Buchmeisterin

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Die Buchmeisterin kümmerte sich in den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Frauenklöstern um die Bibliothek. Sie war damit eine Vorgängerin der Bibliothekarin.

Buchmeisterin aus der Handschrift von Johannes Meyer: Ämterbuch, 1483, Universitätsbibliothek Leipzig, Ms. 1548, fol. 89r.

Tätigkeitsbereich

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Eine Buchmeistern war dafür verantwortlich, dass die Klosterbibliothek benutzbar war und keinen Schaden nahm. Sie hatte sich um die Vermehrung des Bücherbestandes, also den Erwerb von Schriften, und um seine sichere Aufbewahrung sowie die konservatorische Betreuung zu kümmern. Sie musste alle vorhandenen Werke ordnen, diese mit einem Besitzeintrag versehen und die Inventarisierung der vorhandenen Handschriften und Drucke vornehmen. Neben dem Führen von Registern oblag ihr auch die Organisation der Ausleihen innerhalb des Klosters an einzelne Nonnen, aber auch an andere Klöster. Weiterhin gehörte zu den Aufgaben das Ausleihen von Handschriften und Büchern aus anderen Klöstern, damit diese kopiert werden konnten,[1] denn zahlreiche Frauenklöster, wie das Katharinenkloster Nürnberg, unterhielten ein eigenes Skriptorium.[2]

Das Amt der Buchmeisterin wird ausführlich im 1454 verfassten Ämterbuch des Dominikaners Johannes Meyer beschrieben, das in zahlreichen Frauenklöstern kopiert wurde. Meyer, der sich in süddeutschen Frauenklöstern um die Reformierung des Ordenslebens kümmerte, widmete der Organisation von Klosterbibliotheken einen Abschnitt in seiner Schrift.[3] Dort heißt es: Jtem die buoch maysterin soll och guoten fliss haben[,] das nach ordnung der priorin die buecher wol gebessrat vnd corrigiert werden vnd och geregistriert vnd gebunden vnd geczaichnet …[4]

Bekannte Buchmeisterinnen

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Nur wenige Namen von Buchmeisterinnen wurden überliefert. Bekannt sind Regula Keller, die Ende des 15. Jahrhunderts im Kloster St. Katharina (St. Gallen) nachgewiesen ist und sich um den Erhalt der dortigen Bibliothek verdient gemacht hat.[5] Nachgewiesen sind auch um 1447 Elspet Furterin aus dem Kloster Engelthal bei Nürnberg[6] und die Buchmeisterinnen des Katharinenklosters in Nürnberg: Auf Kunigund Niklasin (gest. 1457), die Mitte des 15. Jahrhunderts im Katharinenkloster in Nürnberg die deutschsprachigen Handschriften der Bibliothek[7] und den privaten Buchbesitz der Schwestern[8] verzeichnete, viele Handschriften selbst schrieb[9] und als Gründerin der dortigen Schreibschule gilt,[10] folgten als Nachfolgerinnen im Amt Klara Keiperin[11] und Kunigund Löffelholzin.[12] Sowohl Regula Keller als auch Kunigund Niklasin haben dank ihrer Verzeichnung der Klosterbibliotheksbestände der Nachwelt die Kenntnisse über den inzwischen verstreuten Buchbesitz beider Frauenklöster bewahrt.

Einzelnachweise

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  1. Simone Mengis: Schreibende Frauen um 1500. Scriptorium und Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina, St. Gallen (= Scrinium Friburgense. 28.) de Gruyter, Berlin / Boston 2013, S. 172ff.
  2. Christine Sauer: Zwischen Kloster und Welt. Illuminierte Handschriften aus dem Dominikanerinnenkonvent St. Katharina in Nürnberg. In: Jeffrey F. Hamburger u. a. (Hg.): Frauen – Kloster – Kunst. Neue Forschungen zur Kulturgeschichte des Mittelalters. Brepols, Turnhout 2007, S. 113–129.
  3. Natalie Bühler: "gutte lieb zu bucheren". Das Amt der Buchmeisterin bei Johannes Meyer. In: Martina Backes, Balázs J. Nemes (Hrsg.): Buochmeisterinne. Handschriften und Frühdrucke aus dem Dominikanerinnenkloster Adelhausen. Katalog zur Ausstellung, 13. März bis 13. Juni 2021. Stadtgeschichtliches Museum Freiburg. Stadtarchiv, Freiburg i. Br. 2021, ISBN 978-3-923272-47-1, S. 105–111.
  4. zitiert nach Mengis: Schreibende Frauen. 2013, S. 173f.
  5. Mengis, S. 175.
  6. Johanna Thali: Beten – Schreiben – Lesen. Literarisches Leben und Marienspiritualität im Kloster Engelthal. Francke, Tübingen / Basel 2003, S. 243.
  7. Karin Schneider: Die Handschriften der Stadtbibliothek Nürnberg. Bd. 1: Die deutschen mittelalterlichen Handschriften. Harrassowitz, Wiesbaden 1965, S. XIII.
  8. Karin Schneider: Die Bibliothek des Katharinenklosters in Nürnberg und die städtische Gesellschaft. In: Bernd Moeller u. a. (Hg.): Studien zum städtischen Bildungswesen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Bericht über Kolloquien der Kommission zur Erforschung der Kultur des Spätmittelalters, 1979-1981. Göttingen 1983. S. 71.
  9. Schneider: Handschriften der Stadtbibliothek Nürnberg. Bd. 1. 1965, S. XVI.
  10. Sauer: Zwischen Kloster und Welt. 2007, S. 115.
  11. Schneider: Handschriften der Stadtbibliothek Nürnberg. Bd. 1. 1965, S. XXIX.
  12. Schneider: Handschriften der Stadtbibliothek Nürnberg. Bd. 1. 1965, S. XXXIII.

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