BLKÖ:Kutschker, Johann Baptist

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kutschera
Band: 13 (1865), ab Seite: 432. (Quelle)
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Kutschker, Johann Baptist (gelehrter Theolog, geb. zu Wiese in Oesterreichisch-Schlesien im Jahre 1810). Besuchte das Gymnasium und die philosophischen Schulen zu Olmütz und wurde dann als Priesterstands-Candidat der Olmützer Erzdiöcese in das damalige k. k. Stadtconvict in Wien aufgenommen, wo er an der Wiener Hochschule die theologischen Studien beendigte und dann seiner trefflichen Verwendung wegen in das höhere Priesterbildungs-Institut zum h. Augustin in Wien kam. Dort erhielt er am 21. April 1833 die Priesterweihe. Nun unterzog er sich den strengen Prüfungen aus der Theologie und erlangte im Jahre 1834 die theologische Doctorwürde. K. widmete sich sofort dem Lehramte und erhielt die Professur der Moraltheologie an der Olmützer Universität, welche er durch 17 Jahre bekleidete. Bald nach Antritt seines Lehramtes trat er mit dem ersten [433] Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Studien, nämlich mit einer Abhandlung über die gemischten Ehen, vor die Oeffentlichkeit; sie war zuerst in einer weitverbreiteten theologischen Zeitschrift abgedruckt, später aber auch in selbstständiger Ausgabe erschienen. Das Erscheinen dieser Schrift fiel gerade in die Zeit des folgenreichen Cölner Ereignisses, und konnte sie bei der gründlichen Behandlung des Gegenstandes nicht verfehlen, die Aufmerksamkeit auf den Verfasser zu lenken, dem sein Bischof schon im ersten Jahre der Professur den Titel eines Consistorialrathes verliehen, und ihn im Jahre 1836 zum fürsterzbischöflichen Rathe und Secretär, und zum Assessor des früher erwähnten Consistoriums in Olmütz ernannt hatte. Im Jahre 1842 wurde K. in gleicher Weise Rath und Assessor des bischöfl. Consistoriums in Brünn, und von Sr. Majestät dem Kaiser mit dem Titel eines k. k. Hofcaplans ausgezeichnet. Im folgenden Jahre erhob ihn sein Fürsterzbischof zum Kanzler des oben erwähnten Consistoriums und zum Ehrendomherrn des Collegienstiftes zu Kremsier. Als im Jahre 1849 die Bischöfe der Monarchie zu einer Versammlung nach Wien berufen wurden, um ihre Wünsche in Betreff der Regelung der Kirche darzulegen, war es K., der dem greisen Metropoliten von Mähren als Rathgeber zur Seite stand. Im Jahre 1852 erfolgte K.’s Berufung zum Hof- und Burgpfarrer, zugleich zum Obervorsteher des höheren Priesterbildungs-Institutes zum h. Augustin, und noch in nämlichen Jahre seine Ernennung zum infulirten Abte von Pagrany. Im Jahre 1854 wurde K. zum Ministerialrathe im Ministerium für Cultus und Unterricht, und im Jahre 1862 zum Bischof von Carrhae, Weihbischof, Generalvicar, Dompropst und Präses des früher erwähnten Consistoriums in Wien ernannt. K., ein Mann der Wissenschaft, hat auch dieselbe mit mehreren Fachschriften bereichert. Die erwähnte Schrift über die gemischten Ehen ist in der selbstständigen Ausgabe unter dem Titel: „Die gemischten Ehen vom katholisch-kirchlichen Standpuncte betrachtet“, in dritter vermehrter Ausgabe (Wien 1842, Wimmer, gr. 8°.) erschienen; ferner gab K. heraus: „Die heiligen Gebräuche, welche in der katholischen Kirche (ritus latini) vom Sonntage Septuagesimae bis Ostern beobachtet werden“, 2 Theile (Wien 1842, Braumüller, gr. 8°.), der erste Theil behandelt die h. Gebräuche vom Sonntag Septuagesimae bis zum Palmsonntage, der zweite jene der Palmwoche; – „Sammlung der Vorschriften, nach welchen sich die Kuratgeistlichkeit bezüglich der Verkündigung des Wortes Gottes, der Spendung der h. Sacramente, der seelsorgerlichen Geschäftsführung, dann ihres klerikalen Wandels zu richten hat; mit besonderer Berücksichtigung der in den genannten Beziehungen dem Klerus der Olmützer Diözese kundgemachten Anordnungen“, 4 Theile (Olmütz 1847–1850, Neugebauer, gr. 8°.); – „Die Lehre vom Schadenersatze oder von der Restitution nach dem Vorgange der Theologen, mit Rückblick auf die kirchliche und staatliche Gesetzgebung“ (ebd. 1851, gr. 8°.); – „Das Eherecht der katholischen Kirche nach seiner Theorie und Praxis. Mit besonderer Berücksichtigung der in österreich Recht bestehenden Gesetze dargestellt“, 5 Bände (Wien 1856–1858, Braumüller, Lex. 8°.); vornehmlich dieses letztere Werk wird „wegen des Reichthums der aufgewendeten Studien, wegen der Umsicht und Klarheit in Auslegung der Gesetze, wegen der Ausführlichkeit der Casuistik, wegen des Scharfsinns in Lösung der dornigsten Fragen, wegen der sorgfältigsten Berücksichtigung des [434] Pastoralamtes und der gerichtlichen Praxis zu den Werken ersten Ranges auf dem Gebiete des Kirchenrechtes“ gezählt. Viele Arbeiten des gelehrten Theologen finden sich in wissenschaftlichen kirchlichen Blättern zerstreut. Wiederholte akademische Auszeichnungen wurden dem gelehrten Theologen in Folge seiner wissenschaftlichen Thätigkeit zu Theil. Im Jahre 1837 wählte ihn zu Olmütz die theologische Facultät und im Jahre 1850 das theologische Professoren-Collegium zum Decan; im Jahre 1844 bekleidete K. die Würde des Rectors der Olmützer Hochschule; im Jahre 1859 jene der Wiener Hochschule, und die theologische Facultät der Prager Hochschule hat K. unter ihre Mitglieder aufgenommen. Auch muß hier noch bemerkt werden, daß in der bewegten Zeit des Jahres 1848 es vornehmlich K. war, dessen Umsicht, Charakterfestigkeit und tactvolle Haltung wesentlich dazu beigetragen haben, daß Clerus und Volk in Mähren, an welche beide die mannigfachsten Versuchungen, sich am Aufstande zu betheiligen, in verlockendster Form herantraten, die Bahn der Gesetzlichkeit und treuen Anhänglichkeit an die Regierung keinen Augenblick verlassen haben. Für seine Verdienste um Staat und Kirche ist K. durch Allerh. Entschließung ddo. Ischl 14. October 1864 von Sr. Majestät mit dem Commandeurkreuze des Leopold-Ordens ausgezeichnet worden.

Taschenbuch der Wiener k. k. Universität. Herausgegeben von Ernst Edl. v. Scheidlein für das Jahr 1859 (Wien, kl. 8°.) S. 158. – Kleines biographisches Lexikon, enthaltend Lebensskizzen hervorragender, um die Kirche verdienter Männer (Znaim 1862, M. F. Leuch, 8°.) S. 63. – Porträte. Nach der Natur gezeichnet und lithographirt von Joseph Kriehuber (Wien 1862, Paterno, Halb-Fol.); – Photographie in Visitkarten-Format von Schulz in Wien.