Thomas Dreßen

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Thomas Dreßen
Thomas Dreßen bei der Einkleidung des deutschen Teams für die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang
Nation Deutschland Deutschland
Geburtstag 22. November 1993 (30 Jahre)
Geburtsort Garmisch-Partenkirchen
Größe 188 cm
Gewicht 100 kg
Beruf Zolloberwachtmeister
Karriere
Disziplin Abfahrt, Super-G, Kombination
Verein Skiclub Mittenwald
Status zurückgetreten
Karriereende 20. Januar 2024
Medaillenspiegel
Junioren-WM 0 × Goldmedaille 2 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
 Alpine Ski-Juniorenweltmeisterschaften
Silber Roccaraso 2012 Riesenslalom
Silber Jasná 2014 Abfahrt
Platzierungen im Alpinen Skiweltcup
 Einzel-Weltcupdebüt 28. Januar 2015
 Einzel-Weltcupsiege 5
 Gesamtweltcup 8. (2017/18)
 Abfahrtsweltcup 2. (2019/20)
 Super-G-Weltcup 9. (2019/20)
 Kombinationsweltcup 8. (2017/18)
 Podiumsplatzierungen 1. 2. 3.
 Abfahrt 5 0 2
 Super-G 0 0 3
 

Thomas Dreßen (* 22. November 1993 in Garmisch-Partenkirchen[1]) ist ein ehemaliger deutscher Skirennläufer, der auf die Speeddisziplinen spezialisiert war. Dreßen war Mitglied im A-Kader des DSV und gehörte der Lehrgangsgruppe Ia an. Sein größter Erfolg ist der Sieg bei der Hahnenkammabfahrt in Kitzbühel im Jahr 2018.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Juniorenzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem er die Grundschule in Mittenwald abgeschlossen hatte, zog Dreßen wegen besserer Trainings- und Fördermöglichkeiten nach Österreich. Zunächst besuchte er dort die Skihauptschule Neustift im Stubaital und später das Skigymnasium Saalfelden.[2]

Im Dezember 2008 absolvierte er als 14-Jähriger erstmals ein FIS-Rennen.[3] Am 21. Januar 2011 gab er als 17-Jähriger sein Europacupdebüt beim Riesenslalom in Oberjoch.[4] Er kam jedoch im ersten Lauf nicht ins Ziel. Bei den Juniorenweltmeisterschaften 2011 erzielte er Plätze im Mittelfeld des Starterfeldes. Seine ersten Europacuppunkte und gleichzeitig seinen ersten, und bis 2018 einzigen, Podestplatz erzielte er am 10. Januar 2012 im italienischen Sarntal, als er als Zweiter im Super-G ins Ziel kam. Bei den Juniorenweltmeisterschaften 2012 in Roccaraso überraschte er mit dem Gewinn der Silbermedaille im Riesenslalom. In der Kombination verpasste er als Vierter knapp die Podestplätze. Auch in der Abfahrt und im Super-G erzielte er Top-10-Platzierungen.

Nach einigen Top-10-Plätzen in der Saison 2012/13 im Europacup blieb er bei den Juniorenweltmeisterschaften 2013 jedoch hinter den Erwartungen zurück. Im Frühjahr 2013 schloss er das Gymnasium mit der Matura ab.[5] Im August 2013 wurde er Mitglied des Zoll-Ski-Teams,[5] dem zur damaligen Zeit auch die deutschen Weltcup-Topfahrer Felix Neureuther, Maria Höfl-Riesch und Viktoria Rebensburg angehörten. In der Saison 2013/14 nahm er an FIS-Rennen, an Europacuprennen und an zwei Rennen des Australian New Zealand Cups teil, konnte jedoch in keinem Rennen unter die besten Zehn fahren. Im März 2014 nahm er zum bereits vierten Mal an den Juniorenweltmeisterschaften teil. In Jasná erreichte er in der Abfahrt als Zweiter das Ziel und sicherte sich somit seine zweite Medaille bei Juniorenweltmeisterschaften. Im Riesenslalom verpasste er als Vierter das Podium knapp.

Erste Jahre im Weltcup[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 21. Februar 2015 gab Dreßen sein Debüt im Weltcup und beendete die Abfahrt von Saalbach-Hinterglemm als 39. Zu Beginn der Sommervorbereitung der Saison 2015/16 wurde er in den B-Kader und die Lehrgangsgruppe Ia befördert. Am 28. November 2015 holte er bei der Abfahrt von Lake Louise seine ersten Weltcuppunkte.

In der Saison 2016/17 steigerten sich Dreßens Leistungen immer weiter. So fuhr er in den ersten fünf von sechs Weltcuprennen, die er bestritt, in die Punkteränge. Nach konstanten Leistungen, steigerte er sich bei den Weltmeisterschaften in St. Moritz noch weiter. Im Super-G schied er nach guter Zwischenzeit aus, wurde aber in der folgenden Abfahrt überraschend Zwölfter und in der Kombination guter 14. Zu Saisonende lohnte sich für Dreßen besonders die Reise nach Kvitfjell. Dort konnte er in der ersten Abfahrt als Sechster sein bis dahin bestes Weltcupergebnis einfahren. Zudem wusste er auch am Folgetag als Elfter der zweiten Abfahrt zu überzeugen.

Durchbruch in der Saison 2017/18[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch in der Saison 2017/18 setzte sich die Serie guter Ergebnisse fort. Am 2. Dezember 2017 fuhr Dreßen in der Abfahrt auf der Birds of Prey in Beaver Creek auf den dritten Platz und erzielte damit seine erste Podestplatzierung in einem Weltcuprennen. Es folgten je ein fünfter Platz auf der Pista Stelvio in Bormio und auf der Lauberhornabfahrt in Wengen. Am 20. Januar 2018 feierte Dreßen den größten Erfolg seiner Karriere, indem er die Hahnenkammabfahrt auf der Streif in Kitzbühel für sich entschied. Dies war gleichzeitig sein erster Weltcupsieg und der erste Sieg eines Deutschen auf der Streif seit Sepp Ferstl im Jahr 1979. Für die deutschen Männer ist es zudem der erste Sieg in einem Abfahrtsrennen seit Max Rauffer 2004 in Gröden.[6]

Wenige Wochen später, am 11. März, gelang Dreßen sein zweiter Weltcup-Sieg bei der Abfahrt von Kvitfjell. Zwei Siege in einer Saison waren in der Abfahrt zuvor noch keinem Deutschen gelungen, er ist zudem nach Sepp Ferstl und Markus Wasmeier (je zwei) erst der dritte Deutsche, dem im Weltcup mehr als ein Sieg in der Abfahrt gelang. Beim Weltcup-Finale in Åre sicherte er sich schließlich den dritten Platz in der Abfahrts-Wertung. Dies bedeutete das erfolgreichste Abschneiden eines deutschen Athleten seit Franz Vogler 1967. Außerdem erreichte er mit dem dritten Platz im Super-G auch seinen ersten Podestplatz in dieser Disziplin.

Saisonausfall und Comeback[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In die folgende Saison 2018/19 startete Dreßen solide mit einem siebten und einem neunten Platz in der Abfahrt bzw. dem Super G von Lake Louise. Beim darauffolgenden Rennen, der Abfahrt in Beaver Creek am 30. November 2018, stürzte er jedoch nach Zwischenbestzeit schwer und rutschte in die Fangnetze. Bei diesem Sturz erlitt er einen Riss des vorderen Kreuzbandes sowie eine Luxation der Schulter. Damit war die Saison für ihn vorzeitig beendet.[7]

Auf den Tag genau ein Jahr nach seinem schweren Sturz gab Dreßen sein Comeback und gewann überraschend die Abfahrt von Lake Louise zwei Hundertstelsekunden vor Dominik Paris.[8] Knapp drei Wochen später bestätigte er dieses Resultat mit einem dritten Platz im Super-G von Gröden; es war sein zweiter Podestplatz in dieser Disziplin. Am 18. Januar 2020 errang er bei der Abfahrt in Wengen den dritten Platz; damit stand erstmals seit 1992 am Lauberhorn wieder ein Deutscher auf dem Podium in der Abfahrt.[9] Am 1. Februar 2020 feierte er seinen vierten Weltcupsieg bei der Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen – der erste Erfolg eines Deutschen auf der Kandahar-Abfahrt seit dem Triumph von Markus Wasmeier im Jahr 1992.[10] Nur knapp zwei Wochen später gewann er trotz eines schweren Fehlers im oberen Streckenteil die Abfahrt von Saalbach-Hinterglemm. Dreßen ist damit der erste Deutsche, der zwei aufeinanderfolgende Weltcup-Abfahrtsrennen gewann.[11] Tags darauf, am 14. Februar 2020, holte er mit Rang drei im Super-G seinen zehnten Weltcup-Podestplatz.[12]

Während der Vorbereitung auf die Saison 2020/21 im US-amerikanischen Copper Mountain musste Dreßen das Training vorzeitig abbrechen und sich einer Operation an der Hüfte unterziehen.[13] Sein erstes Rennen in dieser Saison war die Abfahrt bei den Alpinen Skiweltmeisterschaften am 14. Februar 2021 in Cortina d’Ampezzo, bei der er den 18. Platz belegte. Dennoch beendete er anschließend die Saison aufgrund von erneuten Kniebeschwerden, die zu einer weiteren Operation führten.[14][15] Am 18. Januar 2024 kündigte Dreßen seinen Rücktritt vom aktiven Skisport an. Zwei Tage später nahm er zum Abschluss an der Abfahrt in Kitzbühel, dem Ort seines größten Erfolges, teil und beendete seine Karriere.[16]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dreßen ist mit der Österreicherin Birgit Dreßen geb. Lankmaier liiert, die er 2021 heiratete, und lebt mit ihr im oberösterreichischen Scharnstein.[17] Zusammen sind sie seit Ende Juni 2023 Eltern einer Tochter.[18]

Im Herbst 2005 starb Dreßens Vater Dirk bei dem Seilbahnunglück in Sölden, als ein Hubschrauber einen 750 kg schweren Betonbehälter über einer Seilbahn verlor. Zur Erinnerung an seinen Vater trägt Dreßen auf seinem Skihelm links und rechts die Zahl 44 für zweimal den vierten Buchstaben des Alphabets D – die Initialen seines Vaters.[19]

Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olympische Spiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltmeisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltcupwertungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Gesamt Abfahrt Super-G Kombination
Platz Punkte Platz Punkte Platz Punkte Platz Punkte
2015/16 109. 31 43. 16 30. 15
2016/17 68. 102 25. 69 31. 29 39. 4
2017/18 8. 672 3. 446 11. 163 8. 63
2018/19 89. 65 35. 36 34. 29
2019/20 9. 602 2. 438 9. 164
2022/23 83. 67 30. 67
2023/24 115. 21 51. 8 45. 13

Weltcupsiege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dreßen erzielte im Weltcup 10 Podestplätze, davon 5 Siege:

Datum Ort Land Disziplin
20. Januar 2018 Kitzbühel Österreich Abfahrt
10. März 2018 Kvitfjell Norwegen Abfahrt
30. November 2019 Lake Louise Kanada Abfahrt
1. Februar 2020 Garmisch-Partenkirchen Deutschland Abfahrt
13. Februar 2020 Saalbach-Hinterglemm Österreich Abfahrt

Europacup[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Juniorenweltmeisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Thomas Dreßen – Sammlung von Bildern
  • Thomas Dreßen in der Datenbank des Internationalen Skiverbands (englisch)
  • Thomas Dreßen in der Datenbank von Ski-DB (englisch)
  • Thomas Becker: Ein giftiger Gefühlsfahrer. In: taz.de. 20. Januar 2018:
    „Nach einem Vierteljahrhundert Flaute ist Thomas Dreßen die erste große Medaillenhoffnung der Ski-Abfahrer. Zwei Österreicher haben mit Geduld ein schlagkräftiges deutsches Team geformt. Die nächste Herausforderung wartet in Kitzbühel beim Hahnenkamm-Rennen.“

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eine Kopie der Geburtsurkunde wurde im Support hinterlegt
  2. Thomas Dreßen. (Memento vom 25. Januar 2015 im Webarchiv archive.today). Bei: Sporthilfe.de. Porträt.
  3. FIS-Datenbank: Erstes FIS-Rennen.
  4. FIS-Datenbank: Erstes Europacuprennen.
  5. a b Zollskiteam: Thomas Dreßen.
  6. Ski-Sensation in Kitzbühel. Thomas Dreßen siegt am Hahnenkamm. Spiegel Online, 20. Januar 2018, abgerufen am 20. Januar 2018.
  7. Zurück in München: Skirennläufer Thomas Dreßen – Kein doppelter Kreuzbandriss. sportschau.de, 2. Dezember 2018, abgerufen am 2. Dezember 2018.
  8. Dreßen mit perfektem Comeback: Sieg und Deutscher Rekord. Die Welt, 30. November 2019, abgerufen am 30. November 2019.
  9. Dreßen Dritter bei Lauberhorn-Abfahrt. sportschau.de, 18. Januar 2020, abgerufen am 18. Januar 2020.
  10. Dreßen triumphiert auf der „Kandahar“. sportschau.de, 1. Februar 2020, abgerufen am 1. Februar 2020.
  11. Thomas Dreßen gewinnt die Abfahrt in Saalbach-Hinterglemm. Augsburger Allgemeine, 13. Februar 2020, abgerufen am 15. Februar 2020.
  12. Podestplatz für Skirennfahrer Dreßen. sportschau.de, 14. Februar 2020, abgerufen am 15. Februar 2020.
  13. OP bei Ski-Star Dreßen: „Dieser Ausfall trifft uns heftig“. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 1. Dezember 2020]).
  14. Sport1.de: Thomas Dreßen: Kein Rennen mehr in dieser Saison. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  15. Süddeutsche Zeitung: Erneute Knie-OP bei Dreßen. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  16. Mona Marko: Skirennläufer Thomas Dreßen tritt zurück. In: sportschau.de. Bayerischer Rundfunk, 18. Januar 2024, abgerufen am 18. Januar 2024.
  17. Scharnstein freut sich mit Streif-Sieger. In: ooe.orf.at. 20. Januar 2018, abgerufen am 20. Januar 2018.
  18. Elternglück für Birgit und Thomas Dreßen – Willkommen, kleine Elena! Abgerufen am 22. Juni 2023.
  19. Thomas Dreßen: Kitzbühel als Kindergeburtstag. In: derStandard.at. 16. Januar 2018, abgerufen am 17. Januar 2018.
  20. kicker.de vom 18. Oktober 2018: Streif-Sieger Dreßen ist Deutschlands Skisportler des Jahres, abgerufen am 6. August 2021
  21. br.de vom 15. Oktober 2020: Goldener Ski für Rebensburg, Dreßen "Skisportler des Jahres", abgerufen am 6. August 2021