Amt Brackwede

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
?
Hilfe zu Wappen
Amt Brackwede
Deutschlandkarte, Position des Amtes Brackwede hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1969)
Koordinaten: 51° 59′ N, 8° 31′ OKoordinaten: 51° 59′ N, 8° 31′ O
Bestandszeitraum: 1843–1969
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Detmold
Kreis: Bielefeld
Fläche: 97,8 km2
Einwohner: 51.807 (31. Dez. 1966)
Bevölkerungsdichte: 530 Einwohner je km2
Amtsgliederung: 9 Gemeinden

Das Amt Brackwede war ein Amt im Kreis Bielefeld in Preußen und Nordrhein-Westfalen. Es bestand von 1843 bis 1969. Die ehemaligen Gemeinden des Amtes gehören heute teils zur Stadt Bielefeld, teils zur Stadt Gütersloh.

Bis 1806 existierte im Raum Brackwede die Vogtei Brackwede im Amt Sparrenberg der Grafschaft Ravensberg, die seit dem 17. Jahrhundert zu Preußen gehörte.

In der napoleonischen Zeit wurde aus der Vogtei Brackwede der Kanton Brackwede im Distrikt Bielefeld des Königreichs Westphalen. Im Kanton Brackwede wurden 1808 zwei Munizipalitäten eingerichtet. Die Erste Munizipalität umfasste Brackwede, Quelle, Ummeln, Sandhagen und Senne. Die Zweite Munizipalität umfasste Steinhagen, Isselhorst, Hollen, Holtkamp, Niehorst und Ebbesloh.[1] Das südlich des Teutoburger Waldes gelegene Heepen-Senne, die spätere Gemeinde Senne II, wurde 1812 durch Erlass des Königs von Westphalen vom Kanton Heepen in den Kanton Brackwede umgegliedert. Gleichzeitig wechselte Steinhagen vom Kanton Brackwede in den Kanton Brockhagen.[2]

Nach dem Ende der Franzosenzeit fiel das Ravensberger Land 1813 wieder an Preußen. Im Rahmen einer großen Verwaltungsreform wurde Preußen in neu eingerichtete Provinzen, Regierungsbezirke und Kreise gegliedert. 1816 wurde im Regierungsbezirk Minden der Provinz Westfalen der Kreis Bielefeld gebildet, der auch das Gebiet des Kantons Brackwede umfasste. In der Folgezeit wurde der Kanton Brackwede als Bürgermeisterei Brackwede oder auch als Gemeinde Brackwede bezeichnet.[3][4][5] Mit der Einführung der Westfälischen Landgemeindeordnung wurde schließlich aus der Bürgermeisterei Brackwede im Dezember 1843 das Amt Brackwede. Nun wurden auch die einzelnen Dörfer und Bauerschaften als eigenständige Gemeinden konstituiert.[6] Das Amt Brackwede bestand anfänglich aus den sechs Gemeinden Brackwede, Sandhagen (mit Gadderbaum und dem Bleichbezirk), Quelle, Senne I, Senne II und Ummeln.[7]

Zeitgleich mit dem Amt Brackwede wurde das benachbarte Amt Isselhorst gebildet, das in Personalunion vom Brackweder Amtmann mitverwaltet wurde.[8] Bereits 1847 wurden beide Ämter zum Amt Brackwede-Isselhorst mit Sitz in Brackwede vereinigt.[9][10] Schließlich bürgerte sich für das Amt wieder der Name Amt Brackwede ein. 1883 wurde Sandhagen mit Gadderbaum aus dem Amt Brackwede herausgelöst und ein neues Amt Gadderbaum eingerichtet.[11] Diese Amtsgliederung hatte bis 1956 Bestand. Am 5. Juli 1956 erhielt Brackwede das Stadtrecht und schied zum 1. April 1959 aus dem Amt aus. Der Amtssitz verblieb in Brackwede. Am 14. Mai 1965 erhielt Senne II ebenfalls das Stadtrecht und wurde dabei in Sennestadt umbenannt.

Das Amt Brackwede im Kreis Bielefeld in den Grenzen von 1969

Von 1883 bis 1969 bestand das Amt Brackwede aus den folgenden Gemeinden:

Mit dem Gesetz zur Neugliederung des Kreises Wiedenbrück und von Teilen des Kreises Bielefeld wurden die kommunalen Verhältnisse im Raum Brackwede zum 1. Januar 1970 neu geordnet:[12]

  • Quelle, Ummeln und Holtkamp sowie ein kleiner Teil von Isselhorst wurden in die Stadt Brackwede eingegliedert.
  • Ebbesloh, Hollen, der größte Teil von Isselhorst, Niehorst sowie ein kleiner Teil von Ummeln wurden in die damals zum Kreis Wiedenbrück gehörige Stadt Gütersloh eingegliedert.
  • Das Amt Brackwede wurde aufgelöst. Sein Rechtsnachfolger wurde die Stadt Sennestadt.
  • Die Gemeinde Senne I und die Stadt Sennestadt wurden amtsfrei.

Im Rahmen der kommunalen Neugliederung des Raums Bielefeld wurden Brackwede, Senne I und Sennestadt zum 1. Januar 1973 nach Bielefeld eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Einwohner
1810 8.590[13]
1811 7.963[14]
1843 8.265[15]
1864 12.404[9]
1895 14.427[16]
1910 21.221[17]
1925 24.708[18]
1939 33.424[18]
1966 51.807[19]

Kirchliche Zugehörigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brackwede war das Kirchdorf des evangelischen Kirchspiels Brackwede, zu dem bis ins 19. Jahrhundert Brackwede, Quelle, Sandhagen, Senne I und Ummeln gehörten. Pfarrkirche war die Bartholomäuskirche in Brackwede. Isselhorst, Ebbesloh, Hollen, Holtkamp und Niehorst gehörten zum Kirchspiel Isselhorst.[15] Senne II gehörte bis 1855 größtenteils zum Kirchspiel Oerlinghausen, obwohl Oerlinghausen selber seit jeher zum Fürstentum Lippe gehörte.[20] Danach gehörte Senne II bis 1881 zur Pfarre Ubbedissen, bis es schließlich 1882 selbständige Pfarrgemeinde wurde.[21]

  • Adolf Tjaden: Das Amt Brackwede. Bechauf, 1948.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Eintheilung derjenigen Cantons des Districtes Bielefeld, im Weser-Departement, enthält, in welchen zwei Municipalitäten seyn sollen. In: Gesetz-Bülletin des Königreichs Westphalen. 18. Mai 1808, S. 144 f. (Digitalisat online [abgerufen am 13. April 2010]).
  2. Territorial-Eintheilung des Districts Bielefeld. In: Gesetz-Bülletin des Königreichs Westphalen Band 2. 20. November 1812, S. 423 (Digitalisat online [abgerufen am 13. April 2010]).
  3. Alfred Bruns (Hrsg.): Westfalenlexikon 1832-1835. (Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege). Westfälisches Landesamt für Archivpflege, Münster 1978.
  4. Karte von Bielefeld mit angrenzenden Gemeinden. In: Online-Kartendienst der Stadt Bielefeld. 1827, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. April 2010; abgerufen am 14. April 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bielefeld01.de
  5. Informationen zur Historischen Karte von 1827; Absatz Verwaltungseinteilung. Vermessungs- und Katasteramt der Stadt Bielefeld, 2005, abgerufen am 14. April 2010.
  6. Landgemeindeordnung für die Provinz Westfalen. (PDF; 1,6 MB) In: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. 31. Oktober 1841, abgerufen am 14. April 2010.
  7. Verordnung Nr. 101. In: Amtsblatt der Regierung Minden 1844. 1. Februar 1844, S. 45 (Digitalisat online [abgerufen am 22. April 2010]).
  8. Verordnung Nr. 818. In: Amtsblatt der Regierung Minden 1843. 22. Dezember 1843, S. 411 (Digitalisat online [abgerufen am 22. April 2010]).
  9. a b Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Minden. 1866, S. 12 (Digitalisat online [abgerufen am 22. April 2010]).
  10. Landkreis Bielefeld (Hrsg.): 150 Jahre Landkreis Bielefeld. 1966, S. 58.
  11. Amt Gadderbaum. In: GenWiki. Abgerufen am 1. Mai 2010.
  12. Gesetz zur Neugliederung des Kreises Wiedenbrück und von Teilen des Kreises Bielefeld. In: recht.nrw.de. 4. Dezember 1969, abgerufen am 1. Mai 2010 (§2, §10).
  13. Friedrich Justin Bertuch: Allgemeine geographische Ephemeriden, Band 36. 1811, S. 32 (Digitalisat online [abgerufen am 20. April 2010]).
  14. Westfalen unter Hieronymus Napoleon. 1812, S. 46 (Digitalisat online [abgerufen am 20. April 2010]).
  15. a b Seemann: Geographisch-statistisch-topographische Übersicht des Regierungsbezirks Minden. (PDF; 802 kB) 1843, S. 52–57, abgerufen am 23. April 2010.
  16. Einwohnerzahlen Amt Brackwede 1895. In: GenWiki. Abgerufen am 1. Mai 2010.
  17. Uli Schubert: Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910. Abgerufen am 22. Mai 2009.
  18. a b Michael Rademacher: Bielefeld. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  19. Landkreis Bielefeld (Hrsg.): 150 Jahre Landkreis Bielefeld. 1966, S. 60.
  20. Höfe der Bauerschaft Heepensenne. In: Der Genealogische Abend. Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V., abgerufen am 22. April 2010.
  21. Adolf Tjaden: Das Amt Brackwede. Ein Heimatbuch. Ludwig Bechauf, Bielefeld 1948.