Lärmtrommel

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Eine Lärmtrommel war einerseits eine Trommel, mit deren Lärm bei Gefahren wie Bränden Menschen alarmiert und gewarnt werden konnten. Andererseits wird mit Lärmtrommel auch der vom Nobelpreisträger Robert Bárány 1908 entwickelte trommelartige Lärmapparat oder Báránywecker bezeichnet, der zur schnelleren Vertäubung des menschlichen Ohres sowie zum Nachweis von simulierter Taubheit eingesetzt wird.[1]

Mit der Lärmtrommel wurde bereits im frühen 18. Jahrhundert wie folgt alarmiert: „Beim Entdecken eines Feuers mussten die Nachtwächter in den Straßen ‚Feuer‘ schreien, die Lärmtrommel schlagen und den Küster wecken, damit dieser am Seil hinter der Kirchentür die Sturmglocke zog.“[2]

Der Begriff leitet sich vom frühneuhochdeutschen Wort Lermtrumme her,[3] das aus lermen[4] und trummel[5] zusammengesetzt ist. Auch die Bezeichnung Alarmtrommel wurde verwendet.[6] Im 19. Jahrhundert wurde der Begriff Lärmtrommel in der Berichterstattung über Ereignisse verwendet, so in der Gartenlaube über den Stadtbrand von Eibenstock 1856.[7] Bei Berichten über politische Ereignisse wurde der Begriff im übertragenen Sinn gebraucht, so 1884 in der Freiburger Zeitung,[8] ebenso in der Belletristik, beispielsweise im 1865 erschienenen Werk von Hermann Lessing Daheim und Draußen. Bunte Bilder.[9] In der 1839 erschienenen Geschichte Hamburgs wird bei der Beschreibung der Stadt während der Befreiungskriege 1813 nicht weniger als fünfmal der Begriff Lärmtrommel in Formulierungen wie „rief die Lärmtrommel zu den Waffen“ und „rief die Lärmtrommel die Bürger auf die Alarmplätze“ verwendet.[10] Auch Karl Gutzkow benutzte diesen Begriff.[11]

  • Anneliese Schlandt: Die Übertäubungswirkung der Baranyschen Lärmtrommel. Thomas & Hubert, 1939.
  1. Wolf Lübbers, Christian Lübbers: Namensgeber historischer Instrumente der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Tüttlingen, 2016, S. 13.
  2. Erika Will: Boizenburg–Der große Stadtbrand vor 300 Jahren, in: Schweriner Volkszeitung (Online am 7. August 2009)
  3. Frühneuhochdeutsches Wörterbuch lermtrumme
  4. Frühneuhochdeutsches Wörterbuch lermen
  5. Frühneuhochdeutsches Wörterbuch trummel
  6. Schweizerisches Idiotikon: Band XIV, 2021 (Link zum Digitalisat)
  7. N.N.: Der Brand in der Bergstadt Eibenstock. In: Die Gartenlaube, Heft 14, Leipzig, 1856, S. 192 (Text bei Wikisource)
    S. auch Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Saarbrücken, Abruf am 27. September 2022
  8. Freiburger Zeitung vom 23. Oktober 1884, 1. Blatt, 1. Seite (Link zum Digitalisat bei Freiburg-postkolonial.de), Abruf am 27. September 2022
    S. auch Politisches, in: Dresdner Nachrichten vom 13. April 1875 (Link zum Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
  9. Der Jockey-Club bei Lexikus.de, Abruf am 27. September 2022
    S. auch Deutsche Biographie über Otto Müller (1813–1894)
  10. W. L. Meeder: Geschichte der freien und Hanse-Stadt Hamburg. Geschichte von Hamburg. Vom Entstehen der Stadt bis auf die neueste Zeit, Band 2, Hamburg 1839, S. 637 (Link zum Digitalisat)
  11. Karl Gutzkow: Wally, die Zweiflerin, S. 16 (Link zum Digitalisat bei Zeno.org)