Urbisaglia

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Urbisaglia
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Urbisaglia (Italien)
Urbisaglia (Italien)
Staat Italien
Region Marken
Provinz Macerata (MC)
Koordinaten 43° 12′ N, 13° 23′ OKoordinaten: 43° 12′ 0″ N, 13° 23′ 0″ O
Höhe 310 m s.l.m.
Fläche 22 km²
Einwohner 2.439 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 62010
Vorwahl 0733
ISTAT-Nummer 043055
Bezeichnung der Bewohner Urbisalviensi
Schutzpatron San Giorgio
Website Urbisaglia

Urbisaglia ist eine italienische Gemeinde mit 2439 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in der Provinz Macerata in der Region Marken (italienisch Marche). Ihr Name geht zurück auf die antike Vorgängersiedlung Urbs Salvia (Pollentinorum).

Die Nachbargemeinden sind Colmurano, Corridonia, Loro Piceno, Petriolo und Tolentino.

Der Ort lag in der antiken Landschaft Picenum und war wohl schon in vorrömischer Zeit ein Siedlungszentrum des Volks der Pollentini, auch wenn bisher keine entsprechenden archäologischen Funde gemacht wurden. Um 60 v. Chr. erhielt die Stadt am Kreuzungspunkt zweier wichtiger Straßen ihren Namen nach einem Salvius; Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde Urbs Salvia römische Colonia. In frühchristlicher Zeit bestand in der antiken Stadt ein Bistum, das der Kirchenprovinz Fermo angehörte. Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. wurde Urbs Salvia von Alarich zerstört.

Heute ist das Titularbistum Urbs Salvia der römisch-katholischen Kirche nach dem antiken Urbisaglia benannt.

Die antike Siedlung lag östlich des modernen Urbisaglia. Die mit Türmen versehene Stadtmauer mit einem Umfang von 2 km ist gut erhalten, ebenso wie Überreste zahlreicher größerer Bauten: ein Amphitheater, Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. von der aus Urbs Salvia stammenden Familie des Senators Lucius Flavius Silva Nonius Bassus erbaut; ein Theater, ebenfalls aus flavischer Zeit; eine Badanlage; ein Aquädukt, eine Kryptoportikus[2] und ein Wasserreservoir. Ausgrabungen haben in der letzten Zeit durch die Universität Macerata stattgefunden. Seit 1999 sind ein archäologischer Park mit einer Größe von etwa 40 ha und ein archäologisches Museum eingerichtet worden.

Im Mittelalter und der Renaissance stand Urbisaglia zeitweise unter der Herrschaft des benachbarten Tolentino, bis es 1569 dem Kirchenstaat angegliedert wurde.

Zweiter Weltkrieg

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Nach dem Kriegseintritt Italiens im Juni 1940 errichtete das faschistische Regime in Urbisaglia ein Internierungslager (campo di concentramento). Es befand sich in der herrschaftlichen Villa Giustiniani-Bandini, unweit vom Ortskern. Das Haus stand leer und war schon während des Ersten Weltkriegs als Kriegsgefangenenlager verwendet worden. Die ersten Internierten waren italienische Juden, gefolgt von staatenlosen und ausländischen Juden aus Deutschland, Österreich, Polen und Rumänien. Im April 1941 trafen Angehörige der slowenischen Minderheit in den italienischen Grenzprovinzen ein; ein Jahr später kamen Jugoslawen aus den von Italien annektierten und besetzten Gebieten hinzu. Vereinzelt befanden sich auch „feindliche Ausländer“ in Urbisaglia.

Die jüdischen Internierten genossen eine relative Bewegungsfreiheit; Besuche von Angehörigen wurden gewährt. Es wurden Sprachkurse organisiert, eine Bibliothek und eine kleine Synagoge eingerichtet und ein internierter Arzt durfte legal praktizieren.

Nach dem Sturz Mussolinis im Juli 1943 wurden keine Weisungen über den Verbleib der Internierten erlassen. Nach der Verkündung des Waffenstillstands am 8. September flüchteten viele Internierte aus dem Lager, um den deutschen Besatzungstruppen nicht in die Hände zu fallen. Am 13. September wurden alle noch im Lager befindlichen Internierten offiziell entlassen; am 27. September verfügte jedoch das Polizeipräsidium (questura) in Macerata ihre Rückkehr ins Lager, wo alle kurz darauf von deutschen Soldaten abgeführt wurden. Am 31. März 1944 gelangten die jüdischen Insassen ins Fossoli, von wo sie ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert wurden.[3]

Sehenswürdigkeiten

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  • Lidiano Bacchielli u. a.: Studi su Urbisaglia Romana. Tipigraf Ed., Tivoli 1995 (Picus, Supplementi 5).
  • Giuseppina Capodaglio: Statue e ritratti di età romana da „Urbs Salvia“. Libreria Cavour, Macerata 1994.
  • Christiane Delplace: La romanisation du Picenum. L’exemple d’urbs Salvia. Rom 1993, ISBN 2-7283-0279-0 (persee.fr – Collection de l’École Française de Rome, 177).
  • Maria Federica Fenati: Lucio Flavio Silva Nonio Basso e la città di Urbisaglia. Ist. di Storia Antica, Macerata 1995 (Università degli Studi di Macerata, Pubblicazioni dell’Istituto di Storia Antica, 1).
  • Roberto Perna: Urbs Salvia. Forma e urbanistica. L’Erma di Bretschneider, Rom 2006, ISBN 88-8265-340-4 (Città antiche in Italia, 7).
  • Lawrence Richardson Jr.: Urbs Salvia Pollentinorum (Urbisaglia) Marche, Italy. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
Commons: Urbisaglia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Jahresbericht 2002 (Memento vom 21. November 2004 im Internet Archive) (PDF, 1,6 MB) des Deutschen Archäologischen Instituts, S. 161.
  3. Capogreco Carlo Spartaco, I campi del duce. L’internamento civile nell’Italia fascista (1940-1943), Torino 2004 (Einaudi), S. 191–193; Klaus Voigt, Zuflucht auf Widerruf. Exil in Italien 1933-1945, Band 2, Stuttgart 1993 (Klett-Cotta), S. 72–74