Rolf Hilgenfeld

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Rolf Hilgenfeld (* 3. April 1954 in Göttingen) ist ein deutscher Biochemiker, der auf dem Gebiet der Coronaviren forscht. Er war von Januar 2003 bis März 2020 Direktor des Instituts für Biochemie der Universität zu Lübeck und hat inzwischen eine Seniorprofessur am Institut für Molekulare Medizin an derselben Universität.[1]

Rolf Hilgenfeld studierte Chemie an der Universität Göttingen (Diplom 1981), wo er am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie (1979–1981) forschte. 1981 ging er an die Freie Universität Berlin. Hier wurde er 1987 zum Dr. rer. nat. promoviert. In seiner Dissertation bestimmte er die Struktur einer pflanzlichen Protease. Von 1986 bis 1995 erforschte er Proteinbiosynthese im Labor von Hoechst, unterbrochen von zwei Jahren am Biocenter der Universität Basel 1986/88. Bei Hoechst war er an der Entwicklung eines Insulin-Präparats (Lantus) beteiligt.

1995 wurde er zum Professor für biochemische Strukturforschung an der Universität Jena berufen. 2003 wechselte er auf den Lehrstuhl für Biochemie der Universität zu Lübeck. 2020 wurde er emeritiert, forscht aber weiter als Seniorprofessor.[2]

SARS-Skulptur in Singapur

Hilgenfeld ist besonders für seine Forschungsergebnisse in der Virologie bekannt geworden. In den 1990er Jahren arbeitete er über Proteasen bei HIV und ab 1998 in Coronaviren. Während der SARS-Pandemie 2002/2003 konnte er die dreidimensionale Struktur der SARS-Virus-Protease und einen ersten Hemmstoff veröffentlichen.[3] Seit 2006 erinnert in der Biopolis in Singapur eine Skulptur der US-amerikanischen Künstlerin Mara G. Haseltine daran.[4] Hilgenfeld baute eine enge Partnerschaft mit chinesischen Forschungseinrichtungen auf.[5] Da nach dem Erlöschen der SARS-Epidemie von 2003 das Interesse an Coronaviren wieder abnahm, untersuchte er die teilweise ähnliche Hauptprotease von Enteroviren, die für die pharmazeutische Industrie von größerer Bedeutung waren.[2]

2016 gelang es einem von ihm geleiteten Team, die dreidimensionale Struktur des Spaltungsenzyms des Zikavirus aufzuklären. Damit war die Grundlage für die Entwicklung eines antiviralen Wirkstoffes geschaffen.[6]

Anfang 2020 gelang es ihm und seinen Mitarbeitern, die dreidimensionale Struktur der Hauptprotease Mpro des SARS-CoV-2 aufzuklären.[7] Ein von Hilgenfelds Team bereits vor Jahren gegen das MERS-CoV entwickelter alpha-Ketoamid-Hemmstoff hat sich nun zumindest in vitro, an infizierten menschlichen Lungenzellen, auch gegen das SARS-CoV-2 als wirksam gezeigt.[8] Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung bat Hilgenfeld, zwei Jahre weiterzuarbeiten. Die Universität zu Lübeck bot ihm eine unbezahlte Seniorprofessur an.[9]

Commons: Rolf Hilgenfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Rolf Hilgenfeld forscht weiterhin in Lübeck Mitteilung der Universität Lübeck vom 20. April 2020, abgerufen am 26. September 2020
  2. a b Thiemo Heeg, Auf dem Weg zum Medikament, FAZ, 4. Mai 2020
  3. In: Science 300 (2003), S. 1763–1767
  4. Denkmal für die SARS-Forschung in Singapur, Pressemitteilung der Uni Lübeck vom 25. September 2006, abgerufen am 22. Januar 2020
  5. Sino-European Project on SARS Diagnostics and Antivirals, abgerufen am 22. Januar 2020
  6. Jian Lei, Guido Hansen, Christoph Nitsche, Christian D. Klein, Linlin Zhang, Rolf Hilgenfeld: Crystal Structure of Zika virus NS2B-NS3 Protease in Complex with a Boronate Inhibitor, in: Science 353 (2016), S. 503–505, vgl. Dreidimensionale Struktur der Zikavirus-Protease aufgeklärt, Pressemitteilung der Uni Lübeck vom 7. Juli 2016, abgerufen am 20. Januar 2020
  7. Linlin Zhang et al.: Crystal structure of SARS-CoV-2 main protease provides a basis for design of improved α-ketoamide inhibitors, Science, 20. März 2020; abgerufen am 30. März 2020.
  8. Nadja Podbregar: Coronavirus: Entscheidende Enzymstruktur aufgeklärt, scinexx, 23. März 2020; abgerufen am 30. März 2020.
  9. Jörg Blech: Anatomie eines Killers. In: Der Spiegel. Nr. 14, 2020, S. 100–102 (online28. März 2020).
  10. Pressemitteilung, abgerufen am 22. Januar 2020