St. Paulus (Saarbrücken)

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Malstatt-Rastpfuhl, Kath. Kirche St. Paulus

Die katholische Kirche St. Paulus ist ein Kirchengebäude der Pfarreiengemeinschaft Saarbrücken-Malstatt im Dekanat Saarbrücken[1] des Bistums Trier und steht an der Ecke Lebacher Straße/Rheinstraße im Saarbrücker Stadtteil Malstatt auf dem Rastpfuhl. Sie trägt das Patrozinium des heiligen Paulus von Tarsus.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Notkirche St. Paulus

Da durch den Zweiten Weltkrieg die Josefsbrücke, die das obere mit dem unteren Malstatt verband, zerstört war, errichtete man für die Pfarrangehörigen der katholischen Hauptkirche von Malstatt St. Josef im nördlichen Malstatt oberhalb der Eisenbahnlinie eine Holzbarackenkirche auf dem Pariser Platz gegenüber der heutigen St.-Paulus-Kirche. Im Jahr 1959 wurde auf Initiative von Pfarrer Johannes Pütz (Pfarrei St. Josef, * 29. August 1912; † 13. Oktober 1961, Kaplan in St. Josef 1939–1942, Pastor 1947–1961) die neue Pfarrei St. Paulus aus Gemeindeteilen von St. Josef, der Franziskanerklosterkirche St. Antonius von Padua auf dem Rastpfuhl und der Herz-Jesu-Kirche in Burbach gebildet. Die Idee der Pfarreibildung ging noch auf den früheren Pfarrer von St. Josef, Franz-Josef Bungarten (* 4. Februar 1876; † 7. September 1965, Pastor 1919–1936), zurück. Die Kirche sollte auch als Seelsorgestelle für die italienischen Gastarbeiter und deren Familien dienen.

Moderner Kirchenbau von Fritz Thoma

Der moderne Kirchbau entstand in den Jahren von 1959 bis 1961 nach den Plänen des Trierer Architekten Fritz Thoma (1901–1977). Der Architekt hatte in Saarbrücken bereits den Wiederaufbau der kriegsbeschädigten Josefskirche geleitet und in den Jahren 1953–1954 die katholische Kirche St. Elisabeth erbaut. Er war seit 1945 Mitglied der Bischöflichen Baukommission des Bistums Trier und Professor an der dortigen Werkkunstschule. Ebenfalls in diesen Jahren hatte Thoma die Westfassade des kriegsbeschädigten St. Paulus-Domes von Münster mit einer umstrittenen Lochrosette versehen, der sogenannten „Wählscheibe Gottes“, und damit im Sakralbau Nachkriegsdeutschlands für Aufsehen gesorgt.[2][3][4]

Die sich bewusst an den Formschemata der Industriearchitektur orientierende große Saalkirche sollte an die Arbeitswelt der Menschen des Wohngebietes erinnern. Der ungewöhnlich weiträumige Kirchenbau war einer der ersten mit durchhängendem Spannbetondach in Europa.

Umgestaltungen

Da sich im Laufe der Zeit am Baukörper große Schwierigkeiten ergaben, veränderte man in den Jahren 1978 bis 1982 unter Pastor Beils nach Plänen des aus Dinslaken gebürtigen Architekten Peter van Stipelen[5] das Aussehen der Kirche im Innern vollkommen. Der ursprünglich helle Innenraum wurde rottonig verklinkert, um einen einladenderen Eindruck zu erzielen. Das durchhängende Flachdach wurde durch ein Zeltdach ersetzt. Im Jahr 2009 wurde durch das Saarbrücker Architekturbüro Kraemer & Partner die Werktagskapelle neu gestaltet.

Abriss des Turmes

Wegen weiterer baulicher Mängel musste im Jahr 2006 der Campanile-Glockenturm abgerissen werden. Die architektonische Besonderheit des Glockenturmes bestand darin, dass der auf rechteckigem Grundriss erbaute Turm an zwei Seiten offen war. Die Glocken von St. Paulus wurden verkauft und läuten heute in Remagen. Anstelle des Glockenturms machen nun vier Kirchenfahnen auf das Gotteshaus aufmerksam.[6][7]

Pfarreigliederungen

Im Jahr 1999 wurden, nach dem Wegzug der Franziskaner auf dem Rastpfuhl, die beiden Pfarreiengemeinschaften St. Antonius/St. Paulus und St. Albert/St. Marien gebildet. Im Jahr 2004 kam die Pfarrei St. Josef zur Pfarreiengemeinschaft St. Antonius/St. Paulus hinzu; quasi die Mutterpfarrei zu ihren Abpfarrungen. Im Jahr 2006 wurden diese drei Pfarreien zu einer einzigen Pfarrei unter dem Namen St. Josef vereinigt.[8]

Künstlerische Ausgestaltung

Der aus dem elsässischen Masmünster stammende Maler Boris Kleint gestaltete im Jahr 1961 die Fensterfront an der Westseite der Pauluskirche. Die 500 m² große Fensterfront im Grundton blau thematisiert in stilisierender Form das Damaskuserlebnis des Apostels Paulus. Hohe schmale Fenster an den übrigen Wänden nehmen Bezug auf das Hohelied der Liebe (1. Korinther 13) im 1. Korintherbrief. Sie wurden vom Trierer Glasmaler Reinhard Heß gestaltet, der auch zahlreiche Glasfenster in St. Josef gestaltet hatte.[9]

Der ebenfalls in St. Josef tätig gewesene Trierer Maler Werner Persy gestaltete den Kreuzweg mit Gemälden in der Technik „Öl auf Holz“. Der Kölner Goldschmied und Bildhauer Klaus Balke gestaltete das Altarkreuz, als Lebensbaum.

Altar, Tauf- und Marienkapelle wurden als Inseln gestaltet, die die Weite des Kirchenraumes unterbrechen. Das Taufbecken erinnert als Symbol für den Urbeginn der christlichen Entfaltung durch das Wasser der Taufe an eine geöffnete Frucht. In der frei im Raum stehenden, als intimer heiliger Bezirk gestalteten Marienkapelle wurde eine in Südtirol nach gotischem Vorbild angefertigte Muttergottesstatue aufgestellt.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marlen Dittmann: Kirchenbauten der Nachkriegszeit in Saarbrücken. Die katholischen Pfarrkirchen St. Mauritius, St. Pius und St. Paulus. Saarbrücken 2014.
  • Walter Faas: Drei Inseln in der Weite des Kirchenraumes. St. Paulus im oberen Malstatt entzückt mit Fenstern von Boris Kleint und vielen künstlerisch-theologischen „Fingerzeigen“. In: Saarbrücker Zeitung vom 27./28. März 2010, Seite E1, STV.
  • Katholisches Pfarramt St. Paulus (Hrsg.): Festschrift anlässlich des Abschlusses der Restaurierungsarbeiten und der Orgelweihe am 4. Adventssonntag 19. Dezember 1982. Saarbrücken 1982.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Institut für aktuelle Kunst im Saarland, Archiv, Bestand Saarbrücken, St. Paulus (Dossier K 380)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Paulus (Saarbrücken) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.dekanat-saarbruecken.de/
  2. Bernd Schikofsky (Hrsg.): Überragend – Überraschend. Die Kirche St. Josef in Saarbrücken-Malstatt. Saarbrücken 2010, S. 44.
  3. Katholische Kirchengemeinde St. Johann Saarbrücken: Unsere Kirchen, abgerufen am 24. September 2014.
  4. Dom von Münster: Die Wählscheibe. In: Der Spiegel. Nr. 51, 1955, S. 46–48 (online14. Dezember 1955).
  5. Spezialist für Sakralbauten: Peter van Stipelen wird heute 90. In: Trierischer Volksfreund. 15. September 2013, abgerufen am 19. April 2019.
  6. Katholische Pfarrgemeinde St. Josef (Memento des Originals vom 4. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stjosef-saarbruecken.de, abgerufen am 24. September 2014.
  7. a b Kunstlexikon Saar (Memento vom 14. April 2016 im Internet Archive), abgerufen am 24. September 2014.
  8. Bernd Schikofsky (Hrsg.): Überragend – Überraschend. Die Kirche St. Josef in Saarbrücken-Malstatt. Saarbrücken 2010, S. 182.
  9. Bärbel Schulte: Der Maler und Glasmaler Reinhard Heß (1904–1998). In: Bernd Schikofsky (Hrsg.): Überragend – Überraschend. Die Kirche St. Josef in Saarbrücken-Malstatt. Saarbrücken 2010, S. 248–258.

Koordinaten: 49° 14′ 48,7″ N, 6° 58′ 0,7″ O