Visogliano

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Visogliano (Italien)
Visogliano (Italien)
Visogliano
Geographische Lage von Visogliano

Visogliano ist eine der ältesten archäologischen Fundstätten Italiens, und die älteste im Nordosten des Landes. Darüber hinaus fanden sich die mit etwa 500.000 Jahren ältesten menschlichen Überreste des Landes. Dabei handelt es sich um Bruchstücke eines stark ausgeprägten Kiefers sowie zweier Zähne. Schließlich ließen sich die ersten Spuren von Feuergebrauch belegen.

Lage, Entdeckung, Museumsort

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Der bei Triest nahe der Grenze nach Slowenien gelegene Fundort wurde 1974 von einem Amateur namens Alvaro Marcucci entdeckt.[1]

Die Fundstücke befinden sich im Triestiner Museum für Naturgeschichte.

Museum für Naturgeschichte in Triest

Geröllwerkzeugkultur, Ökologie

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Vor 500.000 Jahren war die Region von Mischwäldern gekennzeichnet, genauer mit Hainbuchen, Haseln, Linden sowie Flügelnüssen.[2] Homo erectus oder Homo heidelbergensis sowie frühe anatomisch moderne Menschen (Homo sapiens) hinterließen Fossilien und ein für die Italian Pebble Culture, die italienische Geröllwerkzeugkultur, typisches Sortiment an Steinwerkzeugen.[3][4]

Nachweis über Feuergebrauch

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Visogliano ist eine der Stätten, bei denen sehr wahrscheinlich gemacht werden konnte, dass Spongiosa, eine Erscheinungsform der Knochensubstanz, zum Feuer unterhalten benutzt wurde. Diese schwammartig aufgebaute Substanz aus feinen Knochenbälkchen (Trabekeln) liegt im Inneren der Knochen und wird besonders gut brennbar, wenn das dortige Knochenmark entfernt ist. Trockenes Holz diente zum Entzünden des so gewonnenen Brennmaterials. Dabei wurden kleinere Knochenbruchstücke wegen ihrer besseren Brennbarkeit bevorzugt. Der Anteil der Knochen, die Verbrennungsspuren aufweisen, und die kleiner als 2 cm sind, steigt daher an manchen Fundstätten, wie etwa Castanet (Dordogne) bis auf 99,8 % an.

Kompakte Knochen, die wesentlich schlechter brennen, weisen hingegen erheblich seltener solche Spuren auf. Die Technik hängt damit zusammen, dass Knochen, um ihnen das begehrte Fett zu entziehen, zwei bis drei Stunden gekocht werden müssen. Solche Stellen lassen sich dementsprechend daran erkennen, dass hier neben den kleinen, verbrannten Knochen viele, von der Hitze des Feuers gesprengte Steine und eine Eintiefung zu finden sind. In diese Eintiefung legte man wasserdichtes Holz oder Rinde, einen Tiermagen oder -fell, um das Wasser zu halten. Häufig kamen auch schwere Steine hinzu, mit denen die großen Knochen zuvor zertrümmert worden waren.

Ansonsten lässt sich der Gebrauch von Feuer erst bei Neandertalern nachweisen, die mittels Feuer Pech (pitch) aus Rinde unter Sauerstoffabschluss gewannen, indem sie die Feuerstelle abdeckten. Dieses Pech wurde etwa an der deutschen Grabungsstätte Königsaue gefunden, ist aber mit ca. 80.000 Jahren relativ jung. Auch Bitumen wurde so behandelt, um daraus eine Art Klebstoff zu gewinnen, wie sich an 42.000 bis 70.000 Jahre alten Überresten im syrischen Umm el Tlel zeigen ließ.

In Visogliano sind die Spuren hingegen sehr viel älter. So stammen die Feuerspuren aus Sauerstoff-Isotopenstufe MIS 11 oder 13, was etwa einem Alter von 427.000 bis 528.000 Jahren entspricht.[5]

  • Francesco Mallegni, Carlo Tozzi, Giovanni Boschian: The "Homo erectus" site of Visogliano shelter (Trieste, NE Italy), in: Los homínidos y su entorno en el pleistoceno inferior y medio de Eurasia : actas del Congreso Internacional de Paleontología Humana, Orce 1995, 1999, 437–442.
  • Flaviano Fanfani: Macroneomys sp. (Soricidae, Mammalia) from Visogliano Shelter (Trieste, Northern Italy), a Middle Pleistocene human occupation site, in: Acta Zoologica Cracoviensia 41 (1998) 125–132.
  • Laura Abbazzi, Flaviano Fanfani, Marco P. Ferretti, Lorenzo Rook, L. Cattani, Federico Masini, Francesco Mallegni, Fabio Negrino, Carlo Tozzi: New Human Remains of Archaic Homo sapiens and Lower Palaeolithic Industries from Visogliano (Duino Aurisina, Trieste, Italy), in: Journal of Archaeological Science 27 (2000) 1173–1186.
  • Alberto Rubini: Geoarcheologia del sito paleolitico inferiore di Visogliano, tesi, Università degli Studi Ca' Foscari di Venezia, Venedig 2007–2008.
  • Christophe Falguères, Jean-Jacques Bahaina, Carlo Tozzi, Giovanni Boschian, Jean-Michel Dolo, Norbert Mercier, Hélène Valladas, Yuji Yokoyama: ESR/U-series chronology of the Lower Palaeolithic palaeoanthropological site of Visogliano, Trieste, Italy, in: Quaternary Geochronology 3,4 (2008) 390–398.
  1. Christophe Falguères, Jean-Jacques Bahain, Carlo Tozzi, Giovanni Boschian, Jean-Michel Dolo, Norbert Mercier, Hélène Valladas, Yuji Yokoyama: ESR/U-series chronology of the Lower Palaeolithic palaeoanthropological site of Visogliano, Trieste, Italy, in: Quaternary Geochronology 3,4 (November 2008) 390–398.
  2. Giorgio Manzi, Donatella Magri, Maria Rita Palombo: Early–Middle Pleistocene environmental changes and human evolution in the Italian peninsula. In: Quaternary Science Reviews. Band 30, Nr. 11–12, 2011, S. 1420–1438, doi:10.1016/j.quascirev.2010.05.034.
  3. Laura Cattani et al.: Le gisement du Pleistocene moyen de Visogliano (Trieste): restes humains, industries, environnement. In: L'Anthropologie. Band 91. Nr. 1, 1991, S. 9–36, Volltext.
  4. Francesco Mallegni et al.: New Middle Pleistocene human remainsfrom Northern Italy. In: HOMO. Band 52, Nr. 3, 2002, S. 233–239, doi:10.1078/0018-442X-00031.
  5. Wil Roebroeks, Paola Villa: On the earliest evidence for habitual use of fire in Europe, in: Proceedings of the National Academy of Sciences, 14. März 2011.

Koordinaten: 45° 44′ 0″ N, 13° 45′ 0″ O