BLKÖ:Tablicz, Bohuslaw

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tabacchi, Peter Paul
Band: 43 (1881), ab Seite: 1. (Quelle)
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Tablicz, Bohuslaw (čech. Schriftsteller, geb. zu Esch-Brezd (Březow) am 6. September 1769, gest. zu Egyháza-Maróth 23. Jänner 1832). Sein Vater Martin war Schullehrer. Die Schulen besuchte der Sohn in Dobscha und Preßburg, darauf begab er sich, der Sitte der ungarischen Protestanten gemäß, auf eine ausländische Universität, und zwar nach Jena, wo er 1790 und 1791 Theologie studirte. Nach seiner Rückkehr in die Heimat wirkte er als protestantischer Geistlicher zunächst zwei Jahre in Felsö-Rakoncz, dann sieben Jahre in Ács und drei Jahre in Ungarisch-Skalicz. Von da folgte er in gleicher Eigenschaft einem Rufe nach Egyháza-Maróth, wo er während seiner 26jährigen Amtsthätigkeit auch die Stellen eines königlichen Notars, Conseniors und zuletzt Seniors des Honther Districtes bekleidete. Die Muße seines Berufes widmete er ganz dem wissenschaftlichen Leben in nationaler Richtung und ließ sich vornehmlich die Veredlung der slovakischen Sprache angelegen sein. Schon als im Jahre 1803 auf Veranlassung einiger gebildeter und vorwärtsstrebender Slovaken in Preßburg das Institut der slovakischen Literatur zu Stande kam, war er in Gemeinschaft mit Hamaljar [2] und Palkovic einer der Thätigsten bei diesem Unternehmen. Nicht minder bemühte er sich dann im Jahre 1812 mit dem Superintendenten Lowich um die Bildung eines literarischen Vereines der Slovaken in der Sohler Gespanschaft, welcher bald mit ähnlichen Vereinen in Böhmen und Mähren Fühlung bekam und eine literarische Zeitschrift der Slovaken in genannter Gespanschaft herauszugeben beabsichtigte. Letzterer Plan aber scheiterte theils an der Gegnerschaft der Magyaren, die jedem Hervortreten des Slaventhums von vornherein mißtrauisch und hindernd gegenüberstanden, theils an widerstreitenden Ansichten unter den eigenen Stammesgenossen. Aber auch als Schriftstellen war Tablicz in der angedeuteten Richtung thätig, und namentlich seine in den vier Theilen der von ihm herausgegebenen „Poezie“ [die bibliographischen Titel seiner Schriften folgen auf der Nebenspalte in chronologischer Reihe] enthaltenen mit dem 16. Jahrhunderte beginnenden und bis zu Anfang des 19. fortgeführten Denkwürdigkeiten čechoslavischer Poeten und Reimer, welche entweder in ungarischen Ländern geboren sind, oder doch daselbst gelebt haben, sind ein literarhistorischer, für die Entwicklung und Fortbildung des slovakischen Geistes in Ungarn vielbedeutsamer Schatz. Ein Ueberblick seiner literarischen Thätigkeit belehrt uns aber auch über seine Vielseitigkeit: da er nicht nur homiletische Vorträge in seinem kirchlichen Dienste und treffliche religiöse Hilfsbücher für die Glieder seiner Gemeinde, sondern auch Meisterwerke der Dichtung fremder Völker herausgab. Als großer Freund der Literatur besaß er auch eine stattliche Bibliothek und werthvolle Handschriften, welche aber nach seinem Ableben theils zerstreut wurden, theils verloren gingen. Tablicz war mit Susanna, einer Tochter des Predigers Zoubek von Trencsin verheiratet. Da seine Ehe kinderlos blieb, so verfügte er über sein etwa 50.000 fl. umfassendes Vermögen zunächst zu Gunsten seiner zahlreichen ungarischen Verwandten. Die Hälfte der hiernach verbleibenden Summe testirte er dem evangelischen Lyceum zu Preßburg, die andere Hälfte den Lyceen von Schemnitz und Käsmark.

Uebersicht der literarischen Arbeiten des Bohuslaw Tablicz in chronologischer Folge. „J. Aug. Hermesa kniha zpowědni“, d. i. Des J. Aug. Hermes Beichtbüchlein (1800). – „Kratičká summa práw Úherských, kterauž půwodně w Uherském jazyku P. Alex. Köwy sepsal, nyní pak do Slowenčiny přeložil“, d. i. Kurzer Inbegriff der ungarischen Rechte, den ursprünglich P. Alex. Kövy [Bd. XII, S. 270] in ungarischer Sprache verfaßte, nun aber Tablicz ins Slovakische übersetzte (Waitzen 1801). – „Dwa zpěwy panu Dan. Krudymu, d. i. Zwei Gesänge an Daniel Krudym (1802). – „Zpěw pierydských můz Skalickým Zuzannám“, d. i. Gesang der Pieriden an die Susannen von Skalicz (Skalicz 1802, 8°.). – „Určení člowěka. Ze Spaldynka přeložil“, d. i. Die Bestimmung des Menschen, von Spalding, übersetzt von .... (1802, 8°.). – „Artikulowe na sneme Prespurskem l P. 1802“, d. i. Artikel des Preßburger Landtages vom Jahre 1802. Aus dem Ungarischen übersetzt (Skalicz 1803, 8°.). – „Památka dobře zaslaužilých lidí po smrti jich žiwá při pohřbu Adama Skultetiho, d. i. Das Andenken wohlverdienter Männer lebt auch nach ihrem Tode fort; am Grabe des Adam Skultety (1803); dieses würdigen Organisten wurde auch im XXXV. Bande, S. 119, unseres Lexikons gedacht. – „Zuzanna Babylonská. Zpěv“, d. i. Die babylonische Susanna. Gesang (Ungarisch-Skalicz 1803). – „Pamětné přihodí Stěpana Pilařika Senickeho nékdy kněze 1663 od Tartarů zagateho ale zwlasstjm řizenim Božim ze zageti wyswobozeneho“ (Casus memoriales [3] Stephani Pilarik Senitzensis a Tartaris capti, Dei auxilio liberati) (ebd. 1804, 8°., 128 S.). – „Slowenšti weršowci“, d. i. Slovenische Dichtungen. 1. Bändchen (ebd. 1805, Skarnitzl); 2. Bändchen (Waitzen 1809, A. Gotlib, 12°.); enthält slovakische Gedichte von Schriftstellern des 17. und 18. Jahrhunderts, und zwar von St. Pilařik, Joh. Andr. Demian, Joh. Chrastina, Joh. Sabow, Aug. Doležal und einem Ungenannten. – „J. Aug. Hermesa Česty boží“, d. i. Des J. Aug. Hermes Wege des Herrn (1805). – „Poezie“. Díl I–IV, d. i. Gedichte. 1. bis 4. Theil (Waitzen 1806–1812, 8°.; Bd. I: LXXX und 128 S.; Bd. II: LXXX und 112 S.; Bd. III: 212 S.; Bd. IV: LXXX und 128 S.); die den einzelnen Bänden vorangeschickten Einleitungen enthalten die Biographien der betreffenden Schriftsteller, deren mit großer Sorgfalt ausgewählte Musterstücke mitgetheilt werden. – „Augspurská konfessí aneb vyznání víry čísaři Karlovi V. od knížat a měst německé řísě na sněmě augšpurském podané“, d. i. Die Augsburgische Confession oder das von den Fürsten und Städten des deutschen Reiches auf dem Augsburger Reichstage dem Kaiser Karl V. übergebene Glaubensbekenntniß (Waitzen 1808). – „Kratičká Historie Augšpurkého wyznání“, d. i. Kurze Geschichte des Augsburger Bekenntnisses (ebd. 1808, 8°.). – „Lidomil poučující, kterakby lidé mnohým žiwota nebezpečenstwím opatrně wyhnanti ...“, d. i. Der belehrende Menschenfreund, wie man den vielen Unglücksfällen des Lebens vorbeugen u. s. w. kann (ebd. 1813, 8°.). – „Prošba w nowě narozeného nemluw ňatka ...“, d. i. Bitte für das neugeborene unmündige Kind u. s. w. (1814, 8°.). – „Kratičká Diaetetika“, d. i. Kurze Diätetik (Waitzen 1819, 8°.). – „Slabikář pro školy welebného Baňského okoli ...“, d. i. Buchstabirbüchlein für die Schulen des Gebietes von Banja (ebd. 1820, 8°.). – „Lidomil weršemi wyobrazený“, d. i. Der in Versen dargestellte Menschenfreund (Stawnica 1820, F. Sulcer, Fol.); ein Gelegenheitsgedicht anläßlich der Installation des Fürstprimas Alexander Rudnay de Rudna. – „Sbírka swatých řečí, které při některých památných příležitostech držel B. T.“, d. i. Sammlung heiliger Reden, welche bei einigen denkwürdigen Gelegenheiten Boh. Tablicz gehalten (Waitzen 1821, 8°.). – „Radostne jubilaeum aneb padesáteleti kazatelského auřadu wznešene ...“, d. i. Freudiges Jubiläum oder fünfzig Jahre des Predigtamtes gefeiert u. s. w. (Stawnica 1823, Sulcer, 4°.); Festschrift zu Ehren des Paul Šrámek, Seniors, von den Slovaken Neusohls dargebracht. – „Augšpurského vyznání summa učenim z písma svátého vzatým vysvětlena i t. d.“, d. i. Summe des Augsburgischen Bekenntnisses, den Kennern der h. Schrift aus derselben erläutert (Kaschau 1831, 8°.). – „Anglické Muzy w českoslowenském oděwu“, d. i. Die englischen Musen in čechoslavischer Gewandung (Ofen 1831, gr. 8°., 103 S.); enthält Pope’s Versuch über den Menschen und Gedichte von Lord Litleton. – „Uměni básnické z franc. Boileau Despréaux přeložil ...“, d. i. Die Lehrgedichte des Boileau Despréaux aus dem Französischen übersetzt (Ofen 1832, 8°.). – „Naučení o sw. wečeři Páně“, d. i. Unterricht vom h. Abendmahl[WS 1] des Herrn (o. O. u. J.). – Und in der Zeitschrift (Časopis) des böhmischen Museums stand im Jahrgange 1842 (S. 579) seine Abhandlung über die literarischen Verbindungen der Slovaken mit Čechen und Mährern in früherer und neuerer Zeit. Kleinere Arbeiten von geringerer Bedeutung veröffentlichte er in einigen čechischen belletristischen Blättern seiner Zeit, so im „Krok“ und in der literarischen Beilage der von Hromadko in Wien herausgegebenen „Widenské nowiny“, d. i. Wiener Blätter.
Quellen zur Biographie. Haan (A. Ludovicus), Jena hungarica sive Memoria Hungarorum a tribus proximis saeculis academiae Jenensi adscriptorum (Gyulae 1858, Leop. Réthy, 8°.) p. 100 [nach diesem geb. 1769, gest. 23. Jänner 1832]. – Jungmann (Josef), Historie literatury české, Druhe vydání, d. i. Geschichte der čechischen Literatur. Zweite, von W. Tomek besorgte Ausgabe (Prag 1849, Řiwnáč, schm. 4°.), S. 639. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. V, S. 281. – Slovenskje Pohladi na vedi umeňja a literaturu Vydavánjé od M. J. Hurbana (V. Skalic Scarnicl, 4°.) I. Bd., 3. Heft. S. 92. – (Schwaldopler) Historisches Taschenbuch (Wien, Anton Doll, 8°.) I. Jahrg. (1801), [4] S. 223; II. Jahrg. (1802). – Šafařík’s (Paul Joseph), Geschichte der slavischen Sprache und Literatur in allen Mundarten. Zweiter Abdruck (Prag 1869,Tempsky, 8°.) S. 77, 380, 382, 383, 397 und 398.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Abendmal.