Organoazidopathie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Klassifikation nach ICD-10
E70 Störungen des Stoffwechsels aromatischer Aminosäuren
E71 Störungen des Stoffwechsels verzweigter Aminosäuren und des Fettsäurestoffwechsels
E72 Sonstige Störungen des Aminosäurestoffwechsels
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Organoazidopathie, Synonym: Organoazidurie, ist ein Überbegriff für eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, die den Abbau von Aminosäuren oder Fettsäuren betreffen und überwiegend einem autosomal rezessiven Erbgang folgen mit Anreicherung und Ausscheidung von organischen Säuren.[1] Diese Krankheitsgruppe wird – historisch bedingt – nicht systematisch, sondern aufgrund der gemeinsamen Untersuchungstechnik Urinuntersuchung diagnostiziert.[2]

Die organischen Säuren können als giftige Stoffwechselzwischenprodukte eine Intoxikation hervorrufen. Davon sind vorwiegend Harnstoffzyklus, Gluconeogenese, die mitochondriale Atmungskette und die renale Karnitinreabsorption betroffen, woraus sich die entsprechende klinische Symptomatik der Hyperammonämie, Hypoglykämie, Laktatazidose, Ketose und des Karnitinmangels ergibt.

Die Häufigkeit wird mit 1 zu 9.000 Neugeborenen angegeben.[3]

Die Datenbank Orphanet führt folgende Klassifikation:

Klinische Erscheinungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hinzu können Hautveränderungen wie Erythem oder Alopezie kommen.[1]

Kennzeichnend für den Verlauf von Organoazidopathien ist eine neonatale Stoffwechselkrise, bei der es wenige Tage nach der ersten Nahrungsaufnahme zu einer schweren metabolischen Enzephalopathie kommt.

Zur Diagnose dient der Nachweis der entsprechenden organischen Säure im Urin. Außerdem können enzymatische und molekularbiologische Nachweismethoden eingesetzt werden.[15]

Wenn der Verdacht auf eine Organoazidopathie besteht, dürfen keine Proteine mit der Nahrung zugeführt werden. Die nichtbetroffenen Aminosäuren werden durch ein spezielles Gemisch ergänzt. Eine katabole Stoffwechselsituation muss unbedingt vermieden werden.[1]

Die Prognose hängt vom Stoffwechseldefekt und dem frühzeitigen Beginn einer Behandlung ab.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c M. R. Seashore: The Organic Acidemias: An Overview
  2. J. Zschocke, G. F. Hoffmann: Organoazidopathien. In: Monogen bedingte Erbkrankheiten 1 S. 253–277, In: Handbuch der Molekularen Medizin book series (HDBMOLEK, volume 6), Online ISBN 978-3-642-57043-8 Springer Link
  3. G. F. Hoffmann, F. K. Trefz, D. Rating, H. J. Bremer: [Selective screening for amino and organic acid inborn errors]. In: Wiener klinische Wochenschrift. Band 104, Nummer 21, 1992, S. 651–657, PMID 1475969 (Review).
  4. 2-Methylbutyryl-CoA-Dehydrogenase-Mangel. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  5. 3-Hydroxy-3-Methylglutarazidurie. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  6. 3-Hydroxy-Isobuttersäure-Krankheit. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  7. Beta-Ketothiolase-Mangel. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  8. Neurodegeneration durch 3-Hydroxyisobutyryl-CoA-Hydrolase-Mangel. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  9. Isobutyryl-CoA-Dehydrogenasemangel. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  10. Malon- und Methylmalonazidurie, kombinierte. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  11. Methylmalonazidämie mit Homocystinurie. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  12. Methylmalonazidämie ohne Homocystinurie. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  13. Propionazidämie. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  14. Enzephalopathie mit assoziiertem Aminoacylase 1-MangelAminoacylase-Mangel. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  15. Christina Femppel: Evaluation einer Methode zur Bestimmung der Acylcarnitine und Acylglycine im Urin mittels Fließinjektion und tandem-massenspektrometrischer Detektion. Diss. Charité 2014, S. 12.