Borna (Liebschützberg)

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Borna
Koordinaten: 51° 19′ N, 13° 11′ OKoordinaten: 51° 18′ 50″ N, 13° 11′ 7″ O
Einwohner: 432 (31. Dez. 2020)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1997
Postleitzahl: 04758
Vorwahl: 03435
Borna (Sachsen)
Borna (Sachsen)

Lage von Borna in Sachsen

Kirche in Borna (2015)

Borna ist ein Ortsteil der Gemeinde Liebschützberg im Landkreis Nordsachsen in Sachsen.

Geografie und Verkehrsanbindung

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Der Ort liegt östlich von Oschatz und westlich von Riesa an der S 31. Durch den Ort fließt die Döllnitz, ein linker Nebenfluss der Elbe, die weiter östlich fließt. Südlich verläuft die B 6 und östlich die B 182.

Die Ortshistorie ist geprägt durch die Geschichte des Gutes in Borna. Dorf und Rittergut bildeten bis weit zum Anfang des 20. Jahrhunderts hinein juristisch betrachtet zwei eigenständige Ortschaften. Früh waren Ort und Gut bei der Familie von Truchsess, auch Truchsess von Borna oder Truchsess von Wellerswalde genannt, mit einem Hauptsitz in Borna. Sie übten auch das Truchsess-Amt der Markgrafschaft Meißen aus.[2] Bereits 1203 treten sie als Zeugen in alten Urkunden auf.[3] Auch in der Umgegend besaßen sei einige Hufen.[4] Bis 1498 finden sich Nachweise ihres Grundbesitzes in Borna.[5] Mitte des 18. Jahrhunderts waren Teile des Gutes bei der Familie von Schönberg. Bekannter Vertreter dieses Adelsgeschlecht vor Ort war Otto Christian von Schönberg-Bornitz (1721–1785), der während des Siebenjährigen Krieges einige Jahre in preußischer Gefangenschaft verbrachte. An ihn erinnert bis heute ein Schild in der Patronatsloge der Kirche Borna samt Ketten aus seiner Haftzeit.[6] Er war ein direkter Nachfahre des Hausmarschalls Hans Wolf von Schönberg.

Um 1833 ist ein Rittergutsbesitzer von Starschedel der Gutsinhaber.[7] Vor 1871 war Gut Borna dann in bürgerlichen Händen des E. Schönberg, er wohnte aber in Pochra bei Riesa.[8] Im Ort Borna befanden sich 1880 etwa 50 bewohnte Gebäude mit einer Gesamteinwohnerzahl von 348 Einwohnern, auf dem Gut waren zwei Wohneinheiten und 23 Bewohner und das dazugehörige Vorwerk Borna besaß ein Gebäude mit sechs Einwohner.[9]

Eine Familiengruft in Borna erinnert an die letzten Gutseigentümer, an die alte Adelsfamilie von Byern. Erworben hatte die Begüterung Borna 1877 der Landwirt Gero von Byern (1846–1891).[10] Er war der Sohn des Rudolf von Byern (1805–1882) und der Klara von Britzke (1817–1893) auf Schloss Parchen. Das Mitglied des Deutschen Reichstags Rudolf von Byern war sein Bruder. Das Rittergut Borna hatte 1908 einen Umfang von 250 ha und gehörte zunächst einer Erbengemeinschaft.[11] Die Erben waren die Witwe Melanie, geborene Keil, Tochter des Schriftstellers Ernst Keil und der Lina Aston, und die Kinder Horst,[12] Katharina und Gerhard, der selbst dann später Plantagenbesitzer wurde und den Besitz Plantage Borna benannte, in Deutsch-Ostafrika liegend. Alleinerbe wurde vor 1925 auf den damals 298 ha[13] dann Horst von Byern (1873–1930) verheiratet mit Anneliese von Treu (1874–1956), die als Witwe zuletzt in Leipzig lebte und das Rittergut an den Sohn Gero von Byern gab.[14]

Familiengruft der von Byern in Borna

Am 1. Juli 1950 wurden die bis dahin eigenständigen Gemeinden Bornitz und Wadewitz eingegliedert.

In der Liste der Kulturdenkmale in Liebschützberg sind für Borna acht Kulturdenkmale aufgeführt.

  • Historie der ausgestorbenen Truchsess von Borna. In: Georg Christoph Kreyßig: Beyträge zur Historie derer Chur- und Fürstlichen Sächsischen Lande. Band 3. Richtersche Buchhandlung, Altenburg 1756, S. 55 ff. Digitalisat
  • Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, A (Uradel), Band XII, Band 55 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1973, ISBN 3-7980-0755-1, S. 112 f. ISSN 0435-2408. Mit Bildnis vom Herrenhaus Borna.
Commons: Borna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Borna. Website der Gemeinde Liebschützberg – Geschichte, OT Borna.
  • Borna im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Einzelnachweise

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  1. Liebschützberg – Borna. Abgerufen am 10. Februar 2023.
  2. G. A. v. Mülverstedt, Ad. M. Hildebrandt: Großes und allgemeines Wappenbuch. In: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch. Neue Auflage. 6. Abtl. 5. Der abgestorbene Adel in der Provinz und Mark Brandenburg. Ausgestorbener Preussischer Adel, Truchsess. Bauer & Raspe. Besitzer Emil Küster, Nürnberg 1880, S. 97 (google.de).
  3. G. A. von Mülverstedt (Hrsg.): Diplomatarium Ileburgense. Urkunden-Sammlung zur Geschichte und Genealogie der Grafen zu Eulenburg. E. Baensch jun., Magdeburg 1877, S. 3 (uni-duesseldorf.de).
  4. August Haake: Historisch-statistische Nachrichten von dem kursächsischen Amt Torgau. In: Programm des Gymnasiums zu Torgau. 1887. Progr. Nr. 238. Auflage. Fr. Lebinsky, Torgau 1887, S. 5 (uni-duesseldorf.de).
  5. Truchsess v. Borna, Truchsess v. Born und Wellerswalde (früher Truchsess v. Borna). In: Ernst Heinrich Kneschke im Verein mit mehreren Historikern (Hrsg.): Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. Band 9. Friedrich Voigt, Leipzig 1870, S. 287 (uni-duesseldorf.de).
  6. Rotgrüne Löwen. Die Familie von Schönberg in Sachsen. In: Lars-Arne Dannenberg, Matthias Donath (Hrsg.): Adel in Sachsen. Band 4, Schlesische Kriege und Siebenjähriger Krieg. Elbland, Meißen 2014, DNB 1058663550, S. 424.
  7. J. H. Lehnert-Falkenrehde (Hrsg.): Eunomia oder die Pflichtenlehre des Christentums. „Sey überall vorsichtig und behutsam.“. C. F. Amelang, Berlin 1835, S. 227 (digitale-sammlungen.de).
  8. B. Koch, G. Richter (Hrsg.): Amtsblatt für die landwirthschaftlichen Vereine, zugleich Organ für die landwirthschaftlichen Versuchs-Stationen des Königreiches Sachsen. 19. Auflage. Neue Folge. II., Nr. 4 Landwirtschaftlicher Kreisverein Leipzig. E. Schönfeldt (G. A. Werner), Dresden 1. April 1871, S. 39 (google.de).
  9. Statistisches Bureau des Königlichen Ministeriums des Innern (Hrsg.): Alphabetisches Verzeichnis der im Königreiche Sachsen belegenen Stadt- und Landgemeinden mit den dazugehörigen, besonders benannten Wohnplätzen, ingleichen der Rittergüter und sonstigen eremten Grundstücke. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Oschatz. C. Heinrich, Dresden Oktober 1884, S. 373 (google.de).
  10. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Alumnatsverzeichnis. Band I, Zögling von Byern, Gero Friedrich-No.: 1148. Selbstverlag. Druck P. Riemann, Belzig, Ludwigslust 1913, S. 246 f. (staatsbibliothek-berlin.de).
  11. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser 1908. Der in Deutschland eingeborene Adel. In: GGT „Der Gotha“. 9. Auflage. Byern, Stammreihe. 1. Ast. Justus Perthes, Gotha 1907, S. 143 (Textarchiv – Internet Archive).
  12. Programm des Königlichen Gymnasiums zu Wurzen in Sachsen. 1892. 1892. Programm 543. Auflage. II. Statistische Uebersicht, 3. Nr. 36. Obersekunda. Gustav Jacob, Wurzen 1892, S. 38 (uni-duesseldorf.de).
  13. Ernst Ullrich, Ernst Seyfert: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band IX. 1925. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Güter und Wirtschaften im Freistaat Sachsen. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter bis zur Größe von ungefähr 15 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, der Grundsteuereinheiten, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts, der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung der Ldw. K. des Freistaates Sachsen und anderer Behörden, nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben (Hrsg.): Standardwerk der Land-und Forstwirtschaft. 3. Auflage. IV. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Oschatz. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1925, S. 405 (slub-dresden.de).
  14. Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser 1973. A (Uradel). In: Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA. Band XII, Nr. 55. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1973, DNB 730369242, S. 111 f.