Will Cassel

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Will Cassel in seinem Atelier

Will Cassel (eigentlich Wilhelm Georg Cassel;[1] * 25. August 1927 in Dortmund;[2]30. Dezember 2023[3]) war ein deutscher Maler, Zeichner und Objekt-Performance-Gesamtkünstler sowie Dozent für Kunst- und Kulturerziehung.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cassels Atelier mit Galerie und Cassel-Museum in Krefeld-Traar

Cassel lebte von 1934 bis zu seinem Tod in Krefeld.[2] Dort besuchte er von 1943 bis 1948 die Werkkunstschule.[4] Von 1952 bis 1953 unternahm er eine Studienreise nach Italien,[4] wo er auch an der Kunstakademie Venedig studierte.[5] Weitere Studien absolvierte er an der Schule für Textile Künste in Krefeld,[6] wo er dann von 1966 bis 1972 als Dozent lehrte.[2] Von 1972 bis 1980 war er Dozent an den Gesamthochschule Dortmund und der Gesamthochschule Essen.[2]

Cassels Werke wurden national und international ausgestellt,[2] unter anderem in New York, Finnland, Japan und Jerusalem.[1] Seine erste Einzelausstellung hatte er 1958 in Krefeld.[5] Bekannt wurde er insbesondere durch seine Gips-Gartenzwerge, die er in den 1960er Jahren als „Abstraktion für das Sein“ auch in politischen Aktionen auf öffentlichen Plätzen in verschiedenen deutschen Städten einsetzte, um damit zum Beispiel auf Umweltzerstörung und weltweite Machtpolitik aufmerksam zu machen.[4][7] So demonstrierte er in Düsseldorf gegen die Atomkraft, aber auch vor der UNO in New York gegen Menschenrechtsverletzungen und vor dem Weißen Haus in Washington gegen den Vietnamkrieg.[4]

Sein Atelier hatte er am Kuhdyk in Krefeld, wo er ab 1972 seine Werke in seiner „Meditativ Art Galerie“ ausstellte. Im Obergeschoss des Hauses eröffnete er 1997 das „Cassel Museum“.[4]

Cassel erhielt mehrere Auszeichnungen, so zum Beispiel 2011 das Stadtsiegel der Stadt Krefeld für seine langjährigen Verdienste als Krefelder Maler, Zeichner und Projekt-Performance-Künstler.[1]

Mit seiner Frau Sigrun hatte Cassel zwei Töchter und zwei Söhne.[1] Er starb am 30. Dezember 2023 im Alter von 96 Jahren. Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer würdigte ihn als „einen der größten Künstler unserer Stadt und ein Krefelder Original, das hier von sehr vielen Menschen gekannt und geschätzt wurde.“[4] Seinen Nachlass übergab Cassel bereits im Jahr 2017 dem Stadtarchiv Krefeld.[8]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cassel war in den 1960er Jahren einer der ersten Vertreter der Kunstbewegung Fluxus.[1] Neben der Zeichnung in Bleistift und Tusche malte er in Öl-Acryl-Aquarell Bilder und Enkaustik-Tuch-Bilder. Die stark farbigen Enkaustik-Bilder waren eine Weiterentwicklung seiner ersten Tuch-Bilder von 1972, die mit Filzstift oder flüssiger Textilfarbe gemalt wurden. Ab 1974 arbeitete er mit Enkaustik-Malerei. Vor der farbigen Gestaltung des Bildes zeichnete, schrieb und stempelte Cassel die Komposition auf weiße Baumwollgewebe mit lichtechter Tusche. Malerei und Texte (Lyrik) waren ihm schon immer gleich wichtig. Seine Bilder und Objekte sind Welt-Theater. Fast immer haben die Bilder versteckte Gesellschaftskritik. Neben fantasievollen Szenen finden sich Motive aus der Natur und immer wieder Darstellungen von Micky Maus, Erdkugeln, Krähen, Federn und Spielzeug/Blechspielzeug zum Aufziehen aus seiner großen Sammlung auf seinem Atelier-Tisch.

Roter Gartenzwerg

Bekannt wurde Cassel auch durch die Figur des Zwerges, die er 1967 in seine künstlerische Arbeit aufnahm. Die Zwerge stellten für ihn eine Abstraktion für „Alles Sein“ (wie z. B. Sterne, Menschen, Blätter, Steine) dar. Der erste aus Kunststoff bestehende Zwerg, den er rot anmalte, symbolisierte ein „Kampfobjekt“ gegen Bürgerbevormundung für ein freies, „individuelles Mensch-Sein“. Später entstanden in weißen Gips gegossene Vervielfältigungen dieses Zwerges. Er schuf mit den Zwergen in verschiedenen gestalterischen Variationen zahlreiche Objekte und Installationen und verwendete sie in den 1970er Jahren in seinen Aktionen und Performances gegen Umweltzerstörung, politische Fehlentwicklungen und Kriege.

Preise und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1962: Kunstpreis der Stadt Krefeld[2] (Kunstpreis des Niederrheins)
  • 1962: Plakette Carl Reichsfreiherr vom Stein[9]
  • 1977: Internationaler Kunstpreis Prix Joan Miró, Barcelona[2]
  • 2011: Krefelder Stadtsiegel[1][4]

Werke in öffentlichen Sammlungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld: Raumkonstruktion, Tusche auf Papier (1958); Bewegung, Tusche auf Papier (1959)
  • Sammlung Siegfried Cremer, Museum am Ostwall, Dortmund:
    • ohne Titel, Tuschezeichnung, Abdruck eines Tuches (1960)
    • 1/9 weisse kreis-flächen, 10 weiße kreisförmige Papierflächen in Pappschuber (1961)
    • keimende frucht, Öl auf Leinwand (1963)
    • Konkrete bewegte Kreiskonstellationen, vier auf Schienen verschiebbare Glasplatten (1963)
  • Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach:[10] Enträumlichte Komposition, Spritztechnik (1963)
  • Fundació Joan Miró, Barcelona: Makabres Welttheater, Meditations Tuchbild (1977)
  • Museum für Post und Kommunikation Berlin: Mal rauf … mal runter …, Zeichnung mit Collage (1997)

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gruppenausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Krefelder Künstler und Künstler vom Niederrhein 1945–1961. Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld 1961
  • Objekte und Bildreliefs. Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart 1969
  • Paul Wember: W.G. Cassel 1958-1970, eine Dokumentation des jetzigen Standpunktes des Künstlers. Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld 1970
  • Cassel Katalog Dokument. Buchobjekt, Krefeld 1974
  • Kunstreport 2’77. Katalog, Deutscher Künstlerbund e.V., Frankfurt am Main 1977
  • Cassel und sein Zwerg, kleines Buch, Krefelder Kunstmuseen, Oberstadtdirektor der Stadt Krefeld, Krefeld 1988
  • Bestandskatalog – Kunst der Gegenwart 1960 bis Ende der 80er Jahre, Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach, Mönchengladbach 1988
  • Blau: gedankendämmerungslängs, Heidelberger KV, Heidelberg 1990
  • Sammlung Cremer I, Bestandskatalog, Museum am Ostwall Dortmund, Edition Cantz, ISBN 3-89322-368-1, Dortmund 1991
  • Cassel ... bilder "welt-theater", Buch, Verlag Caßel, ISBN 3-9804315-0-9, Krefeld 1995/96
  • Sinnbilder des 21. Jahrhunderts, Mail Art, Museum für Post und Kommunikation Berlin, Berlin 1999
  • Kürschners Handbuch der Bildenden Künstler, Künstlerlexikon, K.G. Saur 2005, ISBN 3-598-24734-6, München/Leipzig 2005
  • Bilder und Geschichten vom Niederrhein, Clemens Reinders, Mercator-Verlag, ISBN 978-3-87463-414-4, Duisburg 2007
  • Kurze Geschichte über Will Cassel, der aus dem Zwerg ein Kunstwerk machte, Margot Overath, WDR 5, 2009

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Will Cassel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Krefeld: „Ein Schalk – kein Hofnarr“. In: RP online. 22. Juni 2011, abgerufen am 11. Januar 2024.
  2. a b c d e f g Künstler Will Cassel wird 95. In: Stadt Krefeld. 23. August 2022, abgerufen am 11. Januar 2024.
  3. Petra Diederichs: Abschied vom Welttheater: Trauer um Will Cassel. In: rp-online.de, 3. Januar 2024, abgerufen am 4. Januar 2024.
  4. a b c d e f g Krefelder Künstler Will Cassel ist im Alter von 96 Jahren gestorben. In: Stadt Krefeld. Abgerufen am 11. Januar 2024.
  5. a b Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach (Germany): Kunst der Gegenwart: 1960 bis Ende der 80er Jahre : Bestandskatalog. Das Museum, 1988, ISBN 3-927248-07-X, S. 50 (google.com [abgerufen am 12. Januar 2024]).
  6. Beate Kehren-Böhm: Crefelder Geschichte – Zu Gast bei Will Cassel. In: Mediothek Krefeld. 11. November 2018, abgerufen am 11. Januar 2024.
  7. Will Cassel: Der mit den Gartenzwergen. (PDF) In: Krefeld Festivalsommer. Das Magazin zum 650. Stadtjubiläum 2023. Stadt Krefeld, S. 18, abgerufen am 11. Januar 2024.
  8. a b Christine van Delden: Krefeld: Will Cassel übergibt Nachlass zu Lebzeiten ans Stadtarchiv. In: RP Online. 13. Juni 2017, abgerufen am 12. Januar 2024.
  9. Will Cassel. In: Künstler Archiv, Kunst und Krefeld e. V. Abgerufen am 12. Januar 2024.
  10. C – Museum Abteiberg, Sammlung. In: Museum Abteiberg. Abgerufen am 12. Januar 2024.
  11. Hannelore Kersting: Ausstellungen 1946‒1967. In: Museum Mönchengladbach 1967–1978. Stadt Mönchengladbach, abgerufen am 12. Januar 2024.
  12. Wilhelm Georg Cassel - 24. Mai-28. Juni 1970, Di-So 10-18 Uhr - Kaiser Wilhelm Museum - Krefeld Karlsplatz 35. M. Meder, 1970 (google.com [abgerufen am 12. Januar 2024]).
  13. W.G. Cassel’in "Yuvarlak Dünyasi" In: YENI GAZETE, 14 April 1966.
  14. Cassel Welt - Theater. In: Museumsdirektor Herbert Schirmer. 27. Juni 1991, abgerufen am 21. Januar 2024.
  15. Michaela Plattenteich: Will Cassel: „Gegen Johannes Heesters bin ich jung“. In: WZ. 15. Dezember 2010, abgerufen am 18. Januar 2024.
  16. Will Cassel „Bilderwelten“ – Ausstellung zum 80. Geburtstag. Abgerufen am 15. Januar 2024.
  17. Will Cassel: "Jetzt lernt ihr meine textile Seite kennen!" In: WZ. 4. März 2008, abgerufen am 18. Januar 2024.
  18. Alte Bekannte und ganz Junge, Westdeutsche Zeitung, Krefeld, 1958-09-27
  19. a b c Kinetik und Objekte. Abgerufen am 18. Januar 2024.
  20. Kataloge Premi International Dibuix Joan Miró In: Katalog Premi International Dibuix Joan Miró
  21. documenta archiv. Abgerufen am 12. Januar 2024.
  22. Dyplom uczestniktwa otrzymuje pan Wilhelm Georg Cassel. Autor: Prezydium Komitetu Organizacy Jnego. In: VII Międzynarodowe Biennale Plakatu Warszawa, 1978.
  23. Diploma of participation in the Lathi V Poster Biennale 1983 Wilhelm Georg Cassel | Autor: Ulla Aartomaa | ISBN 951-849-126-7
  24. Katalog Art 10'79 Basel Die internationale Kunstmesse Autor: Konzeption Aldo Codoni, Basel | Seite 326
  25. W. G. Cassel Certificate Exhibition of Japan International Artists Society december 9-23 1984 mayer of Urasoe city.
  26. The 1st International Triennal Of Poster In Toyama, 1985, Participant 106
  27. Affiches Politique - Homo Sapiens?, Mons, Participant 39
  28. Poster '95 Lathi, Seite 23
  29. Sammlung in Bewegung - 15 Räume 15 Geschichten. In: Kunstmuseen Krefeld. 11. März 2022, abgerufen am 12. Januar 2024.