Amazonen (Spiel)

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Das Spiel der Amazonen (oftmals kurz Amazonen genannt; spanisch El Juego de las Amazonas) ist ein abstraktes strategisches Brettspiel für zwei Spieler, das der Argentinier Walter Zamkauskas 1988 erfunden hat. Es gehört zur Familie der territorialen Spiele und ist entfernt mit Go verwandt. El Juego de las Amazonas (The Game of Amazons) ist ein eingetragenes Warenzeichen von Ediciones de Mente.

Das Spiel der Amazonen wird auf einem 10×10-Schachbrett (oder einem internationalen Damebrett) gespielt. Die beiden Spieler spielen mit Weiß und Schwarz; jeder Spieler hat vier Amazonen, die zu Beginn wie in der Abbildung gezeigt auf das Brett gesetzt werden. Außerdem werden etwa 50 Blockadesteine benötigt, die „giftige“ Pfeile symbolisieren.


a b c d e f g h i j
10 10
9 9
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
a b c d e f g h i j
Anfangsstellung

Die Spieler ziehen abwechselnd, Weiß beginnt. Jeder Zug besteht aus zwei Teilen: Zuerst wird eine eigene Amazone auf ein leeres benachbartes Feld oder über mehrere leere Felder in orthogonaler oder diagonaler Richtung gezogen, genau wie eine Dame beim Schach. Sie darf dabei kein Feld überqueren oder betreten, das bereits von einer eigenen oder gegnerischen Amazone oder einem Pfeil (Blockadestein) besetzt ist. Anschließend verschießt die gezogene Amazone vom Endpunkt ihres Zuges aus einen „giftigen“ Pfeil (Blockadestein) auf ein anderes Feld. Dieser Pfeil kann in jede orthogonale oder diagonale Richtung beliebig weit fliegen, also wiederum wie eine Dame beim Schach. Er darf auch rückwärts in Richtung des Feldes geschossen werden, von dem aus die Amazone gerade gezogen hat. Ein Pfeil darf jedoch kein Feld überqueren oder auf einem Feld landen, wo sich bereits ein anderer Pfeil oder eine Amazone befindet. Es besteht Zugpflicht: der Spieler am Zug muss stets eine Amazone ziehen und einen Pfeil verschießen. Verloren hat der Spieler, der als Erster nicht mehr ziehen kann.


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10 10
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2 2
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Das Ende eines Amazonen Spiels. Weiß gab auf. Der letzte Zug war Schwarz h2-g1/f2, d. h. die Amazone zog von h2 nach g1 und schoss einen Pfeil nach f2. Weiß hat nur noch 9 Züge, Schwarz hingegen 31.

Die Strategie des Spiels basiert darauf, mit den Pfeilen (und auch den eigenen vier Amazonen) die Mobilität der gegnerischen Amazonen zu begrenzen, und Gebiete durch Pfeile nach und nach so abzugrenzen, dass der Gegner nur noch in kleineren Regionen ziehen kann, während man seine eigenen Amazonen in den größeren Gebieten platziert. Jeder Zug verkleinert die verfügbare Spielfläche. Am Spielende befindet sich dann jede Amazone in einem Gebiet, das vor den gegnerischen Amazonen abgeschottet ist. Dann kann sie nur noch innerhalb ihres eigenen Territoriums ziehen und Pfeile verschießen, bis sie schließlich gar keine Bewegungsmöglichkeit mehr hat.

Das Spiel ist Zyklusfrei. Eine frühere Stellung kann nicht wiederholt werden, da mit jedem Zug ein Blockadestein hinzukommt. Ein Unentschieden ist nicht möglich, da zwangsläufig irgendwann ein Spieler nicht mehr ziehen kann und verliert.

Weiß hat einen Vorteil durch das Recht des ersten Zuges, der aber nur gering ist. Um ihn auszugleichen, kann man z. B. eine Tauschregel verwenden, wie sie beim Hex üblich ist: ein Spieler macht den ersten Zug, der Andere kann dann die Farben tauschen. Es gibt auch die Möglichkeit, Komi wie beim Go zu geben: wenn ein Spieler nicht mehr ziehen kann, darf er für jeden Komi einmal passen und verliert erst, wenn er alle Komi verbraucht hat. Dies ist auch eine Möglichkeit, einem schwächeren Spieler eine Vorgabe zu geben.

Der Mechanismus, bei jedem Zug einer Figur ein Feld zu blockieren und dadurch Brettbereiche abzuriegeln, findet sich auch in Packeis am Pol.

El Juego de las Amazonas wurde zuerst in einem spanischsprachigen Artikel des argentinischen Rätselmagazins El Acertijo (Nummer 4, Dezember 1992) vorgestellt. Eine autorisierte englische Übersetzung von Michael Keller erschien zuerst im Schachmagazin NOST-Algia. Andere Spielzeitschriften veröffentlichten ebenfalls die Regeln, wodurch das Spiel einige begeisterte Anhänger fand. Das Internet hat das Spiel weiter verbreitet, und viele Anhänger halten es für eins der besten und tiefgründigsten abstrakten Brettspiele.

Michael Keller schrieb 1994 das erste Amazonen-Computer-Programm (in Fortran mit einem Text-Interface). Einige stärkere Programme wurden in den letzten Jahren von verschiedenen Autoren entwickelt (siehe Online spielen).

Eine autorisierte Version des Spiels erschien in der „Transpose Collection“ von Kadon Enterprises.

Es existieren einige Orte im Internet, wo Amazonen gespielt werden kann. Dazu gehören:

  • LittleGolem – hier wird Amazons ‘zugbasiert’ gespielt, d. h. die Spielpartner müssen nicht gleichzeitig online sein.
  • BrainKing – ebenfalls zugbasiert
  • igGameCenter.com – Echtzeit

Weitere Links: