Dalherda

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Dalherda
Koordinaten: 50° 25′ N, 9° 50′ OKoordinaten: 50° 25′ 8″ N, 9° 49′ 40″ O
Höhe: 673 m ü. NHN
Fläche: 8,55 km²[1]
Einwohner: 385 (31. Dez. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 45 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1972
Postleitzahl: 36129
Vorwahl: 06656
Blick auf Dalherda

Dalherda ist ein Stadtteil von Gersfeld (Rhön) in der hessischen Rhön. Ehemals eigenständig, bezeichnet es sich als höchstgelegenes Dorf Hessens.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dalherda liegt südwestlich der Kernstadt Gersfeld an der Landesgrenze zu Bayern am Nordhang der Dalherdakuppe und ist auf drei Seiten vom Truppenübungsplatz Wildflecken umschlossen.

Die Verkehrsanbindung ergibt sich nach Nordwesten durch die Kreisstraße K 68 Richtung Ebersburg und eine Ortsverbindungsstraße in Richtung Gersfeld über den nördlichen Nachbarort Gichenbach.

Die ev. Kirche
Das Hans-Asmussen-Haus

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1011 wurde im Kloster Fulda die Gemarkung „Tugilhubed“ vermerkt. Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung Dalherdas datiert aus dem Jahr 1363 als „Tilherda“.[3] Das Dorf war ein fuldisches Lehen des Geschlechts von Ebersberg[4] Was die Namensherkunft anbelangt, ist die Ansicht zweigeteilt. Man vermutet einerseits, dass der Name von Herd (Vogelherd) an der Döllbach kommt. Andererseits könnte der Name auch vom möglicherweise ersten Gehöft, Dählerhof oder Thalhof genannt, herrühren.[3]

Dalherda soll schon immer ein Ort für Zugezogene gewesen sein. So vermutet man, dass 1574 durch Julius Echter von Mespelbrunn, den Würzburger Fürstbischof, zwölf Tiroler Familien dort angesiedelt wurden. Das Dorf war wüst geworden. Auch Schweden hätten sich nach dem Dreißigjährigen Krieg niedergelassen. Das Gleiche gelte für Einwohner der damals zerstörten Dörfer Moor und Popperode. Reformation und Gegenreformation trafen aufeinander. Heute ist das Dorf überwiegend protestantisch.[3]

Im Türkensteuerregister der Fürstabtei Fulda aus 1605 ist der Ort unter den Namen Dalherd, Dahlherdt und Thalherd mit 35 Familien erwähnt.[5]

Aufgrund der Pest, die auch in der Rhön wütete, wurden die Bewohner ab 1613 in Dalherda begraben. 1703 wurde eine Kapelle erwähnt, der Bau der heutigen Kirche vollzog sich zwischen 1822 und 1825. Seitdem ist der Ort eine eigenständige Pfarrei. 1708 wurde eine Schule errichtet, die 1907 sie wegen der großen Anzahl an Kindern (im Jahr 1930 ~210 Schüler) neu gebaut wurde.

1715 wurde der Ort fuldisch.[4] In den Jahren 1843 und 1881 wüteten Brände. Das Dorf verelendete. Um 1900 wurden 900 Einwohner gezählt.

Einst blühte dort in den Wintermonaten die Holzwarenheimarbeit. Mit ihren Erzeugnissen, Holzschuhe, Kochlöffel und Bürstenwaren, zogen die Männer von Dalherda zu Fuß mit vollbeladener Schubkarre zum Verkauf bis an den Rhein, die Mosel und ins Elsass. Eine Besonderheit war die Abrichtung und Handaufzucht von Dompfaffen, einer Vogelart, die im Volksmund Blutfinken genannt wird und die Fähigkeit hat, die Melodie von kurzen Liedstücken selbständig mit einem flötenartigen reinen Ton zu pfeifen. Besonders am österreichischen Kaiserhof oder am Zarenhof in St. Petersburg waren die Dalherdaer Händler mit ihren Vogelkäfigen gerne gesehen. Für einen guten Vogel wurden bisweilen über 100 Goldmark bezahlt.

Seit 1935 wurden unter der Hitler-Regierung Vorkehrungen zum Bau des Truppenübungsplatzes Wildflecken getroffen. Am 1. April 1938 wurde der Ort Dalherda aufgelöst und ein Teil der Einwohner am Trätzhof bei Maberzell neu angesiedelt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrten einige der ehemaligen Bewohner wieder nach Dalherda zurück. Nachdem sich Heimatvertriebene und Flüchtlinge in Dalherda angesiedelt hatten, erlaubte die Bundesregierung die Häuser zu erwerben. Bis dahin waren sie nach dem Kauf zwischen 1936 und 1938 nicht wieder veräußert worden.[3]

Gebietsreform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum 1. August 1972 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Dalherda im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz in die Stadt Gersfeld eingemeindet.[6][7] Für den Ortsteil Altenfeld wurde, wie für die übrigen nach Gersfeld eingegliederten Gemeinden, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[8]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Dalherda lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][9]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1812: 77 Feuerstellen, 504 Seelen[1]
  • Eine deutliche Zunahme der Einwohnerzahl ergab sich nach der Grenzöffnung 1989.

Heute lebt der Ort, der auch ein Freibad hat, vom Tourismus.

Dalherda: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2020
Jahr  Einwohner
1812
  
504
1834
  
751
1840
  
825
1846
  
835
1852
  
844
1858
  
877
1864
  
800
1871
  
722
1875
  
722
1885
  
691
1895
  
753
1905
  
692
1910
  
713
1925
  
879
1939
  
70
1946
  
337
1950
  
546
1956
  
430
1961
  
363
1967
  
325
1970
  
321
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
473
2005
  
452
2010
  
400
2011
  
372
2015
  
365
2020
  
385
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: bis 1970:[1]; Nach 1970 Stadt Gersfeld:[10]; Zensus 2011[11]

Einwohnerstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Dalherda 372 Einwohner. Darunter waren 3 (0,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 66 Einwohner unter 18 Jahren, 162 zwischen 18 und 49, 78 zwischen 50 und 64 und 66 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 159 Haushalten. Davon waren 45 Singlehaushalte, 42 Paare ohne Kinder und 57 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 111 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[12]

Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1885: 681 evangelische (= 89,6 %), 10 katholische (= 1,4 %), 91 jüdische (= 6,5 %) Einwohner[1]
• 1961: 247 evangelische (= 68,0 %), 110 katholische (= 30,3 %) Einwohner[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Unvergessene Heimat rund um's Dammersfeld – Die abgesiedelten Ortschaften des Truppenübungsplatzes Wildflecken, Geiger-Verlag Horb am Neckar 1991, ISBN 3-89264-184-6.
  • Michael Mott: Nicht jeder Dompfaff wurde ein Caruso / Gefiederte Gesangsstars aus Dalherda waren einst nach ihrer Ausbildung in ganz Europa und auch in Übersee begehrt, in: Jahrbuch des Landkreises Fulda, 33. Jahrg., 2005/2006, S. 53–61.
  • Norman Zellmer: Ein junges Dorf mit alten Wurzeln feiert sich, in: Fuldaer Zeitung vom 23. April 2013.
  • Literatur über Dalherda nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dalherda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Webauftritt der Stadt Gersfeld
  • Dalherda, Höchstes Dorf Hessens. Ortsgeschichte, Infos. In: www.rhoenline.de. Private Website;
  • Dalherda. Ortsgeschichte. In: Rhönlexikon. Private Website, archiviert vom Original am 17. September 2018;.
  • Dalherda, Landkreis Fulda. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  • Suche nach Dalherda. In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Dalherda, Landkreis Fulda. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerzahlen der Stadt Gersfeld (Rhön). (PDF; 44 kB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. November 2021; abgerufen im November 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gersfeld.de
  3. a b c d Der Ort in www.rhoenline.de
  4. a b Der Ort Im Rhönlexikon (Memento vom 17. September 2018 im Internet Archive)
  5. Thomas Heiler: Das Türkensteuerregister der Fürstabtei Fulda von 1605, (Veröffentlichung des Fuldaer Geschichtsvereins in den Fuldaer Geschichtsblättern; Nr. 64), Fulda, Parzeller-Verlag, 2004, ISBN 3-7900-0362-X, Ortsregister auf den Seiten 37–47, von dort Hinweis auf die Seite mit der Anzahl der Steuerpflichtigen
  6. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fulda und Hünfeld und der Stadt Fulda (GVBl. II 330-14) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 220, § 7 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 395.
  8. Hauptsatzung. (PDF; 791 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Gersfeld, archiviert vom Original am 16. April 2021; abgerufen am 21. März 2023.
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Einwohnerzahlen von 2000 bis 2018. Stadt Gersfeld, archiviert vom Original am 27. August 2020; abgerufen am 21. März 2023.
  11. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,2 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original am 10. November 2020;.
  12. a b Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,2 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 8 und 64, archiviert vom Original am 10. November 2020;.