Happening

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Das Happening (englisch; von englisch to happen „geschehen“) ist neben Fluxus eine der wichtigsten Formen der Aktionskunst der 1960er Jahre. Ein Happening ist ein direkt mit dem Publikum improvisiertes Ereignis. Eine der frühen Formen des Happenings ist das Dé-coll/age-Happening. Dazu gehören das Werfen von Gegenständen ins Publikum, Exhibitionismus, Blut- und Farborgien, Zerstören, Zerreißen, Verdrecken von Gegenständen. Ziel ist die durch unterschiedlichste Handlungen verursachte Schockwirkung auf ein Publikum, das in das Ereignis einbezogen wird. Dieses ist dabei Teil der vom Künstler erdachten Aktion. Es wird mit in die künstlerischen Handlungen einbezogen, wobei der Geschehensablauf nicht von vornherein festgelegt ist. Je nach Reaktion der Zuschauer kann unterschiedlich improvisiert werden (wobei Happenings selten vollständig improvisiert sind, sondern durchaus zuvor durchgeprobt werden). Hieraus ergibt sich auch, dass Happenings für gewöhnlich keinen festen zeitlichen Rahmen haben, oftmals weiß das Publikum nicht einmal, wann das Happening beendet ist. Ein weiteres Merkmal des Happenings ist die Verwendung verschiedener Gegenstände und ihr zufälliges oder gewolltes Nebeneinanderstellen, was auch ein Grundprinzip des Surrealismus ist.[1]

Marta Minujín, Reading the News (1965)

Der Begriff wurde erstmals 1959 von Allan Kaprow für eine Aktion in der New Yorker Reuben Gallery benutzt, die aus 18 Happenings in sechs Teilen bestand. Es gab dabei drei Räume, welche durch Plastikfolie voneinander abgetrennt waren und in denen zur gleichen Zeit die Geschehnisse abliefen. Allerdings hatte Kaprow den Begriff bereits in seinem 1958 veröffentlichten Aufsatz „The Legacy of Jackson Pollock“ verwendet, wo er eine Prognose für die Kunst der Post-Pollock-Generation entwirft.

Ziel der Happening-Künstler war es, den traditionellen Kunstbegriff zu erweitern und die Kunst mit dem alltäglichen Leben zu verbinden. Dabei sollten den Menschen alltägliche Handlungen verdeutlicht und dadurch abstrahiert werden. Die Grenze zwischen Fluxus und Happening ist nicht genau zu definieren, da sich einige Künstler an beiden Aktionsformen orientieren und beteiligen.

Happening und Fluxus im Rheinland der 1960er Jahre

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In den 1960er Jahren entwickelte sich in der Bundesrepublik eine übergreifende und umwälzende kulturelle und geistige Bewegung, die, selbstbewusst und engagiert durch Persönlichkeiten wie Joseph Beuys, Wolf Vostell und den Koreaner Nam June Paik, vorwiegend in Köln zu erleben war und die die Kunst revolutionierte. Die Happenings, die durch ihre provokante Motivation kritische Zeitbekenntnisse schufen, fanden schnell eine Schar von Anhängern. Die Extravaganz, die politischen und soziologischen Bezüge sowie visionäre Prophezeiungen waren Ingredienzien der Happenings von Wolf Vostell. Diese Ereignisse, die alle Sinne in das Happening und in die Fluxus Konzerte einbezogen, das Engagement von Beuys und Vostell, die Koryphäen dieser Kunst-Evolution, waren für viele Kunstliebhaber zu dieser Zeit noch inakzeptabel.

Die Happening- und Fluxus-Aktivisten waren von der Fähigkeit der Menschen überzeugt, mit der Teilnahme an den Happenings und Fluxus-Aktionen, selbst aus ihren eigenen Ressourcen zu schöpfen und sich durch Kreativität zu „vervollkommnen“. Die Teilnahme des Publikums ist ein Bestandteil der Happenings. Frei und autonom stilisierten sich Beuys, Vostell und Paik im Rheinland auch durch die von ihnen entwickelte Videokunst zu bekannten Happening-Künstlern. Betrachtet man die internationalen Kunstmärkte seit den 1970er Jahren bis heute, so ist der Einfluss der Happening- und Fluxus-Bewegung unübersehbar mannigfaltig.

Bekannte Vertreter

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Allan Kaprow, John Cage, George Brecht, Joseph Beuys, Bazon Brock, Wolf Vostell, Yoko Ono, Nam June Paik, Lubo Kristek, Claes Oldenburg, Robin Page, Robert Whitman, Robert Rauschenberg, Red Grooms, Gian Carlo Riccardi, Jim Dine, Al Hansen, Robert Jasper Grootveld, Zentrum für politische Schönheit.

  • Allan Kaprow, Happenings in the New York Scene. Art News, May, 1961
  • „Das Happening“, in: Jürgen Claus, „Kunst heute. Personen – Analysen – Dokumente“, rowohlts deutsche enzyklopädie, Bd. 238/239, Reinbek bei Hamburg 1965
  • Jürgen Becker und Wolf Vostell (Hrsg.): Happenings, Fluxus, Pop Art, Nouveau Réalisme. Eine Dokumentation. Rowohlt Verlag, Reinbek 1965.
  • Allan Kaprow, Assemblage, Environments and Happenings, 1966.
  • Happening & Fluxus. Materialien zusammengestellt von Hans Sohm, Kölnischer Kunstverein, 1970.
  • Happening. Die Geschichte einer Bewegung. Materialien zusammengestellt von Hans Sohm, Kölnischer Kunstverein, 1970.
  • Wolf Vostell (Hrsg.): Aktionen, Happenings und Demonstrationen seit 1965. Rowohlt Verlag, Reinbek 1970, ISBN 3-498-07053-3.
  • Rainer K. Wick, Zur Theorie des Happenings. In: Kunstforum International, 8–9, 1973.
  • Die 60er Jahre. Kölns Weg zur Kunstmetropole, Vom Happening zum Kunstmarkt. (Hrsg.): Wulf Herzogenrath und Gabriele Lueg, Kölnischer Kunstverein, Köln 1986.
  • Mariellen R. Sandford, Happenings and Other Acts. Routledge, 1995, ISBN 0-415-09936-6.
  • 10 Happenings von Wolf Vostell. José Antonio Agúndez García, Editora Regional de Extremadura, 2001, ISBN 84-7671-510-2.
  • Geoffrey Hendricks, Critical Mass: Happenings, Fluxus, Performance, Intermedia and Rutgers University, 1958–1972. New Brunswick, N.J., Mason Gross Art Galleries, Rutgers University, 2003.
  • Jeff Kelley, Childsplay. The Art of Allan Kaprow. University of California Press, Berkeley, 2004, ISBN 0-520-23671-8.
  • Kurt Holl und Claudia Glunz (Hrsg.): 1968 am Rhein: Satisfaction und Ruhender Verkehr. 2007, ISBN 978-3-932050-11-4.
  • sediment: Wolf Vostell. Auf Straßen und Plätzen durch die Galerien. Mitteilungen zur Geschichte des Kunsthandels, Heft 14/2007 Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels, Verlag für moderne Kunst, Nürnberg 2007, ISBN 978-3-939738-61-9
  • Les Happenings de Jean-Jacques Lebel. Sous la direction d'Androula Michaël, Paris, Hazan, 2009.
  • Das Theater ist auf der Straße, Die Happenings von Wolf Vostell. Museum Morsbroich Leverkusen. Kerber Verlag, 2010, ISBN 978-3-86678-431-4.
  • Nie wieder störungsfrei! Aachen Avantgarde seit 1964, Kerber Verlag, 2011, ISBN 978-3-86678-602-8.
  • Marlen Vogel, Das illusorische Theater und die Kunstbewegungen Happening und Fluxus. 2013, ISBN 978-3-638-67102-6.
  • Beuys Brock Vostell. Aktion Demonstration Partizipation 1949-1983. ZKM – Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Hatje Cantz, Karlsruhe, 2014, ISBN 978-3-7757-3864-4.
  • Kunst und Ketchup. Elmar Hügler. Südwestfunk 1966. 45 Minuten.
  • Experimentelles Theater – Fluxus – Happening – Performance. Sony 2004.
Wiktionary: Happening – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Susan Sontag: Happenings. Die Kunst des radikalen Nebeneinanders. (1962) In: Kunst und Antikunst. (1980)