Benutzer:Dr.Lantis/BNR 2

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kami (nach Kategorie sortiert)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Kami (神; „Gott“, „Gottheit“, „Göttlicher Geist“) werden in Japan gemäß dem Shintō, dem Buddhismus, dem Daoismus, dem Konfuzianismus und dem Folksglauben übernatürliche Wesenheiten bezeichnet, die in der westlichen Glaubenswelt Göttern und dem Konzept vom „heiligen Geist“ entsprechen. Als ein Kami kann aber auch ein Natur- oder Ahnengeist verstanden werden. Im Gegensatz zu den Göttern weltführender Ein-Gott-Religionen (Christentum, Islam und Judentum) sind Kami weder allmächtig, noch unsterblich, noch unfehlbar. Damit stehen sie anderen Vielgötter-Religionen wie jenen des Antiken Griechenland und des Alten Ägyptens sehr nahe. Kami können durchaus „launisch“ sein, Fehler begehen und sogar sterben. Sie sind allerdings zu vielerlei übernatürlichem Wirken fähig. Sie können erschaffen, ihre Gestalt ändern, in alle möglichen Dinge wie Lebewesen, natürliche Objekte und auch in Artefakte fahren und darin residieren. Sie können all das dann auch kontrollieren oder erst animieren und dann kontrollieren. Als ein Kami im traditionellen Sinne kann im Grunde alles aufgefasst werden, was übernatürlichen Ursprungs ist, übernatürliche Kräfte besitzt, Ehrfurcht gebietet und in einem eigenen Schrein verehrt wird.

  • Byakko (白虎; „Weißer Tiger“): Katzen-Kami in Gestalt eines schneeweißen Tigers, der ursprünglich aus der chinesischen Mythologie und Astrologie übernommen wurde. Er ist der Kami des Westens und der „Große Geist“ des Sternzeichens „Weißer Tiger“ (chin. 白虎; Báihǔ). Er ist außerdem der „Große Geist“ des Herbstes.
  • Inari (稲荷; „Reis-im-Gepäck“): Fuchs-Kami in Gestalt eines schneeweißen Fuchses mit rotem Lätzchen. Inari ist der Gott des Ackerbaus, der Ernte und des Sake. Er gilt als Schutzpatron der Gärtner, Fellachen, Trinker und Händler. Er wird bereits seit dem 8. Jahrhundert verehrt. Inari soll sein Geschlecht nach Belieben ändern können und gelegentlich zu harmlosen Streichen aufgelegt sein.
  • Inoshigami (猪神; „Eber-Gott“)
  • Inugami (犬神; „Hundegott“): Durch eine grausame Zeremonie beschworener Kami mit hundeähnlicher Gestalt. Dabei können Inugami gänzlich tiergestaltig sein oder anthropomorph auftreten, ähnlich einem Werwolf. Ein Inugami soll für seinen Beschwörer riskante und gefährliche Aufträge ausführen (z.B. Spionage, Diebstahl und/oder Feindverfolgung). Familien, die sich Inugami halten, werden als Inugami mochi (犬神 持ち) bezeichnet.
  • Nekogami (猫神; „Katzengott“): Kami in Katzengestalt, die jedem Glück, Wohlstand und Schutz gewähren sollen, der Katzen und andere Haustiere mit Liebe und Respekt behandelt. Sie gelten oft als Schutzpatrone der Hausbesitzer, Gärtner und Seidenraupenfarmer, aber auch der Kinder.
  • Ryūjin (龍神; „Drachengott“): Seedrache mit löwenähnlichem Gesicht und großem, alles verschlingendem Maul. Er ist der „Gebieter der westlichen Meere“ und wohnt der Sage nach in einem wunderschönen Korallenpalast am Meeresgrund. Er beherrscht die Gezeiten und kann menschliche Gestalt annehmen. Er gilt außerdem als Schutzpatron der Tennō, der Seefahrer und der Fischer.
  • Sarugami (猿神; „Affengott“): Göttliche Wesen in Affengestalt. Sarugami werden seit der frühen Nara-Zeit als Schutzpatrone der Kinder, Tänzer und Glücksspieler verehrt. Ihr Charakter wird durchweg als zwiespältig beschrieben. Sarugami gelten meist als Reinkarnationen des Sonnengottes Hyoshi (日吉神) oder als Boten der Berggötter San'nō (山王神) und Ōyamakujin (大山咋神).
  • Sōjōbō (僧正坊; „Einsiedlerischer Hohepriester“): Kami der →Tengu, der auf dem Berg Kurama-yama in der Präfektur Kyōto residieren soll. Der Legende nach unterrichtete er den berühmten Saumrai Minamoto no Yoshitsune in geheimen Schwert- und Bogenkünsten.
  • Kodama (木魂; „Baumseele“): Sanftmütiger und weiser Baum-Kami, der Menschen mit reinem Herzen beisteht und ihnen wertvolle Ratschläge erteilt. Er soll bevorzugt in besonders alten Kiefern und Fichten residieren.
  • Kukunoshi (久久能智; „Baumstamm-Ältester“): Baum-Kami, der über die Wälder und Wildnis wacht und in der Antike bei der Errichtung von Holzbauwerken angerufen wurde. Ab dem 14. Jahrhundert geriet er jedoch mehr und mehr in Vergessenheit.
  • Kuda-kitsune (管狐; „Rohrfuchs“): Fuchs-Kami, der von zauberkundigen Schamanen als Geist während einer Beschwörung in zurechtgeschnittene und versiegelte Bambusrohr-Stücke gebannt wird. Nun kann der Beschwörer den Fuchsgeist mit sich herumtragen und als Spitzel und Informant nutzen: Kuda-kitsune können vertrauliche Informationen und Wesenszüge von anderen Menschen erspüren und an den Beschwörer weitergeben.
  • Shikigami (識神; „Zeremoniengott“): Geistwesen, das während einer Beschwörung in kunstvoll gefaltete und/oder ausgeschnittene Papierfiguren fährt. Shikigami werden der Folklore nach dazu genutzt, gefährliche oder riskante Aufträge auszuführen, wie etwa Spionage, Diebstahl und/oder Feindverfolgung. Besondere Shikigami können von Tieren und sogar von Menschen vorgeblich Besitz ergreifen und diese dann steuern.
  • Zenigami (銭神; „Gott des Geldes“): Geistwesen, das unschuldige und gutherzige Menschen mit Reichtum belohnen und sie dabei gleichzeitig prüfen soll: Beschenkte, die habgierig und undankbar seien, würden schneller wieder arm, als sie ihr Geld zählen könnten. Weise, demütige und sparsame Menschen hingegen würden regelmäßig vom Zenigami besucht.

Talismane und Glücksbringer

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Marushime-neko (丸〆猫; „Rundum-glücklich-Katze“): Vorläufer der heute berühmten →Maneki-neko in Gestalt einer aufrecht sitzenden Katze. Sie soll verarmten, aber ehrlichen und aufrichtigen Menschen Glück bescheren. Sie gilt als Schutzpatron der Mönche und Nonnen.
  • Maneki-neko (招き猫; „Winkekatze“): Ein beliebter, japanischer Glücksbringer und Talisman in Gestalt einer aufrecht sitzenden Katze, die den Betrachter mit ihrer rechten oder linken Pfote herbeiwinkt. Ihr Winken verspricht Glück und Wohlstand. Der japanischen Tradition zufolge ist die Maneki-neko die Wiedergeburt der Göttin der Gnade, Kannon (観音). Gestaltungsvorbild war die Katzenrasse Japanese Bobtail.
  • Neko-kōzō (猫小僧; „Katzenkind“): das selten erwähnte, männliche Pendant zur →Nekomusume.
  • Nekomusume (猫娘; „Katzentochter“): Katzen-Yōkai, der als Tochter einer Hexe oder einer →Nekomata geboren wird, die zuvor mit einem Mensch verkehrt hat. Nekomusume sollen von klein auf lernen können, menschliche Gestalt anzunehmen und wie ein Mensch zu sprechen. Sie können allerdings weder Ohren noch Schweif verwandeln, weshalb sie oft halb vermummt herumlaufen.

Yōkai (nach Kategorie sortiert)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Yōkai (妖怪; wörtl. „seltsame Erscheinung“, auch: „dämonische Erscheinung“) werden gemäß dem Shintō, dem Buddhismus, dem Daoismus, dem Konfuzianismus und im Folksglauben unzählige übernatürliche Wesen bezeichnet. Der Begriff entstammt ursprünglich dem chinesischen Wort Yaoguaī (妖怪; „dämonisches Wesen“), beide Sprachen benutzen die gleichen Schriftzeichen. Im Japanischen kann das Wort Kaī (怪) allerdings alle möglichen Arten und Formen von übernatürlichen Erscheinungen und Wesen meinen, so zum Beispiel auch Feen, Kobolde und Geister. Aufgrund mythologischer Ähnlichkeiten in Konzept und Wesenheit wird der Begriff Yōkai heute meist salopp mit „Dämon“ übersetzt, denn es bestehen genügend mythologische Gemeinsamkeiten, die eine Gleichsetzung von Yōkai und Dämonen erlauben. Gemeinsamkeiten bestehen vorrangig in den übernatürlichen Kräften, die Yōkai und Dämonen zueigen sind. Zu den bekanntesten gemeinsamen Fähigkeiten gehören zum Beispiel Gestaltwandlung, Stimmennachahmung, Illusionskünste und Besitzergreifung. Eine weitere Parallele besteht in einer Art „Rangordnung“ unter den übernatürlichen Wesen. Yōkai gelten als „ranghöher“ als beispielsweise Gespenster, aber „rangniedriger“ als beispielsweise →Kami. Allerdings können Yōkai auch in Geisterform und/oder gänzlich gestaltlos auftreten (genau wie ihre „westlichen Gegenstücke“).

  • Kitsune (狐; „Fuchs“): Umfangreiche Gruppe der Fuchs-Yōkai, die zwecks Abgrenzung zum realen Tier auch Kitsune-bake (狐化け; „Fuchskobold“) genannt werden. Kitsune gelten als mächtige Gestaltwandler, Stimmenimitatoren und Totenbeschwörer. Sie sollen von Menschen Besitz ergreifen können. Andere Kitsune verführen Menschen vorgeblich zum Beischlaf, um noch mächtigere Kitsune-Kinder zeugen zu können. Sehr bekannt ist auch die Fähigkeit der Kitsune, spezielle Irrlichter (狐火; Kitsunebi) zu beschwören.
  • Denpachi kitsune (伝八狐; „Denpachi, der Kitsune“): Tragische Sagengestalt um einen Kitsune, der sich mit einer List in eine buddhistische Schule schlich, um eine Prüfung zum Mönch zu bestehen. Als er während der Abschlussfeier aufflog, wurde er von seinen Mitschülern erbost verprügelt. Der Abt und die Schulleitung aber vergaben ihm und erklärten sein Abschlusszeugnis für gültig.
  • Kuzunoha (葛の葉; „Pfeilwurzblatt“): Eine gutherzige Fuchsfee, die bereits in japanischen Legenden des 9. Jahrhunderts zum Sinnbild für Ehetreue und aufopfernde Mutterschaft avancierte. Sie soll gemäß späteren Fassungen den berühmten Hofastronom und Gelehrten Abe no Seimei geboren haben.
  • Otora kitsune (おとら狐; „Otora, der Kitsune“): Fuchs-Yōkai namens „Otora“ mit nur einem Auge und drei Beinen, der in der historischen Provinz Mikawa (heutige Präfektur Aichi) gewütet und Menschen verhext haben soll. Der Sage nach wollte er sich dafür rächen, dass er von jenen Menschen verletzt wurde, die zuvor seinen Schrein niedergebrannt hatten.
  • Tamamo no Mae (玉藻前; „Prinzessin ’Seegras-Juwel’“): Legendäre Fuchshexe, die ursprünglich aus China geflohen sein soll. Der Legende nach tarnte sich Tamamo no Mae als Konkubine am japanischen Kaiserhof, um den jüngst pensionierten Herrscher Toba zu verhexen. Als sie aufflog, wurde sie gejagt und getötet, worauf sie sich in einen Todesstein namens Sesshōseki verwandelte.
  • Bakeneko (化け猫; „Spukende Katze“): Katzen-Yōkai in Gestalt einer außerordentlich großen Hauskatze mit der Fähigkeit, die Leichname kürzlich Verstorbener wie Marionetten zu steuern und/oder die Gestalt kürzlich verstorbener Familienmitglieder anzunehmen. Manche Bakeneko sollen auch Irrlichter beschwören können.
  • Gotoku-neko (五徳猫; „Räuchernapf-Katze“): Katzen-Yōkai in Gestalt einer großen Hauskatze mit umgestülptem Räuchernapf auf dem Kopf. Er soll einen ambivalenten Charakter haben, der davon abhängt, wie die Katze zu Lebzeiten behandelt wurde: war sein Leben von Liebe und Freundschaft geprägt, hütet er die häusliche Feuerstelle. Wurde er mies behandelt oder gar gequält, betreibt er gezielte Brandstiftung.
  • Kasha (火車; „Feuerwagen“): Anthropomorpher Katzen-Yōkai, der der Sage nach in einer brennenden Kutsche oder mit einem brennenden Karren umherreist und die Leichnahme von Unglücksopfern und/oder frisch bestatteten Verstorbenen stiehlt. Wird er ertappt und gestört, zerreißt er den Leichnahm.
  • Nekomata (猫股; „Katze mit gespaltenem Schweif“): Katzen-Yōkai in Gestalt einer außerordentlich großen Hauskatze mit zwei oder mehr Schwänzen, die aufrecht gehen und sich wie ein Mensch kleiden kann. Sie soll die Gestalt von Familienmitgliedern annehmen können, während dieser Zeit sollen ihre Katzenschweife zu Schlangen werden.
  • Okesa neko (おけさ猫; „Okesa, die Katze“): Sagengestalt um eine →Bakeneko, die als hübsche, junge Geisha singend und musizierend durch Japan gezogen sei, um die Schulden ihrer einstigen Besitzerin abbezahlen zu können.

Hunde- und Wolf-Yōkai

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Jinmenken (人面; „Menschengesicht“): Hunde-Yōkai in Gestalt eines Inu-shiba oder Mops mit dem Gesicht eines älteren Mannes, der sprechen und sehr schnell rennen kann. Man soll ihm in dunklen Hintergassen, seltener auf offener Straße begegnen können. Er soll seine Opfer wüst beschimpfen oder auf offener Straße gezielt Autounfälle provozieren. Ursprünglich schon seit dem 17. Jahrhundert bekannt, eine Zeit lang in Vergessenheit geraten und heute überwiegend aus Großstadtlegenden überliefert.
  • Koma-inu (狛犬; „Löwenhund“): Mischwesen aus Löwe und Wildhund, das stets paarweise die Eingänge zu Tempeln und Schreinen bewacht. Der linke Komainu (Agyō) hat ein weit geöffnetes Maul und hält eine Glücksperle unter der rechten Tatze, der rechte Komainu (Ungyō) hat sein Maul geschlossen und trägt ein Horn auf der Stirn. Ursprünglich waren beide Wesen unterschiedlichen Geschlechts, heute können auch eingeschlechtliche Paare auftreten, was in modernen Medien bisweilen zu frivolen Rezezptionen und Parodien führt.
  • Okuri-ōkami (送り狼; „Geleit-Wolf“): Wolf-Yōkai, der einsamen, meist verirrten Wanderern auf leeren Landstraßen und in verlassenen Parks auflauern soll und ihnen beharrlich nachsteigt. Solange das Opfer sich nicht umdrehe, abrupt weglaufe oder stolpere, greife der Okuri-ōkami nicht an. Er soll aber sein Stalking beenden, wenn man sich bei ihm für seine Begleitung bedankt (allerdings ohne ihn dabei anzusehen).
  • Senbiki-ōkami (千疋狼; „Tausendwolf“): Wolf-Yōkai, der in großen Rudeln in ländlichen Gebieten umgeht und meist im Auftrag einer Wolfshexe Menschen jagt. Klettert das Opfer auf einen Baum oder Häuserdach, bilden die Wölfe eine Art Räuberleiter, um das Opfer zu erreichen. Wenn dies scheitert, rufen die Wölfe ihre Anführerin, eine Hexe, herbei, die das Opfer einfängt.

Marder-, Wiesel- und Dachshund-Yōkai

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Kama-itachi (鎌鼬; „Sichelwiesel“): Wiesel-Yōkai, das in ländlichen Gegenden sein Unwesen treibt und Reis-, Getreide- und Flachsfelder heimsucht. Es soll aber auch auf besonders hohen Feuchtwiesen umgehen. Es huscht der Folklore nach durchs Gras und fügt Erntehelfern und Spaziergängern feinste Schnittwunden zu, die aber zunächst nicht schmerzen und deshalb erst sehr viel später bemerkt werden. Kinder soll es angeblich gerne schubsen.
  • Kawauso (獺; „Flussotter“): Otter-Yōkai, der seine Gestalt verändern kann und sich gerne als Bettelmönch oder Fischhändler ausgeben soll. Er wird aber auch als begnadeter Stimmenimitator beschrieben: Kawauso mischen sich gerne in fremde Gespräche ein und bringen sie durch Stimmennachahmung dreist durcheinander.
  • Mujina (貉; „Dachs“): Dachs-Yōkai, der sich gerne als Bettelmönch oder Bettelmusikant ausgibt, um bei ahnungslosen Menschen zu schnorren. Andere Mujina verführen ihre Opfer zum Glücksspiel, um sie übers Ohr zu hauen. Eine besondere Form des Mujina, der Fukuro-mujina (袋貉, „Beutel-Dachs“) hält Menschen gerne damit zum Narren, dass er sie gegen eine Wette raten lässt, was sich in seinem großen Seidenbeutel befinde (er ist in Wahrheit leer).
  • Tanuki (狸; „Marderhund“): Yōkai in Gestalt des Marderhundes (kein Waschbär!), der vorgeblich einen riesigen Hodensack vor sich herträgt, in dem er sein Gold hortet. Andere Tanuki besitzen eine übergroße Wampe, die sie als Trommel benutzen sollen. Des Weiteren kann sich der Tanuki in einen magischen Teekessel verwandeln. Zu guter Letzt ist der Tanuki für sein magisches Elmsfeuer (狸火; Tanuki-bi) berühmt.
  • Jorōgumosiehe Abschnitt „Dämonenfrauen“
  • Ōgumo (大蜘蛛, "Riesenspinne“): Yōkai in Gestalt einer gigantischen Spinne, die in Höhlen und/oder tiefen Gruben haust. Sie besitzt die Macht, ihre Gestalt zu ändern oder ihre Opfer mit Illusionszaubern zu täuschen. Oft soll sie als hübsche Frau oder als verunfalltes Mädchen erscheinen, um ahnungslose (vermeintliche) Retter in eine Falle zu locken.
  • Ushi-oni (牛鬼; „Stier-Oni“): Yōkai oder Oni in Gestalt eines anthropomorphen Stierwesens, ähnlich dem Minotaurus der griechischen Mythologie. Er kann aber auch als Riesenspinne mit Stierkopf erscheinen. Ushi-oni sind kannibalistisch geneigt und locken ihre Opfer in Gestalt niedlicher Kälbchen an. Dann hypnotisieren sie ihr Opfer und greifen es an. Andere Ushi-oni sollen sich mit der bösen Nixe →Nure-onna verbünden.
  • Nue (鵺; „Erddrossel“): Vogel-Yōkai in Gestalt der Eurasischen Erddrossel. Später wurde sie vermehrt als bizarres Mischwesen dargestellt. Der Legende nach kann sich eine Nue in eine schwarze Wolke verwandeln und fliegen. Sie gilt als Bote von Unglück und Krankheiten.
  • Nyūnai suzume (入内雀; „Palaststürmer-Spatz“): Vogel-Yōkai in Gestalt eines Spatzenschwarms, der Felder, Häuser und sogar Paläste überfällt, Vorratskammern plündert und Anwohnern alles wegfrisst. Angeblich soll er durch den Fluch eines vom Kaiserhof vertriebenen Dichters entstanden sein, der sich aus Protest zu Tode hungerte.
  • Okuri suzume (送り雀; „Geleit-Spatz“): Vogel-Yōkai in Gestalt des Rötelsperlings, der menschenfressende Yōkai begleitet, ihnen vorauseilt und nach einsamen, verirrten Wanderern Ausschau hält. Er gilt als Unglücksbote und soll auch von zauberkundigen Kami und Menschen zur Warnung Unschuldiger vor nahendem Unheil entsendet werden.
  • Tera-tsutsuki (寺つつき; „Tempelpicker“): Vogel-Yōkai in Gestalt des Japan-Grünspechts, der die Dächer von Tempeln und Schreinen demoliert und mit seinem glühenden Gefieder in Brand stecken kann. Er soll auf den Fluch eines im Zweikampf getöteten Clan-Chefs zurückgehen.
  • Yosuzume (夜雀; „Nachtsperling“): Vogel-Yōkai in Gestalt eines Spatzenschwarms, der nachts in dichten Wäldern einsamen und verirrten Wanderern auflauert. Der Schwarm stürzt sich auf das Opfer und treibt es gezielt in eine tiefe Schlucht oder Jägerfalle. Oder in die Arme eines menschenfressenden Ungeheuers.

Yōkai der Gewässer

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Gangi-kozō (岸涯小僧; „Flussufer-Junge“): Yōkai in Gestalt eines kleinen Jungen, der mit Flussotterfell bedeckt ist, schwarfe Krallen an Händen und Füßen aufweist und spitze Zähne hat. Er lebt nahe Flussufern und fängt dort große Fische. Den Menschen meidet er, so gut es geht.
  • Kappa (河童; „Flusskind“): Yōkai in Gestalt eines Schildkrötenmensches von der Größe eines Kleinkindes mit frosch-ähnlicher, schuppiger oder algenbewachsener Haut. Sie sollen in stehenden bis langsam fließenden Gewässern hausen. Kappa neigen der Folklore nach dazu, an Land schwerfällig und ungelenk zu werden, aber stark wie ein Bär zu sein. Kappa zählen mit zu den bekanntesten und beliebtesten Yōkai in Japan, gleich nach den →Kitsune.
  • Ningyo (人魚; „Fischmensch“): Yōkai in Gestalt einer „klassischen“ Meerjungfrau mit ambivalentem Charakter. Sie zu fangen, soll großes Unglück bescheren, doch ihr Fleisch zu essen, soll unsterblich machen. Angeblich können Ningyo über hundert Jahre alt werden.
  • Ōgama (大蝦蟇; „Riesenkröte“): Yōkai in Gestalt einer gigantischen, oft aufrecht gehenden und teils anthropmorphen Kröte. Dieses Wesen kann vorgeblich seine Gestalt ändern und regenbogenfarbene Wolken ausatmen. Diese sollen Opfer wie Feinde verwirren. Besonders große Ōgama tarnen sich gern als weiche Felsen oder Sitzsteine und warten geduldig, bis sich ein Wanderer oder Äffchen darauf setzt. Dann schnappen sie zu. Ōgama führen der Legende nach hin und wieder Krieg gegen die →Kappa.
  • Ōnamazu (大鯰; „Riesenwels“): Yōkai in Gestalt eines gigantischen Welses, der vorgeblich nach Lust und Laune schwere Erdbeben verursacht. Gestaltungsvorbild war der japanische Biwa-Wels (Silurus lithophilus), der für zwei angeborene Eigenarten bekannt ist: bei Gefahr oder Dürre vergräbt er sich im Schlamm, bei nahenden Erdbeben kommt er an die Wasseroberfläche und springt hektisch in die Luft. Daher galt sein Erscheinen lokal auch als Erdbeben-Vorbote und sein Ausbleiben als Vorzeichen einer schweren Dürre.
  • Suitora (水虎; „Wassertiger“): Fluss-Yōkai in Gestalt eines kleinen Jungen, der mit Karpfenschuppen bedeckt ist und ein katzenhaftes Gesicht hat. Er ist dem →Kappa und dem →Gangi-kozō ähnlich, aber mächtiger und bösartiger. Er zerrt Leute ins Wasser, ertränkt sie und saugt ihnen dann Blut und Seele aus dem Leib. Er soll auch in China hausen, wo seine Genitalien angeblich als Potenzmittel begehrt sind.
  • Umibōzu (海坊主; „Seemönch“): Yōkai in Gestalt einer gigantischen, pechschwarzen Silhouette eines ertrunkenen Mönches mit unheimlich glühenden Augen. Er soll jeden ertränken, der ihn anspricht oder nach ihm ruft und er bringt Boote zum Kentern, die sich ihm trotz Warnungen nähern. Lokale Legenden behaupten, er könne auch als pechschwarzer Tintenfisch erscheinen.
  • Ashiarai Yashiki (足洗邸; „Fuß in der Wäscherei“): Yōkai in Gestalt eines riesigen, menschlichen Fußes, der sich hüpfend fortbewegt und furchtbar stinken soll. Er dringt in Wäschereien und Badehäuser ein und verlangt ein Fußbad.
  • Baku (獏; „Tapir“): Sanftmütiger Yōkai in Gestalt eines Tapirs, der auf ehrfürchtige Bitten hin die Albträume der Menschen verschlingt. Es soll großes Glück bringen, wenn man ein Abbild eines Baku unter ein Kopfkissen legt und darauf nächtigt.
  • Kyūso (旧鼠; „Alte Maus“): Yōkai in Gestalt hundegroßer Mäuse, die die Babys anderer Tiere (vornehmlich Haustiere) rauben, um sie dann wie ihre eigenen großzuziehen. Laut Sagen und Legenden sollen Kyūso Katzen gefressen, Kätzchen aufgezogen und Menschen Schaden zugefügt haben.
  • Ōmukade (大百足; „Riesentausendfüßler“): Insekten-Yōkai in Gestalt eines gigantischen Tausendfüßlers, der in den Bergen verschiedener Präfekturen hausen soll. Angeblich ist sein Speichel giftig und ätzend zugleich. Dafür soll er aber allergisch gegen menschlichen Speichel sein.
  • Tengu (天狗; „Himmelshund“): Yōkai in Gestalt eines Mischwesens aus Hund und Vogel, dessen Aussehen vermutlich von Fledermäusen und Flughunden inspiriert wurde. Der Tengu soll Sonnenfinsternisse und Meteoriteneinschläge beschwören können und er gilt auch sonst als Unheilbote.
  • Tessō (鉄鼠; „Eiserne Ratte“): Ratten-Yōkai, der als ochsengroße Ratte oder als Wer-Ratte in anthropomorpher Gestalt erscheint. Ihm wird nachgesagt, dass er einfache Ratten (aber auch Mäuse) verhexen und zu koordinierten Überfällen und Plünderungszügen aufwiegeln könne. Er soll auf den Fluch eines entehrten und gekränkten Priesters zurückgehen, der sich aus Zorn zu Tode fastete.
  • Ushi-oni (牛鬼; „Stier-Oni“): Yōkai oder Oni in Gestalt eines anthropomorphen Stierwesens, ähnlich dem Minotaurus der griechischen Mythologie. Er kann aber auch als Riesenspinne mit Stierkopf erscheinen. Ushi-oni sind kannibalistisch geneigt und locken ihre Opfer in Gestalt niedlicher Kälbchen an. Dann hypnotisieren sie ihr Opfer und greifen es an. Andere Ushi-oni sollen sich mit der bösen Nixe →Nure-onna verbünden.
  • Jubokko (樹木子; „Baumkind“): Ein „moderner Yōkai“ aus neuzeitlichen Großstadtlegenden. Er soll auf verlassenen Schlachtfeldern wachsen und wie ein gewöhlicher Baum aussehen. Er fällt jedoch dadurch auf, dass zwischen seinen Zweigen und seinem Laub lange Dornen wachsen und zwischen seinen Wurzeln menschliche Schädel stecken. Wer ihm begegnet, solle sich einfach möglichst weit von ihm fernhalten.

Dämonenfrauen und -männer

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Ame-onna (雨女; „Regenfrau“): Yōkai-Dame, die völlig durchnässt durch den Regen wandelt und dabei unaufhörlich ihre Hände leckt. Ihr Erscheinen soll Regen ankündigen und deshalb vor allem Bauern und Gärtnern Glück bescheren. Im modernen Alltag werden trübsinnige Menschen und Grübler (aber auch Spaßverderber) gern als „Regenfrau/-mann“ bezeichnet. In manchen Provinzen wird noch heute behauptet, sie entführe Kinder, die unerlaubt im Regen spielten.
  • Futakuchi-onna (二口女, „Zweimund-Frau“): Yōkai-Dame in Gestalt einer jungen und hübschen Frau mit dichtem, langem Haar, die augenscheinlich niemals isst. An ihrem Hinterkopf, unter dem dichten Haar, versteckt sich jedoch ein dämonischer Zweitmund, der ununterbrochen obszönes Gemurmel von sich gibt und Umstehenden alles wegisst.
  • Hone-onna (骨女; „Knochenfrau“): Yōkai-Dame, die nachts durch Rotlichtviertel streift und eine rote Lotos-Laterne vor sich her trägt. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes knochendürr und lockt lustgetriebene junge Männer in ihr Gemach. Dort wartet sie, bis ihr Opfer nach dem Akt einschläft und saugt ihm dann Blut und Lebensenergie aus. Oder sie hält ihr Opfer fest, bis es verhungert ist.
  • Jakotsu-babā (蛇骨婆; „Schlangenknochen-Hexe“): Yōkai-Dame in Gestalt einer dürren und hässlichen alten Frau, die zwei Schlangen mit sich herum trägt. Die eine Schlange ist blau und speit Eis, die andere ist rot und speit Feuer. Die blaue Schlange lässt die Hexe in die Vergangenheit blicken, die rote in die Zukunft.
  • Jorōgumo (絡新婦; „Spinnenbraut“): Yōkai-Dame in Gestalt einer jungen und hübschen Frau, die auf einer Laute spielt und junge, lustgetriebene Männer nach einer Heirat oder einem sexuellen Abenteuer fragt. Sobald sie und das Opfer allein sind, enthüllt sie ihre wahre Gestalt als Riesenspinne, wickelt ihr Opfer ein und saugt es aus.
  • Kage-onna (影女; „Schattenfrau“): Yōkai-Dame, die nur als schattenhafte Silhouette nahe künstlichen oder natürlichen Lichtquellen erscheint. Ihr Umriss erscheint dann auf Papier-Trennwänden, feinen Stoffvorhängen und/oder Gardinen. Sie verschwindet, sobald die Lichtquelle verlischt, ihre Unterlage beiseite geschoben wird, oder der Beobachter zu nahe kommt und nach ihr ruft. In manchen Gegenden gilt sie als Vorbotin nahenden Unheils.
  • Kajiga Baba (鍛冶が母; „Mutter des Schmieds“): Yōkai-Dame und Hexe, die sich mit dem Wolfs-Yōkai →Senbiki-ōkami verbündet und Jagd auf Menschen macht. Sie soll auch als großer, weißer Wolf mit eiserner Schüssel auf dem Kopf erscheinen. Oft ermordet sie die Ehefrauen oder Mütter von Dorfbewohnern, um dann in deren Gestalt im Haushalt des Opfers unerkannt unterkommen und von dort aus agieren zu können. Ihr Wesen erinnert an die legendäre Baba Jaga aus der slawischen Mythologie.
  • Kejōrō (毛倡妓; „Haarige Braut“): Yōkai-Dame, die nachts durch Rotlichtviertel streift und lustgetriebenen, jungen Männern auflauert. Sie hat kein Gesicht, dafür aber umso mehr dichte, lange Haare am Kopf, mit denen sie ihre Opfer umwickelt und stranguliert, sobald sie und Opfer allein sind. Andere Legenden behaupten, sie besitze einen vom Haar verdeckten, dämonischen Schlund, mit dem sie ihre Opfer mit nur einem Happs verschlinge.
  • Kerakera-onna (倩兮女; „Kichernde Frau“): Yōkai-Dame, die nachts durch Rotlichtviertel streift und als dämonische Stalkerin gefürchtet ist. Sie zeigt sich zunächst nicht, aber ihr hämisches Kichern ist deutlich zu hören. Sie steigt ihrem Opfer nach und kichert, bis dieses sich verstört und genervt umdreht, dann zeigt sie ihr riesiges und lächerlich geschminktes Gesicht und lacht ihr Opfer schallend aus.
  • Kokuri-baba (古庫裏婆; „Vorräte raubende Alte“): Yōkai-Dame in Gestalt einer gebrechlich wirkenden Alten, die nachts auf Friedhöfen und in verlassenen Tempeln umgeht und Opfergaben sowie frisch aufgebahrte Leichnahme stiehlt, um beides zu essen.
  • Kuchisake-onna (口裂け女; „Aufreißmund-Frau“): Yōkai-Dame, die nachts durch Rotlichtviertel und leerstehende Parks streift und unter einer Maske oder hinter einem großen Faltfächer einen grotesk verbreiterten Mund verbirgt. Ursprünglich schon seit dem 17. Jahrhundert bekannt, eine Zeit lang in Vergessenheit geraten und heute überwiegend aus Großstadtlegenden überliefert. Moderne Anekdoten beschreiben, wie sie ihre Opfer erst in ein perfides Frage-Antwort-Spiel verwickelt und anschließend wahlweise verstümmelt oder tötet.
  • Nure-onna (濡女; „Nasse Frau“): Yōkai-Dame in Gestalt einer großen Seeschlange mit dem Oberkörper einer Frau, die sich an Küstenstränden aufhält. Sie soll Badenden auflauern und ihnen eine Baby-Attrappe aufschwatzen. Oder sie täuscht einen Badeunfall vor und ruft um Hilfe. In beiden Fällen wird das Opfer überrascht, sobald es seine Hilfe anbietet und ihr zu nahe kommt. Dann wird es ertränkt und gefressen. Nicht selten verbündet sich die Nure-onna mit dem Ushi-oni.
  • Ouni (苧うに; „Ramienhaar“): Yōkai-Dame in Gestalt einer buckligen alten Frau, deren grünliches Haar bis zu den Füßen reichen soll. Sie hilft der Sage nach fleißigen jungen Frauen nachts beim Garnspinnen, mag es aber nicht, wenn man ihr dankend folgen will. Dann verwandelt sie sich in ein Gebüsch aus Ramien-Nesseln und erschreckt ihre Verfolger mit einem lauten „Buh!“.
  • Rokurokubi (轆轤首; „Wendehals“): Yōkai in Gestalt einer hübschen, jungen Frau, die ihren Hals unnatürlich lang strecken kann. Der Kopf schlängelt sich während der Nacht durch die Gemächer, auf der Suche nach schlafenden Opfern. Ähnlich einem Vampir saugt der Rokurokubi seinen Opfern das Blut aus, seltener auch die Lebensenergie. Das Wesen soll aber auch gern das Öl aus traditionellen Lampen lecken.
  • Sunakake-baba (砂かけ婆; „Sand werfende Hexe“): Yōkai-Dame in Gestalt einer buckligen alten Frau, die sich in Dickichten und Gebüschen verstecken soll. Oder sie hockt, gut versteckt, auf den Dächern und Simsen von Tempeln und Eingangstoren. Sie soll großen Spaß daran haben, ahnungslose Passanten mit Sand zu bewerfen oder ihnen Sand ins Essen zu streuen.
  • Taka-onna (高女; „Turmhohe Frau“): Yōkai-Dame mit erstaunlich dehnbarem Körper. Diesen nutzt sie, um in Rotlichtvierteln Liebenden heimlich beim Akt zuzuschauen. Untreue, auf frischer Tat ertappte Ehemänner soll sie laut und wüst beschimpfend durch die Gassen jagen, physische Attacken sollen aber selten vorkommen.
  • Teketeke (テケテケ; „Lady Klick-Klack“): Yōkai-Dame in Gestalt einer hübschen, jungen Frau ohne Unterleib. Diesen soll sie verloren haben, nachdem sie absichtlich vor einen herannahenden Zug oder Bus geschubst wurde. Sie lauert ihren Opfern nachts auf verlassenen Bahnhöfen oder in Zuglatrinen auf. Dort soll sie jungen Männern in Windeseile auf ihren Ellenbogen hinterher robben und ihnen mit einer großen Sichel beide Beine abschlagen.
  • Tsurara-onna (つらら女; „Eiszapfenfrau“): Yōkai-Dame in Gestalt einer hübschen, jungen Frau, die aus beseeltem Eis besteht und nur im Winter überleben kann. Sie soll einsamen, jungen Männern erscheinen, die sich eine Heirat wünschen. Der Mann darf sie jedoch nie nach ihrem Namen fragen und er darf niemals untreu werden. Andernfalls würde er entweder an einem riesigen Eiszapfen aufgespießt oder zu einer Eisstatue gefroren und im Frühjahr schmelzen und verschwinden.
  • Ubume (産女; „Entbindungsfrau“): Yōkai-Dame in Gestalt einer stets kränklich wirkenden Frau mit freiem Oberkörper, die in der Nähe von Friedhöfen und Flüssen umgeht. Sie soll schwangeren Frauen erscheinen, um sie vor einer Fehl- oder gar Totgeburt zu warnen, nachdem sie während der Schwangerschaft oder Geburt ihres eigenen Kindes starb. In manchen Gegenden soll sie nun anderen Müttern ihre Säuglinge rauben. Sie erinnert in vielerlei Hinsicht an die berühmte Sagengestalt „La Llorona“.
  • Warai-onna (笑い女; „Gelächterfrau“): Yōkai-Dame in Gestalt einer hübschen, jungen Frau, die in den dichten, dunklen Bergwäldern der Präfektur Kōchi umgehen soll. Ihr wird nachgesagt, dass sie anfängt, hysterisch und schrill zu lachen, wenn man sie anspricht. Das Opfer verfällt umgehend dem Zwang, selbst hysterisch zu lachen, bis es Atemnot bekommt und ohnmächtig wird. Auf den Schock soll eine Fieberattacke folgen, die unbehandelt zum Tod führen könne. Sie weist gewisse Ähnlichkeiten mit der berüchtigten → Kerakera-onna auf.
  • Yamauba (山姥; „Gipfelhexe“): Ogerin in Gestalt einer weißhaarigen alten Frau, die in Bergwäldern nahe der Gipfel haust. Sie erscheint meist als mürrische Herumtreiberin und Bettlerin auf Märkten und in Hintergassen. Während sie vielerorts als mächtige Naturgöttin und Orakel verehrt wird, ist sie in manchen ländlichen Gegenden noch heute als Kinder raubende Hexe und Kannibalin gefürchtet. Sie soll zudem eine begnadete Gestaltwandlerin sein und unnatürlich viel essen können.
  • Yuki-onna (雪女, „Schneefrau“): Yōkai-Dame in Gestalt einer hübschen, jungen Frau mit langem, weißen Haar in weißem Kimono. Sie soll während besonders kalter und verschneiter Winter und/oder nahe schneebedeckter Berggipfel umgehen. Ihr Erscheinen kündigt Schneestürme und/oder Lawinen an. Ihr zu folgen, kann böse enden, weil sie dann ihre Opfer gerne in Schneegestöber lockt.
  • Abura-akago (jap. 油赤子; „Öl-Baby“): Yōkai in Gestalt eines kleinen Jungen, der nachts durch Häuser, Paläste und Tempel schleicht, um das Öl aus traditionellen Lampen und Kerzenständern zu lecken. Er soll manchmal Nippes und Lämpchen stibitzen, sonst aber harmlos sein.
  • Amefuri-kozō (雨降小僧; „Platzregen-Junge“): Yōkai in Gestalt eines kleinen Jungen mit Kapuze und Laterne, dessen Erscheinen Regen ankündigt. Mit seiner Laterne soll er Platzregen beschwören können.
  • Mikoshi-nyūdō (見越入道; „gaffender Priester“): Yōkai in Gestalt eines hageren, hochgewachsenen Wanderpriesters, der sich an einsame Spaziergänger heranpirscht und mit einem lauten „Buh!“ erschreckt, oder ihnen über die Schulter gafft, bis sie sich von allein erschrecken.
  • Nuppeppō (ぬっぺふほふ; „Verschmierte Maskerade“): Yōkai in Gestalt eines unförmigen Fleischklumpens mit angedeuteten Gesichtszügen, der rasend schnell auf seinen Stummelbeinchen umherwuseln kann. Er hat keine Ohren und Finger, riecht aber „atemberaubend“. Er soll seine Freude daran haben, ahnungslose Passanten zu einem Fangen-Spiel aufzufordern.
  • Shirime (尻目; „Anus-Auge“): Yōkai in Gestalt eines schlanken, hochgewachsenen Humanoiden mit haarloser, sehr blasser Haut. Er ist nur dürftig gekleidet und verbirgt seinen gesichtslosen Kopf unter einem großen Reishut. Er erschreckt ahnungslose Passanten damit, dass er ihnen seinen Hintern entgegenstreckt. In seinem Anus steckt ein großes, menschliches Auge, das hell leuchtet.
  • Tōfu-kozō (豆腐小僧; „Tofu-Junge“): Yōkai in Gestalt eines kleinen Jungen mit übergroßem Kopf und riesigen Reishut, der stets ein Brettchen oder Tablett mit einem großen Tofu-Würfel darauf mit sich herum trägt. An sich harmlos, kann er dennoch etwas lästig werden, weil er Leuten gerne beharrlich nachdackelt und um noch mehr Tofu bettelt.
  • Yamabito (山人; „Bergmensch“): Yōkai in Gestalt eines stattlichen Berghünen, dessen Beschreibung an jene des berühmten Bigfoot der nordamerikanischen Folklore erinnert. Er soll dem Menschen mal wohlwollend, mal übel gesinnt sein.

Tsukumogami (nach Kategorie sortiert)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Tsukumogami (付喪神; wörtl. „100-Jahr-Geister“, sinnbildl. „Artefakt-Geister“) bezeichnen Shintō, Buddhismus und Folklore vielerlei Arten von Objekten, die von Menschenhand geschaffen wurden und durch eine umherirrende Seele oder durch einen niederen Kami beseelt und zum Leben erweckt werden. Diese Gegenstände (Artefakte) können Haushalts- und Alltagsgegenstände, Musikinstrumente und Kleidungsstücke, ja sogar Werkzeuge und Waffen sein. Eine Art Grundvorraussetzung für die Beseelung von Artefakten ist deren Alter, das weit über das gewohnte Gebrauchsalter hinausgeht und fast immer ein Minimum von 100 Jahren beträgt. Des Weiteren scheint es Bedingung zu sein, dass der Gegenstand entweder dauerhaft und ununterbrochen vernachlässigt oder mit größter Sorgfalt und Hingabe gepflegt wurde. Es besteht also eine besonders starke emotionale Bindung zwischen Schöpfer und Artefakt. Dies spiegelt sich dann später im Charakter des Tsukumogami wieder: aus vernachlässigten Artefakten werden bösartige, umtriebige Vandalen und Störenfriede, geliebte und gepflegte Artefakte bleiben ihren Schöpfern und/oder Besitzern auf ewig treu.

Kleider-Tsukumogami
  • Bake-zōri (化け草履; „Spukende Sandalen“): Beseelte Strohsandalen (Zōri) mit nur einem Auge, zwei Armen und zwei Beinen. Sie treten fast immer paarweise auf und sollen singend und plärrend durchs Haus rennen, bevor sie für immer davonlaufen.
  • Eritate-goromo (襟立衣; „Hoher Stehkragen“): Beseelte Prachtrobe mit Stehkragen, in der die Seele des mystischen Koboldkönigs Sōjōbō hausen soll. Der Eritate-goromo wird der Sage nach von den →Tengu verehrt.
  • Ittan-Momen (一反木綿; „Baumwollstreifen“): Beseeltes Laken aus Baumwolle oder Leinen, das sich als Vorhang, Gardine oder Bettlaken tarnt und vorbeistromernden Menschen auflauert. Kommt man ihm zu nahe, umwickelt er sein Opfer, bis dieses erstickt oder zerdrückt ist.
  • Kosode-no-te (小袖の手; „Hand-im-Kosode“): Besessener, kurzärmeliger Kimono oder Bademantel (Kosode), der vorgeblich Frauen begrapscht und Männer erwürgt. Wer ihn trägt, wird krank und verliert seine Lebensenergie.
  • Mino-waraji (蓑草鞋; „Beschuhter Strohmantel“): Beseelter Strohmantel mit Strohschuhen, der am Rande von Bambushainen und/oder auf Reisfeldern umgehen soll. In ihm wohnt die Seele eines unglücklich verstorbenen oder übereifrigen Feldarbeiters, der auch nach dem Tode nicht von seiner Arbeit lassen kann.
Musikinstrument-Tsukumogami
  • Biwa-bokuboku (琵琶牧々; „Lautengoblin“): Beseelte japanische Laute (Biwa), die leise und traurig in leeren Zimmern sitzt und ihre Vernachlässigung beklagt. Oder sie tanzt klimpernd und lärmend durchs Haus.
  • Koto-furunushi (琴古主; „Zither des alten Meisters“): Beseelte japanische Zither (Koto), die nur erwacht, wenn sie für 100 Jahre mit Liebe, Hingabe und Respekt gespielt wurde. Sie dankt es ihrem Besitzer mit lieblicher Musik, ohne dass man auf ihr zu spielen braucht.
  • Nyūbachi-bō (乳鉢坊; „Zimbel-Mönch“): Beseelte japanische Zimbel, die sich in eine Mönchsrobe kleidet und nun durch Tempel und Klöster wandelt. Sie soll laut scheppern, wenn sich böse Geister oder Menschen nähern. Oder sie erschreckt zum Spaß dösende Mönche.
  • Shamisen-chōrō (三味線長老; „Shamisen des Ältesten“): Beseelte japanische Shamisen, die leise und traurig in leeren Zimmern sitzt und ihre Vernachlässigung beklagt. Oder sie verlässt das Haus und zieht wie ein Bettelmusikant durch die Lande, um für ein Almosen zu spielen.
  • Shōgōrō (鉦五郎; „Ahnengeist-Gong“): Beseelter Tempelgong, der wie eine Schildkröte durch Tempel, Schreine und/oder Klöster krabbelt und nach seinem Schlägel sucht. Wehe, er findet ihn: dann terrorisiert er sämtliche Bewohner mit ohrenbetäubendem Geschepper.
Kriegsgerät-Tsukumogami
  • Abumikuchi (鐙口; „Steigbügel-Fratze“): Beseelter Steigbügel, der während einer Schlacht verloren ging und nun wie ein treues Hündchen auf seinen ehemaligen Besitzer wartet.
  • Furu-utsubo (古空穂; „Uralter Köcher“): Beseelter, antiker Köcher für Jagd- und Kriegspfeile, der auf einem Schlachtfeld oder bei einer unglücklich verlaufenen Jagd verloren ging und vergessen wurde. Nun sucht der Köcher nach seinem ehemaligen Besitzer.
  • Kurayarō (鞍野郎; „Sattelschelm“). Beseelter, altmodischer Pferdesattel mit Pferdekopf, der schwebend auf vergessenen Schlachtfeldern umgehen soll. Er sucht dort seinen ehemaligen Besitzer, der im Krieg gefallen war. Fremden gegenüber gibt er sich aggressiv und respektlos.
Haushalt-Tsukumogami
  • Boroboroton (暮露暮露団; „Zerlumpte Schlafmatte“): Beseelte Schlafmatte (Futon), die sich nachts schwebend durchs Haus bewegt und jeden, der ihr zu nahe kommt, umschlingt und erstickt oder zerquetscht.
  • Chōchin-obake (提灯お化け; „Laternenmonster“): Von einem Irrlicht besessene Papierlaterne (Chōchin), die ahnungslose Menschen erschreckt oder ihnen die Laternen und Kerzen ausbläst. Es wird aber auch von gutmütigen Chōchin-obake erzählt, die Menschen mit ihrem Licht den Weg leuchten.
  • Hahakigami (箒神; „Reisigbesen-Gott“): Beseelter Reisigbesen, der unablässig Treppen, Eingänge und Hallen von Tempeln und Klöstern fegen soll. Er tut dies aber nur, solange er sich unbeobachtet fühlt.
  • Hone-karakasa (骨傘; „Knochenregenschirm“): Beseelter Regenschirm, der so arg zerfleddert ist, dass er fast nur noch aus seinem Gestell besteht. Trotzdem soll er fliegen können und vor allem bei aufziehenden Unwettern zu sehen sein.
  • Kaichigo (貝児; „Muschelkind“): Vergessenes, nun beseeltes Kaiawase-Muschelspiel, das gelangweilt mit sich selber spielt.
  • Kameosa (瓶長; „Langer Krug“): Beseelter Sakekrug, der nie leer geht und seinem Besitzer gerne reichlich einschenkt. Dies tut er aber nur, wenn er mindestens 100 Jahre mit Respekt und Sorgfalt behandelt wurde.
  • Kasa-obake (傘おばけ; „Regenschirm-Monster“): Besessener Regenschirm, der unter seinem Dach eine monsterhafte Fratze verbirgt. Er hat nur ein Auge, zwei Arme und eine lange, klebrige Zunge. Kasa-obake erschrecken ihre Besitzer und tragen sie dann meilenweit davon.
  • Kyōrinrin (経凛々; „Altehrwürdige Sutra“): Besessene Schriftrolle (Sutra), die in verlassenen und wenig frequentierten Bibliotheken und Archiven lauern soll. Wer Glück hat, kann von seinen Schriften viel Gutes lernen. Wer Pech hat, wird von Kyōrinrin aus der Bibliothek gejagt.
  • Mokumoku-ren (目目連; „Augen, überall Augen“): Gestaltloser Yōkai, der in Trennwände, Fenster und/oder Tapeten fährt und von dort aus die Hausbewohner ausspioniert. Man soll nur seine unzähligen, schwach glühenden Augen aus Ritzen, Fugen und Löchern spähen sehen.
  • Narigama (鳴釜; „Läutender Kessel“): Beseelter Kessel oder Kochtopf, der seinen Besitzer mit einem Pfeifen oder Läuten erschreckt, das wie Vogel- oder Babygeschrei klingt. Manchen Narigama sollen Arme und Beine wachsen und sie laufen geschwind davon.
  • No-kama (野鎌; „Pflügende Sense“): Von einem Wiesel-Yōkai besessene Erntesichel oder Ackersense, die ahnungslosen Spaziergängern wild rotierend hinterher fliegen soll. Zusammenstöße enden nicht selten tödlich.
  • Suzuri-no-Tamashi (硯の魂; „Beseelter Tintenstein“): Beseelter Tintenstein, der Kriegsgeschichten lebendig werden lässt und dem Autor oder Künstler Unglück bringt.
  • Ungaikyō (うんがいきょう; „Verrauchter Spiegel“): Besessener Spiegel, der seine Betrachter damit erschreckt, dass er ihnen eine monsterhaft verzerrte Version ihres Gesichts zeigt. Schaut ein verkleideter Yōkai in den Spiegel, wird sein wahres Gesicht enthüllt.

Geister und Spuk

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Rei oder Ryō (霊; „Geist“) bezeichnen Shintō, Buddhismus, Daoismus, Shugendō und Folklore vielerlei Arten von Geister- und Spuk-Wesen, die aus den Seelen Verstorbener hervorgehen sollen. Ihr Charakter soll davon abhängig sein, auf welche Art und Weise der Verstorbene sen Leben verlor, was er im Augenblick des Todes gefühlt hatte und ob er reinen Herzens gewesen war. Dabei unterteilen sich die Geister der japanischen Mythologie und Folklore in folgende Gruppen: Yūrei (幽霊; „Gespenst“, „Fantom“), Bōrei (亡霊; „Totengeist“), Gōryō (五郎; „Ahnengeist“), Onryō (怨霊; „Rachegeist“), Shiryō (死霊; „Toter Geist“) und Sōzurei (騒幽霊; „Lärmgeist“, „Poltergeist“). Die Übergänge können dabei fließend sein, weil verschiedene Gespenstertypen charakterliche und/oder fertigkeitenbezogene Gemeinsamkeiten aufweisen. Zu den Ryō gehören aber auch Irrlicht-Erscheinungen wie das Onibi (鬼火; „Onifeuer“), das Kitsunebi (狐火; „Fuchsfeuer“) und das Tanuki-bi (狸火; „Marderhund-Feuer“). Von der Natur her sind Irrlichter der japanischen Folklore nach allesamt ähnlich oder gar gleich, nur ihre jeweiligen Bezeichnungen verweisen auf ihre Herkunft oder ihren Schöpfer.

  • Akaguchi (赤口; „Roter Rachen“): Feuergeist, der als schwarze Wolke mit glühender Fratze auf verwahrlosten Reis- und Hanffeldern umgeht und ahnungslose Menschen anbrüllt. Wird er gereizt, kann er Feuer ausatmen und alles und jeden in Brand setzen.
  • Ao-Andō (青行燈; „Blauer Stehlampen-Geist“): Geist oder Yōkai, der in einer traditionellen Stehlampe (Andon) hausen soll. Er erscheint vorgeblich dann, wenn man während eines bestimmten Rituals zuviele Geistergeschichten erzählt. Dann entsteigt der Ao-Andō seiner Laterne und verschleppt den Erzähler in seine Welt, um sich auf ewig unterhalten zu lassen.
  • Chōchin-bi (提灯火; „Laternenfeuer“): Irrlicht, das sich in einer traditionellen Papier-Laterne (Chōchin) versteckt. Es soll sich um ein Irrlicht oder →Kitsunebi handeln, das seinem Beschwörer ausgebüxt war, einen eigenen Willen erlangte und nun einfach seine Ruhe haben möchte.
  • Haka-no-hi (墓の火; „Grabfeuer“): Feuerspuk, der auf alten, verlassenen Friedhöfen erscheinen und aus zerfallenen oder geplünderten Gräbern aufsteigen soll.
  • Hitodama (人魂, „Menschenseele“): Irrlicht, das aus einer verirrten, menschlichen Seele hervorgehen soll. Es wird überliefert, dass sich Seelen von Unglücks- oder Mordopfern aus Kummer in Irrlichter verwandelten, wenn sie kein würdevolles Begräbnis erhielten. Legenden um Irrlichter sollen auf das Leuchten besonders großer Glühwürmchenarten zurückgehen.
  • Kazenbō (火前坊; „Flammenmönch“): Geist eines brennenden Mönches, der auf dem Berg Toribeyama umgehen soll. Er soll harmlos sein, sein Erscheinen kann dennoch ein verstörender Anblick sein.
  • Kitsunebi (狐火; „Fuchsfeuer“): von einem →Kitsune beschworenes und beseeltes Irrlicht. An sich harmlos, ist es dennoch unklug, ihm zu folgen: der Kitsune versucht, den Beobachter in eine Falle zu locken oder das Opfer zu verhexen.
  • Koemon-bi (小右衛門火; „Koemons Feuer“): Irrlicht in Gestalt eines Feuerballs mit dem Gesicht eines Mannes darin. Es soll auf den Fluch eines zum Tode verurteilten Räuberhauptmanns namens Koemon zurückgehen.
  • Kosenjōbi (古戦場火; „Altes-Schlachtfeld-Feuer“): Feuerspuk, der auf alten, verlassenen Schlachtfeldern umgehen soll.
  • Kunekune (くねくね; „Der Zappelnde“): Geist aus modernen Großstadtlegenden, der in traditionellen Vogelscheuchen hausen und an heißen Sommertagen auf Reis- und Getreidefeldern umgehen soll. Wer ihn zu lange anstarrt, soll verrückt werden, wer ihm zu nahe kommt, werde getötet.
  • Mino-bi (蓑火; „Strohmantel-Feuer“): Feuerspuk, der sich in regnerischen Nächten in traditionellen Strohmänteln verfangen soll. Eigentlich harmlos, doch sollte man nicht versuchen, es mit bloßen Händen wegzuwischen.
  • Onibi (鬼火; „Onifeuer“): Irrlicht, das nur von einem Oni beschworen werden kann. Onibi sollen gezielt Menschen verfolgen und angreifen, ihre Anwesenheit gilt als böses Omen.
  • Shiranui (不知火; „Unmögliches Feuer“): Feuerspuk, der auf offener See in Küstennähe erscheinen soll. Er wird von Fischern und Matrosen als gutes Omen betrachtet, weil sein Leuchten den Weg zur Küste weist.
  • Shiryō (死霊; „Toter Geist “): Rachsüchtiger Geist, der durch eine missglückte oder sabotierte Beschwörung entstehen soll. Er kann von Lebenden Besitz ergreifen und sie in den Selbstmord treiben, um dann deren Geist zu schikanieren.
  • Sōgen-bi (叢原火; „Sōgens Feuer“): Irrlicht in Gestalt eines Feuerballs mit dem Kopf eines schreienden Mannes darin. Er soll auf den Fluch eines falschen und abtrünnigen Mönches zurückgehen, der für seine Habgier und seine diebischen Finger bestraft wurde.
  • Tanuki-bi (狸火; „Marderhund-Feuer“): Irrlicht oder Feuerspuk, der von →Tanuki beschworen wird. Es soll Menschen verwirren oder dem Tanuki als Weglicht dienen. Es geht wahrscheinlich auf das Glühen von Zigaretten und Tabakpfeifen zurück.
  • Toire no Hanako-san (トイレの花子さん; „Hanako von der Toilette“): Geist aus modernen Großstadtlegenden in Gestalt einer jungen Schülerin. Hanakos Geist soll in Schultoiletten hausen und beschworen werden können, indem man sie zum Spielen einlädt. Kommt man dem Versprechen jedoch nicht nach, soll Hanako den Beschwörer gekränkt töten.
  • Tsurube-bi (釣瓶火; „Feuerkübel“): Geist, der aus einem Irrlicht hervoging und nun in den Ästen hoher Bäume hausen soll. Er nutzt seine lange Mähne, um wie ein Jojo auf- und ab zu schwingen. Er soll großen Spaß daran haben, ahnungslose Passanten zu erschrecken.

Hauptliteratur zu Yōkai, Han'yō und Tsukumogami

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • U. A. Casal: The Goblin Fox and Badger and Other Witch Animals of Japan. In: Folklore Studies, 18. Band. Nanzan Press, Nagoya 1959, ISSN 1177429.
  • John Knight: Waiting for Wolves in Japan: An Anthropological Study of People-wildlife Relations. Oxford University Press, Oxford (UK) 2003, ISBN 9780199255184.
  • Theresa Bane: Encyclopedia of Spirits and Ghosts in World Mythology. McFarland, Jefferson 2016, ISBN 978-1-4766-6355-5.
  • Theresa Bane: Encyclopedia of Beasts and Monsters in Myth, Legend and Folklore. McFarland, Jefferson 2016, ISBN 9780786495054.
  • Hiroko Yoda, Matt Alt: Japandemonium Illustrated: The Yokai Encyclopedias of Toriyama Sekien. Dover Publications, New York/Mineola 2017, ISBN 978-0-486-80035-6.
  • Michael Dylan Foster: Pandemonium and Parade: Japanese Monsters and the Culture of Yokai. California Press, Berkeley 2009, ISBN 978-0-520-25362-9.
  • Michael Dylan Foster: The Book of Yokai: Mysterious Creatures of Japanese Folklore. California Press, Berkeley 2015, ISBN 978-0-520-27101-2.
  • Noriko T. Reider: Tales of the Supernatural in Early Modern Japan: Kaidan, Akinari, Ugetsu Monogatari. Edwin Mellen Press, Lewiston 2002, ISBN 978-0-773-47095-8.
  • Murakami Kenji: 妖怪事典. Mainichi shinbun, Tokio 2000, ISBN 978-4-620-31428-0.
  • Murakami Kenji: 京都妖怪紀行 地図でめぐる不思議・伝説地案内. Kadokawa Shoten, Tokio 2007, ISBN 978-4-04-710108-1.
  • Shigeru Mizuki: 決定版日本妖怪大全 妖怪・あの世・神様. Kōdansha bunko, Tokio 2014, ISBN 978-4-06-277602-8.
  • Shigeru Mizuki: 図説 日本妖怪大鑑. Kōdansha bunko, Tokio 2007, ISBN 978-4-06-281126-2.
  • Shigeru Mizuki: 妖鬼化. Softgarage, Tokio 2004, ISBN ISBN 978-4-86133-027-8.
  • Katsumi Tada: 幻想世界の住人たち IV: 日本編. Shinkigensha, Tokio 1990, ISBN 978-4-915146-44-2.
  • Katsumi Tada: 絵本百物語, 桃山人夜話. Kokusho Publishing Association, Tokio 1997. ISBN 978-4-336-03948-4.
  • Katsumi Tada: 絵解き 画図百鬼夜行の妖怪. Kadokawa Shoten, Tokio 2004, ISBN 978-4-04-883903-7.

Kleines Lexikon der japanischen Mythologie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Bake (化け): „Kobold“ (wenn es ein Wesen betrifft), „Spuk“ (wenn es ein Ereignis betrifft)
  • ...bi/...hi (...火): „...feuer“, „...flamme“
  • Bōrei (亡霊): „Totengeist“
  • Gōryō (五郎): „Ahnengeist“
  • Han’kami (半神): „Halbgott“
  • Han’yō (半妖): „Halbdämon“
  • Kaī (怪): „Phänomen“
  • Kami/...gami (神)/(...神): „Gott“
  • Noroi (呪い): „Fluch“
  • Ōbake (お化け): „Monster“
  • Oni (鬼): „Teufel“, „Oger“
  • Onryō (怨霊): „Rachegeist“
  • Rei/Ryō (霊): „Geist“
  • Tamashi/...tama/...dama (...魂): „Seele“
  • Yōkai (妖怪): „Dämon“
  • Yūrei (幽霊): „Gespenst“, „Fantom“