Gleb Jurjewitsch Wereschtschagin

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Gleb Jurjewitsch Wereschtschagin (russisch Глеб Юрьевич Верещагин; * 2. Apriljul. / 14. April 1889greg. im Dorf Gostejewka bei Koslow; † 5. Februar 1944 in Listwjanka) war ein russisch-sowjetischer Geograph und Limnologe.[1][2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wereschtschagin stammte aus einer adligen Familie. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Warschau (Abschluss 1908 mit Goldmedaille) studierte er an der Universität Warschau in der Naturkunde-Abteilung der Physikalisch-Mathematischen Fakultät mit Abschluss 1913. Schon während des Studiums interessierte er sich für den Baikalsee, nachdem er 1911 die Vorlesungen Benedykt Dybowskis über den Baikalsee gehört hatte.[2]

Ab 1914 arbeitete Wereschtschagin als Zoologe im Zoologischen Museum der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. Erst 1916 gelang es ihm, an der Baikalsee-Expedition unter der Leitung Witali Dorogostaiskis teilzunehmen.[2]

Nach der Oktoberrevolution wurde Wereschtschagin 1919 Sekretär des neuen Hydrologie-Instituts in Petrograd und leitete zusammen mit Lew Berg die See-Abteilung. In der Russischen Geographischen Gesellschaft war er Sekretär der See-Kommission. 1920–1924 leitete er die wissenschaftliche Olonez-Expedition zur Erforschung der Seen Kareliens.[1][3][4]

Im Januar 1925 wurde Wereschtschagin zum wissenschaftlichen Sekretär der Kommission zur Untersuchung des Baikalsees der Akademie der Wissenschaften gewählt, worauf er einen Fünfjahres-Perspektivplan für die Kommission erstellte.[1][2] Am 25. Mai 1925 begann die Expedition unter seiner Leitung die Forschungsarbeiten auf dem Baikalsee. Zur Verfügung stand nur ein kleines 9 m langes Boot mit 9-PS-Motor, das nicht alle Mitglieder des Untersuchungstrupps tragen konnte. Bis 1929 wurden grundlegende Ergebnisse für alle Teile des Baikalsees gewonnen. Auf dem IV. Internationalen Limnologie-Kongress der Societas Internationalis Limnologiae Theoreticae et Applicatae 1927 in Rom wurde er zum Ratsmitglied gewählt.[2]

Angesichts des ständig wachsenden Interesses am Baikalsee wandelte die Akademie der Wissenschaften 1928 die Baikalsee-Expedition in die stationäre Limnologische Baikal-Station, um mit Wereschtschagin als Direktor ab 1930.[2] Aufgrund der großen Tiefe und des Alters des Baikalsees konnte er hier einzigartige Entwicklungsprozesse studieren. Bei seinen Forschungen arbeitete er mit der Wasserstraßenverwaltung Ostsibiriens, mit der Baikalsee-Dampfschifffahrtsgesellschaft, mit dem Wasserkraft-Projekt, mit dem Angara-Bauprojek und mit den Fischereiwirtschaftsorganisationen der Oblast Irkutsk und Burjatiens zusammen, für die die chemischen Daten und die Daten zu den Wind- und Eisverhältnissen des Baikalsees wichtig waren. Er war Doktor der geographischen Wissenschaften und Professor. Seine Arbeiten wurden von Otto Schmidt, Wladimir Wernadski, Alexander Winogradow u. a. sehr geschätzt.[2]

Wereschtschagin bemühte sich um die Gründung eines Instituts für Limnologie der Akademie der Wissenschaften. 1941 wurde ein entsprechender Beschluss vorbereitet, aber der Ausbruch des Deutsch-Sowjetischen Kriegs verhinderte die Realisierung. Erst Ende 1943 wurde in Leningrad das Laboratorium für Limnologie mit zwei Limnologischen Stationen am Baikalsee und am Punnus-Jarwi-See auf der Karelischen Landenge gegründet.[2]

Wereschtschagin starb am 5. Februar 1944 in Listwjanka und wurde auf dem hohen Ufer des Baikalsees auf dem Friedhof Listwjankas begraben.[2]

Das größte Forschungsschiff des Baikalsees Werschtschagin wurde 1960 in Kiew gebaut. 1961 wurde die Baikalsee-Limnologie-Station das Limnologie-Institut der Sibirischen Abteilung der Akademie der Wissenschaften, das alle fünf Jahre die internationale Wereschtschagin-Konferenz mit den neuesten Baikalsee-Forschungsergebnissen durchführt.[2] Erst 1971 wurde das Laboratorium in Leningrad in das große Institut für Limnologie der Akademie der Wissenschaften umgewandelt. Im Museum für Geographie der Lomonossow-Universität Moskau steht Werschtschagins Bronze-Büste des Bildhauers W. S. Manaschkin.[5]

Nach Wereschtschagin ist die Gleb-Wereschtschagin-Gletscherbucht an der Shackleton-Küste der antarktischen Ross Dependency benannt.

Ehrungen, Preise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c ВЕРЕЩАГИН, Глеб Юрьевич (род. 1889). In: Große Sowjetische Enzyklopädie. Band X, 1928, S. 291., Wikisource
  2. a b c d e f g h i j k l Исследователи Байкала: ВЕРЕЩАГИН Глеб Юрьевич (1889 - 1944) (abgerufen am 16. Januar 2023).
  3. Собисевич А. В.: Олонецкая научная экспедиция Г. Ю. Верещагина 1918–1924 гг. In: Моря, озера и трансграничные водосборы России, Финляндии и Эстонии Лекции научных сотрудников, преподавателей и молодых ученых для вузов (по докладам Международной молодежной школы-конференции). Карельский научный центр Российской академии наук, Институт водных проблем Севера, Петрозаводский государственный университет, Отделение РГО в Республике Карелия, Petrosawodsk 2015, S. 200–202 ([1] [PDF; abgerufen am 15. Januar 2023]).
  4. G. Werestschagin: Die Seen Segosero und Wygosero nach den Forschungen der wissenschaftlichen Olonetz-Expedition. In: Verhandlungen d. Intern. Vereinigung f. theoret. u. angew. Limnologie. Band 2, Nr. 1, 1924, S. 233–244, doi:10.1080/03680770.1924.11898312.
  5. Музей Землеведения МГУ: Бюст (бронза). Скульптор В.С. Манашкин (abgerufen am 15. Januar 2023).