Benutzer:Über-Blick/Personenkult

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seperastes Lemma Über den Personenkult und seine Folgen

Personenkult bezeichnet die übergebührliche Verehrung und Glorifizierung einer Person, die eine – behauptete oder tatsächliche – Vorbildfunktion hat. Er tritt in allen gesellschaftlichen Bereichen auf, sehr häufig in Politik, Religion, Psychogruppen, Unterhaltungsindustrie, Sport und Kultur. In seiner modernen Ausprägung ähnelt er dem Starkult, mit dem Unterschied, dass an einen Star oder an einen Prominenten geringere moralische Ansprüche gestellt werden. Vom Personenkult zu unterscheiden sind Heiligenverehrung, Totenverehrung und Heldenverehrung.

Porträt Mao Zedongs am Eingang zur Verbotenen Stadt

Da sich der Personenkult propagandistisch instrumentalisieren lässt, ist er ein Merkmal vieler Diktaturen.

Geprägt wurde der Begriff durch den sowjetischen Politiker Chruschtschow im Februar 1956 durch seine Rede auf dem XX. Parteitag der KPdSU, in der er den Stalinismus, die in seinem Namen verübten Verbrechen und den Personenkult um Stalin verurteilte.[1] Dazu berief sich Chruschtschow auch auf Schriften von Karl Marx, der bereits Tendenzen zum Personenkult in Gesellschaften kritisierte. Chruschtschow erklärte in seiner Rede hierzu:

„Wir haben uns mit der jetzt und zukünftig für die Partei überaus wichtigen Frage zu befassen, wie der Kult mit der Person Stalins sich allmählich entfalten konnte, dieser Kult, der in einer ganz bestimmten, konkreten Phase zur Quelle einer Reihe außerordentlich ernster und schwerwiegender Verfälschungen der Parteigrundsätze, der innerparteilichen Demokratie und der revolutionären Gesetzlichkeit wurde.“[2]

Der Begriff wird zumeist pejorativ verwendet. Der französische Philosoph Alain Badiou (*1937) sieht dagegen eine positive Funktion des Personenkults. Da revolutionäre Bewegungen stets von Minderheiten getragen würden, könne er fruchtbar für die Aktionen dieser Minoritäten sein. Er äußerte ein kritisches Urteil über den 20. Parteitag der KPdSU:

„Die Verurteilung des Personenkults Stalins durch Chruschtschow war unangebracht und annoncierte, unter dem Deckmantel der Demokratie, den Niedergang der Idee des Kommunismus.“[3]

Zusammenhang mit Herrschaft und Charismatisierung

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Da im Personenkult (vor allem in der Geschichte seit den Pharaonen bis zur Säkularisierung) oft ein politischer Herrscher glorifiziert wird, der seine Herrschaft häufig aus der Nähe zum Göttlichen (Gottesgnadentum) begründet, zeigt sich der Personenkult phänomenologisch in quasireligiösen Ritualen. Dies war in der Geschichte teilweise gewollt und wurde genutzt, um den Einfluss von Kirchen oder anderen religiösen Organisationen zurückzudrängen. Zum Beispiel wollten Adolf Hitler und seine nationalsozialistische Bewegung den Einfluss der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland zurückdrängen (siehe auch „Kirchenkampf“).

Der Personenkult kann an spezifischen Eigenschaften einer Person des öffentlichen Lebens anknüpfen oder aus dem Innehaben eines hohen Amtes resultieren wie beispielsweise beim Papst, bei Kaisern oder bei der englischen Königin. Entscheidend ist, dass eine Charismatisierung stattfindet. Max Weber (1864–1920) unterschied vom persönlichen Charisma das Amtscharisma und das Erbcharisma.[4] Einen Personenkult mit „Erbcharisma“ gibt es in Nordkorea.

Personenkult wurde und wird durch die Massenmedien erleichtert. Schon die ständige Präsenz in den Medien kann eine Charismatisierung bewirken, weil sie der betreffenden Person den Anschein großer Bedeutung gibt. In der Anfangszeit von Radio und Film glaubten viele Zuhörer bzw. Zuschauer das Gehörte bzw. Gesehene und hinterfragten den Wahrheitsgehalt nicht. Der Volksempfänger (vorgestellt im August 1933) vergrößerte in Deutschland die Zahl der Propagandaempfänger. Die vier in Deutschland bis 1940 privatwirtschaftlich produzierten konkurrierenden Wochenschauen wurden ab Juni 1940 von den nationalsozialistischen Machthabern zentralisiert und gleichgeschaltet: ab dann gab es nur noch die von der UFA produzierte „Deutsche Wochenschau“.

Merkmale von Personenkult können sein:

  • übertrieben devote Haltung aller öffentlich auftretenden Personen zum Führer
  • unkritische Rezeption aller Äußerungen der gehuldigten Person in der Öffentlichkeit
  • Verfolgung kritischer Haltungen gegenüber der gehuldigten Person, teilweise mit Gefahr für Leben und Gesundheit des Kritikers, Verhaftung oder Verschwindenlassen von Regimekritikern
  • übertriebene Präsenz von Bildnissen und Losungen (Huldigungen an diese Person oder Aussprüche derselben), z. B. in Privathäusern, Schulen, Betrieben und Medien
  • Benennung von Betrieben, öffentlichen Gebäuden, Schulen, Bibliotheken, Straßen, Plätzen, Sportstätten, Städten nach dem Führer (z. B. Stalinstadt, Stalin-Allee), siehe auch Liste umbenannter Städte in Russland
  • Herstellung von (bei kritischer Betrachtung oft absurden) Zusammenhängen zwischen der Person des Führers und sämtlichen Lebensbereichen

Nach Ende der Herrschaft des Diktators setzt in der Regel eine Umkehrung ein: Umbenennungen werden rückgängig gemacht, öffentliche Bildnisse entfernt, mit dem Personenkult verbundene Schriften und Kunstwerke aus dem öffentlichen Raum (Büchereien, Galerien) entfernt. Siehe als Beispiel Entstalinisierung.

Politik und Irrationalismus

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Irrationalismus

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Einzelnachweise

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  1. Volltext der Rede
  2. zitiert aus: Radiobeitrag des Deutschlandfunks zur Rede von Chruschtschow
  3. Alain Badiou: Die kommunistische Hypothese (= Internationaler Merve-Diskurs 349 = Morale provisoire 2). Merve, Berlin 2010, ISBN 978-3-88396-287-0, zit. nach Johannes Thumfart: Der eiserne Maoist. In: taz, vom 1. August 2011, S. 15.
  4. Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft besorgt von Johannes Winckelmann. Grundriss der verstehenden Soziologie. 5., revidierte Auflage, Studienausgabe. Mohr, Tübingen 1980, ISBN 3-16-538521-1, S. 144.
  5. Briefe an Bismarck – „Größter aller Zeiten des Kontinents“, Einestages – Zeitgeschichten auf Spiegel Online, 2009.
  6. Vgl. Thomas Hartmut Benner: Die Strahlen der Krone: Die religiöse Dimension des Kaisertums unter Wilhelm II. Vor dem Hintergrund der Orientreise 1898. Tectum Verlag DE, 2001, ISBN 3828882277, 9783828882270. (Anm.: das Buch wurde als Habilitationsschrift von der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig angenommen)