Spritzgurke

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Spritzgurke

Spritzgurke (Ecballium elaterium)

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Kürbisartige (Cucurbitales)
Familie: Kürbisgewächse (Cucurbitaceae)
Gattung: Ecballium
Art: Spritzgurke
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Ecballium
A.Rich.
Wissenschaftlicher Name der Art
Ecballium elaterium
(L.) A.Rich.

Die Spritzgurke (Ecballium elaterium L.; Synonyme: Cucumis silvestris, Momordica elaterium (L.) A. Rich.), auch Eselsgurke genannt, ist die einzige Art der Pflanzengattung Ecballium innerhalb der Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae). Sie ist im Mittelmeerraum verbreitet, aufgrund ihres Ausbreitungsmechanismus bekannt und wird als Zierpflanze verwendet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration
Habitus, Laubblätter und Blüten
Fünfzählige Blüte

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Spritzgurke ist eine ausdauernde, krautige Pflanze. Sie bildet keine Ranken. Die meist niederliegenden oder kletternden Stängel sind dick, fleischig, abstehend behaart, stark verzweigt und werden 20 bis 150 cm lang.

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist bis zu 13 cm lang. Die relativ dicke, auf der Unterseite steif behaarte Blattspreite ist bei einer Länge von 4 bis 10 cm ungeteilt oval bis handförmig gelappt bis gespalten mit herzförmiger Spreitenbasis.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ecballium elaterium ist je nach Unterart monözisch oder diözisch, die Blüten sind stets eingeschlechtig, können jedoch zusammen auf einer oder auf getrennten Individuen vorkommen. Die Blüten stehen in Blattachseln, die männlichen in Trauben, die weiblichen einzeln. Die Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf blassgelben Kelchblätter sind 1,5 bis 2 cm lang und glockenförmig verwachsen. Die fünf Kronblätter sind glockenförmig verwachsen. Von den fünf Staubblättern ist eines frei, die übrigen sind jeweils zu zweit miteinander verwachsen.

Die Frucht ist eine Panzerbeere.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18 oder 24.

Früchte

Ausbreitungsmechanismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Spritzgurke verfügt über den im Pflanzenreich eher seltenen Ausbreitungsmechanismus des Saftdruckstreuers. Die Frucht ist ähnlich wie bei den übrigen Kürbisgewächsen aufgebaut und besteht aus drei verwachsenen Fruchtblättern, die eine innere Höhle freilassen (Parakarpie), wobei diese Höhle jedoch mit den Karpellflanken, den Plazenten und den Samen erfüllt ist. Bei der Spritzgurke steht dieses Füll- oder Schwellgewebe zur Zeit der Samenreife unter einem sehr hohen Turgordruck und besitzt ein osmotisches Potential von bis zu −1,5 MPa. Dadurch wird die Wand der Panzerbeere elastisch gedehnt. An der Ansatzstelle des Fruchtstiels bildet sich eine ringförmige Sollbruchstelle. Der Fruchtstiel steht senkrecht nach oben, das letzte Stück ist gebogen, sodass die Frucht schräg zur Erde weist. Zur Reife wird der Stiel durch den Innendruck weggeschleudert, die gedehnte Fruchtwand zieht sich zusammen, das Innere der Frucht mit den Samen wird ausgeschleudert, die Frucht selbst durch den Rückstoß in die Gegenrichtung geschleudert. Die Samen werden auf diese Weise 10 bis 12 m weit verteilt. Da sie zudem noch Elaiosomen besitzen, werden sie von Ameisen sekundär weiter ausgebreitet.[1][2]

Inhaltsstoffe und Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Pflanzenteile sind stark giftig. Der stark abführend (drastisch) wirkende Wirkstoff wird meist als Elaterin[3] bezeichnet, besteht jedoch aus einem Gemisch verschiedener Stoffe, besonders aus Cucurbitacin E und I, sowie Steringlykosiden, dessen genaue Zusammensetzung vom Alter der Pflanze abhängig ist. Die Bildung des Giftes erfolgt wahrscheinlich in den Wurzeln, von wo aus es in die Blätter transportiert wird.[4]

Nach oraler Aufnahme folgen Durchfall, Koliken, Erbrechen, Kopfschmerzen, beschleunigter Puls, Darmreizung, wässriger bis blutiger Stuhl. Auch Todesfälle sind bekannt. Auf der Haut kann der Saft der Frucht zu Entzündungen führen.[4]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Spritzgurke ist im gesamten Mittelmeerraum beheimatet. Das Areal reicht von Armenien bis Makaronesien. In Mitteleuropa verwildert sie selten und unbeständig und wächst hier als einjährige Pflanze vorwiegend auf Ruderalstellen, da sie mangels Winterhärte nur als Same überwintert. Sie kommt in Mitteleuropa in Gesellschaften des Sisymbrion-Verbands vor. Im Mittelmeergebiet ist sie eine Art des Verbands Chenopodion muralis.[5]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung erfolgte im Jahr 1753 unter dem Namen (Basionym) Momordica elaterium durch Carl von Linné. Die Neukombination zu Ecballium elaterium (L.) A.Rich. wurde im Jahr 1824 durch Achille Richard veröffentlicht. Gattungsname Ecballium A.Rich. nom. cons. wurde in Melbourne ICN Art. 14.4 & App. III konserviert gegenüber Elaterium Mill. nom. rej.

Ecballium elaterium ist die einzige Art der Gattung Ecballium aus der Tribus Bryonieae in der Unterfamilie Cucurbitoideae innerhalb der Familie Cucurbitaceae. Ihr Schwestertaxon ist die ebenfalls im Mittelmeerraum heimische Gattung Bryonia.[6][7]

Innerhalb der Art werden zwei Unterarten unterschieden:

  • Ecballium elaterium subsp. elaterium ist monözisch und hat eine Chromosomenzahl von 2n = 18.
  • Ecballium elaterium subsp. dioicum (Batt.) Costich ist diözisch.

Die beiden Unterarten hybridisieren frei, auch ist die Diözie nur durch ein Gen bestimmt.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Spritzgurke wird aufgrund ihres Ausbreitungsmechanismus häufig als Zierpflanze angebaut. In der Volksmedizin wird sie unter anderem als Mittel gegen Gelbsucht verwendet.[8] Sie wird auch seit der Antike als drastisches Abführmittel (Purgiermittel) verwendet. Die aus dem Saft der Spritzgurke (lateinisch unter anderem auch als Cucumis bzw. Cucumis silvestris bezeichnet[9]) gewonnene Droge (Milchsaft) wird Elaterium album (früher, zum Beispiel bei Plinius dem Älteren, auch elacterium)[10] genannt.[4] (Die lateinischen Bezeichnungen elacterium und elaterium sind abgeleitet von griechisch elatērion und dies von elatērios „vertreibend, schleudernd, abtreibend, abführend“[11][12]). Vom an der Luft getrockneten eingedickten Saft der Spritzgurke, dem Elatarium album (sive anglicum), wurde früher das über Feuer getrocknete Elaterium nigrum unterschieden.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Denise E.T. Costich: Ecballium. In: Santiago Castroviejo Bolibar & al.: Flora iberica. Plantas vasculares de la Península Ibérica e Islas Baleares. Vol. III - Plumbaginaceae (partim) - Capparaceae. Real Jardín Botánico Madrid 2005, S. 456–458. ISBN 84-00-06221-3. (online)
  • Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Spritzgurke (Ecballium elaterium) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Sitte, Elmar Weiler, Joachim W. Kadereit, Andreas Bresinsky, Christian Körner: Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. Begründet von Eduard Strasburger. 35. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-8274-1010-X, S. 485.
  2. Peter Leins, Claudia Erbar: Blüte und Frucht. Aspekte der Morphologie, Entwicklungsgeschichte, Phylogenie, Funktion und Ökologie. Schweizerbart, Stuttgart 2000, ISBN 3-510-65194-4, S. 319 f.
  3. Vgl. Albert Villaret: (Hrsg.): Handwörterbuch der gesamten Medizin. 2 Bände. Stuttgart 1888–1891; 2. Auflage ebenda 1899–1900. Band 1, S. 540.
  4. a b c Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Giftpflanzen von A–Z. Notfallhilfe. Vorkommen. Wirkung. Therapie. Allergische und phototoxische Reaktionen. 4. Auflage. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-933203-31-7 (Nachdruck von 1994).
  5. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 680.
  6. Alexander Kocyan, Li-Bing Zhang, Hanno Schaefer, Susanne S. Renner: A multi-locus chloroplast phylogeny for the Cucurbitaceae and its implications for character evolution and classification. In: Molecular Phylogenetics and Evolution, Band 44, August 2007, S. 553–577. doi:10.1016/j.ympev.2006.12.022, Volltext (PDF; 381 kB)
  7. H. Schaefer, Susanne S. Renner: Phylogenetic relationships in the order Cucurbitales and a new classification of the gourd family (Cucurbitaceae). In Taxon, Volume 60, 2011, S. 122–138.
  8. Denise E.T. Costich: Ecballium. In: Santiago Castroviejo Bolibar & al.: Flora iberica. Plantas vasculares de la Península Ibérica e Islas Baleares. Vol. III - Plumbaginaceae (partim) - Capparaceae. Real Jardín Botánico Madrid 2005, S. 456–458. ISBN 84-00-06221-3. (online)
  9. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 140.
  10. Plinius der Ältere, Naturalis historia 20,2–5 (Text).
  11. Vgl. Rudolf Schubert, Günther Wagner: Pflanzennamen und botanische Fachwörter. Botanisches Lexikon mit einer „Einführung in die Terminologie und Nomenklatur“, einem Verzeichnis der „Autorennamen“ und einem Überblick über das „System der Pflanzen“. 6. Auflage. Melsungen/ Berlin/ Basel/ Wien 1975, S. 129, und Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Birkhäuser, Basel/Stuttgart 1976, ISBN 3-7643-0755-2, S. 154.
  12. Vgl. auch Petrus Uffenbach (Hrsg.): Pedacii Dioscoridis Anazarbaei Kraeuterbuch […]. Ins Deutsche übersetzt von Johannes Danzius. Frankfurt am Main (bei Johann Bringern) 1610, S. 330 f. (Von der Bereytung deß Saffts der wilden Cucumern, Elaterium genannt […]).
  13. Brockhaus’ Conversations-Lexikon. Allgemeine deutsche Real-Encylopädie. 16 Bände. 13. Auflage Leipzig 1882–1887, Band 5, S. 934.