Unsicherheit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Unsicherheit bezeichnet man einen bewusst wahrgenommenen Mangel an Sicherheit oder (im wissenschaftlichen Kontext) an Reliabilität und Validität.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Abstraktum Unsicherheit ist sprachlich die Negation und der kontradiktorische Gegensatz von Sicherheit. Unsicherheit wird in vielen Fachgebieten als Begriff genutzt, wobei die Begriffsinhalte nur geringfügig voneinander abweichen. Wenn für eine Entscheidung die hierfür relevanten Informationen nicht vollständig vorhanden sind (unvollkommene Information) oder der Entscheidungsträger nicht in der Lage ist, die Informationen perfekt zu verarbeiten und zu interpretieren, entsteht Unsicherheit.[1] Die Wirtschaftswissenschaften versuchen mit dem Problem der Unsicherheit umzugehen, indem sie Risiken durch Bildung von Eintrittswahrscheinlichkeiten künftiger Ereignisse abzuschätzen versuchen. Während beim Risiko die Eintrittswahrscheinlichkeiten bekannt sind, liegen bei Unsicherheiten keinerlei Informationen über die Eintrittswahrscheinlichkeiten der möglichen Ereignisse vor.[2] Gefahren sind gegebene Bedrohungen, bestehen unabhängig von Entscheidungen und lassen sich dem Entscheidungsträger nicht zurechnen.[3] In der Psychologie ist die Unsicherheit das Erleben der Ungewissheit.[4]

Unsicherheit in der Entscheidungstheorie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Entscheidungstheorie werden mit Unsicherheit zukünftige Umweltzustände beschrieben, für welche keine Wahrscheinlichkeiten vorliegen. Unsicherheit wird dabei in Ungewissheit, Risiko und Unwissen unterteilt. Bei der Ungewissheit sind die möglichen Auswirkungen bekannt, man verfügt jedoch nicht über Informationen zur Eintrittswahrscheinlichkeit. Beim Risiko ist als zusätzliche Information die Eintrittswahrscheinlichkeit bekannt, nicht aber der Zeitpunkt. Beim Unwissen sind auch die Auswirkungen der untersuchten Handlungsalternativen nicht vollständig bekannt. Die Entscheidungstheorie bietet verschiedene Methoden zur Entscheidung unter Ungewissheit, Entscheidung unter Unsicherheit und Entscheidung unter Risiko.[5] Die Anwendung mathematischer Modelle zur Repräsentation von Unsicherheit ist extrem schwierig.[6]

Selbstunsicherheit in der Psychologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daneben gibt es die Bedeutung der Selbstunsicherheit als subjektiv-emotionalen Zustand eines Lebewesens infolge von fehlendem Vertrauen oder Ängstlichkeit im Gegensatz zur Selbstsicherheit. Dieser Zustand kann sich beim Menschen als Persönlichkeitseigenschaft in Vermeidungsverhalten äußern und wird in der Psychiatrie auch als Selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung bezeichnet.[7]

Unsicherheit in den Sozialwissenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studien mit sozialwissenschaftlichen Forschungsgruppen legen nahe, dass auch bei Vorlage gleicher Datenbestände großer Interpretationsspielraum innerhalb der Disziplinen vorherrscht. Forschende plädieren deshalb für eine bewusste Kommunikation möglicher Unsicherheiten in der quantitativen und empirischen Sozialforschung.[8]

Unsicherheit in der Messtechnik und in den Naturwissenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Messen einer physikalischen Größe entsteht eine Unbestimmtheit, die verschiedene Ursachen haben kann. Sie wird als Messunsicherheit bezeichnet.

Dass gewisse Messgrößen generell nicht gleichzeitig exakt gemessen werden können, ist ein fundamentales Prinzip der Quantenmechanik und findet seine Formulierung in der heisenbergschen Unschärferelation.

Unsicherheit im Risikomanagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Norm ISO 31000 definiert Risiko als Effekt der Unsicherheit auf den Grad der Zielerreichung. Unsicherheit wird hierbei mit dem „gänzlichen oder teilweise Fehlen von Informationen“[9] beschrieben.

Literatur/Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Unsicherheit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Frambach, Basiswissen Mikroökonomie, 2019, S. 221
  2. Hans Frambach, Basiswissen Mikroökonomie, 2019, S. 221
  3. Alexander Müller-Vivil, Kommunikationsintendierte Risikopolitik von Unternehmen, 2000, S. 15 ff.
  4. James Drever/Werner D. Fröhlich, dtv Wörterbuch zur Psychologie, 1970, S. 271 f.
  5. Wolfgang Müller, Risiko und Ungewissheit, in: Waldemar Wittmann/Werner Kern/Richard Köhler/Hans-Ulrich Küpper/Klaus von Wysocki (Hrsg.), Handwörterbuch der Betriebswirtschaft. Teilband 3. 5. Auflage. Enzyklopädie der Betriebswirtschaftslehre. Band 1. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 1993, ISBN 3-7910-8033-4
  6. Ekaterina Svetlova/Henk van Elst: How is non-knowledge represented in economic theory? In: Birger Priddat, Alihan Kaballak (Hrsg.): Ungewissheit als Herausforderung für die ökonomische Theorie: Nichtwissen, Ambivalenz und Entscheidung. Marburg: Metropolis, S. 41–72
  7. Selbstunsicher, ängstlich, gehemmt, unbeholfen und kontaktscheu, Volker Faust - Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Gesundheit
  8. Nate Breznau et al.: Observing many researchers using the same data and hypothesis reveals a hidden universe of uncertainty. In: PNAS. Band 119, Nr. 44, 28. Oktober 2022, doi:10.1073/pnas.2203150119.
  9. Udo Weis, Risikomanagement nach ISO 31000 - Risiken erkennen und erfolgreich steuern. WEKA MEADIA GmbH & Co. KG/Augsburg, 2012, ISBN 978-3827629678, S. 39