaffenden Kunsttriebes, und als er einmal in der Dorfschenke Brennholz zum Ofen und in die Küche hat tragen müssen, machte sich sein Humor mit einem Stückchen Kohle Luft, mit welcher er einen Jüngling, die Holzkrücke auf dem Rücken, an die Wand hinzauberte. Der Moment seiner Erlösung war da. In der Dorfschenke saß eben damals ein tüchtiger Künstler, der [162] Maler Paul Troger, der auf einer Rückreise nach Wien begriffen, daselbst Halt gemacht. Troger sah sich den Jüngling, dann die Zeichnung an, und sein Entschluß war bald gefaßt. Er machte dem jungen Knoller den Antrag ihn zu unterrichten und für seinen Unterhalt zu sorgen. Der Antrag kam sofort zur Ausführung und der damals 20jährige Knoller reiste mit Troger nach Wien. Acht Jahre arbeitete K. an der Seite seines Lehrers und machte so glänzende Fortschritte, daß er bald vollends die Zuneigung seines Meisters, den er tüchtig bei seinen Arbeiten unterstützte, gewann. Im Jahre 1753 erhielt K. an der Akademie der bildenden Künste den großen Preis aus der Historienmalerei. Im genannten Jahre verließ er endlich Wien und kehrte in seine Heimat zurück. Auf seiner Reise dahin verweilte er mehrere Monate in Salzburg, wo er einige ihm übertragene Arbeiten vollendete, dann ging er nach Tirol, wo er ebensowohl Fresco- als Staffeleigemälde ausführte. Im Jahre 1755 – K. zählte damals 30 Jahre – gelang es ihm, nach Rom zu kommen. Nun begann für ihn eine neue Zeit. Bisher war Knoller der unverkennbare Schüler Troger’s; er trat so genau in die Fußstapfen seines Meisters, daß man nicht selten die Arbeiten des Meisters und Schülers verwechselte, und K. selbst legte anfänglich auf diesen Umstand nicht geringes Gewicht. In Rom aber, als vor seinen Blicken sich die Hallen der Kunst mit ihren Meisterwerken erschlossen, hatte er nichts Eiligeres zu thun, als den Styl, auf den er sich bisher so viel zu Gute gethan, zu verlassen und bei den alten großen Meistern von vorne anzufangen. Drei Jahre bildete sich K. nach den besten Mustern der alten Kunst, als ihn der österreichische Gesandte am kön. Hofe in Neapel, Graf Firmian, zu sich berief, welchem Rufe K. auch folgte. Dort arbeitete er für den Grafen viele Oelbilder und Fresken. Als Graf Firmian eine neue Stellung in Mailand erhielt, schickte er den Künstler dahin voraus, der die künstlerische Ausschmückung und Anordnung in dem zur Wohnung des Grafen bestimmten Palaste besorgte. Wohl blieb K. mehrere Monate noch bei seinem Mäcen; endlich aber überwog die Sehnsucht nach Rom, wohin K. wieder zurückkehrte. Bei seiner Rückkehr in die ewige Stadt fand er an Raphael Mengs einen Freund, dessen Lehren und Beispiel nicht ohne mächtige Wirkung auf ihn blieben, und für den K. noch am Abend seines Lebens dieselbe Bewunderung behielt, als zu jener Zeit, da er an der Schwelle des Tempels der Kunst mit ihm sich befreundete. Auch mit Winkelmann verkehrte K. in inniger Weise und unterhielt mit beiden bis an seinen Tod einen ununterbrochenen Briefwechsel. Während K. in Rom arbeitete, erging 1764 aus seinem Vaterlande der Ruf an ihn, die Servitenkirche zu Volders bei Hall in Fresco zu malen. K. folgte diesem Rufe und kehrte nach vollendeter Arbeit nach Rom zurück. Nur mehr kurze Zeit blieb er in Rom, denn schon in der ersten Hälfte des Jahres 1765 berief ihn sein Mäcen Graf Firmian nach Mailand, wo ihm eine Stelle als Professor an der dortigen Akademie der bildenden Künste war verliehen worden, welche K. bis an seinen Tod bekleidete. Schon in den ersten zwei Jahren seines Aufenthaltes in Mailand hatte sich K. mit einer schönen Kaufmannstochter Annunciata Cardani vermält, aus welcher glücklichen Ehe neun Kinder entsprangen, von denen – auffallend genug [163] – keines der Kunst sich widmete. Groß ist die Zahl der Arbeiten Knoller’s, sowohl seiner Oelbilder als seiner Frescomalereien. Ich versuche es im Folgenden nicht eine vollständige Uebersicht derselben – denn eine solche ist kaum mehr möglich – wohl aber eine solche, in welcher wenigstens keines seiner Hauptwerke fehlen soll, zu geben. K. hat an vielen Orten seines eigenen Vaterlandes, dann in Wien, in vielen Städten Italiens, wie in Rom, Neapel, Mailand, Parma, Bologna, Florenz, und endlich auch in Bayern schöne Schöpfungen seines meisterhaften Pinsels zurückgelassen. Von seinen Oelgemälden sind anzuführen: „Der junge Tobias, der die Augen seines Vaters heilt“, mit welchem Bilde er den großen Preis aus der Historienmalerei in Wien erhielt“, es ist in Farbe und Zeichnung ganz in der Manier der Troger’schen Arbeiten gehalten, welche in den vor seiner Reise nach Rom vollendeten Werken immer mehr oder minder stark hervortritt-, – „Die Steinigung des H. Stephan“, Hochaltarbild zu Anroß im Pusterthale, um das Jahr 1754 gemalt; – „Mariä Empfängniss“, – „Mariä Geburt“, – „Mariä Vermälung“, alle drei Altarblätter in der Kirche all’Anima zu Neapel; – „Maria mit dem Kinde und der H. Philippus Neri“, Hochaltarbild, – „Der sterbende H. Joseph“, Seitenaltarbild, beide in der Kirche der H. Mutter Gottes della Minerva zu Assisi; – „Die Enthauptung der H. Katharina“, – „Der H. Sebastian“, zwei Altarbilder für die Pfarrkirche zu Ettal in Bayern, beide während seines ersten Aufenthaltes in Rom gemalt; – „Der H. Karl Borromäus, den Pestkranken das Abendmahl reichend“, Hochaltarblatt für die Kirche zu Volders in Tirol, im Jahre 1764 gemalt; – „Cumä bei Neapel“; mit Porträtfiguren- Staffage, für den Grafen Firmian gemalt, zeigt es in ganzen Figuren die Porträte des Grafen, zweier Cavaliere, seiner zwei Secretäre und des Künstlers selbst; – „Christus am Kreuze mit Maria, Johannes und Magdalena“; – „Die Erweckung des Lazarus“; – „Scipio auf den Trümmern von Karthago“; letzteres soll sich jetzt im fürstlichen. Schlosse zu Austerlitz befinden; – „Maria mit dem Leichname Christi“, Altarblatt in der Kirche zu Ettal, im Jahre 1790 gemalt; – „Die h. Familie“, ebenda, 1794 gemalt; – „Der H. Benedict“, Choraltarblatt in der Kirche des Klosters zu Benedictbeuern; – „Das Abendmahl zu Emaus“ und „Der H. Joseph“, zwei große Altarblätter für dieselbe Kirche; – „Madonna mit dem Kinde und der H. Erasmus“. Hochaltarblatt, – „Die Marter des H. Sebastian“, – „Die Enthauptung des H. Johannes des Täufers“, alle drei für die Kirche seines Geburtsortes Steinach; – in der Kirche des Augustiner-Chorherrnstiftes zu Gries bei Botzen außer den Fresken, deren weiter unten Erwähnung geschieht, acht Altarblätter: „Der H. Augustin“, die h. Dreieinigkeit anbetend, hingesunken vor Entzücken in die Arme zweier Cherubine (22 Fuß hoch, 13 Fuß breit), Hochaltarblatt; – „Die Geburt Christi“, – „Die h. drei Könige“, – „Das letzte Abendmahl“, – „Christi Kreuzabnahme“, – „Christi Auferstehung“, – „Christi Himmelfahrt“ – und „Die Sendung des h. Geistes“, sämmtlich Seitenaltarblätter (16 Fuß hoch und 9 Fuß breit). Man nennt mit Recht diese Kirche ein Knoller’sches Museum; sie umfaßt auch in einem Raume das ganze künstlerische Leben Knoller’s: die Fresken und das Hochaltarblatt malte er als junger Mann, einige Blätter der Seitenaltäre in vorgerückten Jahren, und die übrigen als Greis; – „Die Kreuzabnahme“, [164] ein Bild aus Knoller’s früherer-Zeit, – „Die h. Familie mit einem Mönche aus dem Servitenorden“, beide Bilder im Ferdinandeum zu Innsbruck; – „Leopold II.“,Porträt in Lebensgröße[WS 1], für den Magistrat in Wien, im Jahre 1790 gemalt. Knoller, dem sein Ruf bereits vorausgegangen war, hatte in Wien so viele Aufträge auszuführen, daß sich sein Aufenthalt an zwei Jahre ausdehnte; – „Fürst und Fürstin Oettingen-Wallerstein“, – „Fürst Eszterházy“ als Chef der ungarischen adeligen Leibgarde, – „Kaiser Franz“, für den Magistrat in Wien, – „Schauspieler Lange als Herzog Leopold im Kampfe“, die fünf letztgenannten alle während seines Aufenthaltes in Wien gemalt; – „Eine h. Familie“, nach Raphael in der Sacristei der Kirche des H. Celsus zu Mailand; – „Des H. Johann von Nepomuk Aufnahme in den Himmel“, kleines Hochaltarblatt in der Schloßcapelle zu Büchsenhausen im Innsbrucker Kreise Tirols; – „Der H. Petrus“; der Heilige sitzt vor einem Baume mit empor gerichtetem Haupte, vor ihm liegen ein Buch und die Schlüssel (gemalt 1781); das Bild befand sich ehedem in der Sammlung Rincolini in Brünn, wie auch die folgenden: „Die H. Maria Magdalena“, – „Camillus“, – „Regulus“, zwei Scenen aus seinem Leben; – ferner viele Porträte, u. a. außer den bereits angeführten jenes seines Freundes „Raphael Mengs“ und sein eigenes Bildniß, beide zu öfteren Malen ausgeführt; von letzteren sind bekannt das eine im Schlosse Leopoldskron bei Salzburg, das zweite in der Brera zu Mailand; ein drittes in der Sacristei der Stiftskirche zu Gries bei Botzen, letzteres ihn als Greis darstellend von siebenzig und mehr Jahren; – „Der H. Stephan“, Hochaltarblatt, – „Mariae Himmelfahrt“ – und „Der H. Joseph“. Seitenaltarblätter, alle drei in der Pfarrkirche zu Niederndorf im Brunecker Kreise Tirols. Außer diesen Gemälden, deren Gegenstände näher bezeichnet werden konnten, befinden sich über 30 Oelgemälde seines Pinsels im kaiserlichen Residenzschlosse zu Mailand; mehrere in der Hofcapelle ebenda; andere im Palaste des Grafen Groppi, in jenem, den der Graf Firmian damals in Mailand bewohnte, in dessen Saal allein 14 große Oelgemälde K.’s und mehrere andere in den Gallerien zu sehen waren; vier Landschaften mit Staffage in der Gallerie des Grafen Melzi; fünf Gemälde in der Sammlung des Herrn Mainoni; viele Gemälde in München im Privatbesitze, und mehrere Altarbilder in verschiedenen Kirchen Münchens und anderen Ortschaften Bayerns; ebenso viele Altarblätter in Kirchen Tirols, wie z. B. deren drei in der Kirche zu Meran, eines in jener zu Eppan, das Altarblatt in der deutschen Ordenscapelle zu Botzen und andere Gemälde und Porträte im Privatbesitze. Nicht minder groß ist die Anzahl seiner Fresken, die aber großartiger und noch bekannter, ja bewunderter sind als seine Oelgemälde. So sind Werke seines schöpferischen Pinsels: Die Pfarrkirche zu Anroß im Pusterthale Tirols, ganz in Fresco ausgeführt; – im Campo santo in Rom „Die Kreuzabnahme“; – in der Servitenkirche an der Poststraße über die Voldeser Brücke zwischen Hall und Schwaz in Tirol sämmtliche Fresken, im Hauptplafond „Der H. Karolus Borromäus“, im Verklärungsglanze mitten unter den Chören der Seligen; die Nebenplafonds stellen Scenen aus dem Leben dieses Heiligen dar; auch das Hochaltarbild daselbst, wie bereits erzählt, ist von Knoller; – im kaiserlichen Residenzschlosse zu Mailand fünf Deckengemälde; [165] – im Palaste des Fürsten Belgiojoso in Mailand das Deckengemälde des großen Saales: „Die Apotheose Alberichs des Grossen“, aus diesem Geschlechte; das Deckengemälde eines zweiten Saales: „Rinaldo in den Zaubergärten der Armida“, und jenes im Nebengemache, „Die Hochzeit Rüdiger’s mit Radamante“; – im Palaste des Grafen Groppi, auch in Mailand, der „Raub des Ganymed“ und noch zwei Deckengemälde, ebenso viele im Palaste den Graf Firmian bewohnt hatte; im Hause Biglia ein Deckengemälde: „Der Raub des Ganymed“; – im Saale des Marchese Bassi ein zweites: „Zephyr von Flora gekrönt“; – im Palaste zu Varese bei Mailand: „Moses, welcher Wasser aus dem Felsen schlägt“; – in der Franziskanerkirche zu Chiarella im Mailändischen das auf die Mauer gemalte Altarbild: „Die Verkündigung Mariä“; – im Kloster zu Ettal in Bayern das Kuppelgewölbe im Chor, mit der himmlischen Glorie, im Jahre 1769 gemalt; diese Freske gehört, was optische Wirkung, Reinheit, Schönheit und Frische der Farben anbelangt, zu dem Schönsten, was in der Frescomalerei noch je geleistet worden, und kann in dieser Beziehung zum Vorbilde der Frescotechnik dienen. Die Verzierungen ahmen besonders täuschend die Stuccaturarbeit nach; auch enthält diese Kirche, wie bereits erwähnt, mehrere treffliche Oelgemälde von Knoller’s Hand; – in der Kirche zu Neresheim sieben große Kuppelfresken, sämmtlich von Knoller ausgeführt, darunter besonders schön: „Die Auferstehung Christi“, welche er mit seinem Namen bezeichnet hat, und die „Reinigung Mariens“; es sind über tausend Figuren und Figürchen in bewunderungswürdigen Uebergängen und einer Farbenharmonie ohne Gleichen ausgeführt. Besonders herrlich sind die kleineren und größeren Engel mit den zartesten Tinten und Halbschatten gemalt. K. begann diese Fresken, für welche er 22.000 fl. erhielt, im Sommer 1770 zu malen und endete sie, indeß er aber mittlerweile auch andere Arbeiten ausführte, im Jahre 1775. Leider hat das Gewölbe an einigen Stellen durch Einregnen gelitten und sind einzelne Figuren übermalt worden, denen nun der Schmelz der Knoller’schen Farbe merkbar gebricht. Der Künstler übergab dem Kloster überdieß die gemalten Skizzen der sieben Deckenfresken und das Porträt des damaligen Abtes; dagegen erhielt er außer dem bedungenen Honorar ein silbernes Tafelservice für acht Personen; – in der Stiftskirche zu Gries bei Botzen die Deckengemälde, „Scenen aus dem Leben des H. Augustin“ darstellend; – im Bürgersaale zu München das Deckenbild: „Mariä Himmelfahrt“, 1775 gemalt, wobei ihm sein Schüler J. Schöpf mithalf; Westenrieder hat dieses schöne Frescobild in den bayerischen Beiträgen (Bd. I, S. 574) beschrieben; besonders herrlich ist K. auf demselben das Glanzlicht der himmlischen Glorie gelungen; – im Hause des Grafen Thurn und Taxis in Innsbruck ein großes Deckengemälde, nach Nagler: „Das Urtheil des Paris“, nach Conservator Fernbach: „Die Diana auf der Jagd“; sollten es wohl zwei verschiedene Deckenbilder sein, beide im genannten Hause und beide von Knoller gemalt? – zu Botzen auf dem Edelsitze Gerstburg: „Die aufsteigende Aurora“, wie sie Knoller bereits früher auf der Decke eines der Säle im kais. Palaste zu Mailand gemalt. Es ist, wie aus vorstehender Uebersicht erhellet, eine großartige künstlerische Thätigkeit, welche K. entfaltet hat. In den Quellen werden einige Urtheile von Fachmännern über K. als Maler mitgetheilt. Er hat auch [166] mehrere Schüler gebildet, die er jedoch nicht für sich arbeiten ließ, sondern ihnen, wenn sie ihm bei seinen Bestellungen halfen, verschiedene ihren Fähigkeiten angemessene untergeordnete Arbeiten übertrug – denn die Hauptsache malte er immer selbst – dabei nie einen Lohn für seinen Unterricht von ihnen nahm, sondern für manchen selbst Kost und Lohn bezahlte. Gütig, ja väterlich in seinem Benehmen gegen sie, überwachte er sorgfältig ihre Arbeiten, stellte die Gebrechen derselben aus und war besonders streng in der Zeichnung und in der anatomisch gründlichen Verbindung des Muskelwerkes. Unter seinen Schülern sind bekannt geworden: J. Bergler [Bd. I, S. 309], J. M. Köck, Mathias Ruef und J. Schöpf. K. war nahezu 40 Jahre Professor an der Mailänder Akademie – er wurde im Jahre 1802 als 77jähriger Greis mit ganzem Gehalt und in seinem Range von der damaligen französischen Regierung jubilirt – war überdieß Mitglied der Akademie der bildenden Künste in Wien und besoldeter Cabinetsmaler des Ministers Grafen Firmian. Im geselligen Leben bewies er sich wohlwollend, zuvorkommend, liebenswürdig. Die Erinnerung. wie er sich vom armen Bauernburschen zum großen Meister in der Kunst emporgearbeitet, blieb stets lebendig in seiner Seele, wie auch sein Dankgefühl gegen Paul Troger, dessen Schüler und sklavischer Nachahmer er bis zu seiner Ankunft in Rom gewesen, auch dann nicht erlosch, als er allen Ernstes und auf das Eifrigste bemüht war, eine Manier loszuwerden, in der er früher den Inbegriff der Kunst gefunden zu haben glaubte. Mit einem zarten Sinn für Züchtigkeit und Wohlanstand verband er religiöse Frömmigkeit, die, ohne daß er sie je offen zur Schau getragen hätte, aus seinen Werken mit einer oft hinreißenden Gewalt spricht. Bis in sein hohes Alter – nur Ein Jahr fehlte ihm zum achtzigsten – bewahrte er fröhliche Laune und eine beneidenswerthe Frische des Geistes.

I. Quellen zur Biographie. Das Geburtsjahr Knoller’s findet sich hie und da verschieden, und zwar als solches 1728 statt 1725, wie auch der 25. statt des 24. Juli als Todestag angegeben. – Glausen (Enrico), Memorie della vita e delle opere di M. Knoller (Milano 1838, 8°.); auch deutsch in dem Werke: Beiträge zur Geschichte und Statistik von Tirol vom Jahre 1831, S. 209–268: „Knoller’s Leben“ von Heinrich v. Glausen. – Bote für Tirol und Vorarlberg (Innsbruck, kl. Fol.) Jahrg. 1855, Nr. 264: „Martin Knoller“. Gedicht von Joh. Pfeiffer. – Zeitschrift des Ferdinandeums (Innsbruck, 8°.) Bd. III, S. 209. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. VII, S. 82. – Staffler (Johann Jacob), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felician Rauch, 8°.) Bd. I, S. 940; Bd. II, S. 896. – Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1830, Felic. Rauch, 8°.) S. 125 [nach diesem geb. im Jahre 1728]. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XVII. Jahrg. (1826), Nr. 150, S. 800. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Fr. Beck, gr. 8°.) S. 24, 45, 139, 149, 150, 151, 155, 156, 184, 185, 186, 370. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 231 [nach dieser geboren im Jahre 1728]. – Goethe (Wolfgang von), Winkelmann und sein Jahrhundert (Tübingen 1806, Cotta, gr. 8°.) S. 280. – Deutsches Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) 1858, S. 99. – Pillwein (Benedict), Biographische Schilderungen oder Lexikon Salzburgischer, theils verstorbener, theils lebender Künstler ... (Salzburg 1821, Mayr, kl. 8°.) S. 114. – Baur (Samuel), Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehend des neunzehnten Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, [167] gr. 8°.) Bd. I, Sp. 747 [nach diesem gest. 24. Juli 1804]. – Meusel (Johann Georg), Neue Miscellen, Stück II, S. 222 bis 230. – Wismayr (Jos. Ritt.), Ephemeriden der italienischen Literatur für Deutschland (Salzburg 1800 u. f.) Jahrg. IV (1805, Heft 5, S. 161.
II. Porträte. Ein Bildniß Knoller’s, im Stich oder in anderer Weise ausgeführt – das aber wohl vorhanden sein dürfte – ist mir nicht bekannt. Aber es bestehen mehrere Bildnisse aus verschiedenen Epochen seines Lebens, ja eines, das ihn im Greisenalter darstellt, von des Künstlers eigener Hand. In der Uebersicht seiner Oelgemälde in obiger Lebensskizze ist derselben gedacht worden.
III. Geburtshaus und Denkmal. Zwar ist Knoller in Mailand gestorben und auch daselbst begraben, aber die kleine Gemeinde Steinach im Unterinnthale, in deren Schooße Knoller das Licht der Welt erblickte, ehrte ihren Sohn so gut sie es nur konnte. Das Geburtshaus Knoller’s – es trägt die Nummer 22 – ist über der Thürpfoste als solches bezeichnet. Ferner wurde im Jahre 1826 auf Anregung des Curaten Valentin Haller in der dortigen Kirche – welche überdieß seinen H. Sebastian als Hochaltarbild und zwei Seitenaltargemälde besitzt – ein Denkstein mit folgender Inschrift gesetzt: „Gott lohn’ es dir! Dem frommen Andenken Martin Knoller’s, geboren zu Steinach den 8. November 1725, gestorben als Kunstmahler zu Mayland den 24. July 1804. Er setzte sich in den drei hierher verehrten Altarblättern seiner Mutterkirche das schönste Denkmal selbst. Der Stein bezeuget den Dank der Gemeinde, die bei einem weltewigen Jahrtage und bei der sonntäglichen Fürbitte seiner gedenkt. 1826“. Dieser Denkstein ist von Johann Maier, Schullehrer zu Obernberg, verfertigt worden, der nie, weder als Steinmetz noch als Bildhauer irgend einen Unterricht erhalten hat. – Das Haus in Mailand, welches Knoller’s Eigenthum war und wo er sein lebelang gewohnt, kaufte sein Freund, der berühmte Kupferstecher Longhi.
IV. Denkmünze. Eine solche hat auf Knoller sein Freund Guillemard angefertigt. Sie zeigt Knoller’s wohlgetroffenes Porträt mit der Umschrift: Martinus Knollerus Pictor eximius, 1785.
V. Zur künstlerischen Charakteristik Knoller’s. Nagler zählt K. zu den vorzüglichsten Künstlern seiner Zeit. „Er hatte“, schreibt Nagler, das Gewaltige des Ausdrucks immer, aber nicht so auch das Edle in seiner Gewalt. Auch fehlte ihm die Raphaelische Einfalt in der Composition; jene Oekonomie der Darstellung, wo keine Figur müssig erscheint, wo nichts entbehrt werden kann, ohne den Zusammenhang des Ganzen zu stören. Seine Sache war das Gewaltige und Ungeheuere; alles was das regste Leben der Phantasie zu erzeugen vermag, was Uebung und Fleiß verleihen kann, die Kunst der Ausführung in allen ihren Verzweigungen, die untergeordneten Forderungen der Kunst stehen ihm völlig zu Gebote. Er war im Stande, jede schwierige Stellung aus der Einbildungskraft gleichsam in einer Linie, ohne auch nur einen Absatz zu machen, die reizendsten Figuren mit Kreide hervorzurufen, an denen Richtigkeit der Zeichnung mit der Schönheit der Form wetteiferte. Groß ist er in der malerischen Composition; seine Gegensätze, das Gleichgewicht, das Verschmelzen und Verflechten der Gruppen wird stets von Kennern bewundert werden. Seine Färbung fand immer Beifall und besonders haben seine Landschaften durch ihren harmonischen heiteren Vortrag viele Lobredner gefunden; aber es fehlte ihm auch nicht an Tadlern.“ – Der Conservator Fernbach, der zu den Verehrern Knoller’s zählt, schreibt über Knoller’s Fresken: „Er malte in Fresco wie man in Oel malt, nämlich mit viel Farbe im Pinsel; er setzte die Farben übereinander und vertrieb oder verschmolz sie mit oder ineinander. Die tiefen Schattenfarben hat er ohne Weiß vermischt und die Lichtparthien besonders stark aufgetragen oder äußerst dick aufgesetzt, die reinen und reineren Töne aber sehr dünn und durchsichtig gehalten. Knoller hat in seinen Fresken gar nichts oder nur äußerst wenig straffirt. Sein Helldunkel legte er in einem Tone an, malte die Schatten der auszusparenden Dinge mit leichten Farben, wie die sogenannten Drucker, und das Kräftigere auf einmal ein. Er setzte sonach die gemäßigten und höchsten Lichter leicht auf, aber alles in breiten Formen und Massen, und, wie man an seinen Fresken sieht, mit großen Pinseln. So malte er oft die größten Flächen und eine, zwei bis drei Figuren in einem Tage.“ Bei den Fresken in der Kirche zu Neresheim findet F. die Wirkung groß, die Schatten im Gegensätze zum reinsten Lichte äußerst durchsichtig; die Farben unendlich rein, licht und schön und die optische Wirkung für eine Frescomalerei bewunderungswürdig. [168] Die Fresken in der Servitenkirche bei Volders reiht er in Beziehung auf Optik, Farbenschönheit, Durchsichtigkeit, Licht und Kraft im Schatten, wie im allgemeinen Eindruck, in malerischer Wirkung, zu den schönsten in Deutschland geschaffenen Fresken; jene von Ettal aber erklärt er in den obengenannten Beziehungen für ein seltenes Meisterwerk, das unsern und künftigen Zeiten als Vorbild der Fresken-Technik dienen kann. In der Deckenfreske des Bürgersaales zu München hat aber K. die schwierigste Aufgabe eines Freskenmalers, nämlich ein Glanzlicht der himmlischen Glorie im Bilde vollgehaltenen Tageslichts, hervorzubringen so meisterhaft gelöst, wie es al fresco bei anderen Werken kaum zu finden sein möchte. – Mit treffenden Worten charakterisirt ein Tiroler Poet, Johannes Pfeiffer, Knoller’s Farbengebilde. Er schreibt:

Wie blüh’n und strahlen deines Geist’s Gebilde
In engen Wänden, eine reiche Welt
Des Geist’s, der bald in anmuthvoller Milde
Der Schönheit Zauber vor die Seele stellt,
Und bald, gigantenhaft emporgehalten,
Das Herz ergreift mit stürmischen Gewalten.

Der Gottesdiener Wandel, That und Ringen,
Die Liebe froh zum Martertod geweiht,
Der Erdenmühen wonniges Verklingen
In Himmelsruh’ und Himmelsseligkeit.
Wer sieht’s und fühlet nicht ein heilig Wehen
Vor solchen Bildern durch die Seele gehen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Lebengröße.