BLKÖ:Wasa, Gustav Prinz von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wartinger, Joseph
Band: 53 (1886), ab Seite: 125. (Quelle)
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Wasa, Gustav, Prinz von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. 9. November 1799, gest. zu Pillnitz in Sachsen am 4. August 1877). Der Prinz war der einzige Sohn des Königs Gustav IV. Adolf von Schweden aus dem 1751 auf den schwedischen Thron gelangten Hause Holstein und der Prinzessin Friederike von Baden und der Enkel Gustavs III., der in der Nacht vom 15. auf den 16. März 1792 in Folge einer Adelsverschwörung durch Ankarström auf einem Maskenballe tödtlich verwundet wurde und am 29. März d. J. starb. Prinz Gustav war noch nicht zehn Jahre alt, als sein Vater im März 1809 durch einen von dem eigenen Oheim und früheren Reichsverweser Herzog Karl von Södermanland geleiteten Aufstand entthront und sammt der Königin und den königlichen Kindern gefangen gesetzt wurde. Der König ward zur Abdankung genöthigt; er hatte vergeblich versucht, die schwedische Krone wenigstens für seinen jungen Sohn zu retten; der Herzog von Södermanland ließ vom Reichstag seinen Neffen Gustav IV. sammt dessen Nachkommen des Thrones für verlustig erklären und sich selbst als Karl III. zum Könige von Schweden ausrufen. König Gustav IV. Adolf entsagte der Krone am 29. März 1809. Indessen regierte Karl XIII. in Schweden und adoptirte, da er bejahrt und kinderlos war, nicht etwa, wie er mehrfach gebeten wurde, seinen Großneffen, den Prinzen Wasa, sondern zuerst den Prinzen Christian von Augustenburg und nach dessen frühem Tode den französischen Marschall Bernadotte, welcher auch 1818 als Karl XIV. Johann den schwedischen Thron bestieg, den heute sein Enkel Oskar II. inne hat. Gustav IV. zog sich 1809 mit seiner Familie in die Heimat seiner Gemalin nach Karlsruhe, später in die Schweiz zurück. In Karlsruhe wurde Prinz Gustav sammt seinen Schwestern, der späteren Großherzogin Sophie von Baden und Cäcilia von Oldenburg, unter der Aufsicht seiner edlen Mutter auf das sorgfältigste erzogen. Indessen überreichte sein Vater 1815 auf dem Wiener Congresse eine Erklärung, in welcher er die Rechte seines Sohnes auf den schwedischen Thron in Anspruch nahm, welche jedoch ohne [126] Erfolg blieb. Der Prinz Gustav machte dann mehrere Reisen auf dem Continente und trat darauf in die k. k. österreichische Armee. In derselben bekleidete er seit 1836 den Rang eines Feldmarschall-Lieutenants und war in den Vierziger-Jahren Divisionär in Niederösterreich. 1829 nahm er den Titel eines Prinzen von Wasa an, und am 9. November 1830 vermälte er sich mit Luise Prinzessin von Baden (geb. 5. Juni 1811), von welcher er jedoch am 14. August 1844 geschieden wurde, und die am 19. Juli 1854 starb. Aus dieser Ehe entsprang nur eine Tochter, Carola (geb. 5. August 1833), vermält 18. Juni 1853 mit Albert, damaligem Kronprinzen Albert, heutigem König von Sachsen. Prinz Gustav wurde 1831 Inhaber des k. k. Infanterie-Regiments Nr. 60, für welches er anläßlich seiner 25jährigen Inhaberschaft am 1. November 1856 eine Stiftung von 3000 fl. machte, deren Interessen als jährliche Zulage für den jeweiligen Regimentsadjutanten oder die Bataillonsadjutanten, insoferne sie der Unterstützung bedürfen, zu vertheilen sind, und deren Vertheilungsrecht dem jeweiligen Regimentscommandanten zusteht. Der Prinz lebte viele Jahre in Wien, und zwar nach der Revolution 1848 in völliger Zurückgezogenheit. Da erregte es denn nicht ungewöhnliches[WS 1] Aufsehen, als er im October 1862 wieder sein Vaterland Schweden besuchte. Er hatte vorher den dänischen Truppenübungen in Schleswig beigewohnt und dann von der schwedischen Regierung die Erlaubniß erbeten, sein Vaterland zu besuchen, das ihm vor mehr als einem halben Jahrhundert die Krone genommen und ihn aus dem Lande seiner Ahnen verbannt hatte. Die Erlaubniß wurde auch dem Prinzen gewährt. Man schloß aus diesem Besuche auf politische Combinationen, die sich jedoch bald als nichtig erwiesen. Der Prinz, von Sehnsucht getrieben, vor seinem Tode noch sein Vaterland zu sehen, gab nur diesem Verlangen ohne weitere Nebenzwecke nach, und unerkannt und unbeachtet segelte er nach Hölsingborg, besuchte Ramlosa, bestieg die alte Thurmruine Kärnau, welche einen prachtvollen Aus- und Ueberblick über den Sund, über Land und See gewährt, und traf dort zufällig mit einem schwedischen Adeligen zusammen, der eben der Enkel jenes Mannes war, der einst das Meiste zum Sturze Gustavs IV., Vaters, des Prinzen, gethan, und unterhielt sich mit ihm in schwedischer Sprache, dann reiste er ebenso unbeachtet und unerkannt, wie er gekommen, zurück. Am 10. Mai 1877 reiste der Prinz auf Besuch seiner königlichen Tochter nach Dresden ab. Wenige Tage später erkrankte er. Man erkannte bald die Gefährlichkeit des Leidens, als aber der Prinz die Krisis überstanden, hoffte man auf Besserung; doch trat diese nicht ein, im Gegentheil sein Zustand verschlimmerte sich, der Kranke wurde immer schwächer und erlag endlich seinem Leiden. Der Prinz war 78 Jahre alt geworden. Für Oesterreich und das Allerhöchste Kaiserhaus, zu welchem er immer in engsten Beziehungen gestanden, hatte er große Liebe und Theilnahme im Herzen getragen. Daß dem seines Thrones Beraubten die Sympathien aller europäischen Höfe folgten, beweisen die Decorationen, welche er besaß, unter denen außer Oesterreich, Rußland und Preußen in seinen höchsten Orden, dann Bayern, Sachsen, Hannover, Baden, Hessen, Braunschweig, Oldenburg und Griechenland vertreten waren.

Presse (Wiener polit. Blatt) 6. Aug. 1877, Nr. 214; „Gustav Prinz von Wasa“: 7. Aug. Nr. 215. – Fremden-Blatt. [127] Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1861, Nr. 281: „Stockholm, 2. October“.
Porträts. 1) Unterschrift: „Gustav | Prinz von Wasa | kaiserl. königl. General-Major“. | Kriehuber fec. Gedr. im lith. Institut in Wien. – 2) Lithographie von Kriehuber. Der Prinz als Feldmarschall-Lieutenant (Wien, Artaria,. Fol.). – 3) Unterschrift: „Gustav | Prinz v. „Wasa“. Cäcilie Brandt (lith.). Gedr. von A. Kneisl (Leipzig, Baumgärtner, 4°.). – 4) Facsimile des Namenszuges: „Prinz von Wasa, Feldmarschall-Lieutenant“. Lith. von Joseph Kriehuber. Druck von Johann Haupt, 4°. – 5) Unterschrift: „Gustav] Prinz von Wasa |“. Stieler pinx. Karl Mayer sc. [Nürnberg, 32°.], auch im „Gothaischen genealogischen Taschenbuch“.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ungwöhnliches.