Benutzer:A.Fiebig/Baustelle/Strohgäu Geschichte

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Geschichte des Strohgäu

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Strohgäu, früher Kornkammer Württembergs genannt, war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt, wie die 6000 Jahre alten Überreste einer Frau, Mathilde, welche in Hülbe - Schwieberdingen gefunden wurde, belegen. Gräber und Spuren von Römern und Kelten deuten auf eine frühe Besiedlung dieser Region hin.

Im Jahre 1075 erhält das Kloster Hirsau durch Graf Adalbert von Calw einige seiner Güter, darunter auch einige zu „Weyl“. Durch die Säkularisierung des Klosters Hirsau 1534 kamen Eberdingen und Nussdorf 1534 an Württemberg.

In den 1970er Jahren fusionierten viele Gemeinden im Strohgäu zu größeren Städten. Zum 1. Januar 1973 fand eine Kreisreform im Landkreis Ludwigsburg und am 20. September eine Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg statt.

Durch Eberdingen fließt der Strudelbach, welcher in Flacht (Gemeinde Weissach) entspringt und in Enzweihingen in die Enz mündet. Als Gesteinsformation herrscht der Muschelkalk vor, zu finden sind in der Gemarkung noch Reste alter Steinbrüche.

Es ist nicht bekannt, ob schon in der Altsteinzeit Menschen auf Gerlinger Gemarkung lebten. Die einzigen Funde aus dieser Zeit bestehen aus drei Stücken eines Mammutzahns, die 1955 bei Kanalisationsarbeiten gefunden wurden.

Im 14. Jahrhundert begannen die Grafen von Württemberg, ihre Herrschaft in der Region auszuweiten.

Im 16. und 17. Jahrhundert hatte Schwieberdingen schwer unter Kriegen und Krankheiten zu leiden. Dreimal kam die Pest über den Ort. Allein im August 1584 starben 88 Menschen an der Seuche.

Dreißigjähriger Krieg und Wiederholte Einfälle französischer Truppen zwischen 1688 und 1707 sorgten für weitere Verwüstungen und wirtschaftliche Schäden.

besonders im 19. Jahrhundert viele Einwohner zur Auswanderung nach Polen, Ungarn und Amerika trieb.

2006 wurden in Markgröningen die drittschlechtesten Luftwerte und die höchsten Abgaswerte in Baden-Württemberg auf der Grabenstraße gemessen.


Im Frühneolithikum zeigen sich erste Siedlungsspuren der Linearbandkeramik-Kultur. Als man 1972 die Siedlungsreste einschließlich Geräten aus Feuer- und anderem Gestein und Knochen nebst Tonscherben ausgräbt, gilt Gerlingen als das älteste bandkeramische Dorf Württembergs. Unter diesen Funden befindet sich auch ein auffälliges kleineres Fußgefäß, das wahrscheinlich aus Südosteuropa stammt.

1994 fand man Reste der „Hinkelstein-Kultur“ und der „Großgartacher Kultur“ (circa 4800–4600 v. Chr.). Für den Zeitraum um 4700–4300 v. Chr. ist eine Siedlung der „Rössener Kultur“ nachgewiesen. Aus den Funden lässt sich schließen, dass am Ende des 5. Jahrtausends v. Chr. Angehörige der sogenannten „Schwieberdinger Kultur“ auf dem Gebiet des heutigen Gerlingen lebten.

Die „Schwieberdinger Kultur“ wird dann von der Kultur verdrängt, die sich schließlich in ganz Mitteleuropa ausbreitet, nämlich von der „Michelsberger Kultur“. Bereits 1935 findet man beim Autobahnbau die Überreste einer dieser Kultur zuzurechnenden Keramik.

Nur einige wenige Tonscherben belegen die Fortdauer der Besiedelung der Gerlinger Markung während der Bronzezeit. Jedoch zeigt ein durch einen Pflug beschädigtes Urnengrab, dass auch im Strohgäu die Weise der Totenbestattung sich der neuen Zeit anpasste. Die sogenannte Urnenfelderkultur bildet in der Archäologie den Schlusspunkt der Bronzezeit.

Eine neue Gruppe von Menschen, die sich im 5. vorchristlichen Jahrhundert bis nach Britannien ausbreitete, erreichte nachweislich bereits im 6. Jahrhundert Südwestdeutschland: die Kelten. Berühmt ist das Grab des Keltenfürsten von Hochdorf, das sich nur wenige Kilometer Luftlinie von Gerlingen entfernt befindet. Dieser Keltenfürst wird der Hallstattzeit zugerechnet, die auch in Gerlingen Spuren hinterlässt. Drei Siedlungen und ein Grabhügelfeld dieser Zeit kennt man hier, die allerdings durch Bauarbeiten weitgehend zerstört wurden.

In der der Hallstattzeit sich anschließenden La-Tène-Zeit setzte sich die Besiedelung fort, wie sich anhand von Scherbenfunden nachweisen lässt.

Auch die Römer lassen sich am Fuße des Engelberges, der sich über Gerlingen erhebt, gerne nieder. Zeugen römischer Siedler sind die Überreste zweier römischer Gutshöfe, die bereits 1840 zum Vorschein kamen. Neben relativ unscheinbaren Mauerresten, einem Brunnen und der Ruine einer römischen Töpferei findet man auch die Überreste einer Fußbodenheizung.

Die Herrschaft der Römer in Südwestdeutschland endet mit der Ankunft der Alemannen 259/260. Gräberfunde seit 1880 belegen, dass sie sich auch in Gerlingen niederlässen. Schwerter, Lanzenspitzen und sogar Schmuck, die man in ihnen entdeckte, beweisen ihre Anwesenheit.

Die moderne Geschichte des Ortes Gerlingen beginnt 797 mit der ersten urkundlichen Erwähnung in einer Schenkungsurkunde. Gunthart und Adelspirn, so lässt sich dieser Urkunde entnehmen, übereignen eine Hofstatt mit Hube (etwa 30 Morgen Land) den Mönchen des Klosters Lorsch, um sich ihrer Fürbitte bei Gott zu versichern. 17 Jahre später überlassen sie dem Kloster weitere 90 Morgen. 902 tauschen die frommen Brüder ihren Besitz im Strohgäu allerdings bei einem gewissen Reginbodo gegen einen großen Hof in Viernheim ein.

Im Mittelalter gehört die Markung Gerlingen einem Rittergeschlecht, dessen Angehörige Dienstmannen der Grafen von Calw waren. Um 1100 wird ein Benso de Gerringen (ursprüngliche Schreibweise für Gerlingen) im Hirsauer Codex erwähnt, um 1120 ein Adalbertus. 1150 erscheint der Name eines Wortwinus, eines Lehensmanns Herzogs Welf VI..

Das überlieferte Wappen der Ritter von Gerringen, deren Angehörige noch im 14. Jahrhundert nachweisbar sind, wird 1937 in das Wappen der Gerlinger Gemeinde integriert. Ihre Burg, die Burg Richtenberg, die sie auf der Höhe über Gerlingen erbauten, muss laut Überlieferung 1311/12 einer Belagerung standhalten. Die Überreste von Burg Richtenberg waren bis ins 19. Jahrhundert noch sichtbar, wie sich einer Flurkarte aus dem Jahr 1827 entnehmen lässt.

Mitte des 14. Jahrhunderts kommt Gerlingen zur Vogtei (dem Amt) Leonberg, wie aus einer Urkunde hervorgeht, die 1347 den ersten Vogt benennt. Nach Leonberg müssen nun auch die Steuern entrichtet werden, die in der sogenannten „Leonberger Urbaren“ aufgezeichnet wurden.

Brauch und Recht wurden im „Gerlinger Dorfbuch“ aufgezeichnet. Ein erhaltenes Exemplar von 1485 gibt Auskunft über Zuzugs- und Heiratsgebühren. Seit 1559 ist in Gerlingen eine eigene Schule belegt.

Im Juli 1622 kommt der Dreißigjährige Krieg auch im Dorf Gerlingen an. Die Soldaten des Leonberger Bezirks, zu dem Gerlingen seit dem 14. Jahrhundert gehört, werden eingezogen und müssen in der Nähe von Maulbronn ihren Dienst als Grenzwachen leisten, wo sie mit den wilden Scharen des kaiserlichen Feldmarschalls Tilly Bekanntschaft in einer ziemlich blutigen Schlacht machen.

Auch von Durchmärschen und Einquartierungen feindlicher Soldaten bleibt Gerlingen nicht verschont. 1634–38 quartiert sich der katholische General des Kaisers Mathias Graf von Gallas im Oberamt Leonberg ein, an den die Gerlinger Geld und Naturalien abliefern müssen. Dazu kommt noch die Pest. Insgesamt kosten Krieg und Pest im Dorf Gerlingen etwa 800 Menschen das Leben. Die Einwohnerzahl der Zeit vor dem Krieg kann erst 170 Jahre später wieder erreicht werden.

Das daraus resultierende Elend ruft 1648 den „Propheten“ Hans Keil auf den Plan, dessen Geschichte von Bänkelsängern auf den Marktplätzen ganz Süddeutschlands verbreitet wird.

1669 kommt es zur Gerlinger Bürgerfehde, ebenfalls ein Ausdruck des Elends der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, als sich die Gerlinger wegen vermeintlichem Betrug der Ortsobrigkeit bei der Verwaltung des Zehnten auflehnen.

Auch ein Hexenprozess ist aus dem Jahr 1672 aus Gerlingen überliefert. Allerdings geht dieser für die Angeklagte Margaretha Butzenbach, ein 16-jähriges psychisch gestörtes Mädchen, relativ glimpflich aus.

Nach dem Westfälischen Frieden im Jahr 1648 gelingt es dem französischen König Ludwig XIV., sein Territorium beträchtlich in Richtung Osten zu erweitern. Danach erhebt er Ansprüche auf die Kurpfalz. 1688 stellte der französische Marschall Duras ebenfalls hohe finanzielle Forderungen an das Herzogtum Württemberg, die aber abgelehnt werden. Daraufhin rückten die Truppen des französischen Kommandanten General Mélac auch in Gerlingen ein. Aber bereits im Dezember 1688 gelingt es schwäbischen Einheiten, die in Ungarn gegen die Türken gekämpft haben und nun wieder in die Heimat zurückkehren, Mélac mitsamt seinen Soldaten wieder zu vertreiben.

Doch bereits im Juli 1693 wird Gerlingen erneut von einem französischen Heer heimgesucht. Die Dorfbewohner suchen innerhalb der Leonberger Stadtmauern Schutz. Gerlingens Nachbardörfer werden von den Franzosen eingeäschert. Das bleibt Gerlingen zwar erspart, doch wird die Gemeinde gezwungen, sogenannte „Sauvegardes“ („Schutzwachen“) einzuquartieren, wofür sie auch noch 600 Gulden bezahlen muss. Darüber hinaus werden ihnen noch die Kirchenglocken geraubt.

Elterngrab Schillers in Gerlingen

Im 18. Jahrhundert hat Gerlingen unter dem chronischen Geldmangel des Herzogs Karl Eugen zu leiden. Dieser vertreibt nicht nur den lange Zeit in Gerlingen wohnhaften berühmten Dichter Friedrich Schiller, sondern verkauft auch noch unter anderem Gerlinger Bürger als Soldaten. Außerdem müssen die Dorfbewohner ständig Frondienste leisten, wie beispielsweise die harten Dienste beim Bau des Lustschlosses Solitude.


Anfang des 17. Jahrhunderts brach nochmals die Pest über die Gemeinde herein. Es starben 58 Menschen. 1622, als der bayerische General Tilly in Württemberg einmarschieren wollte, rief Herzog Johann Friedrich die Menschen in den Oberämtern Leonberg und Vaihingen zu den Waffen. Im Zuge der Schlacht bei Ölbronn starben 500 Württemberger, darunter auch sieben Weilimdorfer. Truppendurchzüge von schwedischen, französischen und kaiserlich habsburgischen Armeen stürzten das Herzogtum und damit auch die Oberämter und Gemeinden in die Armut. Missernten (1626) und Pest dezimierten die Bevölkerung von Weilimdorf zusätzlich. So fielen zwischen 1625 und 1632 wieder 275 Menschen der Seuche zum Opfer. Nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 besetzten die kaiserlichen Truppen das evangelische Württemberg und hielten es bis 1638 besetzt. Die Truppen hausten schlimm unter der Bevölkerung und beschlagnahmten Geld und Ernteerträge. Die Einwohner flohen in die Wälder aus Furcht vor Einquartierungen und weiteren Fronen. Zwischen 1635 und 1638 starben insgesamt 619 Menschen, darunter 60 an Hunger. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges hatte das Oberamt Leonberg durch Truppeneinquartierungen insgesamt 52.919 Gulden aufgebracht. Nach dem Ende des Krieges im Jahre 1648 lag die Gemeinde in Schutt und Asche und die Felder und Weingärten waren unbestellt. Durch gute Ernten in den nachfolgenden Jahren kam die Ortschaft wieder zu Kräften. 1693: Um in Württemberg festgehaltene Franzosen zu befreien, bezogen französische Soldaten zwischen Oberriexingen und Gerlingen Stellung. Sie drohten damit, falls die Geiseln nicht freigelassen würden, Dörfer anzuzünden. Bevor die bemessene Zeit um war, brandten Weilimdorf und Fellbach. Außerdem wurde die Kirche geplündert und die Franzosen nahmen sowohl die Rathaus- als auch die Kirchenglocke mit. Auch in den nachfolgenden Jahre waren weiterhin von Einquartierungen, Sachlieferungen und Plünderungen geprägt. Während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701–1714) ging es damit weiter. Im Jahre 1707 richteten die französischen Truppen große Schäden an

Die ersten nachweisbaren Spuren einer Besiedelung auf der heutigen Gemarkung Schwieberdingen sind seit der Jungsteinzeit vorhanden. Der äußerst fruchtbare Boden und die Furt über die Glems zogen bereits ab 5000 v. Chr. erste Siedler an. Funde des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg belegen zwei Siedlungen. Die ältere – in Fachkreisen als Schwieberdinger Gruppe bezeichnet – ist zeitlich etwa im Jahre 4200 bis 4000 v. Chr. einzuordnen. Zu ihr gehört auch das in einem Hockergrab entdeckte Skelett einer jungen Frau, genannt Mathilde, die etwa 4000 v. Chr. gelebt hat. Die zweite Siedlung datiert in die Michelsberger Kultur und ist etwa 700 bis 800 Jahre jünger als die Schwieberdinger Gruppe.

Ab 85 n. Chr. eroberten die Römer das Land von den Kelten und hinterließen ihre Spuren unter anderem aufgrund des Baus der durch den späteren Ort und über die Furt an der Glems führenden Römerstraße. Die alte Römerstraße, die auch das spätere Schwieberdingen über Jahrhunderte prägte, stellte in dieser Zeit die wichtigste Straße des Landes und eine Hauptverbindung zwischen Rhein und Donau dar. Genutzt wurde sie vor allem militärisch. So durchzogen beispielsweise der römische Kaiser Hadrian und seine Legionen zwischen den Jahren 117 und 138 das Gebiet. Neben der Römerstraße zeigen Reste römischer Gutshöfe – die an die intensive landwirtschaftliche Nutzung erinnern – und andere archäologische Funde weitere Spuren der römischen Besiedlung in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung.

Alemannische und fränkische Zeit ↑ [Bearbeiten]

Im 3. Jahrhundert eroberten die Alamannen das römische Gebiet bis zum Rhein. Während dieser Zeit wurde möglicherweise um 260 n. Chr. der heutige Ort unter dem Namen Suidbert-ingen, der auf den alamannischen Sippenführer Suidbert zurückzuführen ist, gegründet. Nach dem Sieg der Franken über die Alamannen um 500 lag das Gebiet der späteren Markung Schwieberdingen an der Stammesgrenze zwischen den Alamannen im Südosten und den Franken im Nordwesten. Diese Grenze wurde nach der Christianisierung zugleich Bistumsgrenze zwischen dem fränkischen Bistum Speyer und dem alamannischen Bistum Konstanz. Die Lage Schwieberdingens am Schnittpunkt von Stammesgrenze und der Fernstraße sowie die Bedeutung der Furt für diesen von Flandern bis zum Schwarzen Meer und Italien so wichtigen Verkehrsweg lassen vermuten, dass das Dorf aus militärischen Erwägungen – zum Schutz der Furt – gegründet worden ist.

Verschiedene Bodenfunde auf der heutigen Markung Schwieberdingens zeigen, dass einst mehrere alemannische Siedlungen bestanden haben. So wurde zwischen 750 und 802 das im östlichen Teil der Gemarkung liegende und im 14. Jahrhundert abgegangene Dorf Vöhingen erstmals urkundlich erwähnt. Die Wüstung ist inzwischen im Jahre 2005 archäologisch gründlich untersucht worden.

Keltisches Hügelgrab bei Hochdorf/Enz

Eine Besiedlung der Gegend um Vaihingen ist seit dem Frühneolithikum nachweisbar. Grabungen der vergangenen Jahre haben eine große Siedlung sowie zahlreiche Bestattungen der Linearbandkeramik (bandkeramische Kultur) freigelegt. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts nach Christus dringen Germanen in das Gebiet ein und gründen die meisten heutigen Ortschaften. In vorchristlicher Zeit, um 500 v. Chr., war der Hohenasperg keltischer Fürstensitz mit einer Fluchtburg. Zahlreiche keltische Grabstätten in der näheren Umgebung sind so ausgerichtet, dass sie freie Sicht auf den Hohenasperg bieten, beispielsweise das große Hügelgrab bei Hochdorf oder die Grabstätte an der Katharinenlinde bei Schwieberdingen am südlichen Rand von Asperg liegende Kleinaspergle, von dem seit einer Grabung im Jahre 1879 bekannt ist, dass es sich um ein keltisches Hügelgrab handelt.

Älteste Besiedlungsspuren finden sich im Ortsteil Hochdorf. Schon im 4. Jahrtausend v. Chr. siedelten sich hier Menschen an. Besonders gut erforscht ist die Besiedlung dieser Gemeinde im Zeitraum 750–450 v. Chr., da in diesen Zeitraum das unausgeraubte hallstattzeitliche Fürstengrab fällt.

Schon zur Hallstattzeit war die Weilimdorfer Gemarkung besiedelt. Hierbei handelte es sich vermutlich um Kelten, die Ackerbau und Viehzucht betrieben. Auf dem Horn bei Weilimdorf gab es eine keltische Fliehburg und im Stellenrain hoch über dem Lindental finden sich heute noch deutliche Zeichen eines Ringwalles. Die Kelten wurden aber noch vor Christi Geburt von den Sueben verdrängt.[1]

Für die Zeit der römischen Besiedelung sind zwei bedeutende Fundstellen zu vermelden. Im „Ritterwald“ östlich der Landstraße nach Rutesheim, liegen die Ruinen mehrerer römischer Gebäude, genannt das „Kirchhöfle“. Weiter westlich liegen die Ruinen eines römischen Gutshofes, einer Villa rustica mit einer Hofmauer, das „Schlössle“. Anschließend besetzten Römer das verlassene Land und teilten es der Provinz Obergermanien zu. Spuren finden sich noch an der Steinstraße am östlichen Markungsrand, die einst eine Römerstraße war und im Jahre 1910 grub man eine römische Mauer im Gewand Blauäcker aus. Diese könnte von einem römischen Gutshof stammen und von jenem Gutshof ließe sich auch der Name Weilimdorfs ableiten: Weil = Villa = Landhaus. Im Jahre 260 jedoch hielt der Limes nicht mehr stand, und die Alemannen drängten die römischen Besatzer bis an den Rhein zurück.

Alemannen und Franken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 260 jedoch hielt der Limes nicht mehr stand, und die Alemannen drängten die römischen Besatzer bis an den Rhein zurück. Die Alemannen und die Franken teilten sich nach einer Schlacht im Jahre 496 das Glemsgau. Um 500, nach dem Sieg der Franken über die Alemannen, wurde der Hohenasperg fränkischer Herrensitz und Thingstätte. Der damalige Name war „Ascisberg“. Die Ländereien links der Glems wurden fränkisch, die rechts der Glems, und damit auch die Markung Weilimdorfs, blieben weiterhin alemannisch. Von dieser alten Trennung zeugen noch heute im Nachbarort Ditzingen die zwei Kirchen links und rechts der Glems (Grenze Bistümer Speyer und Konstanz).

Schillerbrunnen in Gerlingen

Es ist nicht bekannt, ob schon in der Altsteinzeit Menschen auf Gerlinger Gemarkung lebten. Die einzigen Funde aus dieser Zeit bestehen aus drei Stücken eines Mammutzahns, die 1955 bei Kanalisationsarbeiten gefunden wurden.

Im Frühneolithikum zeigen sich erste Siedlungsspuren der Linearbandkeramik-Kultur. Als man 1972 die Siedlungsreste einschließlich Geräten aus Feuer- und anderem Gestein und Knochen nebst Tonscherben ausgräbt, gilt Gerlingen als das älteste bandkeramische Dorf Württembergs. Unter diesen Funden befindet sich auch ein auffälliges kleineres Fußgefäß, das wahrscheinlich aus Südosteuropa stammt.

1994 fand man Reste der „Hinkelstein-Kultur“ und der „Großgartacher Kultur“ (circa 4800–4600 v. Chr.). Für den Zeitraum um 4700–4300 v. Chr. ist eine Siedlung der „Rössener Kultur“ nachgewiesen. Aus den Funden lässt sich schließen, dass am Ende des 5. Jahrtausends v. Chr. Angehörige der sogenannten „Schwieberdinger Kultur“ auf dem Gebiet des heutigen Gerlingen lebten.

Die „Schwieberdinger Kultur“ wird dann von der Kultur verdrängt, die sich schließlich in ganz Mitteleuropa ausbreitet, nämlich von der „Michelsberger Kultur“. Bereits 1935 findet man beim Autobahnbau die Überreste einer dieser Kultur zuzurechnenden Keramik.

Nur einige wenige Tonscherben belegen die Fortdauer der Besiedelung der Gerlinger Markung während der Bronzezeit. Jedoch zeigt ein durch einen Pflug beschädigtes Urnengrab, dass auch im Strohgäu die Weise der Totenbestattung sich der neuen Zeit anpasste. Die sogenannte Urnenfelderkultur bildet in der Archäologie den Schlusspunkt der Bronzezeit.

Eine neue Gruppe von Menschen, die sich im 5. vorchristlichen Jahrhundert bis nach Britannien ausbreitete, erreichte nachweislich bereits im 6. Jahrhundert Südwestdeutschland: die Kelten. Berühmt ist das Grab des Keltenfürsten von Hochdorf, das sich nur wenige Kilometer Luftlinie von Gerlingen entfernt befindet. Dieser Keltenfürst wird der Hallstattzeit zugerechnet, die auch in Gerlingen Spuren hinterlässt. Drei Siedlungen und ein Grabhügelfeld dieser Zeit kennt man hier, die allerdings durch Bauarbeiten weitgehend zerstört wurden.

In der der Hallstattzeit sich anschließenden La-Tène-Zeit setzte sich die Besiedelung fort, wie sich anhand von Scherbenfunden nachweisen lässt.

Auch die Römer lassen sich am Fuße des Engelberges, der sich über Gerlingen erhebt, gerne nieder. Zeugen römischer Siedler sind die Überreste zweier römischer Gutshöfe, die bereits 1840 zum Vorschein kamen. Neben relativ unscheinbaren Mauerresten, einem Brunnen und der Ruine einer römischen Töpferei findet man auch die Überreste einer Fußbodenheizung.

Die Herrschaft der Römer in Südwestdeutschland endet mit der Ankunft der Alemannen 259/260. Gräberfunde seit 1880 belegen, dass sie sich auch in Gerlingen niederlässen. Schwerter, Lanzenspitzen und sogar Schmuck, die man in ihnen entdeckte, beweisen ihre Anwesenheit.

Die moderne Geschichte des Ortes Gerlingen beginnt 797 mit der ersten urkundlichen Erwähnung in einer Schenkungsurkunde. Gunthart und Adelspirn, so lässt sich dieser Urkunde entnehmen, übereignen eine Hofstatt mit Hube (etwa 30 Morgen Land) den Mönchen des Klosters Lorsch, um sich ihrer Fürbitte bei Gott zu versichern. 17 Jahre später überlassen sie dem Kloster weitere 90 Morgen. 902 tauschen die frommen Brüder ihren Besitz im Strohgäu allerdings bei einem gewissen Reginbodo gegen einen großen Hof in Viernheim ein.

Im Mittelalter gehört die Markung Gerlingen einem Rittergeschlecht, dessen Angehörige Dienstmannen der Grafen von Calw waren. Um 1100 wird ein Benso de Gerringen (ursprüngliche Schreibweise für Gerlingen) im Hirsauer Codex erwähnt, um 1120 ein Adalbertus. 1150 erscheint der Name eines Wortwinus, eines Lehensmanns Herzogs Welf VI..

Das überlieferte Wappen der Ritter von Gerringen, deren Angehörige noch im 14. Jahrhundert nachweisbar sind, wird 1937 in das Wappen der Gerlinger Gemeinde integriert. Ihre Burg, die Burg Richtenberg, die sie auf der Höhe über Gerlingen erbauten, muss laut Überlieferung 1311/12 einer Belagerung standhalten. Die Überreste von Burg Richtenberg waren bis ins 19. Jahrhundert noch sichtbar, wie sich einer Flurkarte aus dem Jahr 1827 entnehmen lässt.

Mitte des 14. Jahrhunderts kommt Gerlingen zur Vogtei (dem Amt) Leonberg, wie aus einer Urkunde hervorgeht, die 1347 den ersten Vogt benennt. Nach Leonberg müssen nun auch die Steuern entrichtet werden, die in der sogenannten „Leonberger Urbaren“ aufgezeichnet wurden.

Brauch und Recht wurden im „Gerlinger Dorfbuch“ aufgezeichnet. Ein erhaltenes Exemplar von 1485 gibt Auskunft über Zuzugs- und Heiratsgebühren. Seit 1559 ist in Gerlingen eine eigene Schule belegt.

Im Juli 1622 kommt der Dreißigjährige Krieg auch im Dorf Gerlingen an. Die Soldaten des Leonberger Bezirks, zu dem Gerlingen seit dem 14. Jahrhundert gehört, werden eingezogen und müssen in der Nähe von Maulbronn ihren Dienst als Grenzwachen leisten, wo sie mit den wilden Scharen des kaiserlichen Feldmarschalls Tilly Bekanntschaft in einer ziemlich blutigen Schlacht machen.

Auch von Durchmärschen und Einquartierungen feindlicher Soldaten bleibt Gerlingen nicht verschont. 1634–38 quartiert sich der katholische General des Kaisers Mathias Graf von Gallas im Oberamt Leonberg ein, an den die Gerlinger Geld und Naturalien abliefern müssen. Dazu kommt noch die Pest. Insgesamt kosten Krieg und Pest im Dorf Gerlingen etwa 800 Menschen das Leben. Die Einwohnerzahl der Zeit vor dem Krieg kann erst 170 Jahre später wieder erreicht werden.

Das daraus resultierende Elend ruft 1648 den „Propheten“ Hans Keil auf den Plan, dessen Geschichte von Bänkelsängern auf den Marktplätzen ganz Süddeutschlands verbreitet wird.

1669 kommt es zur Gerlinger Bürgerfehde, ebenfalls ein Ausdruck des Elends der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, als sich die Gerlinger wegen vermeintlichem Betrug der Ortsobrigkeit bei der Verwaltung des Zehnten auflehnen.

Auch ein Hexenprozess ist aus dem Jahr 1672 aus Gerlingen überliefert. Allerdings geht dieser für die Angeklagte Margaretha Butzenbach, ein 16-jähriges psychisch gestörtes Mädchen, relativ glimpflich aus.

Nach dem Westfälischen Frieden im Jahr 1648 gelingt es dem französischen König Ludwig XIV., sein Territorium beträchtlich in Richtung Osten zu erweitern. Danach erhebt er Ansprüche auf die Kurpfalz. 1688 stellte der französische Marschall Duras ebenfalls hohe finanzielle Forderungen an das Herzogtum Württemberg, die aber abgelehnt werden. Daraufhin rückten die Truppen des französischen Kommandanten General Mélac auch in Gerlingen ein. Aber bereits im Dezember 1688 gelingt es schwäbischen Einheiten, die in Ungarn gegen die Türken gekämpft haben und nun wieder in die Heimat zurückkehren, Mélac mitsamt seinen Soldaten wieder zu vertreiben.

Doch bereits im Juli 1693 wird Gerlingen erneut von einem französischen Heer heimgesucht. Die Dorfbewohner suchen innerhalb der Leonberger Stadtmauern Schutz. Gerlingens Nachbardörfer werden von den Franzosen eingeäschert. Das bleibt Gerlingen zwar erspart, doch wird die Gemeinde gezwungen, sogenannte „Sauvegardes“ („Schutzwachen“) einzuquartieren, wofür sie auch noch 600 Gulden bezahlen muss. Darüber hinaus werden ihnen noch die Kirchenglocken geraubt.

Elterngrab Schillers in Gerlingen

Im 18. Jahrhundert hat Gerlingen unter dem chronischen Geldmangel des Herzogs Karl Eugen zu leiden. Dieser vertreibt nicht nur den lange Zeit in Gerlingen wohnhaften berühmten Dichter Friedrich Schiller, sondern verkauft auch noch unter anderem Gerlinger Bürger als Soldaten. Außerdem müssen die Dorfbewohner ständig Frondienste leisten, wie beispielsweise die harten Dienste beim Bau des Lustschlosses Solitude.

Im 19. Jahrhundert machen die Gerlinger Missionare von sich reden, unter ihnen besonders der Entdecker des Kilimandscharo, Johannes Rebmann (1820–1876) und der Sprachforscher Johannes Zimmermann (1825–1876).

Der Erste Weltkrieg (1914–1918) kostet 119 Soldaten aus Gerlingen das Leben. An seinem Ende wird die Weimarer Republik ausgerufen und zum ersten Mal dürfen auch die deutschen Frauen zur Wahlurne schreiten. Die Beteiligung bei der Wahl einer Verfassunggebenden Landesversammlung im Jahr 1919 beträgt in Gerlingen 91,2 Prozent.

1926 wird Gerlingen an das Feuerbacher Straßenbahnnetz angeschlossen.

Am Ende der Weimarer Republik erreichen die Kommunisten in Gerlingen sehr gute Wahlergebnisse, während die NSDAP selbst bei der von Repressionen begleiteten Reichstagswahl 1933 nur auf 36,6 Prozent kommt. Doch der Gerlinger Gemeinderat wird ebenso gleichgeschaltet wie alle anderen in Deutschland und Bürgermeister Paul Hohly bekommt ihn kontrollierende NS-Beigeordnete zur Seite gestellt. Die Kommunisten Friedrich Frohnmüller, Willi Grau, Eugen Rebmann und der Sozialdemokrat Wilhelm Zeeb werden auf dem Heuberg in „Schutzhaft“ genommen.

Bereits 1938 beginnt die Erfassung aller wehrpflichtigen Gerlinger und im Sommer 1939 müssen sich die Jahrgänge 1910 bis 1928 zur Musterung einfinden. Ein Jahr später treffen die ersten französischen Kriegsgefangenen zum Arbeitsdienst ein. Im Zweiten Weltkrieg fallen 154 Gerlinger Soldaten und 7 Zivilisten.

Eine weitere Konsequenz des Dritten Reichs für Gerlingen bedeutet der Verlust der Solitude, die seit 1852 zur Gerlinger Markung gehörte. Die Nationalsozialisten planen auf dem Gebiet eine Gebietsführerschule der HJ und halten es für günstiger, das Gebiet – 1943 immerhin ein Viertel der Gemeindemarkung, auf der sich zudem noch der Gerlinger Wasserbehälter befand – der Gemeinde Stuttgart zuzuschlagen. Nach dem Krieg kann den Stuttgartern nach erbittertem Kampf wenigstens nachträglich eine Entschädigung von 300.000 DM abgerungen werden. Zur Rückgabe des Gebietes ist die Landeshauptstadt nicht zu bewegen.

Schwieberdingen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten nachweisbaren Spuren einer Besiedelung auf der heutigen Gemarkung Schwieberdingen sind seit der Jungsteinzeit vorhanden. Der äußerst fruchtbare Boden und die Furt über die Glems zogen bereits ab 5000 v. Chr. erste Siedler an. Funde des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg belegen zwei Siedlungen. Die ältere – in Fachkreisen als Schwieberdinger Gruppe bezeichnet – ist zeitlich etwa im Jahre 4200 bis 4000 v. Chr. einzuordnen. Zu ihr gehört auch das in einem Hockergrab entdeckte Skelett einer jungen Frau, genannt Mathilde, die etwa 4000 v. Chr. gelebt hat. Die zweite Siedlung datiert in die Michelsberger Kultur und ist etwa 700 bis 800 Jahre jünger als die Schwieberdinger Gruppe.

Ab 85 n. Chr. eroberten die Römer das Land von den Kelten und hinterließen ihre Spuren unter anderem aufgrund des Baus der durch den späteren Ort und über die Furt an der Glems führenden Römerstraße. Die alte Römerstraße, die auch das spätere Schwieberdingen über Jahrhunderte prägte, stellte in dieser Zeit die wichtigste Straße des Landes und eine Hauptverbindung zwischen Rhein und Donau dar. Genutzt wurde sie vor allem militärisch. So durchzogen beispielsweise der römische Kaiser Hadrian und seine Legionen zwischen den Jahren 117 und 138 das Gebiet. Neben der Römerstraße zeigen Reste römischer Gutshöfe – die an die intensive landwirtschaftliche Nutzung erinnern – und andere archäologische Funde weitere Spuren der römischen Besiedlung in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung.

Alemannische und fränkische Zeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 3. Jahrhundert eroberten die Alamannen das römische Gebiet bis zum Rhein. Während dieser Zeit wurde möglicherweise um 260 n. Chr. der heutige Ort unter dem Namen Suidbert-ingen, der auf den alamannischen Sippenführer Suidbert zurückzuführen ist, gegründet. Nach dem Sieg der Franken über die Alamannen um 500 lag das Gebiet der späteren Markung Schwieberdingen an der Stammesgrenze zwischen den Alamannen im Südosten und den Franken im Nordwesten. Diese Grenze wurde nach der Christianisierung zugleich Bistumsgrenze zwischen dem fränkischen Bistum Speyer und dem alamannischen Bistum Konstanz. Die Lage Schwieberdingens am Schnittpunkt von Stammesgrenze und der Fernstraße sowie die Bedeutung der Furt für diesen von Flandern bis zum Schwarzen Meer und Italien so wichtigen Verkehrsweg lassen vermuten, dass das Dorf aus militärischen Erwägungen – zum Schutz der Furt – gegründet worden ist.

Verschiedene Bodenfunde auf der heutigen Markung Schwieberdingens zeigen, dass einst mehrere alemannische Siedlungen bestanden haben. So wurde zwischen 750 und 802 das im östlichen Teil der Gemarkung liegende und im 14. Jahrhundert abgegangene Dorf Vöhingen erstmals urkundlich erwähnt. Die Wüstung ist inzwischen im Jahre 2005 archäologisch gründlich untersucht worden.

Erste schriftliche Erwähnung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bisher bekannte erste schriftliche Erwähnung Schwieberdingens erfolgte im Esslinger Urbar von 1304, in der zwei Morgen Ackerland versus Swiebertingen beschrieben werden. Im 14. Jahrhundert begannen die Grafen von Württemberg, ihre Herrschaft in der Region auszuweiten. So verkaufte am 18. Oktober 1321 auch Graf Bürgin der Jüngere von Hohenberg-Nagold den Kirchensatz zu Schwieberdingen an Graf Eberhard den Erlauchten von Württemberg. Neben den Grafen von Württemberg hatten unter anderem die Herren von Nippenburg, deren gleichnamiger Sitz etwas südlich des Ortes liegt und 1160 erstmals urkundlich genannt wurde, Besitz im Dorf.

Unruhige Zeiten vom 16. bis 18. Jahrhundert

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schwieberdingen um 1684

Im 16. und 17. Jahrhundert hatte Schwieberdingen schwer unter Kriegen und Krankheiten zu leiden. Dreimal kam die Pest über den Ort. Allein im August 1584 starben 88 Menschen an der Seuche. Schon bald darauf wurde die stark dezimierte Bevölkerung von neuen Schrecken heimgesucht. So wie sich Friedenszeiten durch den Durchzug von Handels- und Kaufleuten günstig auf den sich an der der späteren Reichs-, Handels- und Heerstraße entlang ausgebreiteten Ort auswirkten, so brachten die in Kriegszeiten durchziehenden Heere auch Not und Elend. Der Dreißigjährige Krieg lichtete die Bevölkerung nochmals. Schwieberdingen wurde von Plünderungen und Brandschatzungen heimgesucht. Während dieser Zeit ist für neun Jahre kein einziger Eintrag im Kirchenbuch zu finden. Laut einer Inschrift in der Sakristei soll der Ort völlig verlassen gewesen sein. Wiederholte Einfälle französischer Truppen zwischen 1688 und 1707 sorgten für weitere Verwüstungen und wirtschaftliche Schäden. Im Jahr 1707, als es den Franzosen unter ihrem Anführer Marschall Villars erneut gelang, über den Rhein zu kommen, bezogen die französischen Truppen am 4. Juni 1707 in Schwieberdingen Quartier. Nach zwei Tagen der Verhandlung erkaufte sich die württembergische Regierung für eine Million Gulden die Schonung des Landes, was in dem im Ort abgeschlossenen Schwieberdinger Vertrag dokumentiert wurde.

Kurz vor Ende des 18. Jahrhunderts zogen wieder Truppen durch den Ort. Das Grabmal des gefallenen österreichischen Offiziers Heinrich von Parzer auf dem Friedhof bezeugt die Kämpfe zwischen österreichischen und französischen Truppen. Vermutlich sollte die österreichische Nachhut die Straße und den Glemsübergang sichern.

Nicht nur Kriege forderten einen hohen Tribut von den Einwohnern der seit 1718 zum Oberamt Ludwigsburg gehörenden Gemeinde. Auch durch Zeiten von Missernten, Hungersnöten und Arbeitslosigkeit verarmte das Land immer mehr, was besonders im 19. Jahrhundert viele Einwohner zur Auswanderung nach Polen, Ungarn und Amerika trieb.

Vom Kaiserreich bis zum Zweiten Weltkrieg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an kam der Ort in den Genuss des technischen Fortschritts. 1878 wurde die Wasserleitung errichtet. Zudem baute man eine Post- und Telegrafenstation auf. Zur Jahrhundertwende wurde die Hauptstraße durch den Ort gepflastert, auf der schon bald die ersten Automobile entlangfuhren. Im Jahr 1906 erhielt Schwieberdingen durch den Bau der Strohgäubahn eine direkte Eisenbahnverbindung. Im selben Jahr wurde der Ort mit elektrischem Licht versehen, wodurch die vormals verwendeten Petroleumlampen ausgedient hatten.

Im Ersten Weltkrieg von 1914–1918 fielen etwa 50 Schwieberdinger. Die Nachkriegszeit mit der Inflation bis 1923 sowie die Weltwirtschaftskrise von 1929 und der rapide Anstieg der Arbeitslosigkeit zog die Einwohner in den folgenden Jahren in Mitleidenschaft.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und Annahme des Ermächtigungsgesetzes wurde der Gemeinderat gleichgeschaltet. Der Bürgermeister Eugen Herrmann blieb jedoch im Amt. Organisationen der Arbeiterbewegung wie beispielsweise der Arbeitersportverein Schwieberdingen wurden verboten.

Durch die Kriegsereignisse im Zweiten Weltkrieg von 1939–1945 verloren eine beträchtliche Anzahl Schwieberdinger Bürger ihr Leben. 71 Einwohner sind gefallen, 20 blieben vermisst. Trotz zahlreicher Luftangriffe gegen Ende des Krieges, die vor allem auf die am Sportplatz stationierte Funkanlage abzielten, erlitt der Ort selbst nur geringe Gebäudeschäden. Lediglich die 1928 gebaute Glemsbrücke wurde in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges von der sich zurückziehenden Wehrmacht gesprengt. Am 21. April 1945 marschierte die 1. französische Armee von Westen her kommend ein, besetzte den Ort und rückte weiter in Richtung Ludwigsburg und Stuttgart vor. Kurze Zeit später war der Zweite Weltkrieg nach der Kapitulation des Deutschen Reichs beendet.

Jüngere Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ende des Krieges zog eine große Anzahl von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen nach Schwieberdingen. Der Ort veränderte sich erheblich. Aus dem vormals ländlich-bäuerlichen Dorf wurde eine moderne, gewerblich orientierte Gemeinde. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung siedelten sich immer mehr Unternehmen in Schwieberdingen an. Das größte und finanziell bedeutendste Unternehmen ist seit 1963 die Robert Bosch GmbH. Die Einwohnerzahl entwickelte sich sprunghaft, so dass sich die Wohngebiete langsam den Gemarkungsgrenzen annähern. Im Jahr 2004 wurde die 10.000-Einwohner-Grenze überschritten. Heute hat die Gemeinde rund 11.000 Einwohner.

Panorama von Schwieberdingen, Blickrichtung Südosten


Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Wilhelm Ostertag, in: Chronik von Weil im Dorf, Stuttgart, 1926, S. 9