Erwin Broner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Erwin Broner, eigentlich Erwin Heilbronner, auch Erwin Joseph Broner (geb. 16. November 1898 in München; gest. 15. Oktober 1971[1] in Kreuth in Oberbayern), war ein deutsch-amerikanischer Architekt und Maler.

Erwin Broner entstammte der in München ansässigen Familie Heilbronner. Diese betrieb dort um 1900 das Bankhaus A. M. & J. Heilbronner am Maximiliansplatz, dessen Mitinhaber sein Vater Hugo Heilbronner (1869–1929) war. Seine Mutter Sophie geborene Wimpfheimer stammte aus Ichenhausen. Erwin Broner wuchs mit zwei Brüdern in der Schwabinger Kaiserstraße auf.[2]

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Broner besuchte im Schuljahr 1908/09 das Maximiliansgymnasium, trat jedoch anschließend aus. Informationen über seine weitere Schulbildung liegen nicht vor. 1916 bis 1918 leistete er den Militärdienst ab. Er studierte Malerei bei „Hoffmann“ in München – möglicherweise Hans Hofmann – und um 1919/20 bei Christian Landenberger und Robert Poetzelberger an der Kunstakademie Stuttgart sowie Architektur bei Paul Schmitthenner an der Technischen Hochschule Stuttgart. Seit 1920 war er auch Schüler von Karl Albiker und Oskar Kokoschka in Dresden.

1920 heiratete er in Mannheim die Rechtsanwaltstochter Anna Wittner. Um 1928 begründete er eine kleine Künstlerkolonie auf einem von ihm erworbenen Anwesen in Hanweiler bei Winnenden.[3] Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten galt Heilbronner als politisch unzuverlässig und stand unter Beobachtung. Noch 1933 setzte er sich mit seinem Stuttgarter Malerfreund Manfred Henninger in die Schweiz ab. 1934 gingen beide nach Barcelona und kurz darauf nach Ibiza.

Heilbronner emigrierte in die Vereinigten Staaten[4] und ließ sich 1938 in Los Angeles nieder. Dort war er als Architekt und Kameramann beschäftigt. 1944 erwarb er die amerikanische Staatsbürgerschaft und änderte seinen Familiennamen in „Broner“.

Seit 1952 lebte er wieder auf Ibiza, beteiligte sich aber auch weiterhin an Film- und Architekturprojekten in den USA. 1959 ließ er sich endgültig in Ibiza nieder. Mit den deutschen Künstlern Erwin Bechtold, Hans Laabs, Katja Meirowsky, Egon Neubauer und Heinz Trökes, dem Amerikaner Bob Munford (1925–1991), Antonio Ruiz und Bertil Sjöberg war er Mitbegründer der Künstlervereinigung Grupo Ibiza 59, die sich 1964 auflöste.

1960 bezog er auf Ibiza zusammen mit seiner aus São Paulo stammenden zweiten Ehefrau Gisela, geborene Karp (1912–2005) die von ihm entworfene Casa Broner im Stadtteil Sa Penya. Das in einer Symbiose einheimischer Bautradition mit Einflüssen der Bauhaus-Architektur erbaute Haus übergab Gisela Broner in Form einer Stiftung der Stadt Ibiza; es ist heute ein Ausstellungsgebäude.[5]

Broner starb im Alter von 73 Jahren in Kreuth in Oberbayern.[6]

Casa Broner in der Stadt Ibiza

Als Maler blieb Broner zeitlebens vom abstrakten Expressionismus seines Lehrers Hofmann beeinflusst. Als Architekt orientierte er sich an den in den 1920er und 1930er Jahren am Bauhaus entwickelten Vorstellungen. Auf Ibiza und der Nachbarinsel Formentera entwarf er zahlreiche Häuser, darunter Establiment de Banys (Talamanca, 1934/35), Casa Strauss, Apartament Laabs, Casa Kaufmann, Casa van Praag (1961), Casa Schillinger und Cases Schillinger II, Casa Dvorkovitz (1962), Casa Bonga (1963), Casa La Falaise (1964; seither umgebaut), Casa Sinz (1964), Casa Couturier (1965), Casa Pániker (1966), Casa Louyet-Mazy (1966), Apartament Ruhnau, Finca Sinz, Casa Pooch (1968), Casa Vedova (1969), Apartamentos Sandic, Casa Schmela (1969), Casa Tur Costa (für seinen Künstlerkollegen Rafael Tur Costa, 1970), Casa Dodane (1970), Casa Weber und Casa Siguan (1970) sowie Casa de Vries (1963) und Casa Marcet (1968) auf Formentera.

  • Meldeunterlagen (PMB): Heilbronner, Erwin (angelegt: 4. April 1916; letzter Eintrag: 29. September 1920; mit Unterschrift und Abdruck des rechten Zeigefingers) Stadtarchiv München
  • Broner, Erwin. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 14, Saur, München u. a. 1996, ISBN 3-598-22754-X.
  • Amt für Kunst Berlin-West (Hrsg.): grupo ibiza 59, Berlin, Haus am Waldsee, 18. März bis 16. April 1961. Katalog. Vorwort: Erwin Broner
  • Henninger, Manfred. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 2: E–J. E. A. Seemann, Leipzig 1955 (archive.org – Leseprobe).
  • Erwin Broner: Ausstellung 25. Juni bis 8. Juli 1955, Galleria Numero, Firenze. Katalog. Florenz 1955
  • Erwin Broner. Necrològica. In: Cuadernos de arquitectura y urbanismo publicación del Colegio Oficial de Arquitectos de Catalunya y Baleares – Barcelona. ISSN 0211-321X, Núm. 83 (jul.-ag. 1971), S. 82.
  • Erwin Broner. 1898-1971, Col.legi Oficial D'Arquitectes De Les Illes Balears, 2005 (mit Fotos, Plänen und Texten auf catalan, spanisch und englisch)
  • Ha muerto Erwin Broner. In: Destino política de unidad Barcelona. ISSN 0011-9563, Núm. 1780 (nov. 1971), S. 55.
  • Siegfried Weiß: Berufswunsch Kunst. Maler, Grafiker, Bildhauer. Ehemalige Schüler des Münchner Maximiliansgymnasiums der Jahre 1849 bis 1918. Allitera Verlag, München 2012, ISBN 978-3-86906-475-8, S. 521–525 (Abb.).
  • Joaquín Medina Warmburg, Erwin Broner und die Volksarchitektur Ibizas. In: Deutsches Architektenblatt. ISSN 0949-6122, H. 2, 1998, S. 150–151.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Erwin Broner. 1898–1971, Palma de Mallorca, COAB, 1994, S. 184 engl.
  2. 1. In: private Webseite. Abgerufen am 20. Dezember 2019.
  3. Sabine Beate Reustle: Winnenden - gestern und heute. Migration - Integration - Heimat. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2007, ISBN 978-3-89735-506-4, S. 95, 108, 112.
  4. Burcu Dogramaci, Kerstin Pinther: Design Dispersed: Forms of Migration and Flight. transcript Verlag, 2019, ISBN 978-3-8394-4705-5 (google.de [abgerufen am 20. Dezember 2019]).
  5. Stiftung Casa Broner
  6. Eine entsprechende Anfrage an die Gemeinde konnte Erwin Broners Aufenthalt und Tod in Kreuth nicht bestätigen. Das Todesjahr ist unklar, siehe Anm. 1